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Euer Umgang mit Suizidgedanken

Bernd schrieb:
Liebes Forum,

machen wir uns doch nichts vor, im Laufe seines Lebens denkt fast jeder einmal an den selbstgewählten Tod, egal warum. Ich bin der Meinung, man sollte sich darüber Gedanken machen, bevor es soweit ist oder spätestens, nachdem man eine „eigene Ahnung“ davon hat.

Ich glaube nicht, dass die Tabuisierung uns davor schützt und auch nicht, dass jemand, der sich dem Thema stellt, näher daran befindet als jemand, der es wegschiebt. Nun möchte ich hier bewusst keine Gründe diskutieren oder Wertungen besprechen, deshalb schrieb ich es auch nicht in den Bereich Spirituelles sondern in Gefühle.

Wie geht ihr mit eigenen Gedanken um?

Könnt ihr die Gedanken akzeptieren und sie zulassen, drängt sie ab, baut sie in euere tägliche Arbeit ein, nutzt sie für Wandel, gebt die Verantwortung ab, seht darin ein Zeichen, betäubt euch, haltet euch an Menschen fest, lasst endlich Hilfe zu, sucht neue Ziele, hasst euch dafür selbst ...was tut ihr ?

Ich möchte um eher praktische/hilfreiche/persönliche und weniger philosophische Beiträge bitten.

Viele Grüße
Bernd

Meine Gedanken

Was Du jetzt nicht leben willst, musst Du, wenn Du wiedergeboren wirst nachholen und vielleicht noch schlimmer!

Das ist kein Schertz! :nein:
 
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von amgervinus: Was Du jetzt nicht leben willst, musst Du, wenn Du wiedergeboren wirst nachholen und vielleicht noch schlimmer!
Das ist kein Schertz!

Hallo amgervinus.

Ich hab nun aber leider mit Menschen zutun, die ich nicht mit der pädagogischen Keule der Wiedergeburt behandeln möchte. Der Ansatz „du musst jetzt da durch, sonst wirst du so lange re-inkarniert, bis du es machst“, ist keine „öffnende“ reelle Hilfe. Es ist lediglich eine Technik aus dem Repertoire mancher Religionen, was ich auch wiederum nur als Fortsetzung der elterlichen-schulischen-gesellschaftlich anerkannten Pädagogik halte, was m.E. eine „zudeckende Hilfe“ darstellt.

Der in meinen Augen menschlichere und dauerhaftere Ansatz, dass eine augenblicklich aussichtslose Lage durchstehbar ist, muss m.E. Dasein erfahrbar machen. Dazu gehört z.B. die Wahrnehmung des Körpers, die m.E. Grundlage für die Wahrnehmung von Realität ist und damit überhaupt erst Voraussetzung für hoffnungsvolles lustvolles Leben. Daneben (oder manchmal auch davor) steht die Wahrnehmung der eigenen Vergangenheit. Wofür soll ich mich durch das Leben schlagen, wenn das einzige, was ich in meinem fast völlig verschlossenen Seelchen fühle , Angst und Unsicherheit ist? Die Angst, dass es noch schlimmer kommen könnte? *schulternzuck und kopfschüttel*
Wie soll ein Mensch Lebensmut finden, wenn er in seinem Leben nie die Dinge erlebt hat, die lebenswert sind? Man kann „schöne Gefühle“ nicht glauben, sondern muss sie erfahren. Es ist m.E. nicht sinnvoll, einem solchen Menschen, der inzwischen aus gutem Grund seine Wahrnehmung und seinen Selbstausdruck gegen null gefahren hat und in seinem endlos Gedanken produzierenden Gehirn, völlig wirr herumtreibt, nun mit dem „Wissen“ anderer zu vertrösten oder gar noch zu ermahnen. Nach alledem was ich bislang in den Religionen zu Karma und inkarnieren fand, seh ich darin keine lebensnahe Hilfe für Betroffene. Jemand, der an Karma glaubt, kommt seltener zu wirklich ernsten suzi-Absichten, die Menschen, die aber „da“ schon sind, nehmen so was kaum an. Wem es hilft, an Karma zu glauben, den möchte ich hier natürlich nicht angreifen, logisch.

