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Grundsätzliches zum Glauben

*gähn*

"Konventionell" im Rahmen lexikalischer Bedeutungen ist Sprache selbst. Das ist völlig wertfrei und hat nichts mit gut / schlecht zu schaffen. Das die Worte die du benutzt nur in deiner Welt funktionieren ist mir aber schon bekannt, von daher...

Mir egal, wenn du deine "Tür" "Fenster" nennst.
 
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Hallo Zeilinger,

erstmal möchte ich um Nachsicht ob meines letzten und etwas impulsiv geratenen Postings bitten, normalerweise pflege ich mich etwas sanftmütiger auszudrücken :rolleyes:

Eine Theorie ist es eben weniger, was du behauptet hast, sondern, wie du meineserachtens auch richtiger schreibst, ein Denkansatz - für eine Theorie fehlt das fundierte Gerüst, die Grundlagen. Dazu möchte ich auch beifügen, dass ich es für sehr wichtig und unbedingt sinnvoll halte, dass Menschen versuchen zu denken und jeder die seinen Möglichkeiten erschöpfend nutzt, um auch noch die alltäglichsten und selbstverständlichst scheinenden Dinge zu hinterfragen. Auch wenn das Ergebnis des eigenen Reflektierens oftmals nicht dem Denken anderer Menschen entspricht zeigt dies gerade sehr schön auf, wie unterschiedlich wir denken und unsere Welt, in der wir alle gemeinsam sind, empfinden und betrachten.

So will ich deine Denkansätze auch nicht vorschnell abwerten und verurteilen, allerdings solltest du dir stets dessen bewusst sein, dass das eigene Denken eben eigen ist und allein deshalb, weil die eigenen Lebenserfahrungen und Prägungen einem dies zu suggerieren scheinen, die eigenen Ideen und Vorstellungen keinesfalls mit den Erfahrungs/- bzw. Emfpindungswelten anderer Menschen übereinstimmen müssen. Von einem allgemein anmutenden Wahrheitsanspruch eigener Denkweisen sollte man, davon bin ich überzeugt, absehen, bzw. dies sehr sorgsam und mit Bedacht handhaben.

Anderen Menschen mittels des eigenen Denkens gerecht zu werden halte ich für sehr schwer und kaum möglich, bzw. immer nur annäherungsweise überhaupt schaffbar. Ich finde es schon schwer genug die eigenen Gedanken dem eigenen Selbst gegenüber in Einklang zu bringen. Im Übrigen finde ich, dass aus einem solchen nach innen gerichteten Denken oftmals interessante Ideen entspringen können, die dann auch viel eher von anderen als Bereicherung empfunden werden.

Ich schreibe dies, weil ich ein bisschen den Eindruck habe, dass du dich verpflichtet oder gefordert siehst, die Menschen zu verbessern oder gar ein Allheilmittel für alles Elend und scheinbar Schlechte auf der Welt zu ersinnen.

Vermutlich überforderst du dich mit diesem Streben, die Menschen und ihre Lebenssituationen sind dergestalt unterschiedlich und vielfältig, ein Einzelner kann kaum jeder dieser womöglich unendlichen Situationen und Bedürfnissen gerecht werden. Dinge, die du selbst von deiner Perspektive und Empfindungwelt als schlecht oder ungerecht wahrnimmst, erkennen andere Menschen z.B. durchaus als notwendig oder zumindest gerechtfertigt an.

Meineserachtens gibt es nicht die absolute Moral oder das Schlechte auf der Welt, sondern ungemein viele Individuen die alle etwas anders sind und in anderen prägenden gesellschaftlichen Gefügen und Lebenssituationen koexistieren. Für den Einzelnen allenfalls erahnbar, nicht aber zur Gänze konkret erfahr- oder nachvollziehbar.

