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Nietzsches Philosophie

zentraler Geist- ich erhasche dich noch!

Ich möchte gerne etwas zu biographistischen Lesarten etc. sagen. Es ist so, dass es niemanden zu stören hat, wenn jemand dieser Lesart den Vorzug vor anderen gibt, da sie bestimmt in keinem Werteschema einen minderen Platz verdiente wie andere (ich stelle ein Gebot auf und eine ziemlich dreiste Behauptung!). Nur, ich mag ihr den Vorzug nicht geben, da ich meine, dass diese Lesart in gewisser Weise gefährlich werden könnte und zuweilen in Bahnen gerät, die den Weg zu einer Art Historie über und von bestimmten Texten bereiten, welche nichts geringeres an sich zu reissen vermögen wie das reichlich mit goldenem Flitter bestickte Kleid der Wahrheit. Natürlich funktioniert diese Lesart meist ‚gut’ (was auch immer das heissen mag), da der eine Text in den Kontext des anderen gestellt wird, ein intertextueller Bezug also hergestellt wird, damit der eine Text im Lichte des anderen, des ‚biographischeren’, welcher mit diesem Prädikat mit höherem Wahrheitsfaktor fungiert und den Vorrang erhält, ausgelegt werden kann. Ich behaupte nicht, dass nicht immer schon mit Schemen an Texte herangegangen wird, dass nicht schon immer gewisse Vorurteile vorherrschen, wirft man auch nur den kleinsten Blick auf einen Text, eine Zeile, doch – und das ist (m)ein Eindruck –, dünkt es mich, als ob die bíos, d.h. die Art und Weise des Lebens, welche einer ‚empirischen Person’ zugeschrieben wird, die in Bezug auf die von uns ausgewählten Texte eine AutorInnenfunktion einnehmen darf, ein sonderbares Primat erhält. Dabei handelt es sich um Zeichen mit denen eine Geschichte geschrieben wird.

Das Verlangen nach dem ‚Wesenskern’ reiht sich somit ‚gut’ in diese Angelegenheit, da wir ja alle zu wissen vermeinen, dass das Wort Wesen untrennbar mit einem Verb verbunden ist, an dessen Partizip Perfekt-Form dieses Überbleibsel aus vergangenen Zeiten noch heute anhängt. ‚Wesen’ steckt auch in ‚Anwesenheit’, in ‚Präsenz’, und nichts anderes diente auch antiken Philosophen dazu, Sein also mit Parousia zu umschreiben. Was nun aber fangen wir mit dieser ontologisch-temporalen Bestimmung an? Wir fangen nichts anderes an, als zu sein. Aber statisch, präsent. Wir haben uns selbst einen Ursprung gesetzt, der uns hilft uns als mit uns selbst identisches, also als ‚ich’, zu fassen und der es uns ermöglicht, den anderen so zu interpretieren und determinieren, dass die Interpretation auch ‚gut’ funktioniert.
Wir haben Anekdoten über ‚eine Person’ zu deuten versucht, eine Geschichte, und haben mit dieser mächtigen Geschichte im Rücken nichts anderes getan, als auch weitere Texte, Kon-Texte zu entschlüsseln. Was ist das besondere an Anekdoten? Sie stiften Identität!, würde ich ohne weiteres spontan sagen. Sie stiften Identität, indem sie dem einen Anlass geben, zu glauben, dass er berechtigt ist, sich und dem anderen etwas Sinnstiftendes, eine Gemeinsamkeit, zuzuschreiben. Die Anekdoten (ver)binden die Augen des einen (in Hinblick auf,) an den anderen, d.h. der andere reflektiert den eigenen Blick – dasjenige, was uns das Recht verschafft, vom anderen wie von uns selbst zu sprechen. Ich könnte viele Geschichten erzählen, Geschichten von Aufenthalten in Sils Maria, von Erlebnissen mit Wagnerscher Musik oder ähnlichem – ich erschaffe dabei Mythen und wecke Bilder, schaffe Präsentes und andere Dinge, welche es dem anderen erleichtern, seine Interpretation mit gutem Gewissen und aller Gewaltsamkeit durchzuführen.

Hier komme ich auch schon auf den ‚freien Willen’ zu sprechen, der mir häufiger als ein guter Wille zur Macht erscheinen muss. Auch unsere liberalsten Mitbürger – und ich schreibe jetzt mit Unrecht, ich meine zu wissen, diesen eine Affinität zu diesem Gedanken vom ‚freien Willen’ zu – denen hin und wieder der äusserst abstrakte Gedanke der absoluten Verantwortung vor Augen schweben mag, wenn sie über den ‚freien Willen’ sinnieren, sehen wohl ein, dass die Freiheit des einzelnen die Freiheit der anderen nicht beschränken darf. D.h. also, es wird nicht nur der eine angenommen, nein, es wird auch manches Mal also an den anderen gedacht, denn ohne die Hilfe des anderen ist es schwierig, des einzelnen zu gedenken, dem beispielsweise in einem liberalen Staat die Rechtssprechung gilt (und auch anderes). Wenn aber die Freiheit (und die Freiheit kann nur als absolutes gedacht werden – also eigentlich nicht) die Voraussetzung für einen ‚freien Willen’ ist, muss man sich fragen, wieso man häufig leichter bereit ist, bei der Freiheit die Einbusse ihrer Absolutheit in Kauf zu nehmen, da der eine immer in Beziehung zum anderen steht, beim ‚freien Willen’ aber, d.h. hinsichtlich seiner Reinheit, blind zu sein scheint (aber eigentlich ist man es nicht, denn die Rechtssprechung selbst, wenn wir uns auf diesem Gebiet für einen Moment aufhalten wollen, geht bezüglich dieses heiklen Themas auch Kompromisse ein, indem sie sich beispielsweise der Hilfe der Wissenschaft, der Wahrheitsmaschine, bedient – ich verweise auf die Unzurechnungsfähigkeit und ihre Bestimmung; das ist wirklich nur ein kleines Beispiel, denn eigentlich steht ja schon das Recht an sich – das es natürlich so nicht geben kann – in einer äusserst problematischen Beziehung zu seinem einzelnen). Der ‚freie Wille’ ist etwas, das ein göttliches Subjekt voraussetzt – was auch immer wir darunter verstehen vermögen – das in völliger Beziehungslosigkeit gedacht werden müsste, was leider schlecht möglich ist, da sich die Sprache in ihrer Mittelbarkeit per se als etwas präsentiert, das präsentiert. Als etwas, das sich auf etwas bezieht – aliquid stat pro aliquo und dieses ‚aliquid’ ist bereits ein ‚aliquo’.

