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Kätzchen leben spaßiger

cheshirecat

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13. November 2005
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Ein ganz normaler Freitag


Ich sitze vor meinem Computer und weiß einfach nicht, was ich meiner besten Freundin mailen soll. Dass ich mit Sebastian geschlafen habe und ihn danach eiskalt aus meinem Bett geschubst habe? Wäre das nicht etwas sehr dramatisch? Jedenfalls, wenn ich bedenke, dass Sebastian ihr großer Bruder ist und sie einen extremen Bruderkomplex hat.
Vor diesem Problem stehe ich nun schon seit Freitag und ich habe mich immer noch nicht entschieden. Ich kann schließlich nichts dafür, wenn Basti so total anders ist, als ich ihn mir vorgestellt habe, oder? Manchmal wünsche ich mir echt, dass Sandra nicht ganz so absolutistisch ist. Meine Finger verharren schon wieder/ immer noch über der Tastatur und ein weißer Bildschirm schreit mir seine Forderung nach Füllung entgegen.
Ich habe zwei Möglichkeiten: gleich sterben oder erst morgen oder übermorgen...je nachdem, wann Basti bei seiner Schwester heulen geht. Erwartungsvoll blickt mich Sandra von der vorderen Reihe an und zieht ihre Augenbrauen in die Höhe. Ich schlucke und lächle ihr gequält zu. Unsere Lehrerin kommt im selben Moment zu mir und ich danke Gott für diese Ablenkung.
„Alexa, bist du schon fertig?“
Aber natürlich bin ich mit diesem Kinderkram bereits fertig. Für wen hält die mich denn? Für einen Vollidioten, wie die anderen aus der Klasse? Informatik ist mein absolutes Lieblingsfach, neben Ethik (wegen der Lehrerin) und Deutsch. Meine Freunde regen sich darüber auf, dass ich meine seltene und spärliche Freizeit meistens mit meinem Compi zubringe. Da ist Delphi nun wirklich kein Problem!
„Tjaaaa...noch mehr Spezialaufgaben habe ich leider nicht. Dann kannst du jetzt gehen, Alexa.“, bedauert Frau Stalke aufrichtig.
Unschuldig, wie ein kleines Engelchen lächele ich sie an und frage in dem niedlichsten Ton, den ich drauf habe:
„Darf ich hier bleiben und ins Netz gehen? Ich bin auch ganz ruhig!“
Glücklich über mein Interesse haucht sie mir ihr „Aber natürlich!“ fast euphorisch ins Gesicht und tänzelt dann freudestrahlend zu Nico, diesem Vollidioten, der nicht mal mit dem Wordprogramm umgehen kann.
Vor Sandra bin ich für die nächsten zwei Stunden sicher. Die Stalken hat sie so was von auf dem Kieker, man könnte glauben, die Alte hätte was gegen meine beste Freundin. Okay, ich gebe es ja zu. Heute bin ich echt glücklich über diese Tatsache! Grinsend logge ich mich ein und gehe erst mal ausgiebig surfen, während neben und vor mir fünfzehn Köpfe rauchen und angestrengt versuchen unauffällig meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Hey! Für wie blöd halten mich denn alle in meinem Umfeld? Einmal aufgeschaut oder geholfen und es ist vorbei mit dem ruhigen surfen!
Ich öffne noch nebenbei meine E-mails und antworte ein paar Freunden. Eine Mail fällt mir ganz besonders ins Auge. Kein Wunder, sie ist extremrot unterlegt und blinkt immer wieder auf. Auf diese Mail habe ich seit circa zwei Wochen gewartet. Erwartungsvoll und ziemlich aufgeregt öffne ich sie und das Gesicht eines Endgeil-typen starrt mir entgegen. Ich schmelze mit einem abgrundtiefen Seufzer auf meinem unbequemen Stuhl zusammen und hechle meinen Monitor an. Ich wusste schon immer, dass Spanier zum Fressen sind, aber wenn man ein Autogramm von einem bekommt, der auch noch dazu zum süchtig werden aussieht, gehen nun mal bei jeder Frau die Hormone durch.
