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Quelle:Streit um Juli-Ausgabe
Kirche lässt „Titanic“-Titelblatt verbieten
10.07.2012 20:20 Uhr
Wo sind die Grenzen der Satire? Die katholische Kirche sieht sie beim Titel des aktuellen „Titanic“-Hefts überschritten. Sie stoppt das Bild gerichtlich. Das Heft erscheint nun ohne Titelbild.
Frankfurt. Im Streit um ein Titelbild des Frankfurter Satire-Magazins „Titanic“, das Papst Benedikt zeigt, hat die katholische Kirche eine gerichtliche Verfügung erreicht. Auf der Vorder- und Rückseite des aktuellen Hefts war der Papst von vorn und hinten zu sehen - einmal mit gelbem, einmal mit braunem Fleck in der Leibesmitte. Das Bild wird nicht mehr verbreitet, nachdem die katholische Kirche eine gerichtliche Verfügung erreichte.
Mit der Juli-Ausgabe - Titel: „Halleluja im Vatikan – Die undichte Stelle ist gefunden!“ – spielt das Magazin auf die „Vatileaks“ genannte Enthüllungsaffäre an, bei der mehrfach geheime Dokumente aus dem Vatikan publik geworden waren. Der Kammerdiener des Papstes wurde festgenommen. Er soll eine Reihe vertraulicher Dokumente entwendet haben, die dann durch Medien öffentlich wurden.
Nach der einstweiligen Verfügung des Landgerichts Hamburg werde das Titelbild nicht mehr verbreitet, sagte „Titanic“-Chefredakteur Leo Fischer am Dienstagabend der Nachrichtenagentur dpa. In der Verfügung werde ein Ordnungsgeld von 250.000 Euro angedroht. Das Magazin hoffe immer noch auf eine Einigung mit Benedikt XVI. Sollte sie nicht zustande kommen, werde das Heft möglicherweise ohne Titel verkauft. Im Internet wurden die Seiten bereits geschwärzt.
Eine Bonner Anwaltskanzlei hatte im Auftrag von Papst Benedikt XVI. eine Unterlassungsverpflichtungserklärung an die „Titanic“-Redaktion in Frankfurt geschickt. Die Deutsche Bischofskonferenz in Bonn bestätigte den Rechtsstreit: „Titelbild und Rückseite der aktuellen Titanic-Ausgabe sind rechtswidrig. Sie verletzen den Heiligen Vater in seinen Persönlichkeitsrechten. Titanic überschreitet jedes Maß an Zumutbarem“, sagte Sprecher Matthias Kopp am Dienstag der dpa. Ob eine Einigung denkbar ist, sei derzeit unklar: „Das müssen wir jetzt erst mit unseren Anwälten besprechen.“
„Benedikt muss uns missverstanden haben“, erklärte „Titanic“-Chefredakteur Leo Fischer gewohnt ironisch. Der Titel zeige den Papst, wie er nach der Aufklärung der Spitzelaffäre feiere und im Überschwang ein Glas Limonade über seine Soutane verschütte.*
dpa
http://www.haz.de/Nachrichten/Medien/Uebersicht/Kirche-laesst-Titanic-Titelblatt-verbieten
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Papst verklagt TITANIC
Benedikt XVI. fühlt sich durch das aktuelle Titelbild in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt
Papst Benedikt XVI. hat das Satiremagazin TITANIC zu einer Unterlassungserklärung aufgefordert. Anlaß ist das aktuelle Titelbild: "Halleluja im Vatikan – Die undichte Stelle ist gefunden!" Wegen "Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte" hat Erzbischof Angelo Becciu im Namen von Benedikt XVI. die Bonner Kanzlei Redeker/Sellner/Dahs mit der Durchsetzung der Unterlassung beauftragt. Gegenüber TITANIC bestätigte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, den Vorgang; man werde sich "intensiv mit der Angelegenheit beschäftigen".
In einer ersten Stellungnahme weist die Redaktion der TITANIC die Vorwürfe zurück. "Benedikt muß uns mißverstanden haben", erklärte Chefredakteur Leo Fischer. Der Titel zeige einen Papst, der nach der Aufklärung der Spitzelaffäre ("Vatileaks") feiert und im Überschwang ein Glas Limonade über seine Soutane verschüttet hat: "Es ist allgemein bekannt, daß der Papst ein großer Freund des Erfrischungsgetränks 'Fanta' ist." Man hoffe nun auf ein persönliches Gespräch mit dem Heiligen Vater, um das Mißverständnis auszuräumen. Die Unterlassungserklärung werde man einstweilen nicht unterzeichnen.
Es ist das erste Mal, daß ein Papst zivilrechtlich gegen TITANIC vorgeht.
http://www.titanic-magazin.de/newsticker.html
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