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Wissenschaftlicher Fortschritt – ist er immer auch gesellschaftlicher Fortschritt?

AW: Wissenschaftlicher Fortschritt ? ist er immer auch gesellschaftlicher Fortschritt?

Gesellschaftlicher Fortschritt ist für die Macher und Besitzer der Atombombe diese Bombe allemal, sonst würden sie sie heute nicht haben, warten, schätzen und lieben....

Was ist denn für dich gesellschaftlicher Fortschritt, mir kommt das ziemlich schwammig vor. Es können ja nur Eigenschaften (als Zeichen) einer Gesellschaft bewertet werden. Es ist deshalb ziemlich unsinnig von einem Aspekt (hier Atombombe) und wenigen Befürwortern auf die Gesellschaft als Ganzes zu schließen.
 
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AW: Wissenschaftlicher Fortschritt ? ist er immer auch gesellschaftlicher Fortschrit

Was ist denn für dich gesellschaftlicher Fortschritt, mir kommt das ziemlich schwammig vor. Es können ja nur Eigenschaften (als Zeichen) einer Gesellschaft bewertet werden. Es ist deshalb ziemlich unsinnig von einem Aspekt (hier Atombombe) und wenigen Befürwortern auf die Gesellschaft als Ganzes zu schließen.

Wenige Befürworter?

Atombomben sind der Stolz ganzer Nationen.
Besonders eine brüstet sich damit, alle Männer, Frauen und Kinder der ganzen Welt gleich zehnmal vernichten zu können.

Atombombenbesitzende Nationen fühlen sich den anderen in jeder Hinsicht überlegen, eben und besonders auch gesellschaftlich, fühlen sich zur Weltführung berufen und dazu noch frei und menschlich, also auch moralisch wertvoller als andere.

Was ist eine Gesellschaft?

ALLE Menschen, oder doch immer nur der Teil der Menschheit, dem man selber angehört?
 
AW: Wissenschaftlicher Fortschritt ? ist er immer auch gesellschaftlicher Fortschrit

Wenige Befürworter?

Atombomben sind der Stolz ganzer Nationen.
Besonders eine brüstet sich damit, alle Männer, Frauen und Kinder der ganzen Welt gleich zehnmal vernichten zu können.

Atombombenbesitzende Nationen fühlen sich den anderen in jeder Hinsicht überlegen, eben und besonders auch gesellschaftlich, fühlen sich zur Weltführung berufen und dazu noch frei und menschlich, also auch moralisch wertvoller als andere.

Und aus den Beitrag #10:

Joan05 schrieb:
Gesellschaftlicher Fortschritt ist für die Macher und Besitzer der Atombombe diese Bombe allemal, sonst würden sie sie heute nicht haben, warten, schätzen und lieben....

Da ich deine Vorstellung über gesellschaftlichen Fortschritt nicht teile, sogar denke, dass die Entwicklung der Atombombe ein gesellschaftlicher Rückschlag bedeutet, komme ich nochmals auf den Begriff gesellschaftlicher Fortschritt zurück.

Dabei möchte ich jetzt schon vermerken, dass es sinnvoll wäre beim Thema des Threads zu bleiben - und wir hier nicht auch über "Was ist Gesellschaft" sprechen sollten.
Bei jedem Thema das zur Diskussion steht, geht man von Begriffe aus die nicht eine erneute Definition benötigen.

Zurück zum Aspekt des gesellschaftlichen Fortschritts:

Bei der Entwicklung der Atomenergie und auch anderen neuen Wege im Bereich dieser Zweige der Wissenschaft, kann man vielleicht wertneutral von einem technischen Fortschritt sprechen – insofern dies neue Wege in der Erforschung der Kernenergie allgemein bedeutet.
Doch es kann bei der Überlegung des gesellschaftlichen Nutzens, nicht der ethische Aspekt außer Acht gelassen werden.

In ihren viel früheren Jahren sprachen die Grünen von einem gesellschaftlichen Fortschritt als Variable der Fortschritte auf technischem Gebiet. Doch im Zuge des Kampfes gegen die Atomkraftwerke wurden diese beiden Begriffe definitiv entkoppelt.

