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150 Jahre Darwins Gesetz -- sind wir daraus schlau geworden?

Barfussdoktor

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1. Februar 2009
Beiträge
33
Die Zeitungen und Magazine sind voll davon: vor 150 Jahren veröffentlichte Darwin sein Werk über die Entstehung der Arten. Er formulierte eine ganz einfache Erkenntnis, die menschlicher Hochmut über Jahrtausende verhindert hatte:

Arten enstehen durch Anpassung an die Umwelt. Die am besten angepassten Individuen überleben und pflanzen sich erfolgreich fort. Sie geben dabei ihre Anlagen an die Nachkommen weiter.

Es gibt offensichtlich immer wieder kleine, zufällige Erbgutänderungen, die sich dann in einem geeigneten Umfeld bewähren, oder aber untergehen.

Ein völliges Rätsel blieb zunächst, wie die detaillierte Erbinformation gespeichert wird. Es dauerte fast 100 Jahre, bis Watson und Crick den unglaublich effizienten Datenspeicher erkannten: die DNA, eine komplexe Molekülkette, die in einem Vierbuchstabencode den Bauplan eines jeden Lebenwesens enthält. Heute weiß man, dass jede Zelle im Zellkern ihren Bordcomputer hat, der ihre Funktion im Gesamtorganismus exakt steuert. Und beim Sex werden jedesmal neue Zusammensetzungen der Erbinformation der Elternteile erzeugt. Ein perfekter Zufallsgenerator garantiert die Einzigartigkeit jedes Nachkommen. Besonders günstige Genkombinationen sind im Lauf der Generationen besonders erfolgreich. Weil diese Lotterie für die Evolution so wichtig ist, werden wir für dieses Spiel auch mit starken Glücksgefühlen belohnt :)

Am besten angepasst soll man also sein, aber woran? Was ist die Umwelt? Da man nicht alleine auf der Welt ist, sind das die anderen Lebensformen und Lebewesen. Da gibt es natürlich so etwas wie Konkurrenz um Nahrung und Lebensraum. So wurde Darwins Idee vom "survival of the fittest" (fit heißt nicht stark, sondern passend) von manchen Zeitgenossen als Aufruf zu einem gnadenlosen Überlebenskampf missverstanden. Doch dieser blockiert die Fortschrittspotentiale der Natur!

Es muss anders gehen: das Leben auf der Erde ist ein Netzwerk, in dem jede Lebensform von den Fähigkeiten der anderen profitieren kann. Symbiose heißt das Zauberwort, eine immer bessere Anpassung aneinander fördert das Überleben und die Fortpflanzung. Lynn Margulis hat an plausiblen Beispielen gezeigt, dass neue Symbiosemöglichkeiten neue und sehr erfolgreiche Arten entstehen lassen. Und James Lovelock versteht mit seiner Gaia-Hypothese alles Leben auf der Erde als ein einziges großes Netzwerk.

In diesem Umfeld bewegt sich die Menschheit, und mit der Domstizierung von Haustierrassen und Kulturpflanzen haben wir das Lebensnetzwerk schon beträchtlich zu unseren Gunsten geformt. Die am besten Angepassten nach Darwin sind die symbiotisch Angepassten! Wer mehr Argumente dazu lesen will, kann sich noch auf einen ausführlicheren Text dazu weiterklicken -- siehe http://www.symbioseweb.de/sozialer.htm

Sorry, dieser Text ist auch nur von mir, aber ich habe mir damit wirklich Mühe gegeben -- und ich glaube, das ist ein wichtiges Thema. Der Grundsatz der Symbiosebildung ist auch auf die kulturelle Entwicklung übertragbar. Und darin liegen unsere Chancen!

Viele Grüße vom Barfussdoktor
 
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AW: 150 Jahre Darwins Gesetz -- sind wir daraus schlau geworden?

Die Zeitungen und Magazine sind voll davon: vor 150 Jahren veröffentlichte Darwin sein Werk über die Entstehung der Arten. Er formulierte eine ganz einfache Erkenntnis, die menschlicher Hochmut über Jahrtausende verhindert hatte:

Arten enstehen durch Anpassung an die Umwelt. Die am besten angepassten Individuen überleben und pflanzen sich erfolgreich fort. Sie geben dabei ihre Anlagen an die Nachkommen weiter.