Was ich selbst als moralisch gut und richtig ansehe, das muss für andere Menschen längst nicht notwendigerweise zutreffen, sondern kann vielleicht sogar, auf ihre jeweilige Lebenssituation bezogen, völlig fehlangebracht oder gar gefährlich sein.

Nun müssen wir deshalb nicht resignieren oder verzagen und die Welt - richtiger unsere Mitmenschen - als unheilbar krank aufgeben, im Gegenteil. Wenn ein Mensch über eine selbstgereifte und gefestigte Weltsicht verfügt, die die Welt in ihrer ganzen Vielfalt annehmen kann, dann vermag er womöglich auch, am Ende mehr Verständnis für die Andersartigkeit des Seins anderer aufzubringen und diesen dadurch viel eher angemessen begegnen zu können.

Viele Grüße,

Philipp
 
Zuletzt bearbeitet:
Alle Menschen sind entweder strenggläubig, leichtgläubig oder ungläubig.

das sagt nur so viel aus, daß es im Folgenden um die Gläubigkeit geht
(auf einer Skala von 0 bis 1)

Moralische strenggläubige oder leichtgläubige Menschen sind zusätzlich noch gutgläubig oder schlechtgläubig.

das sagt aus, daß gläubige Menschen optimistisch oder pessimistisch sind

diese Aussage ist falsch,
sofern gut-schlecht einen Dualismus bilden
(der Glaube ist nämlich nichtdualistisch)

Menschen mit starkem Geltungsdrang sind zusätzlich noch großgläubig (sie glauben nur Spitzenpolitikern und kreativen Künstlern) oder kleingläubig.

die Aussage ist schon besser,
denn solche Menschen, die einen starken Willen haben,
warten darauf, daß man ihnen einen Befehl gibt
(auf daß sie sich beweisen können)
bzw. sie möchten selbst Befehle erteilen
(weil sie sich so überlegen fühlen)

das Befehlsprinzip ist die Grundlage dualistischer Männerbünde
(steht so übrigens bei EVOLA)
 
PhilippP schrieb:
erstmal möchte ich um Nachsicht ob meines letzten und etwas impulsiv geratenen Postings bitten, normalerweise pflege ich mich etwas sanftmütiger auszudrücken :rolleyes:
Macht nichts; kann jedem passieren.

.... jeder die seinen Möglichkeiten erschöpfend nutzt, um auch noch die alltäglichsten und selbstverständlichst scheinenden Dinge zu hinterfragen.
Ich habe eben nicht das Gefühl, dass die Differenzierung z.B. zwischen leichtgläubig und strenggläubig bereits selbstverständlich ist; ich gehe davon aus, dass viele Menschen das Thema "Glauben" schon deswegen meiden, weil sie sich fürchten, für leichtgläubig gehalten und in weiterer Folge ausgenutzt zu werden. Sicher hat es der Leichtgläubige, das ist der, der eben alles glaubt, am schwersten im Leben.

Auch wenn das Ergebnis des eigenen Reflektierens oftmals nicht dem Denken anderer Menschen entspricht zeigt dies gerade sehr schön auf, wie unterschiedlich wir denken und unsere Welt, in der wir alle gemeinsam sind, empfinden und betrachten.
Sind wir einer Meinung.

Von einem allgemein anmutenden Wahrheitsanspruch eigener Denkweisen sollte man, davon bin ich überzeugt, absehen, bzw. dies sehr sorgsam und mit Bedacht handhaben.
Ja, so viel Liberalismus will auch ich mir erhalten.

Ich schreibe dies, weil ich ein bisschen den Eindruck habe, dass du dich verpflichtet oder gefordert siehst, die Menschen zu verbessern oder gar ein Allheilmittel für alles Elend und scheinbar Schlechte auf der Welt zu ersinnen.
Das kann ich nicht ganz abstreiten; wenn ich das viele Elend in der Welt betrachte, komme ich immer wieder zu dem Ergebnis: wir haben - zumindest europaweit oder global gesehen - noch keine wirksame Moral (sonst würde es ja nicht so viele bewaffnete Auseinandersetzungen, nicht so viel Hunger, nicht so viele Krankheiten und nicht so viel Kriminalität geben).

