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Finanzkrise 2008

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AW: Finanzkrise 2008

Jean Ziegler heute in einem Kurier-Interview : "Das System ist krank..."

Jean Ziegler: Der bekannte Schweizer UN-Mitarbeiter über die Finanzkrise, einen "pathologischen Kapitalismus" und den Hunger in der Welt.

:blume1:
 
AW: Finanzkrise 2008

Jean Ziegler heute in einem Kurier-Interview : "Das System ist krank..."
Dramatisch!!! Jean Ziegler ist ja offenbar kein Verschwörungstheoretiker oder sowas Ähnliches!
Nur als Ergänzung dieses Links den Schluss des Interviews zitiert:

Kurier: Sehen Sie eine globale Gegenbewegung, die wieder mehr die Moral statt den Markt ins Zentrum stellt?
Ziegler: Absolut. Was wir jetzt beobachten können, ist eine planetarische Zivilgesellschaft, die neben den Parteien und staatlichen Institutionen weltweit vernetzt ist. Dazu zähle ich soziale Bewegungen wie (die globalisierungskritische Gruppe) Attac oder Greenpeace, wo Hunderttausende Menschen organisiert sind. Sie werden letztlich die jeweiligen Staaten dazu zwingen, ihrer ureigensten Pflicht nachzukommen und das Wohl nicht nur einer privilegierten Kaste, sondern aller Menschen zu gewährleisten.

Da könnte man jetzt getrost auch mutmaßen, warum in den vielen Jahren Greenpeace und zuletzt Attac diesen teilweise schlechten Ruf bekamen (nur grüne, weltfremde Phantasten, oder so ...)?
Die (meinungsprägende) Medienmacht und der alles bestimmende Politikeinfluss der Konzerne und Millionäre?
 
Wem soll der Staat helfen?

Bei den jüngsten Nachrichten, die von den Opel-Werken berichten, welche um staatliche Hilfe angesucht haben, kam mir wieder die Frage auf, inwieweit der Staat noch für die Verluste von Unternehmen aufkommen soll?

Ich bin der Ansicht, dass es völlig zweckfremd ist, der Autoindustrie mit staatlichen Mitteln unter die Arme zu greifen. Es war absehbar, dass die Nachfrage am Automobilmarkt eines Tages zurückgehen wird. Wie viele Autos braucht der Mensch? Und wie viele soll er sich in seinem Leben leisten?
Die Zahlen waren ja dahingehend stark steigend in den letzten Jahren, so stark, dass man diesen Wohlstand einmal ehrlich hinterfragen muss. Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem wir einsehen müssen, dass dieser Wohlstand nicht länger leistbar ist.

Es wird folge dessen unweigerlich zu Produktionsrückgängen kommen, nicht nur in der Automobilindustrie. Diese weiterhin zu fördern, würde die Situation um nichts verbessern, sondern sie noch weiter verschlimmern, weil damit weiter ein Wohlstand getragen werden würde, der sich nur über Schulden finanziert. Und solch ein Vorgehen würde jeden Staat mit seiner vollen Konsequenz in den Bankrott führen.

Es ist außerdem zu erwarten, dass die Bauindustrie als nächstes folgen wird. Hier wäre jedoch, im Unterschied zur Automobilindustrie, eine staatliche Hilfe sinnvoller, indem man z.B. ohnehin geplante Bauprojekte vorzieht. Diese müssen jedoch auf ihren Nutzen genauestens untersucht werden. Investitionen in alternative Energiequellen können meines Erachtens hier besonders hervorgehoben werden.

Der Staat sollte meines Erachtens, jetzt einmal abgesehen vom Finanzsektor, nur solche Projekte und Betriebe finanzieren bzw. unterstützen, die wir für die Zukunft als absolut unverzichtbar ansehen. Dazu gehören meines Erachtens z.B. die Lebensmittelproduktion, das Gesundheitswesen oder in gewissen Maßen der Umweltschutz bzw. die schon erwähnten alternativen Energiequellen.