Das Photo zeigt Enrique Iglesias, wie ich ihn mir Nacht für Nacht in meinem Bett wünsche. Verwuschelte braune Haare, Schlafzimmerblick, leicht geöffnete Lippen, Oberkörper frei und geöffnete Jeans. Oh Gott! Warum hast du so einen Mann geschaffen?! Wieder einmal muss ich ein halbes Stöhnen unterdrücken, während ich zweigeteilter Meinung über die Schöpfung eines solchen Menschen bin. Das ist die pure Sünde! Und noch dazu, wo er verlobt ist. Bei diesem Gedanken könnte ich vor Wut heulen. Anna Kurnigkova, oder wie die Tusse heißt! Die hat so einen Typen doch gar nicht verdient! Mit tränenverschleierten Blick entdecke ich die Widmung auf dem Photo und mein kleines Herz füllt sich mit Liebe und Vergebung. Enrique hat persönlich einen kurzen Text geschrieben. Natürlich auf Spanisch und es kostet mich eine winzige Überwindung mein zerschmolzenes Gehirn wieder auf die Realität zu lenken. Er schreibt, dass er sich sehr über meine Mail gefreut hat und, dass er überrascht war als er las, dass ich Deutsche bin. Mein Spanisch sei besser als seins. Soweit zu den Höflichkeitsfloskeln. Er freue sich auch schon sehr darauf, mich bei seinem nächsten Konzert in Frankfurt kennen zu lernen. Ich stoße einen kleinen dreckigen Lacher aus, den nie Jemand von mir erwartet. Ich hab Backstage Karten....lalala
Die anderen Mails sind nicht ganz so aufregend. Mein Ex hat mir geschrieben. Mein anderer Ex auch und überhaupt: Warum kriege ich eigentlich immer Mails mit der inhaltlichen Wiedergabe: „Letzte Nacht war total geil. Müssen uns wiedersehen....blablabla“???? Bin wahrscheinlich selbst dran Schuld.. Mein ICQ- Feldchen tanzt auf dem Monitorvordergrund und mein momentaner Favorit begrüßt mich. Irgendwie fühle ich mich grad so euphorisch, dass ich sogar Sandra sagen könnte, dass ihr Bruder eine absolute Niete ist... Bevor ich Selbstmord begehe, begehe ich lieber einen großen Fehler. Ich schreibe einem Typen aus den oberen Klassen eine Nachricht in sein ICQ und quatsche dann mit ein paar Leuten aus dem Netz.
Während ich so vor mich hin tippe und andere Leute absichtlich auf die Palme bringe, erschreckt mich eine Rückmeldung von Stephan. Das ist der Typ aus der dreizehnten. Ehrlich überrascht klicke ich auf das Feld und lese die Nachricht:
>Wer bist du? Kenn ich dich? Deine Mail lässt das jedenfalls vermuten.<
Ähmmmmmmm...... toll und was jetzt? Also damit hatte ich jetzt echt nicht gerechnet... Kann mir mal jemand verraten, warum immer alles an einem Tag zusammen kommt!? Da ich nun aber echt nicht der Typ bin, der sich vor solchen Dingen versteckt, sich sogar teilweise absichtlich in solche Situationen bringt, schreibe ich geheimnisvoll:
>Ich bin ich. Ja, du kennst mich. Wo bist du gerade?<
Ich habe kaum eine andere Mail geschrieben, als schon wieder die Antwort dasteht:
>Wer ist ich? Bin im Internetcafé in meiner Stadt, wieso?<
Ich schüttle stumm und voller Verzweiflung über so viel Dummheit/ beziehungsweise Ignoranz den Kopf.
>Ich bin ich. Du bist ich. Ist dir so was noch nie aufgefallen? ^-° Je m’apelle Alex. (Ja ich bin weiblich). In dieser Stadt gibt es ein paar mehr Internetcafés als nur eins, du Ignorant!<
Enter.
Es piept schon wieder. Ist der Typ Weltmeister im Schnelltippen?
