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Abhandlung Traurigkeit

Ginsi

Member
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18. Mai 2006
Beiträge
298
Soo.. Ich möchte eine Abhandlung über die Destruktivität und Konstruktivität des Traurigseins schreiben. Da ich von vornherein auch andere Meinungen mit einbeziehen möchte, mache ich hier das Thema auf und hoffe, dass viele konstruktive Denkanstöße kommen werden.

Meine Meinung ist, dass konstruktives Traurigsein einem neue Kräfte gibt bzw. einem zum Ändern von seinem Leben/einer Situation bewegt. Und ist Traurigsein über etwas Abgeschlossenes (das sogenannte Trauern) konstruktiv? Weil das Trauern hilft einem ja mit einer Situation klarzukommen. Und ist Traurigsein um des Traurigsein Willen desktruktiv?.. Ich denke schon, da es einen nicht weiterbringt. Man schöpft keine neuen Kräfte daraus, sondernd versinkt in der Traurigkeit.. Das waren ein paar Gedanken.. Bitte helft mir bei meiner kleinen Abhandlung, weil sie mich im Moment sehr beschäftigt!

mfG Ginsi
 
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AW: Abhandlung Traurigkeit

Soo.. Ich möchte eine Abhandlung über die Destruktivität und Konstruktivität des Traurigseins schreiben. Da ich von vornherein auch andere Meinungen mit einbeziehen möchte, mache ich hier das Thema auf und hoffe, dass viele konstruktive Denkanstöße kommen werden.

Meine Meinung ist, dass konstruktives Traurigsein einem neue Kräfte gibt bzw. einem zum Ändern von seinem Leben/einer Situation bewegt. Und ist Traurigsein über etwas Abgeschlossenes (das sogenannte Trauern) konstruktiv? Weil das Trauern hilft einem ja mit einer Situation klarzukommen. Und ist Traurigsein um des Traurigsein Willen desktruktiv?.. Ich denke schon, da es einen nicht weiterbringt. Man schöpft keine neuen Kräfte daraus, sondernd versinkt in der Traurigkeit.. Das waren ein paar Gedanken.. Bitte helft mir bei meiner kleinen Abhandlung, weil sie mich im Moment sehr beschäftigt!

mfG Ginsi

Hallo Ginsi!
Ich bin der Meinung, dass echte Trauer nicht destruktiv sein kann. Trauer ist ein Gefühl, das wir erleben, wenn es gilt, Abschied von jemandem oder von etwas zu nehmen. Dieses Gefühl zu spüren und auszudrücken ist heilsam und erleichtert den Abschied.
Das was du "Traurigsein um des Traurigsein Willen" nennst, erscheint mir als Bad im Selbstmitleid. Da spinnt man sich eine gedankliche Welt zusammen, die das Gefühl von Traurigkeit immer wieder erzeugen soll. Ein beliebtes Spiel von Menschen, die sich gern als Melancholiker geben. Nicht schlimm, aber eine Selbsttäuschung.

Trauer muss nicht verstanden werden, wenn sie auftaucht, genügt es meistens, einfach zu weinen oder sie nur zu spüren, wenns nicht so arg ist.
Destruktiv kann sie sich auswirken, wenn sie verdrängt wird, z.B. weil "es sich nicht gehört, wegen irgendeiner Kleinigkeit traurig zu sein". Wenn du nicht weißt, warum du traurig bist und dir deshalb nicht erlaubst, das Gefühl auch zu spüren, dann kommt es zu den "unpassendsten" Gelegenheiten hoch.
Verbreitet ist auch die Meinung, es gäbe eine genormte Zeit, wie lange man trauern darf. Je nachdem, wie der traurige Anlass eingeschätzt wird, sollte man nach einer gewissen Zeit damit fertig sein. Das stimmt einfach nicht, das ist bei jedem Menschen anders.

Du siehst schon, es läuft darauf hinaus, dass ein Gefühl einfach gespürt und ausgedrückt werden will. Ein "künstliches Erzeugen" dieses Gefühls bringt dich vom echten Leben in eine imaginierte Scheinwelt.

herzlich
lilith
 
AW: Abhandlung Traurigkeit

Ginsi,

Soo.. Ich möchte eine Abhandlung über die Destruktivität und Konstruktivität des Traurigseins schreiben.
Ich bin der Meinung, dass das Traurigsein weder mit Destruktivität noch mit Konstruktivität direkt etwas zu tun hat. Traurigsein - in der Psychologie gibt es bereits seit einiger Zeit den Fachausdruck "Trauerarbeit leisten" - ist aber notwendig, soweit sich nach (irgendeinem) Ereignis das Gefühl der Traurigkeit tatsächlich einstellt.

