Aw: 2,07
Also ein so wichtiges politisches Thema bei Allgemeinen Themen unterzubringen, scheint mir ein Abqualifizieren des wichtigen Aspektes der Ursachen, der Gründe, die in Frankreich zur Steigerung der Geburtenrate in den letzten Jahren geführt hat.
An so eine Art Patriotismus, der die Franzosinnen dazu bewegen würde, die Marseillaise singend ihre Götterbegatter ins Bett zu zerren zwecks Steigerung der Geburtenrate, daran gelingt es mir nicht wirklich zu glauben.
Nun ernsthaft – welche klugen Entscheidungen wurden von unterschiedlichen Politikern getroffen, die den Franzosinnen, anders als den deutschen Frauen es ermöglicht hat ihren natürlichen Kinderwunsch zu verwirklichen?
Hier sehe ich soeben, dass Sibel, zeitgleich mit mir schreibend aber schneller, da so viel jünger, Vieles schon vorweggenommen hat.
Also nur noch kurz: es sind natürlich in erster Linie die vielfältigen Arten der Kinderbetreuung, die hauptsächlich im Laufe des letzten zwanzig Jahren umgesetzt wurden. Ich habe irgendwo schon detailliert darüber geschrieben - weiss aber nichtmehr wie das Thema hiess.
Außerdem wurde das Kindergeld dem reellen materiellen Bedürfnissen eines Kindes angepasst.
Dabei muss man auch unterstreichen: die Steigerung der Geburtenrate findet statt, obwohl prozentual die Zahl der Frauen in gebärfähigem Alter stark abgenommen hat - genau wie bei uns.
Sehr positiv hat sich auch noch eine Gesetzesänderung in Frankreich bemerkbar gemacht. Denn mehr als die Hälfte dieser Kinder kommen in Familien zur Welt, die eine ganz andere Struktur aufweisen, als die so genannte klassische. Es werden über 50% dieser Kinder in außerehelichen Beziehungen hineingeboren – im Vergleich: 1970 waren es nur 6%. Da die nichteheliche Beziehung so stark vertreten ist, wurden 1972 außerehelichen Kindern die gleichen Rechte zuerkannt wie den ehelichen.
Sehr wichtig erscheint mir der nächste Schritt zur Gleichstellung: seit 2005 wurde dieses ganze diskriminierende Vokabular (ehelich, unehelich, ausserehelich, etc..), aus dem Code Civil beseitigt.
Die nicht eheliche Verbindung wird aber, wenn es ein Paar möchte, auch in einem offiziellen Papier festgehalten, das ist der so genannte "pacte civil de solidarité (pacs)".
Und noch etwas zur Abrundung der Gedanken zu den Ursachen von Geburtenzunahme oder Abnahme: in der Slowakei, in Slowenien, in der Tschechischen Republik, in Polen und Litauen betragen die Geburtenraten unter 1,3% - zum Teil sogar weit unter dieser Zahl.
Ob das etwas mit einem Mangel an Patriotismus zutun hat – oder eher mit sehr ungünstigen materiellen Bedingungen die zu Recht die Familien oder die Frauen dazu bewegen auf Kinder zu verzichten?
Gruß
Miriam