AW: Alles und Nichts (Kein Thread für Keinen)
Nicht anders, sondern mehr.
Verstehst du die Begriffe *Groß* und *Klein*?
(Wie groß, meinen Sie, ist eine Fleischmarionette, Frau Nicandra?)
„Fleischmarionetten“ von Hans-Hubert Streusalzwiese
Wo einst geglaubt, dass Zweifel haben keinen Platz,
hier in des Menschen Burg, in seinem Innen,
wo residiert das „ich denke“, dem niemand scheint zu entrinnen;
„ich denke, also bin ich“ ein unumstößlich Satz?
Da wühlten die Dichter und aus verschiedenen Disziplinen Denker;
Sie alle waren obigem Satz Henker.
Es gibt nicht dieses Seelen – Reich, das den Menschen besetze,
das unabhängig tickt und im Besitz eigener Gesetze.
Nein, der Geist ist ein weltlicher Vorgang,
nichts ist verborgen hinter einem Vorhang.
„Ich denke“ ist ein Luftschloss nur,
im Meer der Welt eine unauffindbare Spur.
Dem Schloss, ihm fehlt die Persistenz,
die Rede vom Ich, sie hat noch nicht einmal Referenz.
Das Ich-Sagen, es schwebt im leeren Raum,
die Identität ist ein flüchtiger Welttraum.
Was hier spricht, es ist das Meer aus anonymen Sein,
auf seinen Wogen trägt es den Personen-Schein.
Es „denkt“, da sei eine Person,
deren Sein gepackt werden kann in Gründe,
die bewusst steuert jede Aktion,
die begehen kann Taten voller Ehre oder Sünde.
Es gibt den Menschen nicht frei,
auch wenn es behauptet, dass es anders sei,
das anonyme Sein entlässt die Kinder nicht,
auch wenn es viel von Ichheiten spricht.
Hier im anonymen Sein werden die Weichen gestellt,
ob „Jemand“ eine lebende Karikatur oder ein Held;
oder einfach nur normal und unscheinbar,
ohne zu sein ein Verbrecher oder Star.
Vertrieben ist er aus dem metaphysischen Zelt,
der Mensch, er ist vollkommen Welt.
Doch unwichtig nehmen oder ganz von sich zu lassen,
das kann man nicht, weil man gar nichts kann.
Seinen eigenen Verlauf kann man nicht fassen,
entzogen ist sich „selbst“ wie oben geschrieben das „man“.
