AW: Wilhelm Busch und Karl Arnold Kortum
Wer WB mag, der wird auch
Karl Arnold Kortums "Jobsiade" mögen, die Busch bearbeitet hat.
=> Bilder zur Jobsiade
Eine Kostprobe von Kartum:
Einundzwanzigstes Kapitel
WIE VATER JOBS DER SENATOR DEM HIERONIMO EINE STRAFPREDIGT HALTEN THÄT, UND WIE ER VOR VERDRUß STIRBT.
1. Nun hätte man sollen das Lärmen sehen,
Was da in Jobsens Hause geschehen,
Weil es, wie gesagt, nicht allerding
Mit dem Examen nach Wunsche ging.
2. Aber was that denn des Hieronimi
Vater?
Lieber Leser! du magst wol fragen: was
that er?
Er gerieth drob in gar großem
Grimm,
Und sagte zu seinem Sohne:
»du Lüm-
3.
mel! hab' ich drum so viel angewendet
Und ganze Hände voll Geld verschwendet,
So daß fast worden zum armen Mann,
Und habe itzt nur Verdruß daran?
4. Hättest du fleißiger gestudiret
Und dich rechtschaffener aufgeführet,
So wärst du itzo nunmehro hie
Ein Candidatus Ministerii!
5. Und bekämest bald eine gute Pfarre;
Aber du bist nun ein ungelehrter Narre,
Der nichts von der Theologie versteht
Und sein Leben lang brodlos geht!
6. Deine Mutter und ich hofften beide
An dir zu erleben viele Freude,
Und nun haben wir bittern Verdruß
Ob dich bösen Hieronimus!
7. Alles was du vormals mir geschrieben,
Als hättest du die Studia getrieben,
Und wärest von allen der Fleißigste,
Sind lauter Lügen, wie ich nun seh.
8. Auch was du vom Privatissimo
Und zehn Stunden im Collegio,
Von der Professoren Zufriedenheit,
Vom Theetrinken in der Einsamkeit;
9. Item, von den vielen gelehrten Dingen,
Wovon dir der Kopf wollte zerspringen,
Vom Meditiren bis in die Nacht
Und sonst noch etwa hast vorgebracht;
10. Auch daß dein Magen vom vielen Sitzen und Lesen
Geschwächet und verdorben gewesen,
Das alles ist, wie sich's nun befind't,
Nichts gewesen, als Lügen und Wind.
11. Hätte ich doch ehmals unsers frommen
Rectors guten Rath angenommen,
Der es deutlich genug sagte mir:
Es würde niemals etwas Gutes aus dir!
12. So wäre das viele Geld ersparet
Und manches Kapital rund bewahret,
Das du, böser, unnützer Knecht!
Auf der Universität verzecht.«
13. So war ungefähr die Predigt beschaffen,
Die der Alte hielt, den Sohn zu bestrafen,
Und er hätte im ersten Affect,
Fast den Hieronimus mit Prügeln bedeckt.
14. Weil indessen Zürnen und Schelten
Für die Gesundheit zuträglich ist selten,
So fiel auch den guten alten Mann
Gleich eine heftige Krankheit an.
15. Denn er litte oft in gesunden Tagen
Vom schmerzlichen Podagra viele Plagen;
Sein Rathsherrnstand, guter Appetit und Ruh
Disponirten den Körper dazu.
16. Nun aber verließen ihn plötzlich die Schmerzen
Und das Podagra trat ihm zum Herzen,
Und nach vierundzwanzig Stunden Zeit
Wanderte er aus der Zeitlichkeit.
17. Alles im Hause rang nun die Hände
Und des Klagens und Jammerns war kein Ende,
Daß Hieronimus selbst sogar
Kaum darüber zu trösten war.
18. Der Leser möchte vielleicht gähnen,
Wenn ich diese traurigen Scenen
Näher beschrieb, ich lasse drum nun
Den Senator Jobs in Frieden ruhn.
http://gutenberg.spiegel.de/index.p...Arnold&autor_nachname=Kortum&cHash=b31bbae2c6
Gruß Fritz