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Kommunistische Verbrechen

Claus, es wäre sträflich, wenn ich Deinen Beitrag nicht doch eigens berücksichtigen würde, denn immerhin bleibt er beim Thema Kommnunismus und listet nicht die - unbestreitbaren! - Schandtaten des Kapitalismus auf.
Claus schrieb:
die Grundidee des Kommunismus (oder Sozialismus, ich erkenne nicht genau die Unterschiede)
ist doch die Vergesellschaftung der Produktionsstätten.
Stimmt, diesen Unterschied zum NS habe ich nicht aufgelistet, ein Versäumnis. - Aber gerade diese Vergesellschaftung, in Wahrheit eine Verstaatlichung, trug doch zu der Omnipotenz bei. Alle hatten denselben Arbeitgeber. Selbst die schlimmsten frühkapitalistischen Zustände gaben dem einzelnen Kapitalisten nicht eine derartige Macht, wie sie der staatlich Monopolkapitalist besaß. Das erleichterte den Machtmissbrauch. -. Und nur nebenbei, obwohl ich damit vom Thema abschweife: Der Paläokapitalismus kannte keine Arbeitsschutzbestimmungen, keine Versichenrungen, keine Arbeitszeitbegrenzungen und Urlaube, keinen Kündigungsschutz, keine Mitbestimmung, keine Arbeitsgerichte usw. usf. muss ich noch mehr aufzählen?

Marx konnte oder wollte nicht ahnen, daß Egoismus und Faulheit seine Vorstellungen von volkseigenen Fabriken zu nichte machen, in den jeder nach besten kräften arbeitet.

Das ist ein wichtiger Satz. Marx konnte nicht, aber er wollte nicht ahnen, dass der Mensch nicht so ist, wie er ihn wünschte. Und weil er nicht so war und nicht so wurde, erzog man ihn, mit Brachialgewalt. Der "Tugendterror" (Robespierre) ist älter als der Kommunismus, aber die Kommunisten haben sich seiner bedient. - Manchmal denke ich auch, dass der Sozialismus scheiterte und immer wieder von Neuem scheitern wird am falschen Menschenbild. - Das sollten wir mal in einem anderen Thread diskutieren.
Die totalitären Systeme („Diktatur des Proletariats“) hat Marx sicher nicht gewollt. Er war einfach ein Träumer, der nicht geahnt hat, daß in den meisten Menschen der innere Schweinehund seinen Idealen widerspricht.
Zustimmung bis auf die Einschränkung: <Der Bergiff "Diktatur des..." stammt von ihm! Ein Träumer war er sicherlich.
also, ich sehe es gerade andersherum wie du.
Das System war im Prinzip marxistisch, mußte aber, da es mit der Wirtschaft nicht geklappt hat, zu immer totalitäreren Mitteln schreiten.

Da wird Dir aber jeder Marxist heftig widersprechen. Nach deren Ansicht war das SU-System eben nicht marxistisch. Meine Meinung: Marx hat - an keiner Stelle seines dreibändigen Werkes auch nur halbwegs deutlich gemacht, wie eine soz-kom. Wirtschaftsordnung überhaupt funktionieren kann. Das war doch die Verzweiflung der russischen Revolutionäre, als sie 1917 in seinen Werken vergeblich blätterten und nichts fanden.

Dazu gäbe es noch viel zu sagen, bis hin zu heiteren Anekdoten, dass ein paar Tage lang man keine Fahrkarte zu kaufen brauchte, denn die Eisenbahn gehörte ja nun dem Volk. Dumm nur, dass die Lokführer nicht umsonst arbeiten wollten.

Gruß Ziesemann
 
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Kommunismus

Nicht nur aus dem Bauch geschrieben​

Mit der Geschichte des Kommunismus habe ich mich nur am Rande beschäftigt.

Nach Wiedererrichtung der Republik Österreich hat die KPÖ von der sowjetischen Besatzungsmacht starke Unterstützung erfahren. Ihr Einfluss nahm aber schnell ab, nachdem der Staatsvertrag abgeschlossen war.

So sind die Kommunisten in Österreich seit 1959 nicht mehr im Nationalrat vertreten.

Die Kommunisten sind in Österreich nicht beliebt.

Über eine Freundin bin ich 1981/82 auf moskauhörige KommunistInnen gestoßen. Es war eine literarische Gruppe, mit welcher ich regelmäßig einmal wöchentlich Kontakt hatte und dies ein Jahr lang.

