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Abtrünnige Regionen

Hartmut

Well-Known Member
Registriert
15. August 2005
Beiträge
3.007
Hallo,

der Konflikt um Georgiens abtrünnige Provinzen Südossetien und Abchasien ist wieder aufgeflammt. Anlass waren die militärischen Aktionen, die Georgiens Präsident Saakaschwili letzte Woche gegen südossetisches Gebiet unternahm. Die militärische Reaktion der Russen kam prompt.

Ossetien war, wie auch Abchasien, in der ehemaligen Sowjetunion eine autonome Region. Nach der Auflösung der Sowjetunion (Dez. 1991) wollten die Osseten raus aus Georgien und sich mit der Region Nordossetien, die zu Russland gehört, vereinigen. Dieser Wunsch wurde von der neuen Republik Georgien missachtet.

Als Saakaschwili im Januar 2004 neuer Präsident Georgiens wurde, versprach er, die abtrünnigen Provinzen eng an die Kandare zu nehmen. Das ossetische Referendum vom November 2006 zur Unabhängigkeit erkannte er nicht an.

Mit seinen jüngsten militärischen Aktionen hat sich Saakaschwili m. E. als politischer Abenteurer entlarvt, der darauf spekulierte, dass der Westen ihm Schützenhilfe leistet und sich vielleicht gar in einen militärischen Konflikt hineinziehen lässt. Allerdings verspüren die USA, die derzeit Krieg in Irak und Afghanistan führen, kaum echte Lust, sich in ein neues, ungewisses Abenteuer - diesmal gegen die Russen - einzulassen. Es bleibt bei einem Wortwechsel und Ermahnungen an die Adresse Russlands.

Es ist noch nicht allzulange her, da spaltete sich die Region Kosovo, die völkerrechtlich zu Serbien gehört, von Serbien ab. Es dauerte nicht lange, bis die massgebenden westlichen Industrienationen den neuen Staat Kosovo anerkannten.

Kosovo, Südossetien und Abchasien:
Was ist hier Völkerrecht? Es scheint so, dass die westlichen Industrienationen bestimmen, was völkerrechtlich ist!

Oder seid ihr anderer Ansicht?

fragt
Hartmut
 
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AW: Abtrünnige Regionen

Eine Volksgruppe mit einer großen Majorität sollte die Möglichkeit haben, sich in Frieden aus einem Staat zu lösen.

Einfach ist so etwas aber nie. Mal wurde in der Vergangenheit diese Majorität erst künstlich geschaffen, mal glaubt der verbleibende Staat nicht mehr überlebensfähig zu sein, mal geht es einfach nur um den vermeintlichen Gesichtsverlust.

Was momentan aber in Georgien geschieht ist keine Hilfe Russlands für ein Gebiet das von Georgien weg will, das ist ein Denkzettel Russlands an Georgien für den Plan, der Nato beizutreten.
 
AW: Abtrünnige Regionen

Kosovo, Südossetien und Abchasien:
Was ist hier Völkerrecht? Es scheint so, dass die westlichen Industrienationen bestimmen, was völkerrechtlich ist!

Oder seid ihr anderer Ansicht?

Hallo Hartmut,

die georgische Situation (und auch die serbisch-kosovarische) erscheinen mir sehr unübersichtlich. Eine klare Parteinahme traue ich mir nicht zu.
Dein Text aber ist bereits für die Russen/Serben definiert - offenbar überhaupt für alle, die den USA, dem Westen allgemein, entgegenstehen.

Du argumentierst wahrscheinlich, dass der Westen "eigentlich" Hegemonialinteressen vertritt, wenn er da aktiv wird, obwohl das, wie Du selbst schreibst, nur diplomatisch passiert.
Die Russen hingegen rücken derzeit in Zentralgeorgien ein, also nicht nur in die "abtrünnigen Provinzen":
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,571309,00.html

Was haben sie in Georgien überhaupt zu suchen, und was erst in Zentralgeorgien?
Ist das nicht die absolut aggressive Vertretung von Hegenmonialinteressen? Und die dürfen das? Ist das Völkerrecht?