Der ‚freie Wille’ mag sich ja jedem nach Einheit Strebenden anzüglich aufdrängen, verursacht aber bei dem, der sich selbst durch das Vorsetzen dieses Ideals nicht gerecht werden kann, nichts als ein schlechtes Gewissen und hin und wieder die Möglichkeit, sich mit Pathos als ein mit sich selbst identisches zu präsentieren (was beinahe absurd ist); vielmehr aber ermöglicht eben dieses Phänomen dem einen mit ‚gutem Willen’ (zur Macht) den anderen genauso als selbständiges Subjekt (als YHWH selbst eigentlich, als ‚Alles’ oder ‚Nichts’) zu belassen – der Haken: eigentlich wird der andere nicht ‚belassen’, sondern konstituiert. Der andere bekäme mit dem ‚freien Willen’ eigentlich den Status der absoluten Fremdheit, der absoluten Beziehungslosigkeit zu demjenigen, der ihm diesen Status zuschreibt. Aber das ist ja genau das Problem: der Status wird zugeschrieben, der andere wird somit deterministisch vom einen kategorisiert, geformt mit den Zeichenformen, die ihm dafür zu Verfügung stehen (‚Subjekt’, ‚freier Wille’ etc.). Ist so etwas wie ein ‚freier Wille’ denkbar oder einfach nur ‚intuitiv’ erahnbar? Ist diese Art des Wissens aber nicht einfach auch nur eine durch die Schriftlichkeit der Worte entäussertes Denken um das Innere? Ist die Schrift eine Veräusserlichung der Rede? Ist die Rede eine (Ver-)Äusserung des (inneren) Geistes? Kann das Innere wiederum ‚frei’ vom ‚äussern’ ins Zentrum gesetzt werden? Wir nähern uns abermals derselben Problematik.

Die Problematik lässt sich mit vielen Worten umschreiben: Suche nach Einheit, Gänze, Identität, Streben nach Vollkommenheit, Idealisierung; das Setzen eines Ursprungs (welcher eventuell das Denken eines Telos provoziert?) oder Zentrums. Über das Wesen, das Wesentliche, habe ich, so denke ich, genug gesagt und ich kann nur weiterhin bekräftigen, dass mir das Wesentliche immer fehlt, dass es mir an Wesentlichem mangelt, ich aber nicht darum herumkomme, abermals anzufangen, vom Wesentlichen auszugehen… welch’ seltsames Spiel ‚ich’ nicht abermals zu spielen gewillt bin – so frei und mit so guter Miene!

„Hier sass ich wartend, wartend, - doch auf Nichts,
Jenseits von Gut und Böse, bald des Lichts
Geniessend, bald des Schattens, ganz nur Spiel,
Ganz See, ganz Mittag, ganz Zeit ohne Ziel.

Da, plötzlich, Freundin! wurde Eins zu Zwei –
- Und Zarathustra gieng an mir vorbei…“
 
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mein freier Wille - 3 Promille!

Original geschrieben von Florentin
Dabei handelt es sich um Zeichen mit denen eine Geschichte geschrieben wird.
Hmm ...


Original geschrieben von Florentin
Das Verlangen nach dem ‚Wesenskern' reiht sich somit ‚gut' in diese Angelegenheit, da wir ja alle zu wissen vermeinen, dass das Wort Wesen untrennbar mit einem Verb verbunden ist, an dessen Partizip Perfekt-Form dieses Überbleibsel aus vergangenen Zeiten noch heute anhängt.

Verwest?




Hier komme ich auch schon auf den ‚freien Willen' zu sprechen, der mir häufiger als ein guter Wille zur Macht erscheinen muss.

Der freie Wille?

Wovon soll denn dieser Wille frei sein?
Jeder Willle ist zielgerichtet und kann daher per se nicht "frei" sein.



Der ‚freie Wille' ist etwas, das ein göttliches Subjekt voraussetzt - was auch immer wir darunter verstehen vermögen - das in völliger Beziehungslosigkeit gedacht werden müsste, ...

Klar, daß etwas nicht Existentes, wie "der freie Wille" etwas nicht Existentes zur Vorraussetzung haben müßte ...
der "freie Wille" hat vielmehr das "Schnitzpix" zur Voraussetzung, welches zu beschreiben die menschliche Sprache nicht gemacht ist.



Ist so etwas wie ein ‚freier Wille' denkbar oder einfach nur ‚intuitiv' erahnbar?

Wovon soll dieser Wille denn frei sein?
Ein "freier Wille" wäre mE kein Wille, sondern Beliebigkeit.




Die Problematik lässt sich mit vielen Worten umschreiben: ...

Offensichtlich ...



Über das Wesen, das Wesentliche, habe ich, so denke ich, genug gesagt und ich kann nur weiterhin bekräftigen, dass mir das Wesentliche immer fehlt, dass es mir an Wesentlichem mangelt, ich aber nicht darum herumkomme, abermals anzufangen, vom Wesentlichen auszugehen… welch' seltsames Spiel ‚ich' nicht abermals zu spielen gewillt bin - so frei und mit so guter Miene!

Tja, nicht jedem Wesen ist es gegeben, etwas Wesentliches zu schreiben.
 