..., ein Einzelner kann kaum jeder dieser womöglich unendlichen Situationen und Bedürfnissen gerecht werden.
Stimmt sicher, aber wer weiß, vielleicht gibt es ja ein paar tausend Menschen in Europa, die sich auch solche Gedanken machen ?

Dinge, die du selbst von deiner Perspektive und Empfindungwelt als schlecht oder ungerecht wahrnimmst, erkennen andere Menschen z.B. durchaus als notwendig oder zumindest gerechtfertigt an.
Natürlich; eine gemeinsame Moral muss erst gefunden werden.

Meineserachtens gibt es nicht die absolute Moral oder das Schlechte auf der Welt, sondern ungemein viele Individuen die alle etwas anders sind und in anderen prägenden gesellschaftlichen Gefügen und Lebenssituationen koexistieren. Für den Einzelnen allenfalls erahnbar, nicht aber zur Gänze konkret erfahr- oder nachvollziehbar.

Was ich selbst als moralisch gut und richtig ansehe, das muss für andere Menschen längst nicht notwendigerweise zutreffen, sondern kann vielleicht sogar, auf ihre jeweilige Lebenssituation bezogen, völlig fehlangebracht oder gar gefährlich sein.
Stimme ich zur Gänze zu.

Nun müssen wir deshalb nicht resignieren oder verzagen und die Welt - richtiger unsere Mitmenschen - als unheilbar krank aufgeben, im Gegenteil. Wenn ein Mensch über eine selbstgereifte und gefestigte Weltsicht verfügt, die die Welt in ihrer ganzen Vielfalt annehmen kann, dann vermag er womöglich auch, am Ende mehr Verständnis für die Andersartigkeit des Seins anderer aufzubringen und diesen dadurch viel eher angemessen begegnen zu können.
Auch eine Maxime (oder was ?) von mir.

Viele Grüße,

Zeili
 
scilla schrieb:
Mit diesem, meinem
Moralische strenggläubige oder leichtgläubige Menschen sind zusätzlich noch gutgläubig oder schlechtgläubig.
wollte ich sagen: Nur moralische Menschen können gut- bzw. schlechtgläubig sein, weil eben nur ein Mensch mit einer Moral eine Auffassung von gut bzw. schlecht hat. Der StrengläubigeGutgläubige glaubt dann z.B., nur der Islam ist gut (solche Leute halte ich für gefährlich).

Der ist mir nicht ganz koscher.

Mahlzeit

Zeili
 
Hallo Zeilinger,

ich bezweifle stark, dass ein Mensch keine Moral haben kann. Jeder Mensch benötigt meineserachtens Normen- und Wertevorstellungen um überhaupt handlungsfähig zu sein, bzw. mit sich und seinen Mitmenschen umgehen zu können. Selbst ein Mensch, der für Geld andere Menschen tötet (als extremes Beispiel), verfügt zumindest über irgend geartete individuelle Moralvorstellungen, auch wenn diese natürlich nicht mit gesellschaftlich gängigen Moralvorstellungen übereinstimmen können.

Nun ist es meiner Meinung nach nicht möglich mittels einer einzigen für alle perfekt stimmigen Moral, wie du sie offenbar im Sinn hast, jegliche Unterschiede in den menschlichen Moralvorstellungen auszumerzen und somit eine Art von universeller Harmonie zu erzeugen. Zum einen würde eine solche einseitige Ausrichtung von Normen und Werten vermutlich große Problematiken mitsich bringen, da sich Individuen und Lebenssituationen/Umstände viel zu sehr unterscheiden, um mit nur einer Moralvorstellung allen Menschen und Gesellschaften gerecht werden zu können.

