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Abhandlung Traurigkeit

AW: lass regnen

liebes öntschie,
was - bitte - ist denn an regentagen gar so schlimm?
lass es regnen.
lass regnen bis die wolken leer sind. :regen:

setz dich ans fenster, mach dir einen heißen tee und genieße es, in den regen zu schauen.
wenn´s etwas weniger wird, dann kannst du vielleicht schon einen kleinen regenspaziergang machen.

lerne die regentage lieben.
und liebe dich, wenn du in den regen schaust.

:kuss1: kathi

liebe kathi,

danke für deinen trost ! danke sehr :kuss1:

ich möchte nicht behaupten, die regentage nicht zu mögen, wenn man sie braucht..aber irgendwann sind es zu viele und man wartet auf die sonne...
sie kommt auch immer mehr zum vorschein...aber bei mir eben noch nicht ganz...

worauf ich eigentlich hinaus wollte: bisher wurde hier immer trauer und selbstmitleid getrennt und versucht, anderen zu zeigen, wo was anfängt und wo es aufhört.
meine frage ist nun, ob es nicht eher eine mischung aus beiden ist, die das ganze so unerträglich macht ?

mfg,
-ö- :blume1:
 
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AW: grenze zwischen trauer und selbstmitleid

der selbstmitleidige hat offenbar das bedürfnis nach trauerstimmung. vielleicht hatte er bei einem früheren ereignis zu wenig trauerarbeit geleistet, sodass es nun nachgeholt werden muss.

@kathi: Also, im Grunde sagst du ja dann, dass Selbstmitleid natürlich ist, weil es wohl irgendeinen Grund dafür gibt, evtl. in der Vergangenheit. Oder würdest du sagen, dass das nur teilweise, bzw. bei einigen der Fall ist, und andere "ungerechterweise" selbstmitleidig sind? Und wenn du die ganze Zeit von Trauerarbeit, oder so redest, wie soll das denn möglich sein, wenn, wie du sagst, der Grund für Trauer - oder besser Traurigkeit - nicht zwingend bekannt sein muss?

Im Übrigen denke ich, kann man gar nie wirklich mit einer Traurigkeit im Leben komplett abschließen. Sie verblasst vielleicht mit der Zeit, aber sie wird immer da sein, und sozusagen nur auf den Moment warten, an dem sie wieder durchbrechen kann, z.B. durch eine Situation, oder Erinnerung, oder so.

@öntschie: Manchmal wünschte ich mir auch, man könnte den Zustand Traurigkeit/Selbstmitleid einfach so abschalten. Hab aber leider noch nicht den Schalter gefunden. Ob es etwas zwischen Traurigkeit und Selbstmitleid gibt? Hm, ich denke auch, dass sich die beiden sehr vermischen. Wenn man mal von dem Wort Selbstmitleid an sich ausgeht, heißt das ja, dass ich mir selbst leid tue. Sprich, es geht in dem Moment nicht um einen anderen, dem vielleicht etwas passiert ist, oder der gegangen ist, sondern nur um mich, wie sich das auf mich auswirkt. Ich denke quasi nur an mich selbst, die Folgen, die das für mich hat, nicht unbedingt für den andren. Vielleicht kann man so erstmal für sich selbst rauskriegen, ob man in Selbstmitleid oder Traurigkeit versinkt.

@ginsi: Und wenn einem vielleicht grade nicht nach Sonnenschein ist, man die Sonne eben grade nicht ertragen, was soll denn falsch daran sein, dann auch mal die Wolken der Sonne vorzuziehen, oder sich in einem dunklen Loch ohne Sonne zu verkriechen? Bzw., was wäre konstruktiv daran, sich trotz Traurigkeit einfach wieder mitten in die Sonne zu stellen?

Ich denke, man muss nur aufpassen, dass man nicht vergisst, wie die Sonne aussieht, oder, dass sie überhaupt da ist.

CloudDiver
 
AW: Abhandlung Traurigkeit

Oh... Liebste Kathi... Tut mir Leid, dass ich das übersehen habe.