Das, was manche unter Karma verstehen, ist m.E. das, was unter der religiösen/pädagogischen Decke verbleibt, wenn man sich nicht traut darunter zuschaun. Es ist aber möglich, die Decke hochzuheben und dieses „Karma“ anzuschauen und damit aufzulösen. Bildlich gesprochen, flieht manchmal sogar der Teufel, wenn man eben unter die Decke schaut. Ich möchte aber noch sagen, es ist möglich, dass manche religiöse Führer/Gurus zwar genau das unter Karma und Wiedergeburt verstehen...das kommt aber bei den Gläubigen so nicht an. Sich selbst und das Leben zu entdecken und zu erfahren ist etwas anderes als es zu ertragen.

Viele Grüße
Bernd
 
amgervinus schrieb:
Ich glaube an Wiedergeburt.
Ich glaube aber nicht, dass ich persönlich wiedergeboren werde.
:blume1: Wölkchen..

Hi amgervinus :)

DArf ich erfragen: was wiedergeboren wird, wenn nichts persönliches ist?
oder ist das hier fehl am platze?:dreh:

Im übrigen denke ich, dass dein ratschlag hilfreich sein kann dazu sollte der beratschlagte aber auch daran glauben sonst kann er damit nicht viel anfangen. Denn die Androhung von noch mehr leid vermindert das seine nicht sondern verstärkt es auch noch.

grüße v kW
 
Zuletzt bearbeitet:
kleine Wolke schrieb:
Hi amgervinus :)

DArf ich erfragen: was wiedergeboren wird, wenn nichts persönliches ist?
oder ist das hier fehl am platze?:dreh:

Im übrigen denke ich, dass dein ratschlag hilfreich sein kann dazu sollte der beratschlagte aber auch daran glauben sonst kann er damit nicht viel anfangen. Denn die Androhung von noch mehr leid vermindert das seine nicht sondern verstärkt es auch noch.

grüße v kW

Ich persönlich glaube nicht wiedergeboren zu werden, weil ich denke ins Himmelreich zu kommen. Wer dort hineinkommt, braucht auch nicht wiedergeboren zu werden...

Ich habe schon viel darüber geschrieben bei Wikipedia. Diese Beiträge wurden aber schnell gelöscht, damit bloss niemand die Wahrheit erfahren soll. Schau mal dort nach, da steht bestimmt noch was...

http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Geist

Wiedergeboren wird die Seele, in einem Babykörper der gerade auf die Welt kommt..
 
amgervinus schrieb:
Ich habe schon viel darüber geschrieben bei Wikipedia. Diese Beiträge wurden aber schnell gelöscht, damit bloss niemand die Wahrheit erfahren soll. Schau mal dort nach, da steht bestimmt noch was...

http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Geist

Wiedergeboren wird die Seele, in einem Babykörper der gerade auf die Welt kommt..

danke für den Link und die Antwort! :danke:

lG v kW
 
Benjamin schrieb:
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man in Depressionen bevorzugt in der Welt oder in irgendwelchen Umständen den Auslöser sieht. Aber nicht die sind verantwortlich für unser Leben und unser Wohlbefinden, sondern wir selbst.

liebe Grüße
Ben

was aber tut man, wenn man von vornherein in depressionen bei sich selbst die letztgültige schuld sieht? (das weiß ich aus eigener erfahrung), dann kann man sie erst gar nciht mehr in wem anderen oder in der welt, oder sonst wo sehen. sich dann zu sagen, man möchte sich komplett verändern und die dinge anders anpacken, ist gar nicht so leicht, sieht man doch den erfolg nicht so schnell, was einen weiter hinunterreißt.

aber du hast scon recht,wir haben das potenzial, statt "warum? es gibt keie hilfe" zu sagen: "ich kann das auch anders sehen und anders versuchen"... das können wir versuchen, ich denke aber ,dass es auch mitmenschen braucht,die einem mit verständnis begegnen und im willen zur Veränderung unterstützen.

@lilith:<<für mich hat mit dieser intensiven auseinandersetzung mit dem tod etwas sehr wichtiges bewirkt, ich habe keine angst mehr vor ihm. ich lebe jetzt viel intensiver, weil ich spüre, dass der tod sowieso immer da ist. keiner weiß wann er sterben wird. >> dem kann ich zustimmen- es ist irgendwo eine auseinandersetzung mit dingen, die man sonst verdrängt, was der tod egtl bedeutet, was es heißt nicht mehr zu leben... die methode durch aufschreiben diese unheimliche last loszuwerden, scheint bei dir erfolgreich gewesen zu sein. aber viele hindert selbst das nicht vor dem tatsächlichen suizid. man ist da nicht mehr rational, sondern viel zu sehr in seiner deppresion verblendet.