Es gibt offensichtlich immer wieder kleine, zufällige Erbgutänderungen, die sich dann in einem geeigneten Umfeld bewähren, oder aber untergehen.

Ein völliges Rätsel blieb zunächst, wie die detaillierte Erbinformation gespeichert wird. Es dauerte fast 100 Jahre, bis Watson und Crick den unglaublich effizienten Datenspeicher erkannten: die DNA, eine komplexe Molekülkette, die in einem Vierbuchstabencode den Bauplan eines jeden Lebenwesens enthält. Heute weiß man, dass jede Zelle im Zellkern ihren Bordcomputer hat, der ihre Funktion im Gesamtorganismus exakt steuert. Und beim Sex werden jedesmal neue Zusammensetzungen der Erbinformation der Elternteile erzeugt. Ein perfekter Zufallsgenerator garantiert die Einzigartigkeit jedes Nachkommen. Besonders günstige Genkombinationen sind im Lauf der Generationen besonders erfolgreich. Weil diese Lotterie für die Evolution so wichtig ist, werden wir für dieses Spiel auch mit starken Glücksgefühlen belohnt :)

Am besten angepasst soll man also sein, aber woran? Was ist die Umwelt? Da man nicht alleine auf der Welt ist, sind das die anderen Lebensformen und Lebewesen. Da gibt es natürlich so etwas wie Konkurrenz um Nahrung und Lebensraum. So wurde Darwins Idee vom "survival of the fittest" (fit heißt nicht stark, sondern passend) von manchen Zeitgenossen als Aufruf zu einem gnadenlosen Überlebenskampf missverstanden. Doch dieser blockiert die Fortschrittspotentiale der Natur!

Es muss anders gehen: das Leben auf der Erde ist ein Netzwerk, in dem jede Lebensform von den Fähigkeiten der anderen profitieren kann. Symbiose heißt das Zauberwort, eine immer bessere Anpassung aneinander fördert das Überleben und die Fortpflanzung. Lynn Margulis hat an plausiblen Beispielen gezeigt, dass neue Symbiosemöglichkeiten neue und sehr erfolgreiche Arten entstehen lassen. Und James Lovelock versteht mit seiner Gaia-Hypothese alles Leben auf der Erde als ein einziges großes Netzwerk.

In diesem Umfeld bewegt sich die Menschheit, und mit der Domstizierung von Haustierrassen und Kulturpflanzen haben wir das Lebensnetzwerk schon beträchtlich zu unseren Gunsten geformt. Die am besten Angepassten nach Darwin sind die symbiotisch Angepassten! Wer mehr Argumente dazu lesen will, kann sich noch auf einen ausführlicheren Text dazu weiterklicken -- siehe http://www.symbioseweb.de/sozialer.htm

Sorry, dieser Text ist auch nur von mir, aber ich habe mir damit wirklich Mühe gegeben -- und ich glaube, das ist ein wichtiges Thema. Der Grundsatz der Symbiosebildung ist auch auf die kulturelle Entwicklung übertragbar. Und darin liegen unsere Chancen!

Viele Grüße vom Barfussdoktor

Lieber Doc,

so ist es!
Sehr schöÖön und gern gelesen.
Nur Maturana und Varelas "Baum der Erkenntnis", die Natur- und Geistesphilosophie, die auf Darwin aufbaute fehlt leider.
Die Verpflichtung zur Kommunikation.
Die Akzeptanz der Koexistens.

Aber Maturana ist hier im Forum schon thematisiert - hier meine kurze Posting:
https://www.denkforum.at/forum/showpost.php?p=198481&postcount=55

Lieben Gruß
Axl
 
AW: 150 Jahre Darwins Gesetz -- sind wir daraus schlau geworden?

Hallo Axl,

Nur Maturana und Varelas "Baum der Erkenntnis", die Natur- und Geistesphilosophie, die auf Darwin aufbaute fehlt leider.
Die Verpflichtung zur Kommunikation.
Die Akzeptanz der Koexistens.

Das fehlt, weil es mir bislang nicht bekannt war (danke für den Hinweis!). Doch Kommunikation und Koexistenz sind zweifellos entscheidende Grundlagen der Symbiosebeziehungen, die für mich (als "Jünger" von Lynn Margulis) das zentrale Thema der Evolution sind.

