Sind Geldpolitiker überforderte oder unwissende Magier ?
In der FAZ vom vom 29. Juni 2013
wurde die Situation der Geldpolitiker
von Gerald Braunberger analysiert.
http://blogs.faz.net/fazit/2013/06/29/unwissende-magier-2161/
Braunberger ist Jahrgang 1960, Redakteur in der Wirtschaft,
verantwortlich für den Finanzmarkt in der F.A.Z.
Hier zunächst eine kurze Leseprobe ...
Szenen im Juni 2013:
Kein Zweig der Politik steht unter einem
so starken Einfluss von Fachleuten wie die Geldpolitik.
Kein Zweig der Politik hat
so stark an Bedeutung gewonnen wie die Geldpolitik.
Und kein Zweig der Politik
ist so sehr durch Überforderung bedroht.
Immer im Juni eines Jahres veranstaltet
die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ)
eine Konferenz in Luzern.
Am nordwestlichen Ende des Vierwaldstätter Sees
sprechen international angesehene Ökonomen
über den Zustand des globalen Finanzsystems
und über die Rolle der Geld- und der Finanzpolitik.
Dies sind Themen, mit denen sich die in Basel ansässige BIZ,
Bank der Zentralbanken und Denkfabrik in einem,
seit ihrer Gründung im Jahre 1930 befasst.
In diesem Jahr zog der scheidende Chefökonom der BIZ,
der Amerikaner Stephen Cecchetti, eine persönliche Bilanz
seiner Erfahrungen der vergangenen Krisenjahre.
Cecchettis Fazit seiner fünf Jahre als Chefökonom in Basel
lautete:
Geldpolitiker sollten stärker auf die Entwicklung
von Geld- und Kreditmengen achten;
sie müssten sich hüten,
in Abhängigkeiten von Regierungen und Geschäftsbanken zu geraten;
sie müssten über nationalen Gartenzaun schauen
und auf internationale Wirkungen ihrer Politik achten
und schließlich sollten Geldpolitiker nicht zu sehr
auf die Rationalität der Teilnehmer an den Finanzmärkten vertrauen.
All dies klingt nachvollziehbar, logisch und richtig.
Der Clou lautet:
In einem um das Jahr 1975 erschienenen Lehrbuch
dürften sich diese Erkenntnisse allesamt finden.
In der Zwischenzeit wurden diese alten Erkenntnisse
verdrängt und abgelegt.
Nunmehr, in der kompliziertesten Wirtschafts- und Finanzkrise,
hat die Geldpolitik einerseits eine im historischen Vergleich
vermutlich einmalig große Bedeutung erhalten.
Gleichzeitig war sie sich ihres Wissens und ihrer Fähigkeit
selten so unsicher wie heute.
[...]
Die Analyse von Braunberger ist in ihrer Gesamtheit echt lesenswert,
jetzt möchte ich aber aus der daran anschließenden Diskussion zitieren.
29. Juni 2013 um 12:40 Uhr; Bernd Winkler sagt:
Gut analysiert, aber sehr wohlwollend beurteilt....
Zunächst einmal eine wirklich gute Analyse, insbesondere technisch.
Das ist die Grundlage für weitere Gedanken.
Mir will scheinen, dass solche Analysen
im quasi „luftleeren Raum“ kaum noch eine echte Relevanz haben,
wenn nicht das „cui bono“,
also das „wem nützt das Ganze“ mit analysiert wird.
Offiziell wird für die scharfen Eingriffe der Notenbanken
die Not herangezogen, die Not nämlich der Investmentbanken
und der mit diesen verbundenen Geschäftsbanken,
die sich total verspekuliert haben
und die mit dieser Fehlspekulation den Zusammenbruch
des gesamten Geldsystems heraufbeschwören könnten.
Dabei wird aber gerne vergessen,
dass es gerade bei dieser Art von Rettung
genau zwei Gruppen gibt: Gewinner und Verlierer.
Gewinner sind die Banker, Großspekulanten und Großkapitalanleger
– also ein kleines Kartell,
Verlierer sind die Staaten und die Steuerzahler
– also die übergroße Mehrheit.
Die Zentralbanken werden heute überwiegend von Menschen gesteuert,
die ihre Karrieren eben nicht überwiegend in der Wissenschaft
gemacht haben - wie hier unrichtig behauptet wird - sondern
die Nutzniesser der „Revolving Door“ sind,
also Menschen die hemmungslos hin- und herwechseln
zwischen Kontrollorganen und zu kontrollierenden Institutionen.
Sie profitieren dabei persönlich ungewöhnlich stark
mit Einkommen und Vermögen, insbesondere wenn man das
ins Verhältnis mit ihren Leistungen setzt.
Das kleine oben beschriebene profitierende Kartell
sitzt also quasi an der Spitze der Zinspyramide,
die sich automatisch im Geldsystem der Teildeckung,
der privaten Geldschöpfung und des Zins- und Zinseszinssystems ergibt.
Warum bei solchen Analysen immer wieder unterschlagen wird,
dass dieses Pyramidensystem
mathematisch unweigerlich zum Zusammenbruch kommt,
ist mir ein Rätsel.