Zum anderen geht mit einer solchen völligen Vereinheitlichung eine wichtige menschliche Eigenschaft verloren, bzw. wird völlig vernachlässigt, nämlich die Fähigkeit tolerant zu sein.

Ich denke die Moral sollte keinesfalls in irgend einer Form verfestigt werden und auch künftig wandelbar bleiben, so dass sie sich den sich ständig verändernden menschlichen Lebenssituationen und Denkensarten fortwährend anpassen und somit den vielfältigen menschlichen Bedürfnissen gerecht werden kann.

Für sehr wichtig hingegen halte ich, dass wir Menschen die Fähigkeit zur Toleranz weiter ausbauen und üben, denn dort wo Menschen sich tolerant begegnen, können sogar unterschiedliche Moralvorstellungen nebeneinander problem- und konfliktfrei gelebt werden. Ich meine, dass die Menschen zunehmend mehr gegenseitige Toleranz aufbringen, ob dies nun individuelle oder gesellschaftliche Bereiche betrifft.

Ich mag zwar für manch einen der sein Weltbild lediglich unreflektiert aus den täglichen Katastrophen- und Schreckensberichten der Bildzeitungs-Medien bezieht als hoffnungsloser Optimist erscheinen, aber dennoch empfinde ich die Entwicklung der Menschheit als insgesamt sehr erfreulich, gerade was zunehmende Toleranz und Abbau von nationalem Dünkel betrifft.

Ich staune immer wieder wenn ich in Geschichtsbüchern schwelge und mir vor Augen führe, wie die Menschen noch vor einigen hundert Jahren lebten und wie sie heute leben.

Viele Grüße,

Philipp
 
Zuletzt bearbeitet:
PhilippP schrieb:
Hallo PhilippP !

Selbst ein Mensch, der für Geld andere Menschen tötet (als extremes Beispiel), verfügt zumindest über irgend geartete individuelle Moralvorstellungen, auch wenn diese natürlich nicht mit gesellschaftlich gängigen Moralvorstellungen übereinstimmen können.
Ich glaube, dass sich ein Mörder im Augenblick seiner Tat im Recht fühlt, ob man das aber als Moral bezeichnen kann, möchte ich bezweifeln.

Nun ist es meiner Meinung nach nicht möglich mittels einer einzigen für alle perfekt stimmigen Moral, wie du sie offenbar im Sinn hast, jegliche Unterschiede in den menschlichen Moralvorstellungen auszumerzen und somit eine Art von universeller Harmonie zu erzeugen.
Was mir vorschwebt, ist ein Kompromiss aller derzeit existierenden Moralvorstellungen. Dass dies ein Prozess ist, der Jahrhunderte dauern kann, ist mir klar. Ist die Ökumene nicht ein Versuch, einen derartigen Kompromiss herzustellen ? Natürlich muss man auch die von Politikern gemachten Gesetze (oder vor allem sie) und auch das Naturgesetz in die Diskussion einbeziehen. Naturgesetz nicht im Sinne des Rechtes des Stärkeren, sondern im Sinne des Erstgeborenenrechtes (wahrscheinlich unpassender Ausdruck), dass eben z.B. der gebürtige Italiener schon ein Vorrecht hat, in Italien zu leben.

Zum anderen geht mit einer solchen völligen Vereinheitlichung eine wichtige menschliche Eigenschaft verloren, bzw. wird völlig vernachlässigt, nämlich die Fähigkeit tolerant zu sein.
Würde so ein Kompromiss aller Moralvorstellungen zusammenkommen, wäre ja keine Toleranz mehr nötig, da ja Einigkeit bestünde. Ich habe ja jetzt nicht alle religiösen Moralvorstellungen und Gesetze der Welt studiert, ich bin mir aber sicher, dass zum Beispiel Mord, Diebstahl und Betrug in allen oder zumindest allermeisten Moralvorstellungen jetzt bereits verurteilt werden. Bis so ein Kompromiss zustande kommt, ist natürlich die Toleranz eine ganz wichtige menschliche Fähigkeit. Auch darf man nicht vergessen, dass auch der Weltfrieden nur im Herzen jedes einzelnen Individuums beginnen kann; es nützt daher die beste Moral nichts, wenn sie die Herzen der einzelnen Menschen nicht erreicht.