Es ist großartig, in Koexistenz zu leben -- etwa mit Bäumen, an denen schmackhafte Früchte hängen. Und man muss die Signale der Symbiosepartner empfangen und deuten können -- wie die Biene die Farbe und den Duft der Blüte, die sie anfliegt, um Honig zu bekommen. Dabei überträgt sie den befruchtenden Pollen.

Un da haben wir schon einen kleinen Ausschnitt aus dem Symbiosenetzwerk: die Biene, die befruchtet und dafür Nektar bekommt, und der Mensch, der gerne Früchte isst, dafür Bäume pflegt und Bienen züchtet. So macht das Leben Spaß, auch wenn der Barfußläufer nicht wirklich glücklich ist, wenn er in eine Biene tritt.....

Liebe und symbiotische Grüße vom Barfussdoktor
 
AW: 150 Jahre Darwins Gesetz -- sind wir daraus schlau geworden?

vor mehreren Jahren gab es bereits einen thread zum Thema

20.07.2005
zwischen Christentum und der nichtdualistischen Evolution besteht überhaupt kein Widerspruch
der bekannteste Autor hierzu ist TEILHARD DE CHARDIN

vor 100-200 Jahren gab es jedoch den Gegensatz mechanistisch/vitalistisch

wenn man so (dualistisch) denkt,
taugt die Lehre von DARWIN nichts,
denn die Selektion beschreibt dann nicht das Entstehen sondern das Vergehen von Arten !!!
(Kampf ums Dasein)

LAMARCK erklärte das Entstehen von Arten über die Änderung der Umwelt
damals war LAMARCKS Theorie die beste

erst durch EIGEN/WINKLER (Das Spiel: Naturgesetze steuern den Zufall) wurde klar,
daß die Selektion (DARWIN) auch bei einem Spiel greift
und dort zu einem Spielergebnis führt
welches am Computer simuliert werden kann.

das FEIGENBAUM-Diagramm (Iteration plus Störfaktor)
schließlich zeigte eine Verästelung
im deterministischen Chaos fanden sich Farnwedel, Orchideenblüten ...

20.07.2005
die Evolution wird zum Irrläufer,
wenn sie dualistisches Gedankengut in sich aufnimmt

Meme
vs
egoistische Gene

22.07.2005
der Begriff Evolution wird von den Forschern mißbraucht,
um eine Legitimation für ihre persönlichen Egoismen beweisen zu können

nicht die Kirche hat ein Problem mit dem Evolutionsgedanken,
sondern bestimmte Wissenschaften,
genauer gesagt,
die angewandten Wissenschaften,
also die Sozialwissenschaften
und die technischen Ingenieurwissenschaften

der Verweis auf irgendwelche kirchlichen Fundamentalisten
betrifft auch diejenigen Wissenschaften,
die keinen evolutionär entstandenen Gegenstand erforschen,
wie Soziologen, BWLer, VWLer, Psychologen, Maschinenbauer etc.

mein obiger Beitrag zeigt,
wie nach derzeitigem Kenntnisstand Evolution verstanden wird

jeder kann sich testen,
inwiefern er/sie Probleme mit Evolution hat
und
überprüfen,
ob vermeintliche Evolutionsgegner tatsächlich Evolutionsgegener sind
 
AW: 150 Jahre Darwins Gesetz -- sind wir daraus schlau geworden?

Bis jetzt ist noch nicht erklärt, wieso das
Hirnvolumen unserer Vorfahren zu einem bestimmten Zeitpunkt in der
Entwicklungsgeschichte recht schnell
zunahm und ein neues Gleichgewicht erreichte.

- Claus Wedekind

in:
SPIEGEL-ONLINE-WISSENSCHAFT
am 29. Juni 2009
Unter dem Titel:

EVOLUTION
Wie der Mensch die Menschlichkeit lernte
Von wegen permanenter Überlebenskampf: Die Evolution hat entgegen aller Vorurteile auch die Moral hervorgebracht. Evolutionsbiologe Claus Wedekind erklärt, wie wir lernten, Mitmenschen zu lieben - und warum wir unser eigenes Verhalten besser verstehen müssen, um Konflikte leichter zu lösen.
 
AW: 150 Jahre Darwins Gesetz -- sind wir daraus schlau geworden?

