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das phänomen religion in den USA

@falsche frage: ja vielleicht etwas ungeschickt formuliert, wollte aber aufs gleiche hinaus wie du.

@religionen: was du meinst ist die institution die diese regeln aufstellt und ...horrorvorstellungen wahhält. Betrachte religion mal von ihrer besten seite, nur so mal als versuch. es ist denk ich oft auch (ich bezieh das jetzt auf gar keinen fall auf dich) eine sehr schlechte ausrede zu sagen "religionen grenzen einen ein". jeder hat doch bitte sein eigenes denkvermögen und weiß was richtig und was falsch ist. die schuld wird auf die religion abgeschoben, weil man am menschen scheitert und nciht wahrhaben will, dass es er ist der schlimme dinge tut.
und übrigens, ramadan, fasten etc hat durchaus seinen wert.

zur ursprünglichen frage....
du sagst, die religiösen tendenzen dort nützen den politikern die moemntan an der macht sind. die religiöse rechte hatte schon vor langem mächtigen einfluss in der bevölkerung. es ist nicht so einfach: die politiker beginnen mit religion herumzuspielen und machen sich die leute gefügig und haben infolgedessen macht.

eben das ist es ja was ich hier in den raum werfe. religion ist ein teil der dortigen kultur, sie hat politisch einfluss und jetzt erst fällt es auf, weil es doch soo offensichtlich ist,dass präs. bush das für sich entdeckt hat und sein spindoctor carl rove das in der öffentlichkeitsarbeit nutzt. (der erste präs. der gott in den mund nahm bei einer öffentlichen rede war Ronald Reagan!)
Leute die nciht irgendeinen religiösen hintergrund haben, würden damit ja nichts anfangen können.
 
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@ religionen: Wenn wir jetzt mal das leidige Thema Altes Testament weglassen, und uns nur das Neue anschauen: MMn sind gerade auch sämtliche Christen dazu verpflichtet, sich die jeweilige Obrigkeit (ob jetzt kirchlich oder weltlich ist egal) kritisch anzuschauen. Gerade mit einem Jesus als Vorbild ist man aufgefordert, die Welt nicht so hinzunehmen, wie sie ist.

Aber, Korporalkarotte, ich gebe Dir völlig recht, meistens sind die Gläubigen noch die besseren Schäfchen - weil den meisten eine gewisse Angst vor Gott eingeimpft wurde, bzw. die Kirchenoberhäupter (zum Teil auch heute noch) die alleinige Wahrheit für sich beanspruchen und somit die "normalen" Gläubigen gar keinen Grund zum kritisch hinterfragen haben. Und damit der strenge Gott nicht böse wird, macht man das, was die Kirchenoberen sagen, daß richtig ist...

Dennoch meine ich in der Kirche eine gewisse Tendenz zum Mitdenken zu spüren, die sich in den kommenden Jahren wohl noch ausbreiten wird - zumindest in Österreich. Wenns die Kirchenoberen nicht vertragen, wird die röm. kath. Kirche eben immer kleiner werden!
 
instanton schrieb:
@religionen: was du meinst ist die institution die diese regeln aufstellt und ...horrorvorstellungen wahhält. Betrachte religion mal von ihrer besten seite, nur so mal als versuch.
du hast durchaus recht, es ist genauso legitim das ganze aus der umgekehrten perspektive zu betrachten


instanton schrieb:
es ist denk ich oft auch (ich bezieh das jetzt auf gar keinen fall auf dich) eine sehr schlechte ausrede zu sagen "religionen grenzen einen ein".
"religionen grenzen einen ein" ist wohl etwas zu allgemein formuliert, es geht um den islam und um den katholizismus - buddhismus zB ist da deutlich anders (man möge sich die unterschiedlichen glaubensbekenntnisse dieser 3 religionen durchlesen - ich empfand das als extrem aufschlussreich)


instanton schrieb:
jeder hat doch bitte sein eigenes denkvermögen und weiß was richtig und was falsch ist.
nicht ganz - was ist, wenn dieses "richtig und falsch" von der religion geprägt wird? das halte ich für problematisch (siehe selbstmordattentäter)
dieses "richtig und falsch" soll mMn weniger von der religion geprägt werden als von den menschen selbst -> ich will nicht gutes tun, weil es mir mein gott befiehlt (denn das lässt sich leicht von anderen menschen missbrauchen, außerdem bin ich dann nur ein hirnloses schäfchen), sondern weil ich den menschen damit was gutes tue
gut ist, was den menschen gut tut und nicht das, was mein gott mir befiehlt