Von der Trunkenheit der Nüchternen –

Mokiert sich da jemand über die Quantität des Geschriebenen, und steckt im letzten Satz nicht sogar ein Vorwurf, es nicht geschafft zu haben, etwas ‚Wesentliches’ aufs Papier gebracht zu haben? Gefällt mir recht gut, denn es wird mit Recht versucht, das Recht auf ‚Wesentliches’ geltend zu machen.
Jeder Wille ist also zielgerichtet und kann daher per se nicht frei sein? Wenn diese Behauptung aufgestellt wird, treffen wir auf mehrere Probleme. Ersichtlich ist zunächst ein Anspruch, die Totalität der Kategorie ‚Wille’ und jede nur erdenkliche Bezeichenbarkeit durch sie erfasst zu haben und auch anwenden zu können. Das setzte voraus, Souverän über das Phänomen des unendlichen Verweisens eines Zeichens zu sein, welches als Aussage auch so, hier eben, in diesem Satz, ad absurdum geführt werden könnte. Denn um die Unendlichkeit der Verweiskette kann auch ich eigentlich nicht wissen, denn es fällt mir zuweilen schwer, mich beim beobachten selbst zu beobachten – oder die Unendlichkeit zu denken, denn ich müsste irgendwo (eine temporal-räumliche Voraussetzung also) damit anfangen. Eine Totalität zu behaupten ist also nicht unproblematisch, v.a. wenn sie dabei noch ‚ist’, wenn also mit Sicherheit die Seiendheit des Bezeichneten aufgestellt werden kann, mit ‚per se’ unumstösslich ebenfalls nichts anderes als die Wesenheit behauptet wird und mit ‚zielgerichtet’ dabei sogar schon immer ihr Ursprung in schillerndsten Farben markiert auffindbar ist. Diese Sicherheit gefiele mir auch gut (wahrscheinlich wird diese durch die 3 Promille erzeugt), aber diese war es gerade, der meine Kritik in meinem letzten Beitrag gegolten hat. Ich behaupte also wieder einmal mit gewagten Worten, dass es mir leider verwehrt bleibt (solange dieser Augenblick auch dauern mag), um dieses Wissen zu wissen – was ironischerweise auch eine Form des Wissens bezeichnet. Paradox, paradox, dieses Spiel, ich weiss…

„Hier sass ich wartend, wartend, - doch auf Nichts,
Jenseits von Gut und Böse, bald des Lichts
Geniessend, bald des Schattens, ganz nur Spiel,
Ganz See, ganz Mittag, ganz Zeit ohne Ziel.

Da, plötzlich, Freundin! wurde Eins zu Zwei –
- Und Zarathustra gieng an mir vorbei…“
 
Original geschrieben von Florentin
Mokiert sich da jemand über die Quantität des Geschriebenen, ...

Ich nicht!


... und steckt im letzten Satz nicht sogar ein Vorwurf, es nicht geschafft zu haben, etwas ‚Wesentliches’ aufs Papier gebracht zu haben?

Ich wollte Dir nur mein Mitgefühl darüber mitteilen, daß Dir nach eigener Aussage das Wesentliche fehlt.



Jeder Wille ist also zielgerichtet und kann daher per se nicht frei sein? Wenn diese Behauptung aufgestellt wird, treffen wir auf mehrere Probleme. Ersichtlich ist zunächst ein Anspruch, die Totalität der Kategorie ‚Wille’ und jede nur erdenkliche Bezeichenbarkeit durch sie erfasst zu haben und auch anwenden zu können.

Jetzt bin ich echt neugierig auf Deine Definition von "Wille".
Die hättest Du doch eigentlich schon vorher bringen müssen, wenn Du im Verlauf von "freiem" Willen sprichst.
Das kannst Du aber nachholen:

Was genau verstehst Du also unter "Wille" und was genau ist dann ein "freier" Wille"?


Irgendwie erinnert mich das an seitenlange Abhandlungen über plattenlose Tische. Man postuliert etwas Selbstwidersprüchliches um sich dann genüßlich über dessen Möglichkeit oder Unmöglichkeit auszulassen.



Eine Totalität zu behaupten ist also nicht unproblematisch, v.a. wenn sie dabei noch ‚ist’, wenn also mit Sicherheit die Seiendheit des Bezeichneten aufgestellt werden kann, mit ‚per se’ unumstösslich ebenfalls nichts anderes als die Wesenheit behauptet wird und mit ‚zielgerichtet’ dabei sogar schon immer ihr Ursprung in schillerndsten Farben markiert auffindbar ist.

Ein wesentlicher Teil eines Tisches ist die "Platte" auf die man etwas abstellen kann.
Nun wäre die Existenz eines "plattenlosen Tisches" ein Widerspruch in sich selbst.
Dabei muß ich mir keine Gedanken um die Existenz des Tisches machen, denn wenn es den Tisch nicht gibt, dann ist er auch nicht "plattenlos".
Und wenn ein "Wille" existiert, dann ist er sicher nicht "frei".


Ich behaupte also wieder einmal mit gewagten Worten, dass es mir leider verwehrt bleibt (solange dieser Augenblick auch dauern mag), um dieses Wissen zu wissen – was ironischerweise auch eine Form des Wissens bezeichnet. Paradox, paradox, dieses Spiel, ich weiss…


Was weißt Du über plattenlose Tische?
Aber Tische kennst Du - oder?
Du kannst es auch lernen, Tische selbst zu bauen.
Ein ganzer Berufszweig baut Tische, die Tischler!

Kann es sein, daß ein Tischler, der bereits Tausende von Tischen gebaut hat, nichts über Tische weiß?
 
Hallo Florentin & Alzii. Ich habe vor kurzem eine Philosophin kennengelernt, an die ich mich ein bißchen erinnert fühle bei Dir, Florentin, ein bißchen an sie erinnert! (Stichwort Spezialthema: Nietzsche und sie bezeichnet sich als rastlose Wanderin. Orientierungslos? Opfert sich für ihren Mann – ein berühmter Philosoph, also nix Gescheites? - auf. Und drückt sich ähnlich gewählt aus wie Du. Beeindruckend, und gleichzeitig erschreckend. Aber sie wird ihren Weg vermutlich radikal ändern, sobald der schon recht alte Mann weg ist! Ich wünsche es ihr...) Man muß manche Menschen zuerst ernst nehmen, Alzii (!), um die Faszination ihres Wesens zu erkennen...

Ich glaube, was dreist ist, da haben wir eine andere Vorstellung: Alzii ist dreist! Er leugnet die menschliche Selbstbestimmung. Also auch jegliche Selbstverantwortung, Mister 3 Pro-Mille? Jetzt sind wir zwar wieder vom Hauptthema ein Stückchen weggerückt, aber das Thema Textrezeption paßt gut zum Philologen und Einstiegs-Philosophen für viele: Nietzsche!