Also wenn Du schon für die Sowjetunion (jawohl, so muss man das diktatorische Geheimdienstrussland heute wieder sehen!) streitest, dann sollten wenigstens beide Seiten gleiche Rechte haben.

Der Irakkrieg war völkerrechtswidrig, ja. Aber der russische Einmarsch in Georgien ist es auch.

LG, pispezi :zauberer2
 
AW: Abtrünnige Regionen

Was haben sie in Georgien überhaupt zu suchen, und was erst in Zentralgeorgien?
Ist das nicht die absolut aggressive Vertretung von Hegenmonialinteressen? Und die dürfen das? Ist das Völkerrecht?

Also wenn Du schon für die Sowjetunion (jawohl, so muss man das diktatorische Geheimdienstrussland heute wieder sehen!) streitest, dann sollten wenigstens beide Seiten gleiche Rechte haben.

Nachtrag:
Dass man das heutige Russland als neue "Sowjetunion" betrachten kann, geht auch daraus hervor, dass das gute alte "SED-PDS-Linke-ND" wieder in "unverbrüchlicher Brüderlichkeit" hinter denen steht, egal, was sie machen:

http://www.neues-deutschland.de/artikel/133580.standpunkt.html

Schauderhaft.

LG, pispezi :zauberer2
 
AW: Abtrünnige Regionen

Die Russen hingegen rücken derzeit in Zentralgeorgien ein, also nicht nur in die "abtrünnigen Provinzen":
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,571309,00.html

Ja natürlich, der "Spiegel" mit seinen Informationen aus erster Hand.

Die Russen rücken nachweislich nicht in Zentralgeorgien ein, sondern schaffen eine Pufferzone um das südossetische Gebiet.

Was haben sie in Georgien überhaupt zu suchen, und was erst in Zentralgeorgien?

Du stellst die falsche Frage, pispezi. Die richtige ist: Warum geht Saakaschwili militärisch gegen Südossetien vor? Verwechsle doch nicht Ursache und Wirkung!

Ist das nicht die absolut aggressive Vertretung von Hegemonialinteressen?

Hegemonialinteressen kann man den Russen im vorliegenden Konflikt m. E. nicht vorwerfen.

Also wenn Du schon für die Sowjetunion (jawohl, so muss man das diktatorische Geheimdienstrussland heute wieder sehen!) streitest, dann sollten wenigstens beide Seiten gleiche Rechte haben.

Die Sowjetunion gibt es seit 1992 nicht mehr. Was das heutige Russland angeht, so solltest du Begriffe aus der Zeit des Kalten Krieges in der Mottenkiste belassen.

Der Irakkrieg war völkerrechtswidrig, ja.

Und wie beurteilst du die Abspaltung des Kosovo von Serbien? Auch als völkerrechtswidrig?

Gruss
Hartmut
 
AW: Abtrünnige Regionen

Was momentan aber in Georgien geschieht ist keine Hilfe Russlands für ein Gebiet das von Georgien weg will, das ist ein Denkzettel Russlands an Georgien für den Plan, der Nato beizutreten.

Es ist bekannt, dass die Russen eine NATO-Mitgliedschaft Georgiens entschieden ablehnen. Mit der jetzigen Aktion will Russland sicherlich auch Georgien und "dem Westen" Grenzen aufzeigen. Nenn' es von mir aus auch Denkzettel an diese Staaten.

Man stelle sich nur mal vor, wie die USA in einer vergleichbaren Lage reagieren würden.

Gruss
Hartmut
 
AW: Abtrünnige Regionen

Ja natürlich, der "Spiegel" mit seinen Informationen aus erster Hand.
Die Russen rücken nachweislich nicht in Zentralgeorgien ein, sondern schaffen eine Pufferzone um das südossetische Gebiet.