Ich denke die Moral sollte keinesfalls in irgend einer Form verfestigt werden und auch künftig wandelbar bleiben, so dass sie sich den sich ständig verändernden menschlichen Lebenssituationen und Denkensarten fortwährend anpassen und somit den vielfältigen menschlichen Bedürfnissen gerecht werden kann.
Das stimmt schon; aber feste Grundsätze und Zielsetzungen sollten schon erhalten bleiben, z.B. dass nur so etwas gut sein kann, was dem Fortbestand der Menschheit nicht entgegenwirkt.

Ich mag zwar für manch einen der sein Weltbild lediglich unreflektiert aus den täglichen Katastrophen- und Schreckensberichten der Bildzeitungs-Medien bezieht als hoffnungsloser Optimist erscheinen, aber dennoch empfinde ich die Entwicklung der Menschheit als insgesamt sehr erfreulich, gerade was zunehmende Toleranz und Abbau von nationalem Dünkel betrifft.
Ich glaube auch, dass Rassismus und Nationalismus widerlegt und im Schwinden sind, aber vor dem Turbokapitalismus, das heißt, dass das Geld über den Menschen gestellt wird, macht mir schon Angst. Zuerst hieß es Gott ist das Maß aller Dinge; mit der Aufklärung kam man zur Erkenntnis, der Mensch ist das Maß aller Dinge. Aber hier soll man stehen bleiben: es soll sich nicht durchsetzen, dass das Geld das Maß aller Dinge sei.

Für meine - oft wohl - unakademische Ausdrucksweise bitte ich um Nachsehen; sollte ich widersprüchlich oder zu zweideutig sein, bin ich gerne bereit, mich zu verdeutlichen.

Viele Grüße,

Zeili
 
Pardon Zeilinger, aber auch ich bin leicht genervt -wie Cœur Froid, wenn Du meine lediglich sechs Zeilen dermassen zerstückeln musst. Aber bitte.
Das 'leichtgläubig' wurde Dir bereits in meinem Sinne erklärt. Selbstverständlich steht es im Lexikon. Meintest Du aber tats. leicht gläubig? Im Sinne 'Ich glaube jetzt mal ein wenig, man weiss ja nie?' Das fände ich, mit Verlaub, lächerlich.

"Die 10 (christlichen) Gebote auswendig zu lernen und sie dann runter zu leiern, hat nichts mit Moral zu tun. Das ist höchstens Heuchelei. Die Gebote der anderen Religionen kenne ich nicht."

Diesen Deinen Satz, der zwar inhaltlich auch meine Meinung wiederspiegelt, kann ich beim besten Willen nicht als eine ernsthafte Antwort auf meinen Vermerk akzeptieren. Ich würde Dich daher bitten, meine sechs Zeilen nochmals zu lesen.