Ich meine, wenn noch nicht Verarbeitetes betrauert wird um es zu verarbeiten ist es nicht destruktiv. Aber, wenn man aus der Traurigkeitsschleife nicht mehr heraus kommt. Und wenn man die Wolken bewusst über sich zieht um nichtmehr in der Sonne zu stehen, weil man es sich aus irgendwelchen Gründen nicht zugestehen will.. Dann ist das doch äußerst destruktiv.

mfG Ginsi
ja gingsi, ich verstehe was du meinst.
...und es sieht auch danach aus.

doch die frage ist: destruktiv für was?

destruktiv für den erfolg?
destruktiv für ein familienleben?
destruktiv für das erblühen der seele?
destruktiv, um in der gesellschaft zu bestehen?

wer - bitteschön - kann es beurteilen, ob dieses selbstmitleid destruktiv oder konstruktiv ist?

wenn du es dir aus einem anderen blickwinkel genauer anschaust, dann kannst du sehen, dass nur du es bist, der die beurteilung "das ist destruktiv" trifft.
diesen zustand willst du dann nicht annehmen. diesen zustand lehnst du ab. dich in diesem "falschen" verhalten lehnst du ab. --> einen wesentlichen teil von dir lehnst du damit ab.

den teil, wo du dich um dich selbst kümmerst, lehnst du damit ab.

selbstmitleid ist eine handlung, bei der ich mich um mich - um meine emotionalen "auswüchse" annehme.
ich kümmere mich um mich. ich lecke meine wunden. ich will evtl. (noch) keinen anderen an mich heranlassen.
ich bin dabei, etwas zu verarbeiten.
ich gebe mir die zeit, ich lasse mir zeit. etwas darf heilen.

ich lege mir keinen zwang auf, schon wieder funktionieren zu müssen.

gesteh dir dies doch zu.
es kann erst aufhören zu regnen, wenn es aufhören kann.

und nicht vorher.

:zunge3: kathi
 
AW: Abhandlung Traurigkeit

ich bin dabei, etwas zu verarbeiten.
ich gebe mir die zeit, ich lasse mir zeit. etwas darf heilen.

ich lege mir keinen zwang auf, schon wieder funktionieren zu müssen.


@kathi: Ich denke, was ginsi meint, ist eben das Problem, das entsteht, wenn diese Zeit, von der du oben redest, nicht mehr endet.
Wenn man eben nur noch seine Wunden leckt, wie du es so schön ausgedrückt hast.
Wenn man eben, so wie du sagst, keinen mehr an sich heranlässt, aber so vielleicht, da man aus eigener Kraft nicht mehr aus dem "Wolkendunkel" herauskommt, eben gar nicht mehr herauskommt.
 
AW: grenze zwischen trauer und selbstmitleid

@kathi: Also, im Grunde sagst du ja dann, dass Selbstmitleid natürlich ist, weil es wohl irgendeinen Grund dafür gibt, evtl. in der Vergangenheit. Oder würdest du sagen, dass das nur teilweise, bzw. bei einigen der Fall ist, und andere "ungerechterweise" selbstmitleidig sind? Und wenn du die ganze Zeit von Trauerarbeit, oder so redest, wie soll das denn möglich sein, wenn, wie du sagst, der Grund für Trauer - oder besser Traurigkeit - nicht zwingend bekannt sein muss?


Vielleicht kann man so erstmal für sich selbst rauskriegen, ob man in Selbstmitleid oder Traurigkeit versinkt.
für mich gibt´s kein "ungerechterweise" selbstmitleidig sein.
eigentlich ist es aus meiner sicht vollkommen wurscht, warum man traurig ist. es ist generell nicht vonnöten, einen grund dafür zu kennen.
lediglich der nicht ruhen wollende verstand braucht immer erklärungen.

fakt ist: man ist traurig, wie man lustig sein kann.
man ist hungrig, wie man satt sein kann.
man ist glücklich, wie man unglücklich sein kann

man ist, wie man ist..


aus meiner sicht geht es darum, jeden zustand so anzunehmen, wie er ist. ohne wenn und aber.
in jedem moment das anzunehmen, was einem gerade begegnet, was einen gerade umgibt.
aufhören es generell in "gut" oder "schlecht" zu beurteilen.
sondern einfach nur zuzuschauen, was gerade los ist -was gerade mit einem passiert.