>Vielen Dank, Alex. Bin im ROM, falls dir das was sagt. Ist n ziemliches Insidercafé....<
Ich überlege, was der Kerl dann da zu suchen hat. Sofort bemerke ich, dass ich mal wieder auf dem Dumm-mach-Trip bin und höre ganz schnell mit dem Denken auf. Anstatt lese ich weiter:
>Du wohnst also in meiner Stadt?!<
Jep! Ich wohne definitiv in „seiner“ Stadt. Dass Männer aber auch immer ihr Revier markieren müssen! Und genau diese Gedanken schreibe ich ihm. Seine Antwort darauf verblüfft mich zwar etwas, aber irgendwie habe ich es kommen sehen.
>Natürlich! Wir Männer müssen unsere Frauen und unser Territorium nun mal verteidigen. Das liegt uns im Blut ^-°<
Ich könnte schreien! Ich weiß nämlich verdammt noch mal nicht, was ich jetzt davon halten soll... Und bevor ich ihm eine Antwort schuldig bleibe, wechsle ich zu einem anderen Thema:
>Hast du nu eigentlich ne Freundin, oder ist das nur ein Gerücht?<
Anscheinend will er darauf nicht antworten, denn er schreibt nicht zurück. Nachdem ich noch ein paar Informationen über mein derzeitiges Lieblingsthema gefunden habe, also circa zehn Minuten später, kommt auch endlich eine Nachricht von ihm und ich bin überrascht:
>Sorry, mein PC ist abgestürzt. Der hat in letzter Zeit solche Macken. Muss mal jemanden deswegen fragen. Bin ne absolute Niete in Sachen Computern. Kann ich deine Handynummer haben?<
Aber Hallo! Das geht ja schneller als die Polizei erlaubt! Ich gebe ihm meine Nummer und gebe ihm noch dazu eine Adresse, wo er seinen Laptop hinschleppen kann. Natürlich meine...allerdings wird er das erst später mitkriegen. Zufrieden mit mir und der Welt lehne ich mich zurück und achte wieder auf meine Umgebung.
Sandra sitzt mit muffligen Gesicht vor mir und sieht aus, als würde sie mir am liebsten eine Ohrfeige verpassen. Ich lächle unsicher, weil ich nämlich nicht weiß ob sie es weiß oder nicht. Ich habe Angst!
„Alex! Du bist zum kotzen! Wie kannst du Basti das antun? Du wolltest doch unbedingt mit ihm ausgehen und dann?!“, faucht sie mich an und ich werde auf meinem Stuhl immer kleiner.
Ich hasse es, wenn Sandra mit mir böse ist. Ich weiß dann nie, ob ich lachen oder heulen soll...Okay. Ich hab es vorrausgesehen, als ich einfach mit einem anderen Typen aus der Disco verschwunden bin und dann nach drei Stunden wieder da war, mit ihm kurz ins Bett gehüpft bin und ihn dann eiskalt rausgeschmissen habe...Aber so bin ich nun mal. Das müsste sie doch nun langsam kapiert haben!
„Alex! Verdammt! Er ist saumäßig in dich verliebt! Weißt du wie sehr du ihm wehgetan hast!?“
„BITTE!?“, tut mir leid, einer muss mal Klartext reden!
„Hat dir eigentlich schon jemand mal gesagt, dass du nen absoluten brotherfaible hast?! Du gehst mir auf die Nerven, mit deinem ewigen >Und Basti ist der Meinung<, oder >Basti will das< Kriegst du’s echt nicht mit? Du schaust doch bloß Kerle an, die aussehen wie Sebastian. Dass du dem Typen damit nichts gutes tust, ist dir schon klar, oder!?“
Wütend schnaube ich vor mich an und starre der geschockten Sandra eindringlich in die Augen. Man hat uns schon öfter gesagt, dass wir eine komische Art zu streiten haben. Wir schauen uns nur in die Augen. Dort läuft der Kampf ab und der jenige, der zuerst wegguckt hat Unrecht. Auch jetzt blitzen elektrische Flammen zwischen uns auf und jeder kann die Stimmung greifen. Im Endeffekt sage ich kurz angebunden zu ihr:
„Sorry. Aber das ist genau das, was ich denke. Sebastian sollte keine kleine Schwester brauchen, um in der Welt zurecht zu finden. Ansonsten ist er wirklich so hirnverbrannt. Denk erst mal drüber nach, was ich gesagt hab und streite dann mit mir weiter!“
Einen gelungeneren Abgang gibt es nicht. Ich hab meine beste Freundin vor der ganzen Klasse nieder gemacht, mich vor meinem eigenen Fehler gedrückt und laufe jetzt hoch erhobenen Hauptes aus dem stillen Raum.