Hartmut, bitte diskreditiere Dich jetzt nicht! Wo sollte denn diese Pufferzone sein, als in dem "nicht abtrünnigen Georgien" ? Also Einmarsch...

Du stellst die falsche Frage, pispezi. Die richtige ist: Warum geht Saakaschwili militärisch gegen Südossetien vor? Verwechsle doch nicht Ursache und Wirkung!

Wieso geht es Russland was an, ob zwei georgische Provinzen sich abspalten wollen, und was der georgische Staat da macht? Beim Kosovo sagst Du ja auch, den Westen (der in gestalt der EU auch angrenzt), geht das nichts an.
Ich gebe Dir zu, dass die Kosovo-Sache zweischneidig war, aber immerhin gab es da Massenmorde, wenn nicht Völkermord. Die hat Georgien, soweit ich weiß, nicht begangen.

Hegemonialinteressen kann man den Russen im vorliegenden Konflikt m. E. nicht vorwerfen.

Wie kommst Du zu diesem netten Urteil? Es war doch schon immer das russische Bestreben, Einfluss überall zu kriegen (jaaa, auch die Amis, richtig...)

Die Sowjetunion gibt es seit 1992 nicht mehr. Was das heutige Russland angeht, so solltest du Begriffe aus der Zeit des Kalten Krieges in der Mottenkiste belassen.

Ja, Geschichte kenn ich auch, aber die Attitude, die sich unter Putin innen- wie außenpolitisch entwickelt hat, ist in vielen Zügen "sowjetisch", "Stalin"-nostalgisch, geistig unfrei, polizeistaatlich etc. In dem Sinne meinte ich: "Sowjetunion"

Und wie beurteilst du die Abspaltung des Kosovo von Serbien? Auch als völkerrechtswidrig?

Wie oben gesagt:
Ob Abspaltungen rechtens sind oder nicht, ist mMn sehr schwer zu beurteilen. Jedenfalls glaube ich zu wissen, dass auch Völkerrecht nicht besagt, dass irgendein politischer Status für immer geheiligt ist.

LG, pispezi :zauberer2
 
AW: Abtrünnige Regionen

Nachtrag:
Dass man das heutige Russland als neue "Sowjetunion" betrachten kann, geht auch daraus hervor, dass das gute alte "SED-PDS-Linke-ND" wieder in "unverbrüchlicher Brüderlichkeit" hinter denen steht, egal, was sie machen:

http://www.neues-deutschland.de/artikel/133580.standpunkt.html

Schauderhaft.

Also ich lese das ND nicht.

Ich mache mir ein eigenes Bild von den politischen Vorgängen und lass' mich nicht von der recht einseitig ausgerichteten Medienlawine zu Georgien überrollen.

Im Übrigen sollte nicht jeder, der eine andere Haltung zu den Ereignissen in Georgien vertritt, gleich in Verbindung zu "SED-PDS-Linke" gebracht werden.

Gruss
Hartmut
 
Zuletzt bearbeitet:
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AW: Abtrünnige Regionen

Also ich lese das ND nicht.

Ich mache mir ein eigenes Bild von den politischen Vorgängen und lass' mich nicht von der recht einseitig ausgerichteten Medienlawine zu Georgien überrollen.

Gruss
Hartmut

Na gut, ich habe das ND-Zitat auch nur woanders "empfohlen" bekommen und wollte damit auch nicht sagen, dass Du das liest. Es war ja nur zur Charakterisierung bzgl. "sowjetischeh Brüder" oder so...

Leider gehst Du jetzt auf meine Argumente von oben nicht mehr ein, obwohl ich das sehr begrüßen würde - im Sinne einer wirklich mal kontroversen, aber fairen Diskussion - selten genug bekommt man sowas!

Falls Du heute abend nicht mehr erwidern willst, kein Problem. Aber ich würde mich freuen, wenn wir weiter diskutieren könnten.

LG, pispezi :zauberer2
 
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