instanton schrieb:
die schuld wird auf die religion abgeschoben, weil man am menschen scheitert und nciht wahrhaben will, dass es er ist der schlimme dinge tut.
der mensch nimmt halt immer den einfacheren weg - und es ist eben einfacher sich eintrichtern zu lassen, was gut und was schlecht ist (sei es von irgendeiner politischen propaganda, charismatischen menschen oder von einer religion), als selber nachzudenken
ziel muss es sein den menschen selber, unabhängig von der derzeitigen politik, religion oder jeglichen äußerlichen einflüssen zum nachdenken zu bringen


instanton schrieb:
und übrigens, ramadan, fasten etc hat durchaus seinen wert.
da stimme ich dir gerne zu
viele dinge in der religion haben einiges an wert und sind auch sinnvoll
schächten im islam zB war früher nötig, damit das fleisch länger frisch bleibt - der fehler war nur dieser, dass man das in den glauben eingebunden hat und die tiere daher immernoch jämmerlich ausbluten lässt, obwohl es garnicht nötig ist
darauf wollte ich hinaus - dass die religion leider meist vor dem logischen denken kommt

instanton schrieb:
du sagst, die religiösen tendenzen dort nützen den politikern die moemntan an der macht sind. die religiöse rechte hatte schon vor langem mächtigen einfluss in der bevölkerung. es ist nicht so einfach: die politiker beginnen mit religion herumzuspielen und machen sich die leute gefügig und haben infolgedessen macht.
besser hätte man es kaum sagen können - jetzt stellt sich nur noch die frage wie wir das problem lösen...

mein denken setzt eben dort an, dass wenn die menschen weniger religiös wären, die politiker auch weniger macht hätten, deswegen klinge ich wohl auch leider etwas anti-religiös - aber du hast diesen gedanken schon selber:
instanton schrieb:
Leute die nciht irgendeinen religiösen hintergrund haben, würden damit ja nichts anfangen können.
 
Zitat von KorporalKarotte
ziel muss es sein den menschen selber, unabhängig von der derzeitigen politik, religion oder jeglichen äußerlichen einflüssen zum nachdenken zu bringen
Eine echt gute Formulierung!

Zitat von KorporalKarotte
"religionen grenzen einen ein" ist wohl etwas zu allgemein formuliert, es geht um den islam und um den katholizismus - buddhismus zB ist da deutlich anders
MMn hängt die Eingrenzung nicht von der Religion ab, sondern davon, wie man den jeweiligen Glauben lebt: Denn wenn man mit offenem Herzen und eingeschaltetem Hirn seiner Überzeugung nachgeht, lernt man auch viel Neues und auch durchaus befreiendes kennen, das die meisten Obrigkeiten nicht erzählen. Aus diesen Erfahrungen ergeben sich dann auch schwierige Fragen, die das Leben komplizierter gestalten. Eben Fragen im Sinne: Wo kann ich was tun, damit die Welt zumindest ein kleines bißchen besser wird? Und das kann ich eben nicht, wenn ich mich zurücklehne, und nur das fresse, was mir die Obrigkeiten hinknallen. Deshalb stimme ich auch voll zu:
Zitat von KorporalKarotte
der mensch nimmt halt immer den einfacheren weg - und es ist eben einfacher sich eintrichtern zu lassen, was gut und was schlecht ist (sei es von irgendeiner politischen propaganda, charismatischen menschen oder von einer religion), als selber nachzudenken

Zitat von KorporalKarotte
gut ist, was den menschen gut tut und nicht das, was mein gott mir befiehlt
Kennst Du einen Gott, der irgendeinem Menschen was Schlechtes will? (Das ist eine durchaus ernstgemeinte Frage - mit Islam & Co bin ich nicht sehr bewandert.)
 
Friedenspanzer schrieb:
MMn hängt die Eingrenzung nicht von der Religion ab, sondern davon, wie man den jeweiligen Glauben lebt
natürlich, aber mir ging es darum, dass man oftmals keine "wirkliche" wahl darüber hat, wie man seinen glauben auslebt:
wenn einem etwas von kleinauf eingetrichtert wird, löst man sich wohl nur schwer davon...

Friedenspanzer schrieb:
Kennst Du einen Gott, der irgendeinem Menschen was Schlechtes will? (Das ist eine durchaus ernstgemeinte Frage - mit Islam & Co bin ich nicht sehr bewandert.)
hmmmm.....
satan? ahriman? shiva?
im endeffekt ist das ganze ansichtssache

zum islam:
wer im kampf für den islam stirbt kommt (laut lehre) ohne umschweife in den himmel - selbstmordattentäter ahoi

aber wir müssen ja garnicht zum islam schauen - alleine schon wenn wir die bibel wörtlich nehmen haben wir schon genug gründe und rechtfertigungen blut zu vergießen
 
Das ist definitv Auslegungssache, ob man den Teufel oder wie auch immer man ihn nennt mit Gott auf die gleiche Stufe stellt. Ich tu's nicht, daher kam auch meine Frage.