Ich fühle mich zum kotzen. Die Tränen in meinen Augenwinkeln stammen nicht nur von diesem Gefühl, sondern auch von dem ekelhaften Selbsthass, der in meiner Kehle brennt. Wie so oft wünsche ich mir, die Zeit zurückdrehen zu können. Aber auch dieses mal bleibt dieser Wunsch ungehört. Ich sitze draußen auf dem Hof in der prallen Sonne und merke es nicht mal richtig. Für mich ist alles grau und sinnlos. Wenn ich eins hasse, dann ist es, mich mit Sandra zu streiten. Und das schlimmste daran ist, ich habe sie niedergemacht, obwohl sie allen Grund gehabt hatte mit mir sauer zu sein. Ich glaube, dieses mal bin ich wirklich zu weit gegangen. Wahrscheinlich wird Sandra nie wieder mit mir reden, nachdem ich sie so bloßgestellt habe. Am besten ich gehe nach Hause. Jedenfalls besser, als mir in der prallen Sonne einen Sonnenstich zu holen. Ungeschickt und aufwendig stehe ich auf und nehme meinen Rucksack. Vielleicht sollte ich einfach warten, bis Sandra Schluss hat und mich dann bei ihr entschuldigen... Ich reiße mich gewaltsam zusammen, denn ich mag es nicht unentschlossen zu sein. Das hilft mir schließlich auch nicht weiter.
Während ich mich langsam zu meinem Fahrrad schleppe, klingelt die Schulglocke und eine Meute von Kleinkindern kommt mir entgegen gerannt. Yeahou! Wir haben Wochenende!..... Ob denen schon mal jemand gesagt hat, wie langweilig Wochenenden sind?
Sandra schreit über die lärmende Menge hinweg meinen Namen und ich bleibe festgewachsen, wie es nur ich kann, stehen. Sie rennt durch die unteren Klassen hindurch auf mich zu und schaut mich aus verheulten Augen an. Nein! Ich kriege jedes mal Panik, wenn jemand vor mir heult!
„Alex, es tut mir leid!“
Schlimmer hätte sie mich nicht treffen können. Kriegt sie denn nicht mit, dass ich mich entschuldigen müsste?! Ich stolpere entsetzt zwei Schritte rückwärts.
„Alex? Bist du okay?“, ihre blauen Augen sind fast zärtlich um mich besorgt.
Nein, verdammt! Ich bin hier die jenige, der es leid tut!
„Sandra! Ich habe dich gerade eben, vor nicht einmal einer Stunde vor unserer Klasse beleidigt, weil du zurecht auf mich wütend warst. Warum entschuldigst du dich? Wo ist da bitte die Logik?“, fauche ich sie böser als gewollt an.
Ihre weichen Iris werden noch weicher und um ihren Mund verstärkt sich ein Lächeln. Jetzt macht sie sich wirklich über mich lustig!
„Du bist immer so selbstkritisch. Du hast doch recht. Ich meine, Sebastian braucht mich wirklich nicht. Er ist schließlich der ältere von uns beiden.“
Sie LÄCHELT! Gott, verdammt noch mal! Die dumme Kuh hat auch noch den Nerv zu LÄCHELN! Ich bitte sehnlichst und inständig darum, aus diesem Alptraum aufwachen zu dürfen!
Sandra grinst und umarmt mich, während ich noch immer total perplex dastehe und gen Himmel starre. Hab ich irgendwas verpasst? Hab ich einen Filmriss? Bin ich zu nah an den Kleber gekommen und hab jetzt einen Vollrausch? Kann mich mal bitte jemand aufklären!? (Nicht so ihr Idioten! Ich bin seit meinem zehnten Geburtstag über den Klapperstorch in Kenntnis!)