In manchen Bereichen ist der gesellschaftliche Fortschritt gebunden an den wissenschaftlichen oder technischen Fortschritt - aber dort wo die neuen Errungenschaften einer Wissenschaft sich letztendlich gegen Bevölkerungsschichten richten, ja sogar zu deren Vernichtung dienen sollen, kann man doch nicht von einem gesellschaftlichen Fortschritt sprechen.
Dafür müssen wir nicht einmal mehr bei Max Horkheimer und Theodor W. Adorno nachlesen ("Dialektik der Aufklärung").

Gruß

Miriam
 
AW: Wissenschaftlicher Fortschritt – ist er immer auch gesellschaftlicher Fortschritt?

wenn Entdeckungen sogar zerstörerisch eingesetzt werden, darf m.E. eine Entdeckung nicht als Fortschritt betrachtet werden.

Das klassische Beispiel und eines der tragischsten, ist die Entwicklung der Atombombe.

Ich glaube, dass Entdeckung und Anwendung nicht selten verwechselt werden. Beispiel Atombombe. Sie wurde nicht "entdeckt", sondern - wie du richtig formulierst - entwickelt. Die Atombombe ist eine der Möglichkeiten, die aus der Entdeckung der Kernspaltung resultierte. Die andere Möglichkeit ist die kontrollierte Kernspaltung, die in den Kernkraftwerken zum Nutzen der Menschen praktiziert wird. Die Entdeckung der Kernspaltung ist m. E. ein Fortschritt, da diese Entdeckung es ermöglicht, den Energiehunger der Menschheit auch dann zu stillen, wenn die fossilen Energiequellen versiegt sind.

Viele Entdeckungen oder Erfindungen können sowohl für friedliche als auch für zerstörerische Zwecke eingesetzt werden. Die Entdeckung als solche ist weder gut noch böse. Wissenschaftliche Entdeckungen verkörpern immer einen Fortschritt im jeweiligen Wissenschaftsbereich. Ob damit auch ein gesellschaftlicher Fortschritt verbunden ist, darüber entscheiden die gesellschaftlichen Verhältnisse. Wissenschaft ist eben nur ein Teil der Gesellschaft.

Gruss
Hartmut
 
AW: Wissenschaftlicher Fortschritt – ist er immer auch gesellschaftlicher Fortschrit

Die Entdeckung der Kernspaltung ist m. E. ein Fortschritt, da diese Entdeckung es ermöglicht, den Energiehunger der Menschheit auch dann zu stillen, wenn die fossilen Energiequellen versiegt sind.

Das halte ich aber für eine Illusion.
Einmal ganz abgesehen von den immensen Kosten, die bei der Gewinnung der Kernenergie anfallen, rechnet man die Kosten der "Nachbehandlung" auf unermessliche Zeiträume hin dazu, ist auch das Uranvorkommen auf unserem Planteten reichlich begrenzt.

Es geht bei der Nutzung von Kernkraft nicht um sinnvolle Energiegewinnung für die energiehungrige Gesellschaft sondern um den Stolz auf diese Technologie, eine hochentwickelte Technologie "des Schaffens", eine Art Gottspiel.

Wirtschaftlich sinnvoll ist sie auf lange Sicht nicht.

Dass ein Stolz auf eine "Schöpfertechnologie" natürlich auch einen gesellschafllichen Faktor hat, also eine Gesellschaft "fortschrittlich" macht, so man das so sehen WILL, ist eine andere Sache.

Der realistische NUTZEN für die Menschheit als Ganzes und der "Fortschritt", den eine bestimmte Gesellschaft durch technologische Entwicklungen macht sind zweierlei Dinge.
 
AW: Wissenschaftlicher Fortschritt – ist er immer auch gesellschaftlicher Fortschritt?

Liebe Miriam!
Als einfache Antwort auf den Titels deines Threads kann ich nur NEIN sagen.

Dieses NEIN sage ich im Hinblick darauf, dass die "Gesellschaft", die du nicht näher definieren willst, teilweise profitiert von wissenschaftlichen Entwicklungen, teilweise aber Schaden davon trägt. (Wie es auch durch das Beispiel von der Atombombe belegt wird.)

Ein weiteres NEIN bezieht sich darauf, dass bis dato alle wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht dazu geführt haben, unsere Welt als zusammenhängendes Ganzes zu betrachten und auch so zu behandeln. Der materielle Profit einzelner ist immer noch im Fokus der Forschung, globale Zusammenhänge werden immer noch als vernachlässigbare Werte behandelt (Klima, Trinkwasser, Luft, Meer....). Der Mensch sieht sich immer noch als Wesen, das alles im Griff haben kann, hochmütig und omnipotent.

