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Wilhelm Busch

Hund und Katz

Miezel, eine schlaue Katze,
Molly, ein begabter Hund,
Wohnhaft an demselben Platze,
Hassten sich aus Herzensgrund.

Schon der Ausdruck ihrer Mienen,
Bei gesträubter Haarfrisur
Zeigt es deutlich: Zwischen ihnen
Ist von Liebe keine Spur.

Doch wenn Miezel in dem Baume,
Wo sie meistens hin entwischt,
Friedlich dasitzt wie im Traume,
Dann ist Molly außer sich.

Beide lebten in der Scheune,
Die gefüllt mir frischem Heu.
Alle beide hatten Kleine,
Molly zwei und Miezel drei.

Einst zur Jagd ging Miezel wieder
Auf das Feld. Da geht es bumm!
Der Herr Förster schoss sie nieder.
Ihre Lebenszeit ist um.

Oh, wie jämmerlich miauen
Die drei Kinderchen daheim.
Molly eilt, sie zu beschauen,
Und ihr Herz geht aus dem Leim.

Und sie trägt sie kurzentschlossen
Zu der eigenen Lagerstatt,
Wo sie nunmehr fünf Genossen
An der Brust zu Gaste hat.

Mensch mit traurigem Gesichte,
Spricht nicht nur von Leid und Streit,
Selbst in Brehms Naturgeschichte
Findet sich Barmherzigkeit.

Wilhelm Busch 1832 � 1908
Dt. Dichter, Zeichner, Maler
 
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Und auch das von Wilhelm Busch

Geschmackssache


Dies für den und das für jenen.
Viele Tische sind gedeckt.
Keine Zunge soll verhöhnen,
was der andern Zunge schmeckt.

Lasse jedem seine Freuden,
gönn ihm, daß er sich erquickt,
wenn er sittsam und bescheiden
auf den eignen Teller blickt.

Wenn jedoch bei deinem Tisch er
unverschämt dich neckt und stört,
dann so gib ihm einen Wischer,
daß er merkt, was sich gehört.

 
Wilhelm Busch
Der volle Sack


Ein dicker Sack - den Bauer Bolte,
Der ihn zur Mühle tragen wollte,
Um auszuruhn mal hingestellt
Dicht an ein reifes Ährenfeld, -
Legt sich in würdevolle Falten
Und fängt ′ne Rede an zu halten.
Ich, sprach er, bin der volle Sack.
Ihr Ähren seid nur dünnes Pack.
Ich bin′s, der Euch auf dieser Welt
In Einigkeit zusammenhält.
Ich bin′s, der hoch vonnöten ist,
Dass Euch das Federvieh nicht frisst,
Ich, dessen hohe Fassungskraft
Euch schließlich in die Mühle schafft.
Verneigt Euch tief, denn ich bin Der!
Was wäret ihr, wenn ich nicht wär?

Sanft rauschen die Ähren:
Du wärst ein leerer Schlauch, wenn wir nicht wären.

Wilhelm Busch (Einsamkeit Gedichte)
Der Einsame


Wer einsam ist, der hat es gut,
Weil keiner da, der ihm was tut.
Ihn stört in seinem Lustrevier
Kein Tier, kein Mensch und kein Klavier,
Und niemand gibt ihm weise Lehren,
Die gut gemeint und bös zu hören.
Der Welt entronnen, geht er still
In Filzpantoffeln, wann er will.
Sogar im Schlafrock wandelt er
Bequem den ganzen Tag umher.
Er kennt kein weibliches Verbot,
Drum raucht und dampft er wie ein Schlot.
Geschützt vor fremden Späherblicken,
Kann er sich selbst die Hose flicken.
Liebt er Musik, so darf er flöten,
Um angenehm die Zeit zu töten,
Und laut und kräftig darf er prusten,
Und ohne Rücksicht darf er husten,
Und allgemach vergisst man seiner.
Nur allerhöchstens fragt mal einer:
Was, lebt er noch? Ei, Schwerenot,
Ich dachte längst, er wäre tot.
Kurz, abgesehn vom Steuerzahlen,
Lässt sich das Glück nicht schöner malen.
Worauf denn auch der Satz beruht:
Wer einsam ist, der hat es gut.
 
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Am Vorabend von Rosens Geburtstag
von Wilhelm Busch

(Emtmommen dem Wilhelm BUSCH Album von
Der Kinderbuchverlag Berlin, 3. Auflage, 1982;
stark gekürzt.)

Lauschend am Fenster sitzt der Poet. -

Draußen die Blumen und Pflänzchen
halten ihr Abendkränzchen
auf dem Gartenbeet.
Und von Kelche zu Kelche
geht ein Geflüster:
Also morgen ist er!

F r a u E h r e n p r e i s (Veronika)
Ja, morgen feiert sie
ihren werten Entsprießungstag.
V e r o n i k a
Drüben im Garten die schöne Frau Rose.
Von Duft und Glanz umwoben.

D i s t e l
Man weiß, man weiß!
Die gute Frau Ehrenpreis
muß immer loben;
und doch hat unser Röschen, das feine,
allerlei kleine Grillen und Räupchen
unter dem zierlichen Häubchen.

G ä n s e b l ü m c h e n
O wie reizend!

D i s t e l
Bald steht sie da so mildiglich
und senkt ihre Blätter,
bald rüttelt, schüttelt und spreizt sie sich,
je nach dem Wetter.

L i l i e
Wen sollte der festliche Tag nicht rühren!

M o n d
Noch 'n Täßchen Tee gefällig?

A l l e
Gute Nacht, gute Nacht!
(Die Blumen nicken. Der Mond geht unter.)

Der Poet, nachdem er noch einen Blick
in die Nacht hinausgebohrt,
schließt leise das Fenster.
 
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