Das mit dem wörtlich nehmen des jeweiligen Buches hat sich leider auch noch nicht auf der Welt herumgesprochen, daß man diese Schriften eben alle im Kontext der damaligen Zeit, Gesellschaft etc. lesen und vor allem verstehen muß.

Folgendes möchte ich auch noch zur Diskussion einwerfen: Ich denke, dieser Mißbrauch von Religionen könnte die Antwort auf die Frage sein, ob sich die (welche auch immer) Kirche stärker in die Politik einmischen sollte, und dort vielleicht sogar Funktionen innehaben sollte.
Es ist doch jetzt schon so, daß viele der "Hirten" ihre Machtposition ausnützen, um uneingeschränkt an der Macht bleiben zu können. Wieviel schlimmer die Religion verbogen wird, um die politischen Zwecke zu erreichen, sieht man doch jetzt auch vor allem in den islamistischen Staaten - aber natürlich auch in den USA! Denn ich hab schon von vielen Seiten gehörten, daß auch der Islam an sich eine friedensstiftende Religion sei...
 
Ein Buchtipp zu diesem Thema:

USA / In Amerika gehört die Religion von Beginn an zur Politik – und umgekehrt

Bibel, Dollar und Gebete

Rainer Prätorius stellt dar, welche große Rolle der Glaube auf der anderen Seite des Atlantiks spielt. So wurde der Irak-Krieg zum „Kreuzzug“.

Autor: FRIEDERICH MIELKE

Fanatiker, Fundamentalisten, Sektierer, solche Begriffe fallen vielen Europäern ein, wenn sie auf die Religiosität der Amerikaner angesprochen werden. Die Glaubensbekundungen nach dem 11. September jenseits des Atlantiks sind noch in guter Erinnerung. Europäische Intellektuelle halten diese Religiosität, Wehrhaftigkeit und Heimatliebe der meisten Amerikaner für übertrieben.
Wer derart gottgläubig ist, so ist zu hören, ist kein aufgeklärter Bürger. Amerikaner würden zu viel beten, gingen zu oft zur Kirche und beschäftigen zu viele Pastoren. Kurzum, „Gottes eigenes Land“ gehöre nicht mehr zum euro-atlantischen Kulturkreis, die peripheren Kulturunterschiede zwischen Amerikanern und Europäern hätten die transatlantische Wertegemeinschaft aufgelöst.

Diese Kritik an der amerikanischen Religiosität ist nicht neu. Wer Amerika kennt, hat diese Vorurteile oft gehört: Der Justizminister ist ein Pfingstler, der Präsident redet vom „Kreuzzug“, und im Weißen Haus genauso wie in Ministerien und Botschaften werden Bibelstunden abgehalten. Bush, Gott und die Welt sind Lieblingsthemen der Feuilletons. Der Spruch „God bless America“ gilt als suspekt. Amerikaner werden als puritanische Fanatiker dargestellt, ihre Gottgläubigkeit sei ideologisch begründet: Bibel und Dollar als seelisch-materielle Grundlage der amerikanischen Zivilreligion.

Das Thema will sachlich und gründlich behandelt werden. Bisher hat es dazu viel Polemik in den Feuilletons gegeben, jetzt allerdings erscheint ein Buch, das Vorurteile ausräumt und den Leser genau informiert. Rainer Prätorius’ Werk „In God We Trust“ füllt eine Wissenslücke. Es hilft, die religiösen Eigenarten der USA zu verstehen und den kirchlichen Pluralismus der amerikanischen Gesellschaft zu erklären.

Prätorius ist Professor für Verwaltungswissenschaft an der Hochschule der Bundeswehr in Hamburg. Sein Buch unterstreicht die historische Bedeutung des Themas: „Es gibt praktisch keine Wegmarke in der Entwicklung dieser Nation, bei der die Religion nicht einen bedeutenden Einfluss ausgeübt hat.“

Die nordamerikanischen Staaten gelten als Geschöpf religiöser Dissidenten. Ein bunter religiöser Flickenteppich entstand. Puritaner, Presbyterianer, Kalvinisten, Täufer oder Anglikaner haben das Land gegründet. Die „Pilgrim Fathers“ kennt jedes Schulkind. Als religiöse Enthusiasten wollten sie die Staatsmacht von Menschen fern halten, die genauso enthusiastisch waren wie sie selbst. In der Wunschwelt der Amerikaner sollte eine „neue Welt“ entstehen, in der das politische Leben so geordnet war, dass es von Gottes Größe und der Ausgewähltheit des Volkes Zeugnis ablegt.