Dreist ist es m.E. NICHT, unakademische Arten der Textrezeption zu tolerieren und auf eine Stufe zu stellen mit der Art und Weise von „Gelehrten“... ich relativiere anstudiertes Wissen und meine, was ich in Literaturzeitschriften veröffentlicht habe, entzieht sich vermutlich der akademischen Interpretation. Gerade deshalb muß ich als dem Leser einen Zugang zu meinem Werk verschaffen, sonst bleibe ich als unbekannter Autor einsam und ohne Publikum. Eine historische Verklärung lehne ich bei eigenen Texten wie auch bei Nietzsche, oder wem auch immer, ab!!!

Und überhaupt: wer ißt leckere Speisen durcheinander? Derjenige, der eine Magenverstimmung in Kauf nimmt! Bei Nietzsche muß ich wissen, ob vor seinem Bruch mit Wagner und in welchem Lebensabschnitt ein Text entstand, behaupte ich. Das habe ich versucht, mit seinen frühen Texten und hätte beinahe magenkrank aufgegeben. Dann bekam ich zum Glück „Menschliches Allzumenschliches“, „Morgenröte“, „Zarathustra“ und seine frühen Gedichte („Dem Unbekannten Gotte“) in die Hände, was damals genau war, was ich suchte bei meiner Loslösung vom frommen Christentum...

Mit seinen ganz frühen oder ganz späten Werken kann ich bis heute nicht viel anfangen, und ich bin froh, durch seine Biografie eine Orientierung gehabt zu haben. Ich bin halt kein „Vielleser“, sondern eher „Genußleser“ und lese, worauf ich im wahrsten Wortsinn „ge-spannt“ bin. Vorurteile müssen meine Vor-Erwartungen als Leser allerdings nicht unbedingt sein. So unvoreingenommen wie Du scheinbar kann ich nicht an einen Text rangehen. Florentin, ich mag Deine Begeisterungsfähigkeit. Ein bißchen „verspielt“ würde ich sogar sagen (...denke dabei wieder an meine Philosophin!).

Nochmals Florentin: um die Unendlichkeit zu denken irgendwo damit anfangen? Plumperquatsch! Du klammerst das Undenkbare einfach (!) aus und gelangst zum Wesenskern... weil mehr (!) mit unserem begrenzten Denkvermögen nicht möglich ist. Also behaupte ICH (ICH=als Metapher):

Es gibt einen Ort, wo weder ZEIT noch RAUM noch ALZII existieren! Und jetzt können wir beginnen mit unseren Denk-Barkeiten!

Du gehst sehr philologisch heran an die Dinge, dabei läufst Du auch Gefahr, Wortklaubereien zu betreiben (ich weiß das als Autor nur zu gut!). Und wer sagt denn, daß in anderen Sprachen, in denen keine derartige Herleitung möglich ist, das Philosophieren nicht sinnvoll möglich sein könnte? Ich lerne gerade italienisch und schätze die lockere Art, die Dinge einfach weniger schwermütig ausdrücken muß. Wesenskern? Finde ich im englischen Wörterbuch nicht. „that which is essential“ oder „the vital point“ oder „the essential thing/ factor“ oder „the substance of a book“ steht da Wesentlich heißt: essential, real (!), substantial, material (!), important, vital (!), significant, fundamental, principal...

Da sind wir wieder beim Thema „Materiell“ (logisch) oder „Spirituell“ (intuitiv)? Aber statisch, präsent? Vital! Lebendig! Nichts Abgeschlossenes, Vergangenes, sondern das Fundament, die Wurzel, auf dem sich alles Leben aufbaut. Soweit meine Wortklaubereien... aber was heißt das: „Wir haben uns selbst einen Ursprung gesetzt, der uns hilft uns als mit uns selbst identisches, also als ‚ich’, zu fassen...“? Sind wir Menschen denn das Maß aller Dinge? Brauchen wir unsere menschliche Geschichte, um überhaupt „etwas Sinnstiftendes“ zu besitzen? Warum Mythen extra (künstlich) erschaffen, wenn es sie gibt? Ich denke eher, sie werden wieder präsent gemacht, das ist die Aufgabe des Mystikers!

So, und zum Thema „Freier Wille“ und Alzii komme ich später. Wird sonst zu lang...

Rudhi
 
Original geschrieben von Rudhi
Und drückt sich ähnlich gewählt aus wie Du. Beeindruckend, und gleichzeitig erschreckend. Aber sie wird ihren Weg vermutlich radikal ändern, sobald der schon recht alte Mann weg ist! Ich wünsche es ihr...) Man muß manche Menschen zuerst ernst nehmen, Alzii (!), um die Faszination ihres Wesens zu erkennen...
Original geschrieben von Florentin
Ich behaupte nicht, dass nicht immer schon mit Schemen an Texte herangegangen wird, dass nicht schon immer gewisse Vorurteile vorherrschen, wirft man auch nur den kleinsten Blick auf einen Text, eine Zeile, doch - und das ist (m)ein Eindruck -, dünkt es mich, als ob die bíos, d.h. die Art und Weise des Lebens, welche einer ‚empirischen Person' zugeschrieben wird, die in Bezug auf die von uns ausgewählten Texte eine AutorInnenfunktion einnehmen darf, ein sonderbares Primat erhält. Dabei handelt es sich um Zeichen mit denen eine Geschichte geschrieben wird.

-> Jeder hat eben seine Vorurteile, der Autor schreibt den Text und Texte bestehen aus Buchstaben.



Eine hochgestochene Form mit trivialen Aussagen scheint doch stark zu beeindrucken, ;)
während eine allgemein verständliche und pointierte Form eher als "nicht ernst nehmen" wahrgenommen wird.

Da kann man nix machen - Unverständliches macht bei Manchen nun einmal mehr Eindruck.


Original geschrieben von Rudhi
Ich glaube, was dreist ist, da haben wir eine andere Vorstellung: Alzii ist dreist! Er leugnet die menschliche Selbstbestimmung.

Ach ja?
Wo und wie leugne ich angeblich die menschliche Selbstbestimmung?
Dadurch, daß ich die Selbstwidersprüchlichkeit der Formulierung "freier Wille" aufdecke?
Was genau ist denn ein "Wille"?
Wovon soll dieser Wille denn nun frei sein?
Von den eigenen Neigungen, vom eigenen Wollen?