Du apostrophierst Dich oft als Hobby-Philosoph. Die Aufgabe der modernen Philosophie besteht aber nicht darin, dich und mich und... mit Wahrheiten zu versorgen, die so eindeutig sind, dass sie uns helfen, ein besseres Leben zu führen. Damit wäre die Philosophie unter- und gleichzeitig überfordert. Auch ist sie nicht die Hüterin allgemeiner Moralvorstellungen.
Sie macht nur dann Sinn, wenn sie es schafft, das jeweils für selbstverständlich Gehaltene immer neu zu problematisieren. Erkenntnisfortschritt, wie man ihn in den einzelnen Wissenschaften findet, gibt es hier -in diesem Sinne- nicht. Philosophie ist gewissermassen das kritische Gewissen der Wissenschaften, damit sich diese nicht im Dogmatismus verlieren. Sie ist auch kein Religionsersatz und hütet sich, den Menschen -in einer säkularisierten Welt- darüber zu belehren, was wir für wahr zu halten haben. Ihre gesellschaftliche Verantwortung ist eher darin zu sehen, die Fragenhorizonte offen zu halten und die Spielräume des Denkens und Handelns zu zeigen. Die Moral gehört ebenfalls nicht in die Kontrollgewalt der Philosophie, sie mischt sich fragend ein, statt felsenfeste moralische Sätze zu predigen. Die Philosophen sehe ich nicht als Experten für richtiges Handeln, sondern eher als Problematisierungsspezialisten.
Der Gegensatz zu 'Glauben' m.E. ist nicht unbedingt 'Wissen', sondern 'Denken'. Entweder ich glaube (was vom Denken entbindet), oder ich denke (was mich/Dich... verpflichtet zu erörtern, analysieren etc.) Das Wissen ist auf methodischen, hinreichenden Begründungen abgestützt. Wissen beansprucht höchstmögliche Gewissheit, auf solche Ansprüche muss Glauben verzichten. Die Wissensinhalte gelten für alle, aber kaum wirst Du verlangen können, dass jemand Deinen Glauben teilen muss.
Kant sagte dazu treffend: Wissen ist als sowohl objektiv wie subjektiv zureichendes Fürwahrhalten, während Glauben als zwar subjektiv zureichendes aber objektiv unzureichendes Fürwahrhalten.
Den Glauben, den die Offenbarung 'brachte' ist im christl. Verständnis keinesfalls mehr subjektiv, sondern allgemeinverbindlich, weil er durch das biblische Wort und die Institution der Kirche 'beglaubigt' wurde und somit vom Wissen unabhängige Instanz, die man im Mittelalter manchmal sogar als die Lehre der doppelten Wahrheit nannte und vertrat. Hier steht die Wahrheit des wissenschaftl. Wissens ohne Zusammenhang neben der Wahrheit des Glaubens. Keine ist auf die jeweils andere rückführbar!
Dem Aufklärer und Kritiker an der Glaubenswahrheit galt Denken auch als Gegensatz zu Glauben. Er sah den religiösen Glauben als Denkverweigerung und Verweigerung der Wissenschaft.
Wenn sich also dieser Glaube nicht um Wissen bemüht, sondern nur Glaubensinhalte immer noch als unbedingte Wahrheit ansieht, ist er dem Denken, das undogmatisch nach Erkenntnis trachtet, entgegengesetzt.
Dank der Aufklärung wurde der religiöse Glaube immer stärker privatisiert. Du kannst ihn nicht mehr anklagen, nicht mit Feuer und Schwert verteidigen: er ist ein subjektives Fürwahrhalten.
So hält sich eine sich ihrer Grenzen bewusste Philosophie zurück mit Spekulationen über den Weltanfang und das -ende. Sie erinnert lediglich die empirischen Wissenschaften an ihre Grenzen, denn Geschichte ist stets konstruiert.
So wird die Philosophie die Kreatonisten daran erinnern, dass sie bei der wörtlichen Auslegung der Bibel gerne übersehen, dass es sich um symbolische Verdichtung -Erschaffung der Welt in sieben Tagen- einer bestimmten Weltanschauung im Alten Israel handelt. Die Bibel ist ein historischer Text, wer ihn nicht als einen solchen liest, ignoriert suverän alle Erkentnisse der historisch-kritischen W'schaften und begeht um des Glaubens willen ein Sacrificum Intellectus.
Die Evolution muss man dreifach differenzieren -kosmische, chemische, biologische. In allen herrschen unterschiedliche Gesetzmässigkeiten, wobei aber die kosmische als Voraussetzung anzusehen ist.
Auch da wird der Philosoph die Wissenschaft daran erinnern, dass sie sich in einem oder sogar allen irren könnte.