das ist alles.
CloudDiver schrieb:
Im Übrigen denke ich, kann man gar nie wirklich mit einer Traurigkeit im Leben komplett abschließen. Sie verblasst vielleicht mit der Zeit, aber sie wird immer da sein, und sozusagen nur auf den Moment warten, an dem sie wieder durchbrechen kann, z.B. durch eine Situation, oder Erinnerung, oder so.
dieser aussage stimme ich insofern zu, als jeder mensch trauer in sich trägt, wie jede andere emotion. dies wird nie aufhören.
doch die distanz zu den gefühlen kann sich vergrößern.
wenn du dann nicht mehr so nahe drinnenhängst, dann ist auch das gefühl, dass du darin zu ertrinken drohst, kleiner geworden.

wenn du weißt, dass du alle gefühle bist - in dir trägst, dann hat auch diese situation der trauer eine andere relation bekommen. ein anderes gewicht.
dadurch entsteht allmählich die distanz. durch das herstellen der relationen.

lg kathi
 
AW: Abhandlung Traurigkeit

@kathi: Ich denke, was ginsi meint, ist eben das Problem, das entsteht, wenn diese Zeit, von der du oben redest, nicht mehr endet.
Wenn man eben nur noch seine Wunden leckt, wie du es so schön ausgedrückt hast.
Wenn man eben, so wie du sagst, keinen mehr an sich heranlässt, aber so vielleicht, da man aus eigener Kraft nicht mehr aus dem "Wolkendunkel" herauskommt, eben gar nicht mehr herauskommt.
ja, auch das kann passieren.
in dem von dir geschilderten fall kann es sein, dass man dann von den außenstehenden umständen hinausgetreten wird.
vielleicht hat man eben nicht von selbst die kraft dazu.
vielleicht muss man sich dann auf das aussen einlassen, weil man es nicht mehr abwehren kann.
so kann diese phase des wolkendunkels auch enden.

in jedem fall aber halte ich es nicht für gut, sich für das eigene verhalten oder die eigene unfähigkeit zu verdammen.
vielmehr hilfreich finde ich, sich einzugestehen, was gerade bei einem los ist. z.b. dass man unfähig ist, es selbst zu schaffen. dann kann man auch leichter hilfe annehmen...

gruß kathi
 
AW: Abhandlung Traurigkeit

doch die frage ist: destruktiv für was?

destruktiv für den erfolg?
destruktiv für ein familienleben?
destruktiv für das erblühen der seele?
destruktiv, um in der gesellschaft zu bestehen?

Ich denke, das passendste wäre hier "das erblühen der seele". Das Leben weiterzuleben, ja halt wirklich das Aufblühen der Seele. In der Traurigkeit behält die Blüte sich die Welke und wenn sie nicht irgendwann wieder aufblühen kann, wird sie eingehen.

ich kümmere mich um mich. ich lecke meine wunden. ich will evtl. (noch) keinen anderen an mich heranlassen.

Um eine kurze Exkursion zum Thema freie Willensäußerung zu machen ;). Will man das, oder geht es nicht anders?

gesteh dir dies doch zu.
es kann erst aufhören zu regnen, wenn es aufhören kann.

und nicht vorher.

Wenn ich das an einer Stelle in Frage gestellt habe, weise mich bitte drauf hin ;). Das meinte ich nämlich mit diesem "Wolken zu sich hinziehen" und nichtmehr zulassen, dass Sonne auf einen kommt.
@kathi: Ich denke, was ginsi meint, ist eben das Problem, das entsteht, wenn diese Zeit, von der du oben redest, nicht mehr endet.
Wenn man eben nur noch seine Wunden leckt, wie du es so schön ausgedrückt hast.
Wenn man eben, so wie du sagst, keinen mehr an sich heranlässt, aber so vielleicht, da man aus eigener Kraft nicht mehr aus dem "Wolkendunkel" herauskommt, eben gar nicht mehr herauskommt.

Eine wunderbare Ergänzung zu dem, was ich meine :).

vielmehr hilfreich finde ich, sich einzugestehen, was gerade bei einem los ist. z.b. dass man unfähig ist, es selbst zu schaffen. dann kann man auch leichter hilfe annehmen...

Wobei auch hier eine Kontraproduktivität draus fruchten kann (aus dem ersten Teil), nämlich, seine eigene Unfähigkeit kollektiv abzuleiten und zu sagen, dass niemand es schaffen kann die Wolkendecke gemeinsam mit sich selber zu vertreiben, die mittlerweile undurchdringbar scheint.