Ich bin mir bewusst, dass wir damit mit vielen Arbeitslosen rechnen müssen. Aber das müssen wir ohnehin. Industrien fördern, die von einem Wohlstand leben, der im Grunde nicht leistbar ist, würde die ganze Sache nur noch schlimmer machen.
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Finanzkrise 2008

Der Bürger braucht Geld in seiner Tasche. Nur so kann er es auch in Umlauf bringen und die Binnennachfrage erhöhen und damit der Wirtschaft die nötigen Impulse verleihen. Wir kommen meiner Meinung nach über kurz oder lang nicht um ein Bürgergeld herum. Ein 'bedingungsloses' Bürgergeld würde auch die Ausbeutung von Arbeitern und Ressourcen reduzieren, wenn gleichzeitig die Steuern auf eine Verbrauchssteuer reduziert würden. Keine unzähligen Steuerausnahmen mehr, und wer viel verbraucht, muss auch viel bezahlen. Auf diese Weise würden die Vorzüge des Kapitalismus gewahrt, doch die Versklavung ans Kapital vermindert.
 
Der Bürger braucht Geld in seiner Tasche.

Die Frage ist: Woher soll dieses Geld kommen?

Die Wirtschaftskrise ist nicht dadurch entstanden, dass zu wenig Geld am Markt gewesen wäre, sondern dadurch, dass zu viel Geld für Dinge ausgegeben wurden, die man sich im Grunde nicht leisten konnte. Wenn wir jetzt den Bürgern Geld in die Tasche stecken würden - mal abgesehen davon, woher das überhaupt kommen soll - würde das an der Situation nichts ändern.

Das Problem gründet heute darin, dass das Geld zum Ausgeben fehlt. Der Staat kann dieses auch nicht herbei zaubern.
 
AW: Finanzkrise 2008

Die Frage ist: Woher soll dieses Geld kommen?

Die Wirtschaftskrise ist nicht dadurch entstanden, dass zu wenig Geld am Markt gewesen wäre, sondern dadurch, dass zu viel Geld für Dinge ausgegeben wurden, die man sich im Grunde nicht leisten konnte. Wenn wir jetzt den Bürgern Geld in die Tasche stecken würden - mal abgesehen davon, woher das überhaupt kommen soll - würde das an der Situation nichts ändern.

Das Problem gründet heute darin, dass das Geld zum Ausgeben fehlt. Der Staat kann dieses auch nicht herbei zaubern.

Unser Finanzsystem ist doch, soweit ich das verstanden habe, sowieso ein Schuldensystem, und hier könnte man doch das Bürgergeld als eine Art Kredit verstehen. Die meisten Menschen werden dieses Geld in Umlauf halten, dass heißt, sie werden es im gleichen Monat durch ihre Einkäufe wieder zurück in den Markt schicken und damit die Steuern aufbringen. Die Reichen nutzen es hingegen zum Zocken im Casino (Börse). Die fünfhundert Milliarden Bürgschaft hätte vermutlich ausgereicht um ein Bürgergeld auf den Weg zu bringen und dem einzelnen Bürger Geld in die Hand zu geben, der dieses wiederum dem Markt zur Verfügung stellen könnte, indem er schlicht seine Grundbedürfnisse befriedigt.

Zudem würden wahrscheinlich durch die Reduzierung auf eine Verbrauchssteuer und die Schließung unzähliger Steuerschlupflöcher plötzlich eine große Menge zusätzlichen Geldes für solche Zwecke zur Verfügung stehen.
 
AW: Finanzkrise 2008

Hallo,
die Krise besteht nicht darin, dass es zu wenig Geld gibt, man kann ja die Billionen $ (1.000.000.000.000) die auf der Welt im Umlauf sind mal zusammenzählen und auch in den Taschen der europäischen Bürger ist nicht zu wenig.
Wie habe ich gelesen, Geld gibt es genug auf der Welt, es ist nur falsch verteilt und es ist nicht genug um sich ein einziges wahres Lächeln zu kaufen.