Ansonsten schließe ich mich vollinhaltlich der Meinung von lilíth51 an, die auf mich so wirkt, als stünde viel persönliche Erfahrung dahinter.

Falls es in Deinem Leben auch schon ein trauriges Ereignis gegeben hat, so ist das sicherlich die beste Grundlage für Deine "Abhandlung", ansonsten lässt Du halt einfach Deine Fantasie spielen und vertraust auf glaubhafte Worte.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Abhandlung Traurigkeit

Als kleines Mädchen habe ich es geliebt, mir abends vor dem Einschlafen meine eigene Beerdigung vorzustellen. Ich stellte mir vor, wie meine Schulfreunde und Lehrer weinend an meinem offenen Grab stehen, natürlich nur gut über mich redend, und wie der Direktor, um Fassungs bemüht, eine ergreifende Trauerrede hält......Dass ich dann, zwar tief traurig weinend, aber dennoch befriedigt über meinen gekonnten "Abgang" einschlief, war klar.
In dieser kindlichen Spinnerei jetzt nach Konstruktivität oder Destruktivität zu suchen wäre natürlich albern, aber ich muss zugeben, dass mich dieses Bad in Traurigkeit regelrecht erfrischte, weil mir jederzeit die Möglichkeit blieb, aus dieser selbstgewählten und selbsterzeugten Traurigkeit wieder aufzutauchen.

Ich kann Lilith nur beipflichten, wenn sie sagt, dass künstlich erzeugte Trauer nur ein Suhlen in Selbstmitleid ist, und damit destruktiv, es sei denn, man würde durch dieses Gesuhle das Positive der realen Lebenssituation erkennen. In diesem Fall könnte man evtl. von Konstruktivität sprechen.

Wahre Trauer kann man nicht künstlich erzeugen. Es wäre nichts anderes als ein sich Hineinsteigern in fiktive Situationen, das vielleicht nur der genießen kann, der noch nie den furchtbaren Schmerz, den nur echte Trauer erzeugen kann, gespürt hat. Die echte Trauer anzunehmen, zu akzeptieren, so wie man auch freudige Emotionen gerne annimmt und akzeptiert, ist immer konstruktiv, weil wir nur so das Traurige verarbeiten können.
Den Melancholiker zu spielen, krampfhaft nach Traurigem zu suchen und zu glauben, daraus zu lernen, ist nicht nur, sorry, bescheuert, sondern auch in höchstem Maße ungesund.

Rhona
 
AW: Abhandlung Traurigkeit

Ich sag mal ein konkretes Beispiel.. Wenn man traurig über eine Situation ist, aber keine Entscheidung fällen will, sondernd in der Traurigkeit die Situation überdauern will. Das Ende der Situation ist aber nicht in Sicht und warscheinlich wird man sich irgendwann damit abfinden, bis dahin ist man aber traurig, weil es keine Lösung gibt. Solche Traurigkeit ist doch äußerst destruktiv?! Sie gibt einem selber keine Kraft, fordert nicht zu einer Lösung auf und man fühlt sich dadurch nicht besser.

mfG Ginsi
 
AW: Abhandlung Traurigkeit

Ich sag mal ein konkretes Beispiel.. Wenn man traurig über eine Situation ist, aber keine Entscheidung fällen will, sondernd in der Traurigkeit die Situation überdauern will. Das Ende der Situation ist aber nicht in Sicht und warscheinlich wird man sich irgendwann damit abfinden, bis dahin ist man aber traurig, weil es keine Lösung gibt. Solche Traurigkeit ist doch äußerst destruktiv?! Sie gibt einem selber keine Kraft, fordert nicht zu einer Lösung auf und man fühlt sich dadurch nicht besser.

mfG Ginsi

Ja, das ist so eine Traurigkeit, die man sich durch ständiges dran Denken, dass das, was man sich wünscht, nicht geschehen kann (sprich, es gibt keine Lösung) selbst erzeugt. Das ist destruktiv, weil es eine immer wieder aufgewärmte Traurigkeit ist, an der man sich anklammert.
Aber wenn das jemand so durchmachen will, kann man es ihm meistens auch nicht ausreden. Manche brauchen ein ausgiebiges Bad im Selbstmitleid, bis sie draufkommen, dass sie sich damit selbst nichts gutes tun. Jeder muss seine Erfahrungen machen, das ist eben manchmal mit Umwegen verbunden.