Es ist mir klar, dass das Themen übergreifend ist. Man möge mir das nachsehen. Aber das, Zeilinger, wäre vielleicht der erste Schritt zu philosophischen Bescheidenheit. Die Philosophen im Forum hätten es Dir wahrscheinlich besser erklären können...

Salut!
 
Zuletzt bearbeitet:
Jérôme schrieb:
Pardon Zeilinger, aber auch ich bin leicht genervt -wie Cœur Froid, wenn Du meine lediglich sechs Zeilen dermassen zerstückeln musst. Aber bitte.
Das 'leichtgläubig' wurde Dir bereits in meinem Sinne erklärt. Selbstverständlich steht es im Lexikon. Meintest Du aber tats. leicht gläubig? Im Sinne 'Ich glaube jetzt mal ein wenig, man weiss ja nie?' Das fände ich, mit Verlaub, lächerlich.

"Die 10 (christlichen) Gebote auswendig zu lernen und sie dann runter zu leiern, hat nichts mit Moral zu tun. Das ist höchstens Heuchelei. Die Gebote der anderen Religionen kenne ich nicht."

Diesen Deinen Satz, der zwar inhaltlich auch meine Meinung wiederspiegelt, kann ich beim besten Willen nicht als eine ernsthafte Antwort auf meinen Vermerk akzeptieren. Ich würde Dich daher bitten, meine sechs Zeilen nochmals zu lesen.

Du apostrophierst Dich oft als Hobby-Philosoph. Die Aufgabe der modernen Philosophie besteht aber nicht darin, dich und mich und... mit Wahrheiten zu versorgen, die so eindeutig sind, dass sie uns helfen, ein besseres Leben zu führen. Damit wäre die Philosophie unter- und gleichzeitig überfordert. Auch ist sie nicht die Hüterin allgemeiner Moralvorstellungen.
Sie macht nur dann Sinn, wenn sie es schafft, das jeweils für selbstverständlich Gehaltene immer neu zu problematisieren. Erkenntnisfortschritt, wie man ihn in den einzelnen Wissenschaften findet, gibt es hier -in diesem Sinne- nicht. Philosophie ist gewissermassen das kritische Gewissen der Wissenschaften, damit sich diese nicht im Dogmatismus verlieren. Sie ist auch kein Religionsersatz und hütet sich, den Menschen -in einer säkularisierten Welt- darüber zu belehren, was wir für wahr zu halten haben. Ihre gesellschaftliche Verantwortung ist eher darin zu sehen, die Fragenhorizonte offen zu halten und die Spielräume des Denkens und Handelns zu zeigen. Die Moral gehört ebenfalls nicht in die Kontrollgewalt der Philosophie, sie mischt sich fragend ein, statt felsenfeste moralische Sätze zu predigen. Die Philosophen sehe ich nicht als Experten für richtiges Handeln, sondern eher als Problematisierungsspezialisten.
Der Gegensatz zu 'Glauben' m.E. ist nicht unbedingt 'Wissen', sondern 'Denken'. Entweder ich glaube (was vom Denken entbindet), oder ich denke (was mich/Dich... verpflichtet zu erörtern, analysieren etc.) Das Wissen ist auf methodischen, hinreichenden Begründungen abgestützt. Wissen beansprucht höchstmögliche Gewissheit, auf solche Ansprüche muss Glauben verzichten. Die Wissensinhalte gelten für alle, aber kaum wirst Du verlangen können, dass jemand Deinen Glauben teilen muss.
Kant sagte dazu treffend: Wissen ist als sowohl objektiv wie subjektiv zureichendes Fürwahrhalten, während Glauben als zwar subjektiv zureichendes aber objektiv unzureichendes Fürwahrhalten.
Den Glauben, den die Offenbarung 'brachte' ist im christl. Verständnis keinesfalls mehr subjektiv, sondern allgemeinverbindlich, weil er durch das biblische Wort und die Institution der Kirche 'beglaubigt' wurde und somit vom Wissen unabhängige Instanz, die man im Mittelalter manchmal sogar als die Lehre der doppelten Wahrheit nannte und vertrat. Hier steht die Wahrheit des wissenschaftl. Wissens ohne Zusammenhang neben der Wahrheit des Glaubens. Keine ist auf die jeweils andere rückführbar!
Dem Aufklärer und Kritiker an der Glaubenswahrheit galt Denken auch als Gegensatz zu Glauben. Er sah den religiösen Glauben als Denkverweigerung und Verweigerung der Wissenschaft.
Wenn sich also dieser Glaube nicht um Wissen bemüht, sondern nur Glaubensinhalte immer noch als unbedingte Wahrheit ansieht, ist er dem Denken, das undogmatisch nach Erkenntnis trachtet, entgegengesetzt.
Dank der Aufklärung wurde der religiöse Glaube immer stärker privatisiert. Du kannst ihn nicht mehr anklagen, nicht mit Feuer und Schwert verteidigen: er ist ein subjektives Fürwahrhalten.
So hält sich eine sich ihrer Grenzen bewusste Philosophie zurück mit Spekulationen über den Weltanfang und das -ende. Sie erinnert lediglich die empirischen Wissenschaften an ihre Grenzen, denn Geschichte ist stets konstruiert.
So wird die Philosophie die Kreatonisten daran erinnern, dass sie bei der wörtlichen Auslegung der Bibel gerne übersehen, dass es sich um symbolische Verdichtung -Erschaffung der Welt in sieben Tagen- einer bestimmten Weltanschauung im Alten Israel handelt. Die Bibel ist ein historischer Text, wer ihn nicht als einen solchen liest, ignoriert suverän alle Erkentnisse der historisch-kritischen W'schaften und begeht um des Glaubens willen ein Sacrificum Intellectus.
Die Evolution muss man dreifach differenzieren -kosmische, chemische, biologische. In allen herrschen unterschiedliche Gesetzmässigkeiten, wobei aber die kosmische als Voraussetzung anzusehen ist.
Auch da wird der Philosoph die Wissenschaft daran erinnern, dass sie sich in einem oder sogar allen irren könnte.