Selber einzusehen, dass man Hilfe braucht ist wohl der größte Schritt aus der destruktiven Traurigkeit (die kein Urteil, sondernd eine Begriffseinschränkung sein soll, sprich keine Verdammung des Traurigen), da stimm ich dir vorbehaltlos zu :)

mfG Ginsi
 
AW: Abhandlung Traurigkeit

@kathi: Um nochmal drauf zurückzukommen, ne: Du sagst, es ist praktisch egal, warum man traurig ist, man ist es halt. Und als Beispiel hast du dann gebracht, dass man eben manchmal hungrig ist und manchmal satt. Aber wenn ich doch eben hungrig bin, weiß ich doch warum, sprich: ich kann durch diese Kenntnis etwas dagegen unternehmen.
Es wäre doch nur positiv, wenn man das beim Traurigsein auch machen könnte - vorausgesetzt natürlich, es gibt einen Grund und es ist ein änderbarer, von mir beeinflussbarer Grund.
Aber ich muss zugeben, ich kenne auch das, dass man einfach so irgendwie down ist, und eigentlich keinen Grund hat. Aber, wie gesagt, es geht mir jetzt um das andere.
 
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AW: Abhandlung Traurigkeit

Ich denke, das passendste wäre hier "das erblühen der seele". Das Leben weiterzuleben, ja halt wirklich das Aufblühen der Seele. In der Traurigkeit behält die Blüte sich die Welke und wenn sie nicht irgendwann wieder aufblühen kann, wird sie eingehen.
wer weiß, was deine seele will? - du?
Ginsi schrieb:
Um eine kurze Exkursion zum Thema freie Willensäußerung zu machen ;). Will man das, oder geht es nicht anders?
lieber ginsi, gebe hier keine antwort, sonst bringt das noch alles durcheinander.
doch letztlich geht nur das, was eben geht. sonst nichts.
Ginsi schrieb:
Wenn ich das an einer Stelle in Frage gestellt habe, weise mich bitte drauf hin ;). Das meinte ich nämlich mit diesem "Wolken zu sich hinziehen" und nichtmehr zulassen, dass Sonne auf einen kommt.
ja, doch wenn ich es richtig verstanden habe, meintest du, dass das nicht okay sei, sondern destruktiv - oder?
ich interpretierte da den wunsch deinerseits nach änderung hinein.
Ginsi schrieb:
Wobei auch hier eine Kontraproduktivität draus fruchten kann (aus dem ersten Teil), nämlich, seine eigene Unfähigkeit kollektiv abzuleiten und zu sagen, dass niemand es schaffen kann die Wolkendecke gemeinsam mit sich selber zu vertreiben, die mittlerweile undurchdringbar scheint.
auch die kontraproduktivität ist letztlich produktiv: das thema wird dermaßen verstärkt, bis es wegen des zu großen druckes platzt. wie es allerdings ausgeht, ist fraglich.

Ginsi schrieb:
Selber einzusehen, dass man Hilfe braucht ist wohl der größte Schritt aus der destruktiven Traurigkeit (die kein Urteil, sondernd eine Begriffseinschränkung sein soll, sprich keine Verdammung des Traurigen), da stimm ich dir vorbehaltlos zu :)
ja, das ist der eine möglich weg. er erscheint uns der "positive", "konstruktive" zu sein.

CloudDiver schrieb:
@kathi: Ich denke, was ginsi meint, ist eben das Problem, das entsteht, wenn diese Zeit, von der du oben redest, nicht mehr endet.
Wenn man eben nur noch seine Wunden leckt, wie du es so schön ausgedrückt hast.
Wenn man eben, so wie du sagst, keinen mehr an sich heranlässt, aber so vielleicht, da man aus eigener Kraft nicht mehr aus dem "Wolkendunkel" herauskommt, eben gar nicht mehr herauskommt.
das ist die angst vor dem tod.

diese ist es auch, die angst vor der "destruktiven" traurigkeit hat.
diese ist es auch, die hofft, eine lösung für das traurigsein zu finden.
diese ist es auch, die dich verurteilt, wenn deine trauer zu lange dauert.

doch bedenke: nach dem tod kommt etwas NEUES.
 
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