Die Schrift ist voll davon... Ich könnte also praktisch die gesamte Schrift zitieren... Ein Beispiel:
Die Enzyklika „Lumen Fidei - Licht des Glaubens“
Bisher gingen bei mir immer alle Alarmglocken an, wenn einer der beiden Päpste nicht nur Kritik am herrschenden Relativismus übte, sondern auch seiner kategorischen Ablehnung Ausdruck verlieh.
Dieses äußerst heikle Thema scheint in der 1. Enzyklika in der Amtszeit des neuen Papstes ausgespart.
Vielleicht nur vorübergehend. Dafür ist ein neuer Dämon ausgemacht: Der Rationalismus. Und wieder gehen bei mir alle Alarmglocken an. Mit der Kritik am Rationalismus wird ein genau so heikles Thema angesprochen, diesmal von der genau gegenüber
liegenden Seite..
Meine Vermutung ist, dass die beiden Päpste in der gemeinsamen Enzyklika einfach den Rationalismus mit "Intellektualismus" verwechseln.
Ich selbst bin eine unbedingter Verächter jeder Form von Intellektualismus und Selbstzweckintellektualismus. Und trotzdem stehe ich philosophisch eher auf der Seite des Rationalismus, denn auf der des Empirismus. Und selbst Husserl, den wir ja gerade hier im Forum so ausführlich besprechen, spricht sich in "Die Krisis des europäischen Menschentums" nicht generell gegen den Rationalismus aus, sondern nur gegen seine Verirrungen im
Sinne des Naturalismus. Nur, dann hätte Husserl doch ganz auf den guten alten Dualismus im Sinne von Descartes und Kant setzen müssen... Aber auch da hat sich Husserl leider verweigert. Noch
einmal, wenn es eine Krise der Europäischen Philosophie gibt, und diese im grassierenden Naturalismus gründet, dann kann man eigentlich nur noch auf die Karte eines descatesschen Dualismus und den damit verbundenen Rationalismus setzen. Das heißt ja nicht, dass wir als Christen nicht auch weitergehende Forderungen im Sinne der Trichotomie des Menschen und eines radikalen
Pluralismus zu stellen hätten. Ich meine es eher im Sinne einer pädagogisch-didaktischen Intervention.
Und in diesem ganzen Zusammenhang wäre es für mich interessant zu erfahren, worin denn nun eigentlich genau die Kritik der beiden Päpste am europäischen Rationalismus besteht. Ich überlege schon, ob ich die Enzyklika nicht vielleicht doch einmal lesen, kritisch prüfen, kommentieren und mit auf meine Website setzen sollte... In jedem Fall scheint es aber so zu sein, dass die Kirche in
grundsätzlichen Theologischen und Kirchenphilosophischen eine Standortbestimmung versucht, die von einem möglichen Umdenken geprägt ist, Und da gilt es natürlich, solche Momente der Weichenstellung genau im Auge zu behalten.
Die Enzyklika "Lumen Fidei" (Licht des Glaubens) scheint zusammen mit den beiden Enzykliken zur Liebe und zur Hoffnung eine Art kirchenphilosophische Trilogie zu bilden.
Man müsste mal ein Werk schreiben mit dem Titel: "Glaube, Liebe, Hoffnung".
In der Enzyklika "Lumen Fidei" scheint es u.a. um eine Kritik an der Ratio (der Vernunft, dem Verstand) zu gehen, und damit um eine Zuweisung des "Glaubens" an die Gefühle, an die Emotionen
und an das Herz. Das Deutet auf eine Interpretation der drei letzten großen Enzykliken (Trilogie) im Sinne der Tria Prinzipia:
...........................Sal
..............Sulfur..............Mercurius
.........................AZOTH
...............Gold................Silber
.........................Venus
...............Sonne..............Mond
.........................Liebe
...............Glaube..........Hoffnung
Mir persönlich wäre allerdings eine Interpretation
im Sinne der Mysterien lieber gewesen:
.........................Saturn
...............Sonne...............Mond
.........................Vater
...............Sohn...........Heil. Geist
.........................Glaube
...............Liebe.............Hoffnung
Lumen Fidei (Licht des Glaubens), das ist das, was man allen Menschen wünschen möchte. Und da ist es schon gut, dass die Enzyklika "überhaupt" geschrieben wurde. Der Titel ist hier bereits Programm.
In den bisherigen Kommentaren zur Enzyklika Lumen Fidei ("Licht des Glaubens") liest ziemlich einhellig solches:
"Die Enzyklika übt sowohl Kritik am Machbarkeitstrend der westlichen Gesellschaften, als auch amwachsenden Rationalismus." (Tagesthemenkommentar)
Meines Erachtens kann davon gar keine Rede sein. Das der Glaube seinen Sitz im Herzen hat, und nicht im Verstand, ist doch keine Rationalismuskritik. Wo denken diese Kommentatoren eigentlich
hin. Es geht den beiden Päpsten gerade darum, dass der Glaube auch der Wahrheit bedarf. Licht des Glaubens heißt "auch" Licht der Wahrheit. Es wird nur hinzugefügt, dass, so notwendig der Glaube für uns Christen ist, dieser Glaube die reine Erkenntnis transzendiert. Der Glaube transzendiert das bloße Wissen. Und das ist praktisch schon sein ganzes Geheimnis. In der bloßen Forderung nach Transzendierung im Glauben eine wie auch immer gear
teten Ablehnung des Rationalismus erkennen zu wollen, ist absurd und abwegig.. (2013)