A
Andrina
Guest
AW: Zu abgehoben?
Hallo Johu,
ich halte dich nicht für abgehoben, aber auch für keinen "Durchschnitttstypen". Eigentlich kann ich nicht bestätigen, was FritzR geschrieben hat - dass sich das sozusagen "auswächst". Natürlich wirst du dich verändern und entwickeln, aber ich kann dir nur aus eigener Erfahrung sagen, dass man grundlegend derjenige bleibt, der man immer war.
Auch ich habe mir mit 13, 14 schon Fragen gestellt und Gedanken gemacht, die sich viele Gleichaltrige niemals gemacht haben und heute mit 52 tue ich das noch immer.
Es ist aber so, dass es auch andere gibt, die "anders" sind. Nur nicht so viele und man findet sie auch nicht so leicht.
Den Vergleich Cosimas mit den Rosen und Gänseblümchen fand ich sehr gut. Ich kenne dieses Gefühl aus eigenem Erleben. Es stimmt zwar, dass eine Rose auch unter Gänseblümchen eine Rose bleibt, aber es fehlt die Gemeinschaft, es fehlen die Gleichgesinnten, mit denen man seine Gedanken und Gefühle teilen kann.
In einem muss ich dir allerdings widersprechen: man erkennt Menschen nicht dadurch, indem man sie "auseinander nimmt". Der Vergleich mit dem Wecker hinkt gewaltig. Das eine ist ein technisches Gerät, das andere sind lebendige Menschen. Man findet die Schönheit einer Rose nicht, indem man sie zerpflückt, man muss sie als Ganzheit sehen. Mit Denken alleine kommt man zwar weit, aber irgendwann stößt man an Grenzen.
Außerdem bist du - wenn es tatsächlich vollkommen stimmt, was du sagst, nämlich dass deine Kindheit sehr gut war - der einzige Mensch in unserer Kultur, bei dem das stimmt. Meine Erfahrungen, natürlich nicht nur meine eigenen, sondern mit vielen anderen reflektierten Menschen, gehen da in eine ganz andere Richtung. Dafür würde auch sprechen, dass du dich so sehr aufs Denken verlegt hast, dich isoliert fühlst und mit anderen nichts anzufangen weißt.
Wärst du gänzlich angenommen worden und hättest deine Ganzheit leben dürfen, würdest du genau in dem Umfeld leben, wo dich wohl fühlst. Du würdest wissen, wo dein Platz ist. Aber in deinem Alter ist das eigentlich fast unmöglich, dahin entwickelt man sich erst mit den Jahren.
Andererseit - wenn man weit entwickelt ist - wird das Umfeld immer unwichtiger, weil man in sich ruht und seine Identität gefunden hat (natürlich nur im besten Fall, viele kommen nie dahin). Man kann dann die Gemeinsamkeiten mit allen möglichen anderen erkennen und es damit gut sein lassen. Ein paar gute Freunde, wo wirklich umfassendes Verständnis vorhanden ist, reichen dann völlig.
Schwierig ist in deinem Alter aber noch, dass du viel Gemeinschaft suchst. Du möchtest - um beim Vergleich zu bleiben - am liebsten eine Rose in einem Rosenfeld sein. Diesen Wunsch hatte ich auch früher. Aber mit zunehmendem Alter und stetiger Weiterentwicklung prägt sich deine Individualität immer stärker aus und der Wunsch löst sich auf. Irgendwann erkennt man dann, dass man auf einer bunten Wiese steht, wo es vielleicht mehr Klee gibt als andere Pflanzen, aber dafür auch eine Menge anderer, die sich voneinander unterscheiden. Und dass das auch gut so ist, weil man ansonsten keine eigene Identität entwickelt hätte.
Im Grunde wüscht du dir dasselbe, was sich alle in deinem Alter wünschen - dazuzugehören, dieselben Vorlieben zu teilen, zu sein wie die anderen. Da du das aber nicht kannst (glaube ja nicht, dass alle so sind wie sie sich geben und Komasaufen ist ganz bestimmt kein Anzeichen von Wohlfühlen im eigenen Leben), wünscht du dir, alle anderen mögen sein wie du.
Ich bin einfach davon überzeugt, dass Menschen wie du ihren eigenen Weg finden müssen, weil sie eben nicht damit zufrieden sind, sich anzupassen. Das sind zwar die wenigsten, aber wenn man nicht reflektiert, lässt es sich zumindest sehr lange in dieser Illusion leben.