Nur weil irgendwelche "Kurzdenker" die Formulierung "freier Wille" seit einigen Jahrhunderten kritiklos übernehmen, soll ich dem gleichen Fehler aufsitzen?

Diesen definitorischen Kurzschluß leiste ich mir nicht, bin aber gerne bereit, mich über Definitionen von "Wille" zu unterhalten, die nicht bereits das "frei" von Vorne herein ausschließen.

Diese Definition ist von Florentin noch zu erbringen - und wenn es geht, bitte allgemeinverständlich, ohne Pluster und Bläh.
 
Sprache als Waffe

Liebe/r Alzii,

Wenn du meine Beiträge aufmerksam durchläsest, würdest du vielleicht merken, dass ich nie auf der Existenz eines 'freien Willens' oder 'Willens' als etwas absolut zu einem 'Wesen' 'Mensch' gehöriges bestanden habe.

Ich werde nun aber den Versuch starten, ein paar 'Antworten' zu geben. Vorher möchte ich festhalten, dass mein bescheidener Geist mit sehr vielen Fragen bedrängt wird, die einiges an Geduld und Konzentration abverlangen, um verarbeitet werden zu können, d.h. um dazu verwendet zu werden, abermals zu konstruieren, zu schwätzen – was wiederum die Zyniker bewegt, in süffisanter Scherzhaftigkeit über das Geschriebene zu spötteln. Da ich nun einen möglichen Prozess vorweggenommen habe und somit konstruierte, ist er bereits vor seinem Eintreffen evoziert und also da. Da-sein. Etwas, das da ist, sollte uns erscheinen und scheint damit. Es wird hier als ein indexalisches Zeichen angenommen, das sich phänomenologisch an sich selbst zeigen könnte – sofern man diesen abstrakten Gedanken zu unterstützen gewillt ist -, dass aber in Bezug auf das Andere nicht ist, da es bloss als Index erscheint, als ein Stellvertretendes.
Was ist somit der Wille? Eine durchaus interessante Frage und ich soll (m)eine Definition zu diesem Begriff abliefern – ich werde dazu angehalten. Es wird von mir gewollt.

Wie viele Male im vorhergehenden (kurzen) Abschnitt habe ich also nicht das anzügliche Modalverb verwendet, das mit seinen netten Klang (v.a. die Laterale haben es uns angetan) bedenkenlos geäussert wird und so selten seine intentionale Erfüllung erfährt? Wie anders kann ich diesen Begriff definieren als über seine Differenz? Diese Bestimmung setzt von mir voraus, das sich also ein Begriff über die Beziehung zu einem anderen bestimmen lässt und möglicherweise behaupte ich auch gleich mit, dass dem Begriff eine Polarität zugrunde liegt und dass er selber ebenfalls Pole erzeugt und wahrscheinlich selbst einer darstellt.
Die Bestimmung der Zurechnungsfähigkeit auf juridischer Ebene beispielsweise und die gleichzeitige Notwendigkeit einer Unzurechnungsfähigkeit, könnte man der Kategorie des Willens zugrunde legen. Man könnte sagen, dass der Mensch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte sein müsste, um seinen Willen geltend machen zu können, der dann auch gesellschaftlich sanktioniert wird. Diese Bedingungen werden aber erzeugt – willkürlich – könnte man meinen, d.h. in einer Beziehung vom einen zum andern. Ihren Anspruch auf Gültigkeit aber, behaupten diese Bedingungen und ihr Derivat über die sanktionierte Aufgabe der Äquivalenz des Status der sich aufeinander Beziehenden. D.h. einer erlangt über ein Mittel – beispielsweise über das Zeichen, den Index, ‚Wille’ und seine Bedingung ‚Zurechnungsfähigkeit’ – ein Stück weit die Kontrolle über das andere und formt es mithilfe der Setzung eines Rechts, welches wiederum selbstredend kaum ohne Folgen für den Setzenden bleiben kann – denn von da an darf er sich der Aufgabe widmen, seine Setzung zu erhalten und seinen Anspruch auf die Originalität durchzusetzen, d.h. den Status als ‚ens creatum’ ein Stückweit auszublenden (um wie gesagt, die ‚origo’, den Ursprung seiner Setzung zu wiederholen). Was mich hier nun interessiert, ist der Zustand derjenigen, die weiterhin die Aufrechterhaltung dieser Beziehung garantieren. Wir können z.B. annehmen, dass eine solche Beziehung zwischen zwei bezeichneten Dingen vorkommt, die wir gemeinhin mit dem Wort ‚Mensch’ versehen. Der ‚Mensch’ kommt nun auf die Idee, einen willkürlichen Begriff mit der Buchstabenfolge ‚Wille’, der für etwas steht, das er zwar ausspricht, aber nur über seine Nicht-Bezeichenbarkeit bezeichnet, als ontisches Charakteristikum in der liebenden Schau seiner selbst (der Anthropologie), also als wesenhafter Zug, anzunehmen. Diesen erklärt er sich, da er ein natürliches Wesen ist und auf positivistische Art und Weise sich selbst beobachtet, als naturgegebene Eigenschaft – das ist doch recht putzig, nicht? Der ‚Mensch’ ist eine ‚ens craetum’ und als solche benötigt er ein Schöpfendes. In der Beziehung zu seinem Schöpfenden aber und in deren Reflexion, führte er aber gezwungenermassen die Eigenschaft eines ‚Willens’, der als Eigenschaft wiederum die absolute Souveränität und also Macht über Beziehung oder Beziehungslosigkeit voraussetzte in dessen Absurdität zurück. Denn nur das Schöpfende, der Ursprung schlechthin, die Unbezeichenbarkeit also, könnte für sich wohl einen Willen beanspruchen (wie heisst es so schön: Dein Wille geschehe…).
‚Freier Wille’ ist ein Pleonasmus, der aber als bezeichnetes Ideal, eine Beziehung zugunsten des einen (wir erinnern uns an die Äquivalenz) in seinem von ihm als Souverän bezeichneten Topos gegenüber dem andern inaugurieren kann. Dies solange, als die Weihe, die Heiligsprechung und Verdammung der Grenze dieses Topos (und dessen, der zwar ausserhalb seinen Platz angewiesen bekommen hat, aber deswegen gerade als Bedingung mitwirken darf) anhält. ‚Freier Wille’ als ‚guten Willen zur Macht’ zu bezeichnen, war eine nahe liegende Provokation, deren sich bedient werden musste, um die Ansiedelung dieses Ideals in dem Gebiet des ‚Guten’ ins jenseits von Gut und Böse zu befördern. Auch ich definierte also bislang den Willen über ein Undefinierbares.
Über (m)einen Willen zur Macht vielleicht, die metaphysische Kategorie schlechthin? Das, was sich als Ökonomie der Beziehungen bezeichnen liesse, also etwas völlig abstraktes, mittelbar in seiner Unbezeichenbarkeit Bezeichenbares.
Mit den Tischen ist es beinahe dasselbe. Ich weiss nicht, was ein Tisch ist, bis du mir mit aller Gewalt (un)endlich offenbarst, was ein Tisch ist und es mir dauerhaft, also permanent vor Augen geführt wird, was das also ist – ist das aber möglich? Woher soll ich wissen, ob ein Tisch da ist? Woher kann ich wissen, dass er eine Platte zu einem für ihn als wesenhaft Erfahrbares (Natürliches) von dir zugeschrieben bekommen hat, bis zu diesem Zeitpunkt, an dem du es mir gesagt haben wirst? Was ist denn ein Tisch? Kannst du ihn mir so bezeichnen, auf dass ich ihn endlich begreifen kann? Oder müsstest du dazu ich sein und ich – du?
Auf welches Mittel wirst du zurück-greifen, um mir das be-greiflich zu machen? Auf ein gewaltloses, das einem jeden Wesen, das sich selbständig bezeichnen kann (mitsamt seinen Kategorien – mögen sie ‚Wille’ heissen und mögen sie ‚frei’ sein), zuhanden sein müsste? Die Hand – bloss instrumentalisierend oder gar selbst ein Instrument (eine Waffe)?
 