Menschen, welche sie an das sogenannte „Establishment“ erinnerten, waren sie von vornherein feindlich gesinnt. Viele Neue sind nur einmal gekommen, denn die KommunistInnen waren penetrant kritisch. Sie ließen z.B. schöngeistige Gedichte oder Texte nicht gelten. "Du schreibst ja wie Goethe“ war kein Kompliment sondern Hohn. Liebesgedichte mit einem romantischen Touch wurden verbal zerrissen. Nur Hartes, Kritisches oder Zorniges fand in ihren Werturteilen Gnade.

Dunkel erinnere ich mich an einen Abend mit Tanz. Die Stimmung war eisig. In einer Ecke saß ein Mädchen, das weinte. Die tanzenden Paare, waren keine. Jeder tanzte für sich, die Blicke in sich gestülpt. Auf mich wirkten sie wie Zombis, denn ihre Gesichter waren verspannt und hatten nichts Liebes.

Ich habe sie als hartherzig, ironisch-sarkastisch und intrigant kennen gelernt und an diesem Eindruck hat sich bis heute nichts geändert. Schlechtes Benehmen war charakteristisch für sie.

Meine eigenen Erlebnisse sind mein fundiertes Wissen. Sie sind mehr wert als jeder Geschichtsunterricht, und aus Büchern abschreiben kann jeder.

Unter kommunistisch geprägten Menschen möchte ich nicht leben. Ich würde auch jedem jungen Menschen raten, um kommunistisch orientierte Organisationen einen großen Bogen zu machen.

Und ich finde jede Art von Kommunismus zum Scheitern verurteilt. Es fehlt im Fundament die „Moral“, die ein zufriedenstellendes Zusammenleben erst möglich macht. Ideale auf sandigem Boden gebaut helfen nichts. Diese Anschauung führt automatisch in die Irre.

Man hat es schon erlebt: Am Anfang stehen die Lügen, dann folgen Vernaderertum und Bespitzelungen. Einer bespitzelt den anderen. Der Hass blüht. Zum Schluss wird getötet.

Demozide im 20. Jahrhundert, zusammengerechnet 80,5 Millionen Todesopfer, Kriegstote und Kriegsfolgetote nicht dazugerechnet.​

Wer kann so ein System gut heißen?

Zum Schluss möchte ich Ziesemann für den wahrheitsgetreuen und grandiosen Beitrag danken.

Mit lieben Grüßen

suche :blume1:
 
suche schrieb:
Dunkel erinnere ich mich an einen Abend mit Tanz. Die Stimmung war eisig. In einer Ecke saß ein Mädchen, das weinte. Die tanzenden Paare, waren keine. Jeder tanzte für sich, die Blicke in sich gestülpt. Auf mich wirkten sie wie Zombis, denn ihre Gesichter waren verspannt und hatten nichts Liebes.

Nach der Lektüre einiger kritischen Werke zum Marxismus, zum dialektischen Materialismus, und hauptsächlich zum Kommunismus, muss ich sagen: ich habe noch nie so unschlagbare Argumente gegen den Kommunismus gelesen, wie die obigen Zeilen.

Und endlich kann ich mich dadurch zurücklehnen und sagen: Kommunismus ist für mich uninteressant. (Paraphrasierung von Jürgen Becker. Ob der Kommunist sei? Nein - Kabarettist).

Eine fast überzeugte

Miriam
 
ja, Miriam, da stimme ich dir voll zu.

Wenn der Kommunismus so war, wie ihn suche beschreibt, dann muß er ja ganz schrecklich gewesen sein :)

belustigte grüße von Claus
 
Miriam schrieb:
Nach der Lektüre einiger kritischen Werke zum Marxismus, zum dialektischen Materialismus, und hauptsächlich zum Kommunismus, muss ich sagen: ich habe noch nie so unschlagbare Argumente gegen den Kommunismus gelesen, wie die obigen Zeilen.

Und endlich kann ich mich dadurch zurücklehnen und sagen: Kommunismus ist für mich uninteressant. (Paraphrasierung von Jürgen Becker. Ob der Kommunist sei? Nein - Kabarettist).

Eine fast überzeugte

Miriam

Auch Kabarett bringt die traurige Wahrheit, jedoch so, dass man auch lachen kann.