herzlich
lilith
 
AW: Abhandlung Traurigkeit

Das „daran denken“ schafft eine kleine Trennung zwischen Gefühl und Gefühlswahrnehmung. Je stärker das Denken dabei eine Rolle spielt, etwa, wenn man sich das Problem „schön redet“ oder von sich weist oder aufgrund „wichtigerer“ Tagesaufgaben oder anderer akuterer Sorgen nicht trauern kann, desto mehr Abstand entsteht zwischen Gefühl und dessen Wahrnehmung. Der Abstand bedeutet, dass die Trauer aufgeschoben wird. Da jeder Mensch aufgrund seiner Charakterstruktur einen anderen Umgang mit Gefühlen hat, wird das bei jedem anders sein, manche können auch die Trauer fast perfekt einbetonieren, indem die ICH-Abwehr im Extremfall das gesamte Gefühl unterdrückt (rigide Tendenz) oder trennt (schizoide Tendenz) noch ein extreemerer Fall, eher bei anderen Schmerzarten anzufinden, sich die Persönlichkeit „spaltet“ (multipel wird), also mehrere teilweise sogar nicht von einander wissende ICH´s entstehen.

Der Mensch scheint so zu „funktionieren“, dass das Gefühl, hier die Trauer, möglichst sofort und in voller „Stärke“ erlebt werden muss. Jegliche Störung scheint das Gesamtsystem zu stören, wenn auch erstmal kaum erkennbar. Konstruktive Trauer wäre hier vielleicht solche, die einfach nur da ist. Ohne die Bewertung des Gefühls oder der zugrundeliegenden Tatsachen. Wenn ich einen traurigen Menschen tröste, sage ich nicht „das wird schon“ oder „ist schon gut“ , sondern halte meine Klappe und lass ihn/sie so lange weinen, wie er / sie mag.

Sollte der Betroffene aus irgendeinem Grund offensichtlich nicht zur Trauer „bereit“ sein, ist als Außenstehender immer Vorsicht geboten und eine behutsame, schützende Art. Der Mensch befreit sich mit dem Gefühlsausdruck von etwas ganz normalem, menschlichem. Destruktiv wäre daher m.E. jede Behinderung dabei, die dann auch zum „im Schmerz baden“, also im eigentlichen Wortsinne „intelektualisieren“ führen kann. Dabei entsteht auch wieder das, was manchmal als „psychologische Zeit“ bezeichnet wird. Damit ist eine künstlich entstandene Zeitdifferenz gemeint, die entsteht, indem das ICH das Gesamtsystem vom Impuls, hier also der Trauer, andernfalls auch vom Wunsch, vom Ziel, von Freude usw., trennt. „Psychologische Zeit“ ist bei jeder menschlichen Regung das Gegenteil von Spontaneität und in meinem Weltverständnis grundsätzlich bedenklich, das System belastend.

Liebe Grüße
Bernd
 
AW: Abhandlung Traurigkeit

Hallo liebe Ginsi!

Traurigkeit ist ein Gefühl, das wir empfinden,wenn wir etwas das wir lieben verloren haben, oder nicht bekommen können.
Wir haften zu sehr an und können schwer loslassen.
Stellen wir uns einmal die Frage - was genau macht mich traurig?

Dass Traurigkeit dein Leben oder deine Sichtweise verändert, da stimme ich dir zu.

Alles liebe,
Ilaria








Soo.. Ich möchte eine Abhandlung über die Destruktivität und Konstruktivität des Traurigseins schreiben. Da ich von vornherein auch andere Meinungen mit einbeziehen möchte, mache ich hier das Thema auf und hoffe, dass viele konstruktive Denkanstöße kommen werden.

Meine Meinung ist, dass konstruktives Traurigsein einem neue Kräfte gibt bzw. einem zum Ändern von seinem Leben/einer Situation bewegt. Und ist Traurigsein über etwas Abgeschlossenes (das sogenannte Trauern) konstruktiv? Weil das Trauern hilft einem ja mit einer Situation klarzukommen. Und ist Traurigsein um des Traurigsein Willen desktruktiv?.. Ich denke schon, da es einen nicht weiterbringt. Man schöpft keine neuen Kräfte daraus, sondernd versinkt in der Traurigkeit.. Das waren ein paar Gedanken.. Bitte helft mir bei meiner kleinen Abhandlung, weil sie mich im Moment sehr beschäftigt!

mfG Ginsi
 
AW: Abhandlung Traurigkeit

Ich möchte nochmal ganz klar sagen, dass man meiner Meinung nach Trauer und Traurigkeit trennen sollte. Trauer wird heutzutage für Traurigkeit um mit Verlusten umzugehen verwendet. Traurigkeit ist da sozusagen ein Überbegriff.