Vielleicht liegt es daran,
daß Volkswirte den Zusammenbruch des Währungssystems
in wiederkehrenden ungleichen Perioden für normal halten.
Vielleicht liegt es auch an der mangelnden Phantasie,
die sich den Ausgang exponentieller Funktionen
nur schwer vorstellen kann.
Vielleicht ist es aber schlicht und einfach der Tatsache
geschuldet, dass man Opfer schulischer und universitärer
Indoktrination geworden ist.
Kurz gesagt:
das Kartell der Profiteure kann kein Interesse daran haben,
die Unzulänglichkeit des geltenden Geldsystems zu beschreiben.
Alle Fachvorträge, Tagungen und Symposien
setzen das geltende System als gegeben voraus.
Diskutiert und erörtert werden nur Technikalitäten
innerhalb des Systems.
Die Gruppe der Politiker, die eigentlich die Interessen
der Steuerzahler und der Wähler vertreten müssten
tun dies auch nicht.
Dafür gelten vorwiegend zwei Gründe.
Der Hauptgrund ist simpel: die Politiker lieben Geldausgeben.
Das ist historisch schon immer so gewesen.
Geldausgeben sichert vermeintlich die Popularität, etwas
was narzisstische Politiker brauchen wie die Luft zum Atmen.
Der zweite Grund ist leider nicht besser:
die meisten Politiker verstehen von Wirtschaft,
speziell Volkswirtschaft gar nichts.
Sie sind auf Beratung angewiesen, die sie sich im Kartell holen.
So schliesst sich der Kreis!
Bleibt das Volk, der Steuerzahler,
von seinen Politikern im Stich gelassen,
welches auf die gute Aufklärungsarbeit von Medien und Presse
angewiesen wäre.
Da ist überwiegend nichts. Selbst hier in der FAZ,
wird von ansonsten guten Analysten immer dann innegehalten,
wenn wirklich Substantielles kommen sollte.
So stellt dich der Steuerzahler zurecht die Frage:
sind die Medien und ist die Presse Teil des Kartells,
oder ist es Faulheit oder Dummheit,
dass die Frage nach dem „cui bono“ seltenst oder nie gestellt wird ?
Wenn wir Völker uns nicht auf ein Geldsystem
jenseits von „FIAT“, Teildeckung und Zins-und Zinseszins einlassen,
dann werden wir periodisch enteignet und in die Verarmung gestürzt,
zum Nutzen eines kleinen Kartells.
Das ist eigentlich nicht so sehr schwer zu begreifen.
Wir Völker sollten nutzen, dass wir Viele,
die Kartellmitglieder nur Wenige sind.
Die Kartellmitglieder haben Angst vor uns, zurecht.
Das ist eine Chance, die es zu nutzen gelte.
Dafür müssen aber die Notenbanken abgeschafft werden
und das Basler Kartell zerschlagen werden.
Im richtigen System
sind Notenbanken überflüssig, nicht überfordert.
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29. Juni 2013 um 13:33 Uhr; Günter Düsterhus sagt:
Was für die einen ein Systemzusammenbruch
mit ungeheuren sozialen Verwerfungen ist,
ist für den anderen die stetige Fortsetzung eines Machtanspruchs,
der durch Dynastien seinen Ausdruck findet.
Die Fortsetzung des Schuldgeldsystems unter anderen Namen
wird oft mit dem Geblitztdingst
eines gehaltvollen, angemessenen Krieges eingeleitet,
der alle Erinnerungen an die Schuldigen
in einer Woge von Hass und Gewalt verbirgt.
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29. Juni 2013 um 14:32 Uhr; Bernd Winkler sagt:
@Günter Düsterhaus
Ich gehe mit Ihnen in der Analyse einig.
Damit beim bevorstehenden nächsten Mal nicht wieder
die Schuldigen davon kommen, tut Aufklärung not.
Diesmal kann das Volk es wissen,
wenn es die zur Verfügung stehenden Instrumente nutzt.
Dieses Mal kann man sich nicht herausreden mit:
„das konnte ich nicht wissen“.
Dieses Mal ist das Volk selber mitverantwortlich,
wenn es seine Zeit vor dem Fernseher verdaddelt,
anstatt die Möglichkeiten des Informationszugangs zu nutzen.
Freiheit ist Arbeit,
wer die nicht machen will, ist und bleibt Zinssklave…
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29. Juni 2013 um 14:55 Uhr; Dieter Zorn sagt:
Guter Beitrag.
Hätte ich eine Langfassung schreiben wollen,
wäre es Ihre gewesen, Herr Winkler.
Sie haben recht, wenn Sie sagen,
dass eben selbst gute Analytiker, wie Herr B.
innerhalb des Systems nie die Frage stellen (können)
„Wem nützt es?“.
Volkswirtschaft ist auch keine reine Wissenschaft,
sondern eine Erfahrungswissenschaft.
Hier ist leider Erkenntnis fast immer mit Interesse verwoben.
Und, dem Volk kann man keinen Vorwurf machen.
Es versteht nichts von Wirtschaft.
Unser Schulsystem ist darüberhinaus so grottenschlecht,
dass man sich fragen muss: Ist das Absicht?
[...]
> Das musste auch wieder einmal in aller Klarheit gesagt werden. <