Doch in der Wirklichkeit kann man leider nicht darüber lachen.

Ein echter Zeuge ist in der Geschichte viel wert. Und dass man Ernstes in einem ernst zu nehmen Threat lächerlich macht, ist auch kommunistisch.

Leider fehlen die echten Argumente.

Eine überzeugte

suche
 
Claus schrieb:
ja, Miriam, da stimme ich dir voll zu.

Wenn der Kommunismus so war, wie ihn suche beschreibt, dann muß er ja ganz schrecklich gewesen sein :)

belustigte grüße von Claus

Leider war der Kommunismus noch viel schrecklicher als in meiner Beschreibung, habe auch nur einen kleinen Ausschnitt abrollen lassen.

Der Kommunismus hat 80 Millionen Tote gefordert.​

Leider

suche
 
Neulich schlich hier einer ums Haus. Ich glaube der hatte ein Messer zwischen den Zähnen.
Ob das ein Kommunist war?

gruslige Grüße von Claus :geist:
 
Claus schrieb:
Neulich schlich hier einer ums Haus. Ich glaube der hatte ein Messer zwischen den Zähnen.
Ob das ein Kommunist war?

gruslige Grüße von Claus :geist:

Lieber Claus,

ich glaube nicht, dass es angebracht ist, ein ernstes Thema ins Lächerliche zu ziehen.

Aber wenn Du so sprichst, kommt mir eher der Verdacht, dass auch du auf der kommunistischen Seite stehst. Wenn nämlich gewissen Menschen kein Argument mehr einfällt, weil der andere recht hat, fangen sie an, ernste Dinge ins Lächerliche zu ziehen oder wenn sie die Macht haben, stellen sie denjenigen sogar an den Pranger. Späße gehören ins Spassforum und nicht hierher. Tut mir leid, Dir das sagen zu müssen, da du doch alt genug wärst um das zu verstehen. Dasselbe gilt auch für Miriam.

Wenn Ihr das weiterhin betreibt, dann dürft Ihr Euch auch nicht wundern, wenn man das nächste Mal Eure Berichte genauso ins Lächerliche zieht. Oder haltet Ihr Euch für unangreifbar? Das ist aber nicht der Sinn eines ernstzunehmenden Forums. Argumentieren JA, lächerlich machen NEIN. Letzteres ist keine Stärke sondern eine Schwäche.

suche

:schmollen
 
Aber wenn Du so sprichst, kommt mir eher der Verdacht, dass auch du auf der kommunistischen Seite stehst.

Liebe suche,

auch ich kenne Leute, die in der SED waren.
Sie wußten nichts von den Schandtaten ihrer führenden genossen.
Sie waren in den Idealen des Kommunismus von Kind auf erzogen und lebten nach den
„10 Geboten des sozialistischen menschen“ (oder so ähnlich)
diese Gebote sind den christlichen Geboten zum verwechseln ähnlich (bis auf das erste :) )

Und diese Leute bezeichneten sich wegen dieser ihrer Ideale, wegen ihrer unermüdlichen Arbeit
(es galt die Losung:
„mein Arbeitsplatz, mein Kampfplatz für den frieden“)
als Kommunisten.

Oft lebten sie in Dresden oder in einer anderen gegend, in der man keine Westsender empfangen konnte.
Was wirfst du ihnen vor?

fragt Claus
 
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Antw. an claus, miriam und suche

Ab 1965 habe ich regelmäßig jedes Jahr - manchmal mehrmals - die DDR besucht. 1983 entdeckte ich die nachfolgende Parole in einer öffentlichen Herrentoilette in Plauen (Sachsen)
Claus schrieb:
(es galt die Losung:
„mein Arbeitsplatz, mein Kampfplatz für den frieden“)
und direkt davor saß ein ziemlich griesgrämiger Wärter. Wie viel schwarzen Humor muss gehabt haben, wer das Riesenplakat ausgerechnet dort plazierte. Ich kenne ihn nicht, aber ich bin mir sicher: Ein Kommunist war der nicht.

