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Abtrünnige Regionen

AW: Abtrünnige Regionen

Ich verstehe Merkel nicht. Vor einiger Zeit noch war sie gegen einen EU-Beitritt Georgiens- zu Recht, wie ich finde.

Georgien in der NATO. Das wäre ein Experiment mit absolut unberechenbaren Ausgang.

Diese Ansicht teile ich auch, Sunnyboy.

Wenn ich es mir im Nachhinein überlege, dann könnte Saakaschwili seinen Angriff auf Südossetien sogar mit dem Ziel geplant haben, die rasche NATO-Mitgliedschaft Georgiens zu erzwingen. Denn dass er Russland besiegen könnte, ist bei Saakaschwilis Intelligenz kaum anzunehmen.

Der SPIEGEL hat in seiner neuesten Nummer zur NATO-Aufnahme Georgiens eine Umfrage unter den Deutschen zitiert:

"60% aller Befragten finden, dass Georgien angesichts des aktuellen Konflikts im Kaukasus nicht in die NATO aufgenommen werden sollte."

Gruss
Hartmut
 
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AW: Abtrünnige Regionen

Thorsten,

über eine solche Abstimmung hat die deutsche Bevölkerung überhaupt nicht zu urteilen. Der Wunsch, durch eine Wahl festzustellen, welchem Staat sie als autonom zugeordnet sein möchten, kann allenfalls durch die UN geäußert werden.

Kaum "durch die UN geäußert", eher vor den UN verhandelt. Bitte. Ich fragte doch mehr nach der hiesigen Bevölkerungsmeinung zum Thema.

Thorsten schrieb:
Findet sich auch eine Mehrheit in der deutschen Bevölkerung dafür, daß man in der betroffenen Region (Südossetien nämlich) über die Zugehörigkeit Südossetiens zu Georgien oder Rußland einfach mal abstimmt?

Also ob man es aus hiesiger Sicht für recht befindet, wenn Georgier/Osseten/Russen in Georgien/Südossetien überhaupt einmal über die Staatsgebietszugehörigkeit abstimmen würden oder ob man - wie es bisher gehandhabt wird - solch "kleinere Grenzscharmützel" von der Diplomatie erledigen läßt, die sich auf postsowjetische Grenzziehungen beruft, gelegentlichen Waffeneinsatz inbegriffen.
 
AW: Abtrünnige Regionen

Hartmut schrieb:
"60% aller Befragten finden, dass Georgien angesichts des aktuellen Konflikts im Kaukasus nicht in die NATO aufgenommen werden sollte."
Sicher! So klar wie vereinfacht: der Einsatz von Militär im Inneren, wie von der georgischen Zentralgewalt aus vielleicht provokativer Absicht, oder als einfache Reaktion gegen die Bevölkerungsmehrheit einer ihrer "autonomen Provinzen" geschehen, ist mit dem Selbstverständnis der NATO als Friedensbund, der innerhalb seines Geltungsbereichs Waffengewalt äußerst strikt reglementiert - militärischer Waffeneinsatz im Inneren geht schon mal gar nicht - nicht vereinbar.

Punkt und gut.

Sunnyboy schrieb:
Mit Russland kann man nur reden- ein Krieg wäre, auch für den Westen, mörderisch.
Mit Rußland kann man nicht nur reden, sondern auch handeln, der deutsche EX-Bundeskanzler Gerhard Schröder macht das ganz hübsch vor, wie man in einem russischen Staatskonzern die Interessen des deutschen Volkes vertreten kann.

Sunnyboy schrieb:
Russland ist eine Großmacht, dass muss der Westen endlich wieder akzeptieren. Eine Großmacht, die wiedermal überdeutlich macht, dass sie nicht im 21. Jahrhundert angekommen ist, und die bereit ist, Kriege aus purer imperialistischer Machtgeilheit anzuzetteln.

Ihr westliches Gegenstück sind die USA- genauso imperialistisch (nur nicht so offen), genauso machtgeil (aber immer schön unter einem Vorwand).

Man kann freilich die NATO als Kernstück des amerikanischen Imperialismus ansehen, so wie man die Verwirklichung von Hitlers Deutsch-Europa in der EU wiedersehen kann.

Die "russischen Bestrebungen" dagegen scheinen sich heuer nur auf den Erhalt des Einflusses in ehemaligen Sowjetrepubliken zu beschränken. Daß Rußland als weltweit potenziell stärkster Energielieferant Einfluß auf die Preisgestaltung der Welt nehmen könnte - wenn es das denn täte - kann man heute nicht mehr als "imperialistisch" mißverstehen. Eher als Alternative zum Ölpreisdiktat der OPEC. Merke: Rußland bedient nicht nur Europa, sondern auch China und und und...