In der Geschichte der USA wurde der Weg der eigenen Nation in biblischen Allegorien gedeutet. Die frühen Siedler erklärten ihr Schicksal alttestamentarisch. Der Puritaner John Winthrop wollte mit Boston eine „city on the hill“ – ein neues Jerusalem – errichten. Die amerikanischen Gründungsväter schufen jedoch keinen Kirchenstaat, sondern ganz im Gegenteil eine säkulare Ordnung.

Der erste Verfassungszusatz verbürgte die Religionsfreiheit. Die Verfassungsgarantie untersagte die Errichtung einer Staatskirche und verbot eine Gesetzgebung unter Berufung auf Religion. Prätorius arbeitet die religiösen Symbole und Bekundungen heraus, die das öffentliche Leben der Gründungsepoche überfluteten. Amerikaner müssen ihren Bund mit Gott ständig neu inszenieren. Die amerikanische Kultur zeigt einen großen Hang zum öffentlichen Bekennertum. Sie ist „protestantisch“, da über das Zeugnisablegen, das im religiösen Leben wichtig ist, dieser Stil auch die Politik geprägt hat.

Die Projektionen des Weltgerichtsszenarios, die Gleichsetzung der eigenen Nation mit einem neuen Zeitalter, die Verdammung des „alten Europa“ und des Katholizismus enthielten die Behauptung, Amerikaner würden in „God’s own country“ leben. Diese Kombination aus Erwähltheit und Selbstbezug hat die amerikanische Kultur bis heute dauerhaft geprägt.

Prätorius vermeidet die Aufzählung und Darstellung der vielen protestantischen Kirchen und beschreibt die wichtigsten Konfessionsgemeinschaften – die Methodisten, Presbyterianer, Lutheraner, Baptisten, „evangelikalen“ und fundamentalistischen Enthusiasten, „Pentecostals“, „Promise Keepers“, „Born again“-Christen und Manager der „Electronic Church“. Unterschiedliche Glaubensrichtungen können dabei mit anderen Konfessionen in bestimmten Richtungsaussagen übereinstimmen – wenn auch nur in Ausnahmefällen, so zum Beispiel die gemeinsame Front der Evangelikalen und der katholischen Bischöfe gegen eine liberalisierte Schwangerschaftsunterbrechung.

Für Prätorius war „die römisch-katholische Kirche immer eine Multikulti-Einrichtung, was sich mit ihrem universalen Anspruch vertrug“. Das Zweite Vatikanische Konzil hat das Selbstverständnis der amerikanischen Katholiken allerdings verändert. Das Konzil erlaubte die Lesung der heiligen Messe auf Englisch. Durch die Wahl des irischstämmigen John F. Kennedy zum ersten katholischen Präsidenten 1960 entstand das Gefühl, „mitten in der Gesellschaft“ zu stehen und einer „entstaubten“ Kirche anzugehören.

In den siebziger Jahren erschien die römisch-katholische Kirche als Bastion der religiösen Linken. Die katholische Kirche wurde zum öffentlichen „Schlachtfeld der Kulturkämpfe“. Heute lassen sich die Katholiken politisch nicht vereinnahmen: Sie gehören zur Mitte und sind eine umworbene politische Klientel.

Der Autor hält den amerikanischen Pluralismus für ein Erfolgsmodell. Die Absicht des ersten Verfassungszusatzes, eine freiheitsraubende Staatsreligion zu verhindern, sei verwirklicht worden. Religiosität sei im öffentlichen Leben sehr wichtig; eine bestimmte Religion hätte aber nie so viel Einfluss auf politische Prozesse, dass Minderheitsmeinungen individuelle Lebensgestaltungen einschränken können. Im Frühjahr 2002 meinten 58 Prozent der Befragten, die Stärke der amerikanischen Nation läge im religiösen Glauben. 67 Prozent hielten die Bezeichnung der USA als „christliche Nation“ für zutreffend.

Prätorius führt den Leser durch den religiösen Dschungel Amerikas. Christen, Juden, Muslime, Sektierer, christliche Wissenschaftler, Mormonen und viele andere werden unter ein Dach gestellt: die Vereinigten Staaten als pluralistische und heterogene Gesellschaft. Das Buch klärt auf und vernichtet Klischees. Es sei allen empfohlen, die einen wichtigen Aspekt der amerikanischen Wirklichkeit kennen und verstehen wollen.

Rainer Prätorius: In God We Trust. Religion und Politik in den USA. Verlag C. H. Beck, München 2003. 205 Seiten, 12,90 EUR.


(Textquelle aus einem zwischenzeitlich gelöschten Link des Rheinischen Merkur)
 
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