Zuletzt bearbeitet:
Original geschrieben von Florentin
Wenn du meine Beiträge aufmerksam durchläsest, würdest du vielleicht merken, dass ich nie auf der Existenz eines 'freien Willens' oder 'Willens' als etwas absolut zu einem 'Wesen' 'Mensch' gehöriges bestanden habe.

Wieso denkst Du, ich hätte weder das Eine getan, noch das Andere bemerkt?

Welche meiner Formulierungen haben Dich denn zu jenen Annahmen bewogen?
Wenn Du meine Beiträge aufmerksam durchläsest, bemerktest Du vielleicht, daß ich Dir das nie unterstellt habe.
Aber Spiegelfechterei scheint ein Hobby von Dir ;)

Über den freien Willen zu referieren scheint ein ähnlich lustiges Unterfangen, wie über den plattenlosen Tisch zu schreiben.
Du läßt Dich über den "freien Willen" aus, ohne zu erklären, was Du unter "Wille" und was Du unter "frei" verstehst.
Die Begriffe werden uns im Gebrauch mit anderen Begriffen bekannt.
Für mich ist "freier Wille" ein Oxymoron.
Du weißt er ist ein Pleonasmus, woher nimmst Du diese Gewißheit?
Göttliche Inspiration und daher von jeder Argumentation und Begründung befreit?
Vor Allem, da Du Dir selbst das Wesentliche absprichst.
Sehr konsistent scheint mir das nicht zu sein. :)



Wie anders kann ich diesen Begriff definieren als über seine Differenz?

Nun, würdest Du eine Rose ebenso über ihre Differenz beschreiben wollen?
Es ist wohl eher erschöpfend, aufzuzählen, was eine Rose nicht ist, und was bleibt dann als Beschreibung?
Hier scheint mir die Summe doch geeigneter, als die Differenz.


Die Bestimmung der Zurechnungsfähigkeit auf juridischer Ebene beispielsweise und die gleichzeitige Notwendigkeit einer Unzurechnungsfähigkeit, könnte man der Kategorie des Willens zugrunde legen.

Was heißt das speziell für einen voll zurechnungsfähigen Autofahrer, der durch die Fehleinschätzung der Reibungskräfte in eine voll besetzte Haltestelle donnert.
Geschah das willentlich, da der Fahrer ja jederzeit zurechnungsfähig war?

Und wie willst Du es mit einem Unzurechnungsfähigen halten, der im Vollsuff einen Menschen verletzt, da er in sich das Verlangen spürt, ein Messer zu nehmen und damit auf sein Gegenüber einzustechen?
Soll diese Körperverletzung als unwillentlich gelten, da der Täter anscheinend juristisch unzurechnungsfähig war?

Die "juridische" Ebene scheint mir daher zu verwirrend, um sie als Grundlage für den Willen herzunehmen.


Der ‚Mensch' kommt nun auf die Idee, einen willkürlichen Begriff mit der Buchstabenfolge ‚Wille', der für etwas steht, das er zwar ausspricht, aber nur über seine Nicht-Bezeichenbarkeit bezeichnet, als ontisches Charakteristikum in der liebenden Schau seiner selbst (der Anthropologie), also als wesenhafter Zug, anzunehmen.

Auf diese Idee kommen manche - unzweifelhaft.
Und es wird sogar noch lustiger, manche referieren sogar über den freien Willen.



Diesen erklärt er sich, da er ein natürliches Wesen ist und auf positivistische Art und Weise sich selbst beobachtet, als naturgegebene Eigenschaft - das ist doch recht putzig, nicht?

Nicht so putzig, wie den Willen als Differenz herleiten zu wollen (wollen ;) ).

Das Thema "Wille" kommt übrigens nicht von mir, denn Du hast damit angefangen, ohne auch nur andeutungsweise vermitteln zu können, was Du darunter verstehst.



Der ‚Mensch' ist eine ‚ens craetum' und als solche benötigt er ein Schöpfendes.

Die Aussage ist ein Zirkelschluß.


In der Beziehung zu seinem Schöpfenden aber und in deren Reflexion, führte er aber gezwungenermassen die Eigenschaft eines ‚Willens', der als Eigenschaft wiederum die absolute Souveränität und also Macht über Beziehung oder Beziehungslosigkeit voraussetzte in dessen Absurdität zurück.