Irgendwie stehe ich jetzt zu Hause vor meiner Tür und starre auf das Türschild, das verkündet, dass hier eine Alexa Tenning wohnt. Bis ich bemerke, dass ich vor meiner eigenen Tür stehe, vergehen eine paar Sekunden. Vielleicht sind es auch ein paar Minuten. Ich bin immer noch extrem durcheinander. Das ist doch nicht normal oder? Ich weiß noch, dass Sandra mit mir nach Hause gelaufen ist und über alles mögliche gequatscht hat und mich immer wieder anlächelte. Das ist aber auch irgendwie alles. Ich muss wirklich einen totalen Schock haben. Langsam erwache ich aus diesem Zustand und krame unendlich umständlich meinen Hausschlüssel aus der Tasche. Während ich noch meine Schuhe von den Füßen werfe, haue ich auch gleich meine Tasche von der Schule in die Ecke. Hausaufgaben mache ich am Sonntag, jetzt gibt es erst mal Mittag und danach eine ausgiebige Computersession. Ich bin fix und alle von diesem Tag. Und das kommt nicht oft vor...
Während ich an meinen Kühlschrank gehe und nach etwas essbarem suche, bemerke ich, dass mein Anrufbeantworter blinkt. Ach leck mich! Habe heute keinen Bock auf arbeiten! Nachdem ich entsetzt feststellen muss, dass mein Kühlschrank nicht wirklich gut bestückt ist und nur Yoghurt sowie Milch und Obst dastehen, um von mir in die Ewigkeit befördert zu werden, schmeiße ich die Tür frustriert zu und hüpfe unter die Dusche. Kurz darauf, ich spüle mir gerade den Schaum aus den Haaren, klingelt es an der Tür. Fauchend und extrem schlecht gelaunt, schlüpfe ich in meinen kurzen blauen Bademantel und öffne die Tür. Mein Leben kann echt nicht mehr besser werden...
Stephan steht vor der Tür und zieht bei meinem Anblick süffisant grinsend die Augenbrauen hoch und legt den Kopf schief. Normalerweise würde ich mich in dieser Situation in Pose stellen, damit ihm auch nichts entgeht. Aber heute ist nicht ‚Normalerweise’. Ich habe Hunger. Und wenn ich Hunger habe, bin ich unausstehlich, so auch jetzt:
„Was willst du?“, fauche ich ihn böse an.
Er lächelt noch breiter und murmelt etwas, wie „Wenn ich dir das sage, krieg ich das andere bestimmt nicht“ und blickt mich dabei herausfordernd an.
„Ist dein Alex da?“, sagt er dann lauter und blickt über meine Schulter.
Hat der Kerl das Schild nicht gelesen?! Ich verweise ihn in sehr höflichem Ton darauf und zeige zur Verdeutlichung auf das Schild. Er macht riesengroße Augen und blickt mich dann etwas erstaunt an:
„Du wohnst allein? Sorry, du bist Alex. Der Computerfreak?!“
Ich bin fast an der Decke. Doch bevor ich austicke, lächle ich zuckersüß und bitte ihn herein. Er schaut mich an, als hätte ich ihm gerade eröffnet, dass ich bereits auf ihn gewartet habe, doch er kommt rein.

Alexa läuft vor mir in die Wohnung und macht dabei keine Anstalten, sich irgendwie beschämt zu fühlen. Sie hat schließlich nur einen Minibademantel an. Und der ist wirklich mini! Wenn ich mich anstrenge, kann ich sehen, ob sie darunter wirklich nackt ist. Jedenfalls habe ich diese Ahnung, weil der Mantel vorhin ein Stück nach oben gerutscht ist, als sie auf das Schild gezeigt hat. Ich bin echt perplex. Ein Mädchen, das als der Computerspezialist schlechthin in unserer Stadt gehandelt wird! Ich bin fassungslos. Aber ehrlich gesagt... mir gefällt, was ich sehe.
Plötzlich dreht sie sich um und lächelt mich auf diese Kleinmädchenart an:
„Sorry, dass ich so aussehe. Du hast mich gerade aus der Dusche geholt. Am besten du legst deinen Laptop auf den Tisch und verschwindest dann wieder.“
Dusche?! Alter! Ich würde jetzt gerne unter der Dusche mit ihr stehen. Das Mädchen sieht wirklich zum vernaschen aus. Aber woher weiß sie, dass ich meinen Laptop abgeben will? Sie grinst und antwortet, ohne, dass ich sie gefragt habe.