Und wo genau verlief jetzt nochmal diese EU-versorgende Pipeline durch Georgien? Das müßte doch heutzutage egal sein!
 
AW: Abtrünnige Regionen

das Verhalten Georgiens

ist mit dem Selbstverständnis der NATO als Friedensbund, der innerhalb seines Geltungsbereichs Waffengewalt äußerst strikt reglementiert - militärischer Waffeneinsatz im Inneren geht schon mal gar nicht - nicht vereinbar.

ein Lob von mir :blume1:


wieso sagt das nicht ein Nato-Politiker öffentlich?

damit müsste Rußland bereits gedient sein,
zumal der Neue in Rußland gesagt hat,
daß Rußland keine Gebietsansprüche habe

statt dessen wird von Seiten der NATO die Türe zugemacht
 
AW: Abtrünnige Regionen

Zitat von Thorsten:
Mit Rußland kann man nicht nur reden, sondern auch handeln, der deutsche EX-Bundeskanzler Gerhard Schröder macht das ganz hübsch vor, wie man in einem russischen Staatskonzern die Interessen des deutschen Volkes vertreten kann.

Es ist eine schon lange bekannte Tatsache, dass Europa (nicht nur Deutschland) von Russland abhängig ist.
Europa braucht Russlands Gas und Öl, vor allem das Gas, sonst läuft der Laden nicht.

Auch das ist ein guter Grund, mit Russland den Dialog zu suchen- wem der Weltfrieden noch nicht reicht.
Amerika kann sich seine verkorkste Kaukasus-Politik leisten, wir nicht.

Zitat von Thorsten:
Man kann freilich die NATO als Kernstück des amerikanischen Imperialismus ansehen, so wie man die Verwirklichung von Hitlers Deutsch-Europa in der EU wiedersehen kann.

Bei letzterem braucht man aber viel Fantasie, denn weder ist Europa "germanisiert", wie Hitler es ja gerne gehabt hätte, zum anderen hat Deutschland keine Führungsposition in der EU inne.

Amerika missbraucht die NATO für seine Interessen, und die NATO lässt sich missbrauchen.

Es ist aber auch egal, denn die NATO ist ohnehin eine überflüssige Organisation, ein Relikt aus dem kalten Krieg, dass nur einen Feind kannte- die Sowjet-Union, die heute nicht mehr existiert. Die NATO war der Totschläger des Westens gegenüber dem sowjetischen Feind im Osten. Ein Totschläger der sicherlich damals, im kalten Krieg gebraucht wurde, denn ein anderer Totschläger, namens Warschauer Pakt, saß im Osten.

Aber die Zeiten, in denen ein Totschläger dem anderen drohen konnte, sind vorbei.

Die UN muss umstrukturiert werden. Es kann nicht sein, dass einzelne Staaten (allen voran die USA, Russland und China) wichtige Entscheidungen blockieren, wenn diese ihren Interessen gefährlich werden. DANN wäre es auch möglich eine UN-Armee effizient zu gestalten, dann brauchen wir keine NATO, SEATO oder was auch immer.

Und wer andere Mitgliedsstaaten militärisch attackiert, wird solange geächtet, bis er zurück an den Verhandlungstisch kommt. Geächtet mit allem drum und dran: Handelsboykott, keine Abstimmungsberechtigung mehr etc. etc.

Mfg,
Sunnyboy
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Abtrünnige Regionen

ARD Text Seite 128 23. August

Afghanistan: Tote bei US-Angriff?

Bei einem US-Luftangriff im Westen Af-
ghanistans sind nach Angaben des Innen-
ministeriums in Kabul mehr als 70 Zivi-
listen getötet worden.

Unter den Opfern seien viele Frauen und
Kinder. Nach Einschätzung des Ministe-
riums handelte es sich um einen "nicht
beabsichtigten Unfall". Eine Untersu-
chung sei bereits eingeleitet worden.

Die US-geführten Koalitionstruppen hat-
ten zuvor von 30 getöteten Taliban-
Kämpfern gesprochen. In Afghanistan
wurden bereits mehrfach Zivilisten Op-
fer alliierter Luft- und Bodenangriffe.
 
AW: Abtrünnige Regionen

Im SPIEGEL-Online lese ich gerade die folgende Schlagzeile zum Georgien-Konflikt:

"Deutschland drängt Russland zu Komplettabzug"

Da frage ich mich, ob Deutschland oder andere Länder auch die USA zum Komplettabzug aus dem Irak drängen?

Irak drängt auf einen solchen Abzug bis 2011. Die USA äussern sich da zurückhaltend ...