Die Krise besteht in der Gier nie genug materielle Güter besitzen zu können und im Glauben, dass das Horten von materiellen Dingen das Überleben oder gar eine Unsterblichkeit garantiert. Das ist ziemlicher Quatsch denn Materielles ist nur ein Aspekt, viel wertvoller und wichtiger für das Überleben sind ideelle Dinge wie z.B. die Fähigkeit Krisen zu bewältigen.
Die Amerikaner die sich ihre großen Villen auf Kredit gekauft hatten sitzen mit ihren Familien nun in Zelten auf der Straße. Diese Erfahrung macht reich an Lebensbewältigung, nicht die protzige Villa und das dicke Auto.
So ist eine Krise immer eine Bereicherung an ganz ursprünglichen Erfahrungen und trägt im Leben zu besseren Fähigkeiten bei, Fähigkeiten die man nicht kaufen kann sondern selbst erfahren muss um sie praktisch anwenden zu können.
Ich z.B. habe keine Krise mit wenig Geld, kann das Meiste was ich brauche durch kreativ/schöpferische Arbeit aus der Umwelt/Natur und meinem Innersten entnehmen, hätte eher eine Krise mit viel Geld, mit mehreren Zehntausend, denn da wäre der Ehrgeiz groß, das Geld profitbringend in Geschäfte zu investieren und das wäre mir ein Horror. Mit toter Materie und totem Geld Geschäfte machen würde mir meine Lebensqualität bei lebendiger künstlerischer Arbeit rauben.
So ist die Finanzkrise 2008 sehr interessant zu beobachten, es ist die Realität wie wir Menschen auf der Erde mit Ressourcen umgehen und eventuell ist es eine positive Erfahrung für die weitere Entwicklung.

gruß fluuu
 
Unser Finanzsystem ist doch, soweit ich das verstanden habe, sowieso ein Schuldensystem, und hier könnte man doch das Bürgergeld als eine Art Kredit verstehen.

Na ja, hier muss man schon unterscheiden zwischen kleinen und großen Schulden. Die Möglichkeit des Geldleihens beinhaltet enormes Potential für die Wirtschaft. Man stelle sich einen Reichen vor, der mehr Geld hat, als er auf einmal verwalten kann. Er leiht dieses Geld einen cleveren Burschen, der damit z.B. einen Wald kauft und ein Sägewerk errichtet. Damit kann dieser nun wiederum Geld verdienen und zahlt das geliehene plus Zinsen zurück. Somit haben alle etwas davon gehabt. Der Reiche hat verdient, der Clevere hat verdient und die Bevölkerung hat auch einen Nutzen davon, nämlich Brennholz.
Hier erkennt man sehr schön, den Sinn eines Schuldensystems. Es geht gut, solange alles in einem vernünftigen Rahmen bleibt.

Man stelle sich vor, was passieren würde, wenn es jeder dem cleveren Burschen gleichmachen will. Jeder kauft sich ein Stück Wald, baut ein Sägewerk dazu und meint, er könne super Geld machen. Jetzt gibt es aber plötzlich mehr Brennholz als die Bevölkerung verbrennen kann. Das heißt, das meiste Holz kann nicht verkauft werden, und damit können die Schulden dem Reichen nicht zurückgezahlt werden.

Genau das ist am Immobilienmarkt und an der Börse und auch in anderen Branchen geschehen. Ein paar Leute haben super verdient. Plötzlich wollte es ihnen ein Haufen anderer gleichmachen. Es wurden Dinge (Aktien, Häuser, ect.) gekauft und gebaut, was das Zeug hielt. Ein riesiger Anteil davon jedoch über Schulden. Heute haben wir plötzlich mehr, als wir eigentlich brauchen, und jetzt will keiner mehr kaufen, weil wir ohnehin schon so viel über Schulden finanziert haben. Damit ist das ganze Zeug auch nichts mehr wert.
Auf mein Beispiel von oben übertragen, heißt das nun, dass wir auf einem Haufen Sägewerke und Brennholz und vor allem auf einem Haufen Schulden sitzen.
Dein Vorschlag jetzt einfach über weitere Schulden Geld zu verteilen, wäre auf das Beispiel übertragen ungefähr so, wie wenn wir jetzt Geld verteilen, damit die Leute angeregt werden, doch noch Brennholz zu kaufen. Damit können vielleicht die Sägewerkbesitzer ihre Schulden abzahlen, dafür hat der Staat sie jetzt aber übernommen.