„Weil ich persönlich dir meine Adresse gegeben hab.“
Ah ja... Jetzt verstehe ich gar nix mehr! So muss ich auch aussehen.
„Schon vergessen? Du hast heute mit einer Alex geredet. Das war ich.“
Ah!
„Du bist also diese kleine Alex.“, sage ich interessiert und schaue sie mir noch mal genauer an.
„Woher hast du meine Adresse?“
„Hat mir ein Vögelchen gezwitschert..“, sie blickt mich aus indigioblauen Augen an und ich muss schon wieder an ein kleines Mädchen denken, das weiß wie es etwas kriegt.
Oh, Mann! Wenn ich wüsste, wie ich kriege, was ich will! Alexa starrt mir eine Weile lang in die Augen und dann plötzlich erscheint ein Lächeln auf ihren Lippen, das nichts mehr mit dem Lächeln eines kleinen Mädchens zu tun hat. Sie streicht sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht und schaut auf diese Weise, wie es nur kleine Rotzgören tun, zu mir hoch, während sie an ihrer Unterlippe saugt.
„Warum schaust du mich so an, als wolltest du noch etwas anderes, außer, dass ich deinen Laptop repariere?“
Ich stöhne und lasse mich auf das Sofa fallen. Mama! Warum hast du mich nicht vor einer solchen Frau gewarnt!?
„Okay, du musst mir keine Antwort geben. Ich würde dir ja gerne was zu trinken anbieten, aber in meinem Kühlschrank kommt das Echo dreimal wieder...“
Von wegen trinken! Ich will dieses kleine Biest jetzt sofort vernaschen.
„Auf jeden Fall ziehe ich mir jetzt was ordentliches an!“, damit huscht sie in eines der beiden anderen Zimmer und ich erhasche einen kurzen Blick auf ein abgedunkeltes Zimmer mit grauen Wänden.
Mir fällt wieder ein, was einer meiner Freunde über sie gesagt hat, als ich sie zwischen ein paar anderen Zehntklässlerinnen hinweg angestarrt habe. Es ist nicht so, dass sie absolut geil aussieht, aber sie sieht verdammt gut aus. Und sie weiß das. Thomas meinte, es mache ihr Spaß mit Kerlen zu spielen. Sie benehme sich wie ein kleines Gör und sei solange Zucker, bis sie habe, was sie wolle. Sorry! Auch wenn ich es besser weiß, die Kleine gefällt mir. Und zwar extrem. Ich habe sie schon öfter heimlich beobachtet, wenn sie mit ihren Freundinnen auf der Hofpause rumgealbert hat oder in der Sportstunde in knappen Hot- Pants im Stadion gerannt ist. Ich bin nun mal ein Kerl! Ich nehme mir auf jeden Fall ganz fest vor, Alexa ins Bett zu bekommen.
Mit diesem Entschluss schaue ich mir den Raum an, in dem ich mich gerade befinde. Es ist ein ziemlich großes Zimmer mit integrierter Küche und Essecke. Telefon, Radio und diverse kleine Dinge stehen ordentlich auf einem Regal. Alles ist farblich perfekt aufeinander abgestimmt. Sie hat Geschmack. Das helle Blau der Gardinen kontrastiert mit dem warmen Orange- Ton der Tapeten und findet sich etwas dunkler in dem Stoff der Sitzecke wieder. Auch das kleine Sofa, auf dem ich sitze ist blau. Mein geübtes Künstlerauge kann sich an dieser Kombination nicht satt sehen. Als sie den Raum wieder betritt, blicke ich lächelnd hoch und mustere sie. Sie steht lässig im Türrahmen, ihre langen Haare in einem Zopf zurückgebunden und trägt ein schwarzes Top und ausgewaschene enganliegende Jeans. Und sie trägt eine Brille! Als Alexa meinen erstaunten Blick auffängt, fängt sie lauthals an zu lachen. Sie sieht mit dieser Brille aus wie zwanzig!
„Sehe ich so schlimm aus?“, fragt sie kichernd und schmeißt sich neben mich auf das Sofa. „Du siehst umwerfend aus. Zum Vernaschen.“, necke ich sie und hoffe, dass sie die Anspielung mitkriegt.