Hmm... auf welche Definition des Willens greifst Du denn hier zurück, um über seine Eigenschaften vermeintlich gültige Aussagen treffen zu können?
In welcher Beziehung steht die Vermutung, daß ich "geschaffen" (bin ich geschaffen?) bin, mit der Möglichkeit eines "Willens" - was auch immer das sei?

Du hast immer noch keine Erklärung (Definition) des Willens geliefert.


Denn nur das Schöpfende, der Ursprung schlechthin, die Unbezeichenbarkeit also, könnte für sich wohl einen Willen beanspruchen (wie heisst es so schön: Dein Wille geschehe…).

Was also verstehst Du bitte unter "Wille", den dieser vorausgesetzter "Ursprung" angeblich haben soll?
Und wenn alle diese Voraussetzungen erfüllt wären, wäre dieser Wille dann "frei" und damit beliebig oder zielgerichtet? :D



Ich weiss nicht, was ein Tisch ist, bis du mir mit aller Gewalt (un)endlich offenbarst, was ein Tisch ist und es mir dauerhaft, also permanent vor Augen geführt wird, was das also ist - ist das aber möglich?

Ich denke schon, daß ich Dir erklären kann, was ein Tisch ist, aber zuerst erkläre mir, was Du unter "Wille" und unter "frei" verstehst.


Woher soll ich wissen, ob ein Tisch da ist?

Das müssen wir gar nicht wissen. :D

Wenn wir annehmen, daß ein wesentliches Teil des Tisches die "Platte" ist, dann wird es offensichtlich, daß ein Tisch ohne "Platte" kein Tisch ist. Dabei ist es egal, ob dieser "Tisch" da ist oder dort oder nicht.
So behaupte ich, daß ein Wille, der "frei" ist, kein Wille sein kann.
Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Wille da ist oder dort oder nicht.


Woher kann ich wissen, dass er eine Platte zu einem für ihn als wesenhaft Erfahrbares (Natürliches) von dir zugeschrieben bekommen hat, bis zu diesem Zeitpunkt, an dem du es mir gesagt haben wirst?

Die Platte muß nicht wesenhaft erfahrbar sein. Aber beim Wissen stimme ich Dir zu, Du kannst nicht wissen, was ein Tisch und was eine Platte ist, bevor man es Dir erklärt hat.

Und daher wäre es für mein Begreifen sehr förderlich, zu erklären, was Du unter "Wille" und unter "frei" zu verstehen geneigt bist.
 
Das Thema "Wille" kommt übrigens nicht von mir, denn Du hast damit angefangen, ohne auch nur andeutungsweise vermitteln zu können, was Du darunter verstehst.

Ich denke schon, daß ich Dir erklären kann, was ein Tisch ist, aber zuerst erkläre mir, was Du unter "Wille" und unter "frei" verstehst.


Und daher wäre es für mein Begreifen sehr förderlich, zu erklären, was Du unter "Wille" und unter "frei" zu verstehen geneigt bist.


Liebe/r Alzii,

Ich mag deine kritische Einstellung. Aber ich habe das Gefühl, dass du die Texte, die ich bislang geschrieben habe, nicht genau durchliest. Bist du dir mit der oben angeführten (Verweis auf das erste Zitat) Aussage ganz sicher?

Ich habe dir ungefähr erklärt, inwiefern sich die Definitionsproblematik in die Problematik der Sprache überhaupt einreiht und ihre über die Binarität (die nirgendwo beginnt) differenzierbare Struktur. Das Wort 'Paradox' fiel mehrere Male und du hast auch bemerkt, dass sich einige Widersprüchlichkeiten in den Grundstrukturen des vorgeführten Denkens finden lassen - achte dich etwas genauer: sie werden sogar zelebriert!

Auf den 'Willen' - was auch immer das sein mag (die ontologische Frage interessiert mich zunächst gar nicht gross, auch das habe ich bereits geschrieben) - habe ich in Bezug auf einen mir vorliegenden Text reagiert. Der 'Wille' wurde bezeichnet und deswegen blieb mir nicht viel anderes übrig, als die Seiendheit eines solchen zu akzeptieren. In einem kommunikativen Prozess, der über unseren Schirmherr Hermes (Achtung! Auch nur eine Metapher) gestiftet wird, versuchte ich mich als klassischer Hermeneut in der Logik (im Logos) des Textes, mit dem ich in Korrespondenz getreten bin, zu bewegen.

Auf die Problematik des Modalverbs 'wollen' habe ich auch hingewiesen und v.a. habe ich auf die Problematik der Souveränität hingewiesen, die das Ich beispielsweise gegenüber dem Du einnehmen kann - und auch umgekehrt.
Von mir wird die ganze Zeit gewollt, dass ich definiere. Kommt dir das hinsichtlich meinen Ausführungen zur Souveränität und dem 'Willen zur Macht', den ich über seine Undefinierbarkeit bezeichnet habe (paradox, nicht?) und als metaphysische Kategorie in meiner Argumentation habe gelten lassen, nicht ein wenig seltsam vor?
Es gibt bestimmt nicht nur eine Textebene (bestimme ich!), deswegen ist es manchmal noch hilfreich, sich anzusehen, was der Text vollzieht.
Einige deiner Erkenntnisse gefielen mir recht gut – es waren die Absurden (was mag das wohl wieder heissen?).

Das Stichwort Wahrheit, das meist untrennbar mit der Souveräntität verbunden ist, spielt in dem ganzen Zusammenhang eine nicht allzu geringe Rolle. 'Nietzsche' selbst lässt etwas zu diesem Begriff verlauten:

"Ein bewegliches Heer von Metaphern, Metonymien, Anthropomorphismen, kurz, eine Summe von menschlichen Relationen, die, poetisch und rhetorisch gesteigert, übertragen, geschmückt wurden und die nach langem Gebrauch einem Volke fest, kanonisch und verbindlich dünken: die Wahrheiten sind Illusionen, von denen man vergessen hat, dass sie welche sind, Metaphern, die abgenutzt und sinnlich kraftlos geworden sind, Münzen, dir ihr Bild verloren haben und nun als Metall, nicht mehr als Münzen, in Betracht kommen."

