Aus der Umfrage halte ich mich raus, die ist mir zu provokativ und polarisierend.
Zum Gendern: Ich verfasse häufiger kürzere Berichte, die dann veröffentlicht werden und stehe also regelmäßig vor der Frage, ob und wie man die erwähnten Personengruppen darstellt. Zurecht haben vorwiegend weibliche Linguisten in den vergangenen Jahrzehnten darauf aufmerksam gemacht, dass das generische Maskulinum missverständlich ist, da der Leser eben tendenziell das Bezeichnete männlich assoziiert. Gerade bei kürzeren Texten und/oder Anzeigen etc. ist das wohl zwangsläufig der Fall und wäre ich eine Frau, würde mich das schon (vermutlich sogar gewaltig) stören. Ich kann also verstehen, dass im Zuge der Emanzipation dieses linguistische Problem vermehrt zum Thema wurde und damit letztlich auch zum Politikum. Alles andere wäre sonderbar.
Dass es aber nicht nur zum Thema wurde und inzwischen ein allgemeines Ärgernis ist, zeigt meines Erachtens auch, dass es keine zufriedenstellende Lösung des Problems zu geben scheint. Wer konsequent gendert, der macht Texte schwerer lesbar und wird - sieht man darüber hinweg, weil man es in Kauf nimmt - sich am Ende gleichfalls nicht völlig korrekt ausdrücken, denn auch das Gendern (oder gerade erst dieses) ist potentiell diskriminierend, schließlich wird Sprache vordergründig sexualisiert und Sexualität explizit ausgewiesen, wobei zuallererst nur das Männliche und das Weibliche und beim Unterstrich auch alles andere mitgemeint wird. Aber eben nur mitgemeint, anders als die dominanten beiden Geschlechter werden alle anderen geschlechtlichen Identitäten einer Mischgruppe zugewiesen und damit eben diskriminiert. Ich hoffe, dass das nachvollziehbar ist.
Kurzum: Ich beschränke mich daher in meinen Berichten darauf, zu Beginn eines Textes und später nur an offensichtlichen Stellen explizit z.B. von Schülerinnen und Schülern oder Lehrerinnen und Lehrern (als Beispiel) zu sprechen, im weiteren Verlauf des Textes belasse ich es dann beim generischen Maskulinum, ziehe aber stets (hier bietet die deutsche Sprache durchaus ein reichhaltiges Sortiment möglicher Alternativen) unproblematische Formulierungen vor.
Beispiel:
"Vom gestrigen Ausflug an den schönen Rhein waren alle Teilnehmenden begeistert, das Wetter spielte mit und so war die Flussfahrt mit anschließendem Picknick für unsere Schülerinnen und Schüler ein Hochgenuss. Auch die begleitenden Lehrkräfte konnten sich vom Stress der letzten Schulwochen erholen und ihre Schützlinge von einer positiven Seite kennenlernen."
Fazit: Mit etwas praktizierter Sprachsensibilität und Fingerspitzengefühl kann man durchaus auf eine Weise formulieren, dass Texte - so banal diese auch sein mögen - dem Leser nicht übel aufstoßen und keine Missverständisse zeitigen. Eine Ideallösung gibt es sicherlich nicht und wird es wohl so bald auch nicht geben, denn das Konzept der Geschlechtlichkeit selbst ist viel zu uneindeutig, so dass also die formelle Ebene immer an der empirischen scheitern muss, die sich zudem fortwährend in Veränderung befindet. Solange das Gendern entsprechend als Teil des Sprachwandels angesehen wird, verliert es - wie ich finde - seinen Schrecken. Es wäre doch traurig, würde man über Sprache und Sprachverwendung nicht diskutieren und Dinge probieren. Nur Dogmatismus und Rigorismus gilt es zu vermeiden, wobei das aber alle Lebensbereiche gleichermaßen betrifft.