Gruss
Hartmut
 
AW: Abtrünnige Regionen

weil wir nicht wissen,
welchen Schaden die russischen Truppen in Georgien angerichtet haben
und weil wir nicht wissen,
welchen Schaden die georgischen Truppen in Südossetien angerichtet haben

können wir derzeit keine Meinung haben

es ist aber auffällig,
daß von der Seiten der 'Welt' bisher nicht von einer Strafe für Georgien gesprochen wird
während das russische Fehlverhalten von der 'Welt' angeprangert wird

daß die 'Welt' selber frischen Dreck am Stecken hat,
sollte jedoch nicht vergessen werden
 
AW: Abtrünnige Regionen

jetzt ist auch noch ein Zug explodiert
... soll auf eine russische Mine gefahren sein

gleichzeitig erreicht ein amerikanisches Kriegsschiff mit Hilfsgütern den Kaukasus

ein Theaterstück in wieviel Akten?
 
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AW: Abtrünnige Regionen

scilla schrieb:
ein Lob von mir :blume1:
wieso sagt das nicht ein Nato-Politiker öffentlich?

Naja, danke; aber Du brauchst mich nicht zu loben.

scilla schrieb:
damit müsste Rußland bereits gedient sein,
zumal der Neue in Rußland gesagt hat,
daß Rußland keine Gebietsansprüche habe

statt dessen wird von Seiten der NATO die Türe zugemacht

Die NATO argumentiert in ihren Eingriffen geopolitisch, Rußland völkisch; ich bin Hamburger, was erwartest du, auf welcher Seite ich stehe??

Unser Bundesaußenminister hat mich überrascht. Kann sein, daß die Grenzen der ehemaligen UdSSR willkürlich, also gegen das Selbstbestimmungsrecht der Völker gezogen waren, kann auch sein, daß die UdSSR sich so viele Völker einverleibte, wie sie nur konnte, und es kann auch sein, daß Rußland heute nachsieht, wo noch überall Russen leben und jedes traditionell russische Siedlungsgebiet als sein Staatsterritorium ansieht und wegen ein paar tausend Hektar in kaum erschlossenem Gebiet Panzer losschickt. Kann alles sein. Tschetschenien bekam die erstrebte Unabhängigkeit nicht, Südossetien aber soll "heim ins Reich". Wie gesagt: überrascht hat mich unser Bundesaußenminister durch seine Standhaftigkeit zu dem Bündnis, dem er angehört. Hab ich so nicht erwartet.

scilla schrieb:
ein Theaterstück in wieviel Akten?
Die meisten Akte haben wir verpasst, der Konflikt (Russen wollen ihre Nachbarvölker dominieren) ist ja nicht neu.

sunnyboy schrieb:
Amerika missbraucht die NATO für seine Interessen, und die NATO lässt sich missbrauchen.

Ich bin es aber auch leid, die Politik der Nato einzig und allein auf die USA zurückzuführen - nicht weil das nicht der Fall ist, sondern weil die Kritik an den USA meistens von erheblicher Kurzsichtigkeit und - Unkenntnis zeugt. Siehe hier:

sunnyboy schrieb:
Die UN muss umstrukturiert werden. Es kann nicht sein, dass einzelne Staaten (allen voran die USA, Russland und China) wichtige Entscheidungen blockieren, wenn diese ihren Interessen gefährlich werden. DANN wäre es auch möglich eine UN-Armee effizient zu gestalten, dann brauchen wir keine NATO, SEATO oder was auch immer.

Die SEATO wurde bereits 1977 aufgelöst, aber das nur am Rande. Die heute nötigen Entscheidungen: Hilfe für Darfur, Sanktionen gegen das Regime in Zimbabwe, Eingriff in Birma, wurden durchaus nicht durch die USA blockiert, denn das ist gar nicht nötig. Es finden sich innerhalb der UN genügend Stimmberechtigte, die an der Aufrechterhaltung insbesondere der afrikanischen Misere interessiert sind; in der Regel stimmen auch Rußland und China gegen Anträge für Hilfen, an denen die USA sich durchaus beteiligen würden (trotz aller Vorbehalte), mit dem Argument, daß man sich in Angelegenheiten anderer Staaten nicht einmischen solle.

Der "Skandal" der UN besteht vielmehr darin, daß es da viel mehr stimmberechtigte Länder gibt, in denen es etwas wie bürgerliche (oder: menschliche) Freiheitsrechte überhaupt gar nicht gibt - und so wird jeder Vereinbarung zum Eingriff widersprochen, aber auch blanke Nothilfe abgelehnt. (Von China und Russland wird das interessanterweise unterstützt, während man bei der hochmoralischen Tante USA sich bloß noch wundern kann, daß sie überhaupt noch Mitglied in dem verlogenen Klub ist. Sie glaubt halt an Besserung und das Gute im Menschen.)
 
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