Wir sehen, es hat an der Lage nichts geändert, die Schulden wurden nur umverteilt.

Ich kann fluuu hier Recht geben. Man könnte das Problem lösen, indem man gleich sagt, die Reichen müssten den Sägewerkbesitzern die Schulden erlassen. Das wäre halt hardcore Umverteilung. Selbst wenn wir annehmen, die Reichen würden es sich gefallen lassen, haben wir jetzt dennoch einen Haufen von Sägewerken herumstehen, die produzieren und produzieren. Ich glaube, man kann erkennen, wohin das führen wird.

Umverteilung könnte insofern den Markt tatsächlich mit einem Schlag retten, weil in Summe genügend Wohlstand für alle da ist. Das System selbst jedoch wird es nicht verändern. Was bedeutet, dass es früher oder später wieder zu einem Zusammenbruch kommen muss.

Es gibt daher auf Dauer nur eine Lösung: Bescheidener und in Maßen leben.

Zum Abschluss einen Zitat von http://www.orf.at/081119-31885/index.html
Der Österreicher Klinger meint, die Isländer versuchten, gelassen zu bleiben. "Ich habe Freunde, die sagen, wenn nun alle den Job verlieren, dann gehen wir eben wieder fischen", erzählt er.

Die Isländer wollen sich nun auf das besinnen, was sie am besten können: das Meer, die heißen Quellen nutzen, Pferde züchten und bescheiden leben wie einst die Großeltern.
 
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AW: Finanzkrise 2008

Umverteilung könnte insofern den Markt tatsächlich mit einem Schlag retten, weil in Summe genügend Wohlstand für alle da ist. Das System selbst jedoch wird es nicht verändern. Was bedeutet, dass es früher oder später wieder zu einem Zusammenbruch kommen muss.
Es gibt daher auf Dauer nur eine Lösung: Bescheidener und in Maßen leben.
Bescheidener leben, das sehe ich auch als einzige Lösung, Ben! Aber dies funktioniert nur durch Systemänderung, weil Aufrufe und Apelle allein beim Menschen naturgemäß wenig nutzen können, dazu ist der (Überlebens-) Egoismus viel zu stark und ev. kleine Erfolge wären eher irrelevant.

Das System würde sich beispielsweise ändern, wenn auch in Indien, wie ich schon zitiert habe, lesitungsgerechte Steuern der dortigen Bevölkerung zugute kommen. Oder in Ghana, wo 97% des Rohstoffertrags "exportiert" wird und die Regierung mit 3 % die Bevölkerung erhalten muss (Nahrung, Bildung etc.).

Dann würde natürlich nicht mehr so profitabel produziert werden können, was sich auf unseren Konsum entscheidend auswirken würde. (Unabhängig jetzt davon, ob wir das wirklich wollen oder nicht!)

Oder gezielte Steueränderungen: In Ö. besitzen 10 % der Bevölkerung lt. Attac 67 % des Vermögens. 1% Steuererhöhung brächte in Ö. 7 Milliarden EUR pro Jahr! Global 400 Milliarden US-Dollars pro Jahr!
Es geht nicht darum, den Reichen etwas wegzunehmen, sondern um mehr Gerechtigkeit. Brennen müssen bei der Finanzkrise nicht die Banken und Manager (die für ihre katastrophalen Fehler und Spekulationen eine bekömmliche Abfertigung statt Gefängnis bekommen), sondern die Mittelschicht und der kleine Mann.
Jetzt wieder: Die Banken bekommen für das Milliardengeschenk kaum Auflagen vom Staat, was eine Selbstverständlichkeit sein müsste für jede Investition dieses Ausmaßes! Z.B. müssen die Banken nicht ihre Filialen in den Steueroasen schließen, um der Steuerflucht der Reichen ein Ende zu setzen. Im Prinzip dürfen sie weiter spekulieren und sich weiter im ungeheuren Ausmaß bereichern.

Klar sind das nicht die einzigen Profiteure, sonst würde dieses System ja nicht so gut funktionieren!

lg
Andreas
 
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