Hallo !

Die Existenz von Darwins Gesetz nutzt vor allem denjenigen unter uns, die glauben, gegenüber irgendjemanden göttlich zu sein, sprich alles können und wissen zu müssen. Durch Darwin dürfen wir alle glauben, ein Leben lang einer Entwicklung zu unterliegen, zumindest einer geistig-seelischen.

Ich sehe zumindest keinen Widerspruch zwischen einem Schöpfergott und der Evolutionstheorie.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: 150 Jahre Darwins Gesetz -- sind wir daraus schlau geworden?

Die Existenz von Darwins Gesetz nutzt vor allem denjenigen unter uns, die glauben, gegenüber irgendjemanden göttlich zu sein, sprich alles können und wissen zu müssen.

Hallo Zeili,

es ist doch unerheblich, ob Darwins Gesetz jemandem nutzt. Wichtig ist, dass es wahr ist.

Durch Darwin dürfen wir alle glauben, ein Leben lang einer Entwicklung zu unterliegen, zumindest einer geistig-seelischen.

Durch Darwin wissen wir, dass auch der Mensch nicht fix und fertig geschaffen wurde, sondern dass er das krönende Resultat einer langen stammesgeschichtlichen Entwicklung im Tierreich ist.
Über das Leben eines einzelnen Menschen, insbesondere seine geistig-seelische Entwicklung, trifft Darwin selbstverständlich keine Aussage.

Der Gedanke, dass alles in der Welt, selbst das Universum, einer Entwicklung unterliegt, gehört m. E. zu den grossartigsten Erkenntnissen der Menschheit.

meint
Hartmut


Gruss
Hartmut
 
AW: 150 Jahre Darwins Gesetz -- sind wir daraus schlau geworden?

Hallo Zeili,

es ist doch unerheblich, ob Darwins Gesetz jemandem nutzt. Wichtig ist, dass es wahr ist.


wenn es wahr sein sollte, wird es sich - entsprechend seinem eigenem Postulat der stetigen Weiterentwicklung - eines Tages überholt haben. Darin liegt die besondere Ironie des Darwin-Quatsches: da diese ideologische Krücke genauso unsinnig und haltlos ist, wie alle anderen Ideologien, die ja nur als Geländer auf dem Treppenwitz des stets unsicheren Lebens herhalten können, ist das "Darwin-Gesetz" nicht mal ein Widerspruch an sich, sondern lediglich eine Tautologie zum Absurden.

Es gibt kein "besser", "höher" oder "weiter", aber anscheinend gehört dieses Suchen danach so zur Kreatur Mensch dazu, wie der Zeiger zur Uhr. Die Weisheit lautet: es ist wieder ein Tag vergangen. Aber welche Bedeutung diese Weisheit nun hat, wird wieder mal nicht verraten...

Der Rote Baron
 
AW: 150 Jahre Darwins Gesetz -- sind wir daraus schlau geworden?

Hallo Zeili,

es ist doch unerheblich, ob Darwins Gesetz jemandem nutzt. Wichtig ist, dass es wahr ist.
Die Fragestellung lautet, ob wir aus Darwins Gesetz nach 150 Jahren schlau geworden sind. "Aus etwas schlau werden" und "Nutzen daraus ziehen" setze ich gleich. Ob Gesetze wahr sind oder eher wirklich, steht auf einem anderen Blatt; ich tippe eher auf wirklich, weil sie ja erst dadurch zu einem Gesetz werden, dass sie etwas bewirken.

Liebe Grüße

Zeili
 
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AW: 150 Jahre Darwins Gesetz -- sind wir daraus schlau geworden?

Die Fragestellung lautet, ob wir aus Darwins Gesetz nach 150 Jahren schlau geworden sind.

Natürlich sind wir aus Darwins Gesetz schlau geworden.
Die unglaublich einfältige Story von der Erschaffung des Menschen durch Gott ist jedenfalls passe.

"Aus etwas schlau werden" und "Nutzen daraus ziehen" setze ich gleich.

Der Nutzen besteht darin, dass sich der Mensch seiner selbst bewusst wird.

Ob Gesetze wahr sind oder eher wirklich, steht auf einem anderen Blatt;

Worin siehst du den Unterschied zwischen 'wahr' und 'wirklich' ?

Gruss
Hartmut
 
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