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Kauf mich!

AW: Kauf mich!

DEIN Wiki hat Recht, ich habe versehentlich etwas vertauscht, "meine" Definition habe ich hier kopiert. :dreh:

Unter "andere Welt" verstehe ich Phantasien über ein Leben, das nach anderen Gesetzmäßigkeiten verläuft als das real erlebte, Menschen, die eine solche Welt entweder nach dem Tod oder in einem späteren irdischen Leben erwarten, wären demnach religiös.

Ist ja egal, wo die Definition herkommt. :)

Offensichtlich kann Religion Aussagen über eine "andere Welt" machen, sie muss es aber nicht tun, wie das Beispiel der Religion Wirtschaft zeigt. ;) Die macht auch keine Aussagen über Gott oder Götter aber sie macht Aussagen über Menschen, nämlich die, dass Menschen sich nur ökonomisch verhalten können und daß es unbedingt notwendig ist, zu kaufen und zu verkaufen und daß Geld seelig macht. Damit prägt diese minimalistische Religion das Bewußtsein ihrer Anhänger, die noch nichteinmal merken, daß diese Religion ihre Bedürfnisse nicht erfüllt.

Es scheint aber so zu sein, dass die Weltreligion Wirtschaft, im Gegensatz zu vielen komplizierteren Religionen, immerhin einen gemeinsamen Nenner gefunden hat, der fast alle Menschen verbindet: Die Freude am materiellen Besitz. Nur scheint sich diese Freude nicht automatisch auf alle Anhänger dieser Religion zu verteilen. :dontknow:

Überhaupt, fällt mir bei allen Religionen, die ich kenne (Das sind nicht viele) ein gewisses Ungleichgewicht bei der Verteilung der Früchte auf. Die Hohepriester sind seelig, der gemeine Kirchengläubige trägt die Schuld und soll büßen, die Hohepriester der Wirtschaft häufen Besitz an (Siemens-Vorstand, Ackermann, usw.), der gemeine Seelen-verkäufer kann gerade so existieren, wenn überhaupt.

Ist diese Ungleichverteilung nun ein Webfehler in der Religion oder ist es ihr eigentlicher Zweck oder habe ich nicht richtig beobachtet, was meinst Du, Kaawi?

@moebius
Der Einstein-Spinoza-Sichtweise schließe ich mich gerne an.
 
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AW: Kauf mich!

Natürlich ist die Quelle der Definition unerheblich.:)
Und es ist jetzt auch verstanden, warum das Ganze in diesem Unterforum gepostet wurde.
Aber der Fetischcharakter von Ware und Geld ist doch bekannt, seit langem (wie der blaue moebius erläuterte.:D Er dachte dabei bestimmt an KARL MARX :dontknow: ), ohne dass deshalb der Warenproduktion und den Tauschverhältnissen der Begriff des Religiösen in unsrem heutigen Sinne angehängt wird.
Ich kenne nicht wenige, für die ihr Pkw oder der Fußballverein Fetische sind, würde dies aber nicht per se als religiös bezeichnen.
 
AW: Kauf mich!

1. ...., ohne dass deshalb der Warenproduktion und den Tauschverhältnissen der Begriff des Religiösen in unsrem heutigen Sinne angehängt wird.
2. Ich kenne nicht wenige, für die ihr Pkw oder der Fußballverein Fetische sind, würde dies aber nicht per se als religiös bezeichnen.

Zu 1.:
Im von Karl MARX im 19. Jahrhundert analysierten Kapitalis-mus heiligt nicht der Zweck die Mittel, sondern der Scheck heiligt die Mittel - und dem Tausch-Mittel Geld wird als oberstem "Götzen" das Leben quasi geopfert, was nichts mit Religion und erst recht nichts mit Religiosität zu tun hat.
Nur zur Erinnerung:
In Karl MARX' religionskritischen Analysen/Reflexionen ist die Religion Opium des Volkes sowie der Seufzer der bedrängten Kreatur, also Ausdruck des wirklichen Elends und Protest gegen dieses Elend...
Zu 2.:
Herbert MARCUSE sprach in diesem Zusammnenhang auch vom "Eindimensionalen Menschen", der so mit dem Kapitalis-mus und seinen "schönen" Produkten identifiziert ist, daß für ihn die klassische bildungsbürgerliche Maxime "Dem Wahren, Guten, Schönen" ersetzt wird durch: "Den guten schönen Waren".
Oder auch:
"Süßer die Kassen nie klingeln, als zu der Weihnachtszeit...." (nach einer bekannten Melodie zu singen...)
Der blaue moebius
 
AW: Kauf mich!