Hallo Johu,
ich halte dich nicht für abgehoben, aber auch für keinen "Durchschnitttstypen". Eigentlich kann ich nicht bestätigen, was FritzR geschrieben hat - dass sich das sozusagen "auswächst". Natürlich wirst du dich verändern und entwickeln, aber ich kann dir nur aus eigener Erfahrung sagen, dass man grundlegend derjenige bleibt, der man immer war.
Auch ich habe mir mit 13, 14 schon Fragen gestellt und Gedanken gemacht, die sich viele Gleichaltrige niemals gemacht haben und heute mit 52 tue ich das noch immer.
Es ist aber so, dass es auch andere gibt, die "anders" sind. Nur nicht so viele und man findet sie auch nicht so leicht.
Den Vergleich Cosimas mit den Rosen und Gänseblümchen fand ich sehr gut. Ich kenne dieses Gefühl aus eigenem Erleben. Es stimmt zwar, dass eine Rose auch unter Gänseblümchen eine Rose bleibt, aber es fehlt die Gemeinschaft, es fehlen die Gleichgesinnten, mit denen man seine Gedanken und Gefühle teilen kann.
In einem muss ich dir allerdings widersprechen: man erkennt Menschen nicht dadurch, indem man sie "auseinander nimmt". Der Vergleich mit dem Wecker hinkt gewaltig. Das eine ist ein technisches Gerät, das andere sind lebendige Menschen. Man findet die Schönheit einer Rose nicht, indem man sie zerpflückt, man muss sie als Ganzheit sehen. Mit Denken alleine kommt man zwar weit, aber irgendwann stößt man an Grenzen.
Außerdem bist du - wenn es tatsächlich vollkommen stimmt, was du sagst, nämlich dass deine Kindheit sehr gut war - der einzige Mensch in unserer Kultur, bei dem das stimmt. Meine Erfahrungen, natürlich nicht nur meine eigenen, sondern mit vielen anderen reflektierten Menschen, gehen da in eine ganz andere Richtung. Dafür würde auch sprechen, dass du dich so sehr aufs Denken verlegt hast, dich isoliert fühlst und mit anderen nichts anzufangen weißt.
Wärst du gänzlich angenommen worden und hättest deine Ganzheit leben dürfen, würdest du genau in dem Umfeld leben, wo dich wohl fühlst. Du würdest wissen, wo dein Platz ist. Aber in deinem Alter ist das eigentlich fast unmöglich, dahin entwickelt man sich erst mit den Jahren.
Andererseit - wenn man weit entwickelt ist - wird das Umfeld immer unwichtiger, weil man in sich ruht und seine Identität gefunden hat (natürlich nur im besten Fall, viele kommen nie dahin). Man kann dann die Gemeinsamkeiten mit allen möglichen anderen erkennen und es damit gut sein lassen. Ein paar gute Freunde, wo wirklich umfassendes Verständnis vorhanden ist, reichen dann völlig.
Schwierig ist in deinem Alter aber noch, dass du viel Gemeinschaft suchst. Du möchtest - um beim Vergleich zu bleiben - am liebsten eine Rose in einem Rosenfeld sein. Diesen Wunsch hatte ich auch früher. Aber mit zunehmendem Alter und stetiger Weiterentwicklung prägt sich deine Individualität immer stärker aus und der Wunsch löst sich auf. Irgendwann erkennt man dann, dass man auf einer bunten Wiese steht, wo es vielleicht mehr Klee gibt als andere Pflanzen, aber dafür auch eine Menge anderer, die sich voneinander unterscheiden. Und dass das auch gut so ist, weil man ansonsten keine eigene Identität entwickelt hätte.
Im Grunde wüscht du dir dasselbe, was sich alle in deinem Alter wünschen - dazuzugehören, dieselben Vorlieben zu teilen, zu sein wie die anderen. Da du das aber nicht kannst (glaube ja nicht, dass alle so sind wie sie sich geben und Komasaufen ist ganz bestimmt kein Anzeichen von Wohlfühlen im eigenen Leben), wünscht du dir, alle anderen mögen sein wie du.
Ich bin einfach davon überzeugt, dass Menschen wie du ihren eigenen Weg finden müssen, weil sie eben nicht damit zufrieden sind, sich anzupassen. Das sind zwar die wenigsten, aber wenn man nicht reflektiert, lässt es sich zumindest sehr lange in dieser Illusion leben.