Sie geht zwar nicht darauf ein, aber ich kann es in ihren Augen lesen. Lieber Gott, habe ich dir schon jemals gesagt, dass ich dein größter Verehrer bin? Dieses kleine Biest gefällt mir nicht als einzigem...
Die Atmosphäre im Raum ist plötzlich verändert. Ich kann dieses undefinierbare Etwas fast greifen. Wir blicken uns lange in die Augen und sie fängt wieder auf die Weise an zu lächeln, dass es mir heiß über den Rücken rauscht. Was für ein Spiel spielt sie eigentlich?!
„Auf was hast du Lust? Griechisch, Italienisch oder Chinesisch?“
Sie stellt die Frage ganz harmlos in dieses angenehme Schweigen voll von unausgesprochenen Versprechen und Erwartungen hinein. Griechisch? Chinesisch? Mir reicht auch schon ganz normal! Ich wusste gar nicht, dass sie gleich so ran geht...
„Ich hab dir ja gesagt, ich hab nichts mehr im Kühlschrank, da wollte ich was bestellen...“, sie grinst frech.
Verdammt! Dieses Miststück meint Essen! Ich muss mich echt zusammenreißen, sonst blamiere ich mich noch.
„Kommt drauf an, wo du die Pizza bestellst.“
„Bei Giovanni. Der macht erstens die beste Pizza in der Stadt und zweitens hab ich da bereits Stammgastrabatt!“, lacht sie mir ins Gesicht.
Giovanni hört sich gut an. Ich bin bloß glücklich, dass mein Magen nicht knurrt, ihrer dagegen macht seinem Frust Luft und knurrt ziemlich heftig. Sie wird etwas rot und lacht dann noch frecher:
„Ich hab wirklich Hunger. Ich sollte mich beeilen!“
Und schon hat sie den Telefonhörer in der Hand und drückt eine Taste. Giovanni scheint bei ihr schon ziemlich bekannt zu sein.
„Was willst du für ne Pizza?“
„Spezialität des Hauses mit Mozarella.“
Sie rümpft die Nase
„Mit oder ohne Peperoni?“
Jetzt rümpfe ich die Nase.
„Das Zeug ist mir dann doch ein bisschen zu scharf.“
Sie nickt und strahlt kurz darauf in den Hörer.
„Ciao Giovanni!“ Und dann gibt sie unsere Bestellung auf. Danach legt sie den Hörer wieder auf die Gabel zurück und schaut mich intensiv an.
„Okay...Bist du schwul?“, platzt sie vollkommen ruhig raus.
Entgeistert starre ich sie an:
„Wie kommst du auf die Idee?!“
Sie grinst.
„Also nicht... Guuuuut!“
Bei diesem ‚Gut’ werden meine Lenden extrem provoziert. Nicht nur wegen dem Unterton, auch wegen der Mimik. Ich schlucke kräftig und lächle sie, wie ich hoffe, charmant an.
„Und wie bist du darauf gekommen?“
„Na ja, du kannst nicht gut mit Computern, isst lieber italienisch als chinesisch, erkennst den ganzen Hintergrund meiner Farbwahl, da du ja Künstler bist und außerdem hast du noch kein einziges mal versucht mich irgendwie zu berühren. Das machen die meisten Kerle, wenn ich vor ihnen im Bademantel stehe.“
Sie blickt mich fragend aus ihren faszinierenden blauen Augen an und jetzt ist es an mir zu grinsen.
„Du willst, dass ich dich berühre? Dich küsse?“
„Uhm. Wenn du es so ausdrücken willst... ein gewisses Verlangen ist da schon da...“, grinst sie frech und hat wieder dieses görenhafte Benehmen drauf.
Verdammt, ist mir doch scheißegal, dass ich sie heute zum ersten Mal treffe und, dass sie drei Jahre Jünger ist! Ich ziehe sie zu mir heran und küsse sie mit dem ganzen Begehren, dass sich seit fast einer Stunde in meinen Lenden aufgebaut hat.

tjaaa... das ist das erste kapitel aus Alexas leben...ich schreibe weiter...:ola:
 
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