Ist diese Ungleichverteilung nun ein Webfehler in der Religion oder ist es ihr eigentlicher Zweck oder habe ich nicht richtig beobachtet, was meinst Du, Kaawi?

Selbstverständlich gibt es keine Verteilungsgerechtigkeit, weder in spirituellen noch in materiellen Machtsystemen, und wer die Zuständigkeit für das Kennen und Erfüllen seiner Bedürfnisse abgibt, der arrangiert sich wohl mit dem offiziell befürworteten Missbrauch und der Selbstentfremdung.

Aber noch einmal die Frage an Dich: welchen Platz nimmst DU denn in dieser Weltreligion "Wirtschaft" ein, wenn Du Dich nach der Rolle des Wunscherfüllers sehnst, wie Du es im Eingangspost beschrieben hast?
 
AW: Kauf mich!

Selbstverständlich gibt es keine Verteilungsgerechtigkeit, weder in spirituellen noch in materiellen Machtsystemen,

Deine Beobachtung und Wertung deckt sich mit meiner Beobachtung und Wertung. Und nun wollte ich wissen: Fehler oder Absicht?

... und wer die Zuständigkeit für das Kennen und Erfüllen seiner Bedürfnisse abgibt, der arrangiert sich wohl mit dem offiziell befürworteten Missbrauch und der Selbstentfremdung.

Das heißt Absicht, oder? Allerdings die Absicht derer, die missbraucht und selbstentfremdet sind und sich am kürzeren (rein zahlenmäßig aber längeren) Ende der Verteilungsungerechtigkeit befinden. Die wollen das so, sonst wäre es ja anders, habe ich das richtig verstanden?

Über die Absicht derer, die sich spirituelle oder materielle Machtsysteme ausdenken, sie betreiben und durch Gewaltanwendung erhalten und ausbauen, hast Du nichts gesagt. Warum nicht? Ist das unwichtig?


Aber noch einmal die Frage an Dich: welchen Platz nimmst DU denn in dieser Weltreligion "Wirtschaft" ein, wenn Du Dich nach der Rolle des Wunscherfüllers sehnst, wie Du es im Eingangspost beschrieben hast?

Ich nehme einen unrühmlichen Platz ein. Ich bin ein Ungläubiger, ein Ketzer, der den Götzen nicht verehrt, der deshalb nicht am gemeinsamen Gebet (Bitte kauf mich!) teilnimmt und der den Gottes- bzw. Götzendienst (Ich kaufe was, kaufen macht soviel Spaß) nur selten besucht. Ich kann deshalb der großen und einigen Gemeinschaft der Gläubigen nicht wirklich angehören und das finde ich manchmal traurig :schnt: aber gottseidank nicht immer. :schnl:
 
AW: Kauf mich!

Deine Beobachtung und Wertung deckt sich mit meiner Beobachtung und Wertung. Und nun wollte ich wissen: Fehler oder Absicht?
Ich denke, dass menschengemachte Systeme im Ursprung von positiven, also ihren Mitgliedern dienenden Absichten geleitet sind, dass aber die Maßnahmen, die die Funktionalität der Gruppe gewährleisten sollen, auf kosten der Individualität und somit der Würde des Einzelnen durchgesetzt werden, womit ein Machtgefälle legitimiert wird.
Da Menschen zur Spezies der Hordentiere gehören, die in der Regel als Einzelne nicht überleben können (Eremiten mal unberücksichtigt gelassen), fürchten sie nichts mehr, als den Ausschluss aus der Gruppe und nehmen Regeln und Täuschungen, die ihnen fast nur Nachteile bringen, lange unkritisch hin.



Das heißt Absicht, oder? Allerdings die Absicht derer, die missbraucht und selbstentfremdet sind und sich am kürzeren (rein zahlenmäßig aber längeren) Ende der Verteilungsungerechtigkeit befinden. Die wollen das so, sonst wäre es ja anders, habe ich das richtig verstanden?
Da halte ich eine differenzierte Sicht für angemessen:

-Solange mensch sich für sich selbst Aufstiegschancen innerhalb der Gruppe ausrechnet oder sich durch die Gruppenzugehörigkeit vor Gefahren geschützt sieht, akzeptieren oder begrüßen viele die Machtverhältnisse, wie sie sie vorfinden

-Andere sind zwar unzufrieden, haben aber kein Vertrauen in ihre eigenen Kräfte, um ihr Leben möglichst unabhängig von der Norm nach ihren eigenen Vorstellungen zu gestalten

-Und dann gibt es die Gescheiterten der sebstverwalteten Betriebe, Hausgemeinschaften und Kommunen, denen vielleicht der Mut zu neuen Projekten fehlt.