Es ist mir klar, dass das Themen übergreifend ist. Man möge mir das nachsehen. Aber das, Zeilinger, wäre vielleicht der erste Schritt zu philosophischen Bescheidenheit. Die Philosophen im Forum hätten es Dir wahrscheinlich besser erklären können...

Salut!
Entschuldige, Jérôme, dass ich mich als Nichtakademiker erfreche, eine eigene Meinung zu haben.

Zeili
 
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War es das?

Du darfst und sollst meinetwegen Meinungen und Gedanken haben und auch äussern, so viele Du Dir nur ausdenken magst. Wenn Du sie uns aber 'nicht vorenthalten möchtest' und auch noch fragst: 'Was haltet Ihr davon', musst Du damit rechnen, dass jemand schreibt: 'Nicht viel.' Sogar ohne Begründung, denn die hast Du uns -im Gegensatz zu den Gedanken- auch vorenthalten und schuldig sind wir sie Dir auch nicht. Lediglich die Höflichkeit empfiehlt mir, Dir meine Meinung zu begründen.
Diese Erfahrung haben Nichtakademiker/Akademiker schon lange vor Dir gemacht, ohne sich aber beleidigt/wütend abgewendet zu haben. Mir ist es gleichgültig, welche Bildung jemand genossen hatte/geniesst, welchen Beruf er ausübt etc., aber eine Diskussion ohne Argumente erachte ich -mit jedem!- als nicht gewinnbringend. In einem solchen Fall ist 'small talk' reizvoller. Tut mir Leid. Sogar blosse Kommunikation hast Du damit zwischen uns zwei vereitelt. Siehst Du das nicht?
 
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