Was nicht vergessen werden darf: Auch unser 'Nietzsche' spricht hier also in Metaphern – lügt er uns deswegen vielleicht an, da er darauf hinweist, dass die Un-wahrheit, die der Metaphorizität der Sprache anhaftet, als Vergessenes im Sprechen über sie ausgeschlossen wird? Oder spricht er vielleicht wahr, indem er die Lügenhaftigkeit seiner eigenen Sprache behauptet? Ich kann das von meinem Standpunkt her schlecht entscheiden.
Du, der du aber Definitionen forderst und also darin geübt zu sein scheinst, welche aufzustellen, müsstest mir da eigentlich locker weiterhelfen könnten.
Vielleicht beantwortest du mir zur Abwechslung mal meine Fragen, die ich in den vorherigen Texten aufgworfen habe...

Abwechslung? Heisst das etwa, ich hätte dir deine Fragen beantwortet?

Liebe Grüsse : :D


p.s. Entschuldige, liebe/r Rudhi, dass ich bislang nicht wieder näher auf deine Beiträge eingegangen bin...
 
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Einige Thesen zum "Freien Willen"... ich weiß, wir müssen mehrere Szenarien durchspielen. Sonst drehen wir uns im Kreise. Nehmen wir also mal an, es gibt keine Zufälle und entweder gibt es einen Schöpfer oder einen Plan.

FRAGE: In welcher Beziehung steht die Vermutung, daß ich "geschaffen" (bin ich geschaffen?) bin, mit der Möglichkeit eines "Willens" - was auch immer das sei?

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(Von der Omkara-Internetseite==>) "Das Wort Kosmos bedeutet - Ordnung. In der kosmischen Ordnung kann es keinen Zufall geben. Darum ist es auch kein Zufall, dass ich heute diese Zeilen schreibe und Du sie liest. Wir wurden an diesen Punkt geführt, die kosmische Ordnung zu erkennen und uns ihrer bewusst zu werden. Mit einem fest umrissenen Lehr- und Lebensplan kamen wir in diese Inkarnation. Wir haben uns entschieden zu lernen. Der kosmische Imperativ >ENTWICKLE DICH - LERNE< ist die Triebfeder unserer Lebenskraft und Suche. Jeder Mensch kann für sich entscheiden, wie er diesem Selbstbefehl folgen will. Lernst Du freiwillig oder unter Druck, (Schicksalsschläge, Leiden)? Jeder Mensch wird früher oder später seinem eigenen Plan folgen, weil die Seele und der Geist unweigerlich jeden wieder auf den Weg der Liebe führen wird. Doch über das Wie und das Wie lange hat jeder Mensch völlige Entscheidungsfreiheit. Hier an diesem Punkt entscheidet der freie Wille, in den selbst Gott nicht eingreift. "

FRAGE: Und wie willst Du es mit einem Unzurechnungsfähigen halten, der im Vollsuff einen Menschen verletzt, da er in sich das Verlangen spürt, ein Messer zu nehmen und damit auf sein Gegenüber einzustechen? Soll diese Körperverletzung als unwillentlich gelten, da der Täter anscheinend juristisch unzurechnungsfähig war?

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Das sind alles Bewertungsfragen. Es gibt kein "absolut Positives" oder "absolut Negatives". Alziis Beispiele, auch an anderer Stelle, die offensichtliche schreiende Ungerechtigkeiten thematisieren, machen da keine Ausnahme. Sie sind Teil eines Lernprozesses und erhalten ihre Wertung erst durch jeden Einzelnen. Wie gesagt, es gibt keine Zufälle, jede Wirkung beruht auf einer Ursache. Der "Vollsuff" ist eine bewußte Entscheidung. Gründe gibt es genug, bestimmt kein "Durst", eher Selbsthaß oder Verzweiflung, etc. Die Folgen hat derjenige dementsprechend zu tragen. Leider sehen das unsere Juristen nicht so.

Letztendlich sind Freiheit und Sicherheit eines von vielen dualistischen Paaren. Eine "absolute" Freiheit kann es innerhalb einer dualistischen Denk- und Lebensweise m.E. niemals geben. Da kommen wir in Bereiche, die Alzii vermutlich "trivial" oder "unlogisch" bezeichnen wird? Da werden wir uns wohl niemals einigen, weil ich der Logik ab einem gewissen Punkt den Erkenntniswert abspreche. Dort, wo uns das materielle Denken nicht mehr weiterbringt. Der Freie Wille ist ein Ideal, oft lassen wir uns die Butter vom Brot nehmen, akzeptieren Sachzwänge und geben anderen Macht über uns! Auch hier sage ich, wir machen Lernprozesse durch und brauchen das vermutlich. Das hängt mit der Erziehung zusammen und unserem sozialen Umfeld. Nur: grundsätzlich haben wir die Wahl, wobei mit jeder getroffenen Entscheidung der freie Wille geringere Kraft hat. Wir haben schließlich die Verantwortung zu tragen für das, was wir gewollt haben. Das Gefühl der Ohnmacht entsteht vor allem nach halbherzigen Entscheidungen.

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Die Frage nach Definitionen? Ich finde, Alzii macht es sich zu einfach. Es gäbe keine Philosophie, wenn wir den "Tod" nicht vom "Leben" ableiten würden! Was widerum nicht mit "Bewußtsein" gleichzusetzen ist. Und der Begriff "Wille" wird bei Nietzscheanern gerne mit Streben, Neigung.. oftmals sogar mit Trieb gleichgesetzt. So meine Lesart. Im letzteren sehe ich eher die Gefahr der unreflektierten Übernahme: seit Freud versuchen einige Menschen alles mit Trieben zu erklären. Inzwischen wurde für alles ein passender Trieb "erfunden". Einigen wir uns vielleicht darauf, Alzii, daß entscheidend für die Definition die persönliche Sinnfrage jedes einzelnen ist - absolut zu EINEM Wesen/ Mensch zugehörig laut Florentin meint das auch wohl? -, und somit ist eine allgemein gültige Definition unmöglich. Für darin, was ich als Sinn oder Lebensaufgabe sehe, behaupte ich, existiert Selbstbestimmung. Soweit ich es will!
 
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