Wo soll da ein gesellschaftlicher Vorteil sein?

Ich vermisse vor allem einen Fortschritt in sozialen Bereichen. Wo übernimmt jemand wirklich die Verantwortung für sein Tun in Bezug auf die Folgen für die Gesellschaft? Wo sind diejenigen, die für ihre Entscheidungen auch gerade stehen?

Hat nicht gerade der technische Fortschritt in der Industrie und in der Wirtschaft die Gier nach noch mehr Profit soweit gesteigert, dass Ausbeutung und Missachtung der Menschen akzeptable Verhaltensweisen werden konnten, wenn dadurch eine Gewinnmaximierung erreicht wird?

Erschreckend auch, dass vor allem im militärischen Bereich viel Geld für Forschung ausgegeben wird. Es ist ein schwacher Trost, dass ab und zu auch etwas für einen zivilen Nutzen abfällt.

Der gesellschaftliche Fortschritt ist mMn durch den wissenschaftlichen Fortschritt eher stagniert. Der materielle Wohlstand ist zwar in manchen Gebieten der Welt gestiegen, aber derzeit erleben wir ja gerade, dass uns das nicht zu "besseren Menschen" gemacht hat.

Eine Beobachtung über einen etwas längeren Zeitraum hinweg (ich denke da an ein paar tausend Jahre) würde uns vielleicht vor Augen führen, wie armselig unser Fortschritt insgesamt ist. Es ist wahrscheinlich eher so etwas wie ein ewiger Kreislauf von Werden und Vergehen, wie alles andere auf diesem Planeten auch.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Wissenschaftlicher Fortschritt – ist er immer auch gesellschaftlicher Fortschrit

Es gibt keine homogene Gesellschaft, in der alle darin lebenden Individuen gleich von etwas profitieren, schon gar nicht, wenn du eine weltumspannende Gesellschaft der Menschen an sich meinst.

Es gibt da Gewinner, die von solchen Errungenschaften profitieren, und Verlierer, die darunter leiden. Das sind kaum jemals die selben Menschen.

Auch bei der Ethik geht es um nichts anderes.

Was ist Ethik?
Wer soll davon profitieren und wer nicht?

Ich kenne keine wissenschaftlichen Errungenschaften von denen NIEMAND profitiert.
Ist man unter den Profiteuren, dann ist es Fortschritt....

Hallo!

Deine Sichtweise ist erfrischend, denn man muss sehen, dass man mit moralischen Appellen nicht weiterkommt und kann inzwischen auch sehen, warum das so ist.
1. Z.B. indem man den Begriff "gesellschaftlicher Fortschritt" durch den Begriff gesellschaftliche Evolution ersetzt. Evolution aber zielt nie auf ein höheres moralisches Ziel. Sie passiert einfach. IN der Regel wird im Nachhinein normativ bewertet. Oder es werden moralische Intentionen unterstellt, die nie die waren. Die moralische Bewertung der Atombombe kann, wie du gezeigt hast, in zwei Richtungen erfolgen. Sie hat eine positive wie negative Seite. Es ist nur die Frage: Wer bezeichnet und warum?
2. Ethik ist nur eine weitere Art wie man Kommunikation codieren kann. Und auch dann kann man fragen: Wer profitiert von der "Moralisierung" und warum? Oder man kann paradox formulieren: Ist es in einem bestimmten Fall moralisch zu moralisieren?

Zum Thema verweise ich im Übrigen auf einen etwas älteren Thread

Es gibt nun mal keinen objektiven Standpunkt, von dem man beurteilen kann, was fortschrittlich ist und was nicht.
Zum Beispiel das Handeln der Gewerkschaften: Die Einführung und der Ausbau von Gewerkschaften wurde lange diskussionslos (bis auf ein paar Reaktionäre) als Fortschritt gepriesen.
Jetzt sehen wir, dass in einer veränderten Weltlage und unter veränderten Beobachtungsbedingungen gewerkschaftliches Handeln als negativ beurteilt werden kann. Was früher die Wahrnehmung von Arbeitnehmerrechten war, kann nun als Besitzstandssicherung und Bremse in der Eingliederung von Arbeitslosen gesehen werden.
UNd so kann es mit jedem jedem Fortschritt passieren, ob wissenschaftlich oder nicht. Man sieht dann in der Gegenwart, dass in der Vergangenheit etwas passiert ist, das so und so bewertet wurde und heute eben anders bewertet wird. Man sieht dass die Bewertung als Fortschritt eine normative Momentaufnahme mit Verfallsdatum war.
 