@Bernd: Deinen Exkurs übers Trösten finde ich interessant. Du sagst also wahres Trösten besteht nicht im Tipps geben, weil meißtens das Kleinhirn eh nur bei hohem Adrenalinausschuss mit wenig Sauerstoff versorgt wird und unsere Rationalität auf Urlaub ist, sondernd in dem Prinzip "Geteiltes Leid ist halbes Leid"?! Oder sollte vllt solches Trösten nur bei destruktiver Traurigkeit (ich weiß, der Begriff ist noch nicht ganz definiert, aber wir arbeiten ja dran ;) ) verwendet werden, weil man eigentlich keine vollkommen vorurteilsfreien Tipps dann geben kann, da man dem traurigen Menschen nur helfen will?

@ilaria: Hehe.. Ich bin ein männliches Wesen ;)
Was meinst du. Führt diese Frage nicht vielleicht zu einer absolut unrationalen Verkettung von Vorurteilen (hier das Wort wörtlich nehmen.. Vorgeurteilt) von Gründen die man meint schon von vornherein zu kennen? Und wenn man traurig ist und man bekommt rational erklärt, warum man keinen Grund hat traurig zu sein.. Empfindet der Traurige das nicht als Vertrauensbruch, als Wende gegen ihn selber? Also wo wir wieder beim Trösten wären.

mfG Ginsi
 
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AW: Abhandlung Traurigkeit

Du sagst also wahres Trösten besteht nicht im Tipps geben, weil meißtens das Kleinhirn eh nur bei hohem Adrenalinausschuss mit wenig Sauerstoff versorgt wird und unsere Rationalität auf Urlaub ist, sondernd in dem Prinzip "Geteiltes Leid ist halbes Leid"?!

Hallo noch mal Ginsi.
Der Tröstende ist ein Beschützer, ein Zufluchtsort. Der Getröstete sollte m.E. das Gefühl haben, sich hingeben zu können, hier, hingeben an den Körper. Das bedeutet, dass das ICH den Impuls zu weinen zulässt, es mal kurz Pipi machen geht, genau wie du es beschreibst und der Mensch endlich Mensch ist. Das mit dem Adrenalin, Kleinhirn und so, das mag ich nicht so, da ich einen lebenden Menschen vor mir habe, keine Maschine. Übrigens ist dieses Gefühl, sich dem Körper und dem Leben hingeben zu können, eine Art lebensfreundliches, grundlegendes Lebensgefühl... und damit das worauf du stoßen wirst, wenn du mal eine Abhandlung über den Zusammenhang einer „bedingungslosen Außenwelt“...einer Mutter und Glauben schreiben solltest.

Ich meine, erst trösten und nicht lange herumquatschen, und möglicherweise auch dem Betroffenen erleichtern, dass die Tränchen endlich fließen können und bis man merkt, dass er/sie in deinen Armen weicher und weicher wird (hier wieder der Bezug zum Körperlichen, das ICH verkörpert hier die Muskelspannung, beides, was eigentlich eines ist, zieht sich zurück)...
...erst viel viel später mit den Problemlösungen beginnen und „materiell“ oder konstruktiv helfen. Aber das ist nur meine Meinung. Ich bin kein Tröstroboter, ich stoße dabei oft auf eigene körperliche und seelische Grenzen. Trösten, finde ich, braucht viel Kraft. Sehr schnell, wenn diese schwindet, wird der Tröster fordernd, beispielsweise fordert er mit seinem Körperausdruck oder verbal nun „langsam mal zur Tagesordnung überzugehen“. Die fordernde Art, sollte man unbedingt bemerken, die tut nicht so gut.


Oder sollte vllt solches Trösten nur bei destruktiver Traurigkeit verwendet werden, weil man eigentlich keine vollkommen vorurteilsfreien Tipps dann geben kann, da man dem traurigen Menschen nur helfen will?

Den Satz hab ich ehrlich gesagt, nicht verstanden. Ich würde immer dann trösten, wenn du in dir das Gefühl spürst, es tun zu müssen. Wenn jemand in einer „destruktiven Traurigkeit“ steckt, dann muss er wahrscheinlich nur viel tiefer in seinem Seelchen erreicht werden, tiefer wieder als der Abstand verstanden, der zwischen Traurigkeit und Zulassen der Traurigkeit entstand, die Mauer). Ist die Traurigkeit extrem tief drinnen und für den Betroffenen selbst oder andere nicht zugänglich, hilft oft erst eine Psychotherapie, das Gefühl hochzuholen. DAS ist schwierig...und das könnte der Unterschied sein, zwischen dem Trösten in, wie du sagst, „konstruktiver und destruktiver Traurigkeit“.

Ich werde jetzt mein Stofftier trösten gehen, es wartet schon mit riesigen Augen auf mich.

Gutes Gelingen mit deiner Abhandlung
Bernd
 
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