dennoch,denke ich , wie mwithgen das formuliert hat:<<es nur hilft, der Angst auf den Grund zu gehen. Sie ist in aller Regel eine krankmachende Störung und verhindert deshalb ein gesundes, reiches und erfülltes Leben. Die Angst trübt den Blick. >>
die angst zu überwinden, dem problem auf den grund zu gehen, es zu erfassen, wie tief es geht, ist der einzige weg um langfristig damit fertig zu werden. das kann aber erst geschehen wenn der selbstmordgedanken etwas abgeschwächt ist.mir hat es geholfen, die angst zu erkunden, mich mit ihr direkt zu konfrontieren. das dauert lange, und ist schwer[auch die gefahr wieder in die deppresion zurückzufallen ist groß], aber... ich sehe keinen anderen erfolgsversprechenden weg.
 
Zitat von Benjamin
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man in Depressionen bevorzugt in der Welt oder in irgendwelchen Umständen den Auslöser sieht. Aber nicht die sind verantwortlich für unser Leben und unser Wohlbefinden, sondern wir selbst.

Ich denke allerdings, mit instanton, dass der Unterschied von depressiv veranlagen Menschen zu heiteren genau der ist, dass sie Misserfolge nicht äußeren Umständen, sondern eigenem Unvermögen zuschreiben. Zumeist sind das dann Menschen, die sehr hohe Anforderungen an sich selbst stellen, an denen sie nicht selten verzweifeln; es sind betont beherrschte Menschen, die der Willensstärke besonderes Gewicht beimessen, demzufolge Misserfolge mangelnder eigener Anstrengung zurechenen; und die ihr Herz nicht gerade auf der Zunge tragen.

Die Grundeinstellung derjenigen ist: Du musst!! Streng dich gefälligst an! Sei kein Versager! Depression wird oft auch als Aggression gegen sich selbst erklärt.

Dadurch gleiten Betroffene in eine Abwärtsspirale:
>ein Misserfolg (wird als ungeheurlich wahrgenommen und überbewertet, gleichzeitige Erfolge werden eher abgewertet)
>Selbstvorwürfe
>verstärkte Anstrengung, gleichzeitig gute Miene nach außen
>Verkrampfung durch die Mehrfachanstrengung und das Versteckspiel
>vorprogrammierter nächster Misserfolg
>>noch heftigere Selbstvorwürfe

Das entspricht ganz und gar nicht dem Klischee vom "jammernden Depri", welches unwissende Zeitgenossen pflegen. Denn Jammernde leiden gerade nicht an der KRANKHEIT! Depression. Depressive JAMMERN NICHT, vielmehr haben sie ein solches Gefühlstief erreicht, dass ihnen selbst zum Jammern der Antrieb fehlt, ganz abgesehen davon, dass sie niemanden aufsuchen, dem sie etwas vorjammern.

Link für Interessierte

Hier gibt es z. B. einen anschaulichen Erfahrungsbericht.

***

Ansonsten gebe ich im Prinzip Guido soweit Recht:

Wer wirklich an etwas leidet, sollte zum Arzt gehen; so wie er es auch bei einer Infektionskrankheit auch macht. Man darf, gerade bei Krankheiten mit dem Risiko eines tödlichen Verlaufs, nicht allzuviel auf Foren oder wohlmeinende Ratschläge überhaupt geben. Mit Herzschmerzen und Schwindelgefühlen ist der erste Weg ja auch nicht der in Forum.

Natürlich kann man sich austauschen. Aber:

Sprüche wie: Es geht schon! Wird schon wieder! Reiß dich einfach mal zusammen! Unternimm was! sind ABSOLUT KONTRAPRODUKTIV - denn genau von dieser Art sind die Selbstvorwürfe der Betroffenen. Man verstärkt die Spirale damit in unheilvoller Weise, weil diese sich dann in dem negativen Selbstbild nun noch von außen bestätigt sehen!

VG Harka

PS Es gibt viele verschiedene Formen depressiver Erkrankungen. Ich wollte also nur EINE mögliche Facette hier anbringen.
 
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Als selbst von endogenen Depressionen Betroffener kann ich Harkus Beitrag voll und ganz unterstützen, denn ich habe das am eigenen Leibe oder besser an der eigenen Seele erlebt, was Harku über die Abwärtsspirale schreibt, gegen die ein unter einer akuten Depression Leidender mit dem Verstand nicht ankämpfen kann.
 
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