Über die Absicht derer, die sich spirituelle oder materielle Machtsysteme ausdenken, sie betreiben und durch Gewaltanwendung erhalten und ausbauen, hast Du nichts gesagt. Warum nicht? Ist das unwichtig?
Zu wissen, wer von der Ungerechtigkeit profitiert, ist von zentraler Wichtigkeit, einmal um die Scheinargumente und angeblichen Sachzwänge, mit denen Systeme legitimiert werden, widerlegen zu können und zum anderen um seine destruktiven Aggressionen, die ihren Ursprung sicher in dem Gefühl der Missachtung durch diese Strukturen haben, richtig zuordnen zu können, was davor bewahrt, selbst zum Treter nach unten und Buckeler nach oben zu werden. :D

Ich nehme einen unrühmlichen Platz ein. Ich bin ein Ungläubiger, ein Ketzer, der den Götzen nicht verehrt, der deshalb nicht am gemeinsamen Gebet (Bitte kauf mich!) teilnimmt und der den Gottes- bzw. Götzendienst (Ich kaufe was, kaufen macht soviel Spaß) nur selten besucht. Ich kann deshalb der großen und einigen Gemeinschaft der Gläubigen nicht wirklich angehören und das finde ich manchmal traurig :schnt: aber gottseidank nicht immer. :schnl:
Sich für die Motive derer, die sich mit der Kaufgemeinschaft identifizieren zu interessieren, ist ja auch eine Form des Teilnehmens. :)
 
AW: Kauf mich!

Und ich greife beim Thema Religiosität gerne hierauf zurück:

http://www.mensch-einstein.de/_/biografie/biografie_jsp/key=3934.html
LG, moebius

Und ich weise gerne darauf hin, dass es wichtig ist welche Früchte hervorgebracht werden. Einstein mag in mancher Hinsicht ein guter Denker gewesen sein. Meine Verehrung für seine Denkleistung und Entdeckergabe hält sich ganz massiv in Grenzen, wenn ich, wie ich hier schon einige Male darauf hingewiesen habe, weiß wie mies Einstein mit seiner ersten Frau Mileva umgegangen ist und ihr einfach den ihr gebührenden Verdienst an dem Nobelpreis abgesprochen hat.

Hier und hier kann einmal mehr nachgelesen werden, wie sehr die Verachtung der Materie durch einen verwirrten Geist noch mehr Kränkung und Verwirrung hervorruft. Das Wort mater (Mutter) ist ja in dem Wort Materie enthalten.
Die Lösung aus dem Dilemma als Besitz des Mannes zu gelten und von ihm nach Lust und Laune ausgebeutet zu werden liegt in der Entwicklung des Selbstbewusstseins der Frau und des Mannes vom reinen Besitzdenken zum größeren Sein zu kommen. Es darf eben alles sein bis es sich zur Zeit der Ernte von selbst löst.
Mädchen wollen Beziehung und Teamarbeit
Jungen wollen Macht und Prestige​

A. u. B. Pease​

Kauf mich! Ist ein Auswuchs davon! Ich habe einmal eine Umschulung zu einem kaufmännischen Beruf in einer kath. Einrichtung absolviert und dort wurde uns regelrecht und unverblümt nahe gelegt: "Sich gut zu verkaufen."
Ich war sprachlos, da ich
a) keine Ahnung hatte, wie das geht
b) empört war über diesen Sprachgebrauch, der ja Sklaverei als selbstverständlich voraussetzte.
c) entsetzt war diese Empfehlung von den Mitarbeitern einer kirchlichen Einrichtung zu hören von der ich einfach anderes erwartet hatte.

:liebe: :geist: :schaf: rg​
 
AW: Kauf mich!

Danke, für die interessanten Aspekte, Kaawi! :blume2:
Ich werde das noch ein wenig wirken lassen.

Einen schönen Wintersonnentag wünsche ich derweil!
 
AW: Kauf mich!

Hi 5Zeichen,

"Der eine sucht einen Geburtshelfer für seine Gedanken, der andre einen, dem er helfen kann: so entsteht ein gutes Gespräch."
Friedrich Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse

LG Kaawi :blume2:
 
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