AW: Wissenschaftlicher Fortschritt – ist er immer auch gesellschaftlicher Fortschrit

Hallo joan05,

ich will hier keine Diskussion über Für und Wider der Kernenergie anzetteln. Dafür haben wir z. B. den Thread "Nur die Kernenergie ...". Hier nur zu deiner Ansicht:

Wirtschaftlich sinnvoll ist sie auf lange Sicht nicht.

Die Kernenergie ist nicht nur wirtschaftlich (Stromerzeugungskosten inklusive Entsorgung der Abfälle), sondern überhaupt die einzige Möglichkeit, den Energiehunger der Menschheit zu stillen und gleichzeitig klimaneutral zu sein. Stell dir nur einmal vor, die Chinesen würden auf Kernenergie verzichten.

Also, ich würde dich in Sachen Kernenergie gern im o. g. Thread begrüssen.

Gruss
Hartmut
 
AW: Wissenschaftlicher Fortschritt – ist er immer auch gesellschaftlicher Fortschritt?

Eine Beobachtung über einen etwas längeren Zeitraum hinweg (ich denke da an ein paar tausend Jahre) würde uns vielleicht vor Augen führen, wie armselig unser Fortschritt insgesamt ist.

Das ist nun eine Ansicht, die ich entschieden ablehne.

Der gesellschaftliche Fortschritt in den vergangenen 2000 Jahren war enorm. Betrachte doch nur mal den Aspekt der persönlichen Freiheit. Vor 2000 Jahren gab es noch massenhaft Sklaven, heute ist der Mensch wenigstens persönlich frei, wenn auch nicht gänzlich frei von Zwängen. Oder betrachten wir die Verlängerung der Lebenserwartung, die durch die Fortschritte der Medizin möglich wurde.

Ich vermisse vor allem einen Fortschritt in sozialen Bereichen. Wo übernimmt jemand wirklich die Verantwortung für sein Tun in Bezug auf die Folgen für die Gesellschaft? Wo sind diejenigen, die für ihre Entscheidungen auch gerade stehen?

Das sollten doch vor allem die Politiker sein, die wir wählen, nicht wahr?

Hat nicht gerade der technische Fortschritt in der Industrie und in der Wirtschaft die Gier nach noch mehr Profit soweit gesteigert, dass Ausbeutung und Missachtung der Menschen akzeptable Verhaltensweisen werden konnten, wenn dadurch eine Gewinnmaximierung erreicht wird?

Profitmaximierung war immer das Ziel von Ausbeutergesellschaften, unabhängig vom Stand des technischen Fortschritts. Aber es ist wahr, dass der heutige Stand der Technik unter kapitalistischen Verhältnissen die Gier nach Profit ins Unermessliche gesteigert hat und die Unterschiede zwischen Arm und Reich verschärft und nicht abgebaut hat.

Gruss
Hartmut
 
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AW: Wissenschaftlicher Fortschritt – ist er immer auch gesellschaftlicher Fortschritt?

Das ist nun eine Ansicht, die ich entschieden ablehne.

Der gesellschaftliche Fortschritt in den vergangenen 2000 Jahren war enorm. Betrachte doch nur mal den Aspekt der persönlichen Freiheit. Vor 2000 Jahren gab es noch massenhaft Sklaven, heute ist der Mensch wenigstens persönlich frei, wenn auch nicht gänzlich frei von Zwängen. Oder betrachten wir die Verlängerung der Lebenserwartung, die durch die Fortschritte der Medizin möglich wurde.

Du sprichst vom Zeitraum seit Christi Geburt in Europa. Ich meinte die alten Kulturen in Asien, China, Japan, auch arabischen, ägyptischen oder die südamerikanischen Kulturen. Von denen wir heute nur aus Ausgrabungen etwas erfahren.


Das sollten doch vor allem die Politiker sein, die wir wählen, nicht wahr?
Nicht nur. Die Politiker sind nicht dafür verantwortlich, wie wir mit unseren Entscheidungen im Berufsleben oder im täglichen Miteinander umgehen. Da fängt aber die ganze Misere schon an.
 
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