Auch ich finde den Beitrag suches (# 22) – altersmild formuliert – nicht gerade gelungen; er könnte, das hat Claus erkannt, geradezu der Verharmlosung des Kommunismus und seiner Vertreter dienen. Wenn es schlimmer denn nicht war... , Aber man sollte suche immerhin attestieren, dass sie beim Thema "Kommunismus" geblieben ist, während andere in diesem Zusammenhang etwas vom Neoliberalismus redeten, der überhaupt erst in den 50er Jahren Wirkung entfaltete.
Man mag dem suchenden Beitrag vorwerfen, dass er persönlich, zu persönlich gehalten ist; aber ich habe schon mehrmals erlebt, dass in diesem Forum sehr Privates, gewissermaßen Privatissimes, detailliert ausgebreitet wurden. Gemessen daran ist suches posting bescheiden-zurückhaltend.
Und wenn ich mich belustigen wollte über Kabarettreifes, lieber Claus, könnte ich täglich hier vielfach fündig werden.
Miriam, auf Deinen Sachbeitrag, also einen Beitrag zur Sache, war ich neugierig, aber ich habe in # 23 trotz angestrengten Suchens einen solchen nicht entdecken können; statt dessen beschäftigt er sich ausschließlich mit suche.
(Sollten da gar alte Rechnungen beglichen werden? Aber nicht doch bitte.)
Doch nun zurück ad rem.
Mit etwas gutem Willen kann man in # 22 sehr wohl etwas entdecken, was für kommunistisches Denken (aber nicht nur dort, gewiss, gewiss, bevor sich Protest erhebt!) charakteristisch ist: Das dialektische Denken in Freund/Feind-Kategorien. Schon wieder etwas Kabarett, aber genau auf dieser Schiene lief hochoffiziell jahrzehntelang die Propagandamaschine des SED-Politbüros: Ein Gewehr in der Hand eines Soldaten der NATO, besonders bei einem US-Soldier, ist eine Angriffswaffe des kapitalistischen Imperialismus und bundesdeutschen Revanchismus gegen die friedliebende Sowjetunion und ihrer Brudervölker; dagegen ist das Gewehr eines NVA-Soldaten ein Abwehrmittel zur Verteidigung der sozialistischen Errungenschaften des Arbeiter- und Bauernstaates, des „ersten demokratischen Staates auf deutschem Boden“.
Auf dem Höhepunkt der Nachrüstungsdebatte (1982) organisierte die SED in der DDR Demonstrationszüge gegen die Pershing II, die in der BRD stationiert waren. Und so marschierten denn die tapferen Protestler u.U. ein paar hundert Meter vorbei an unbehelligten Stützpunkten der sowjetischen, atomar bestückten SS-20, um auf einem Marktplatz in Schneeberg (Sachsen) den Anti-NATO-Parolen zu lauschen.
Claus wird jetzt böse werden; aber sorry, nachdem die Diskussion so gelaufen ist, muss es sein. Natürlich hat Karl Marx Gulag nicht gewollt, so wenig wie einer der geistigen Wegbereiter des NS, Carl Schmitt (bitte nicht mit Carlo Schmid verwechseln) die Vernichtung der Juden wünschte; aber, dieser „gnadenlose Egozentriker“ Marx klassifizierte seine Kritiker hemmungslos ab als verbohrt-dumm oder abgrundtief bösartig – meistens waren sie bei ihm gleich beides. Er konnte sich gar nicht vorstellen, dass man intelligent sein und trotzdem seine Lehre für falsch erachten kann. Marx schreibt: „Die Waffe der Kritik kann die Kritik der Waffen nicht ersetzen“ (im Kontext: Anwendung von Gewalt zum Sturz der bürgerlichen Gesellschaft). Wer so formuliert, zieht den Talar des Gelehrten aus und den Kampfanzug des Agitators an.
Keine Frage, Claus, dass ich mit diesem Zitat der geistigen Größe Marx nicht gerecht werde, kann das in diesem Rahmen auch nicht. Schließen möchte ich mit einer Anekdote: Otto Wels (1873-1939) wandte sich um 1900 an seinen SPD-Parteivorsitzenden, den Genossen August Bebel (1840-1913), und klagte „Ich habe ‚Das Kapital’ schon im ersten Band nicht verstanden. „Gräme Dich nicht“, lautete die Antwort, „ich habe auch nicht weitergelesen.“
Auch bei einem ernsten Thema kann Heiterkeit aufkommen – doch bitte nicht auf Kosten der Teilnehmer.
Beste Grüße an (in alphabetischer Reihenfolge) claus, miriam und suche.

Ziesemann
 
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