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Weshalb ist Bildung so nützlich?

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Ich habe einen mittleren Bildungsabschluss geschafft.
Aber meine Eltern trauen mir keine Arbeit auf dem Arbeitsmarkt zu.
In Hessen?

In Bayern sagt man, das hessische Abitur
sei ein besserer bayrischer Hauptschulabschluss. Alle Hesse san Färbräscher, glaue alle Aschebäscher. Glause kaane Aschebäscher, san se Segsualfärbräscher.
 
Ich habe einen mittleren Bildungsabschluss geschafft.
Aber meine Eltern trauen mir keine Arbeit auf dem Arbeitsmarkt zu.

Ich habe viele Jahre mit k(l)einem Selbstbewusstsein damit vergeudet, auf Zuspruch und Lob meiner Eltern - primär meines Vaters - zu warten. Irgendwann habe ich dann festgestellt (als auch meine Frau kurz davor war, mich fallen zu lassen), dass nur eine Person etwas an meiner Situation (mein Studium festgefahren, tief verfangen in Selbstzweifeln) ändern kann: ich selbst. Ich musste mich erst von der Illusion befreien, dass andere mich abholen, bestärken und auf den Weg bringen müssten. Auf das, was vermutlich in meiner Kindheit von meinem Umfeld versäumt wurde, wartete der erwachsene Philipp und dies natürlich vergebens.

Ich kenne deine individuelle Situation nicht, aber wenn du dich nur annähernd in dem Geschilderten wiederfindest, rate ich dir, deine Angelegenheiten in die eigenen Hände zu nehmen und das, was andere über dich denken oder von dir erwarten (könnten), schlichtweg zu ignorieren. Du allein bist für dich als Erwachsener verantwortlich (in erster Linie) und sonst niemand. Auch wenn das im ersten Moment hart und unerbittlich wirkt, so eröffnet es auch eine Chance, die man als Kind/Heranwachsender (noch) nicht hatte: Man kann frei über sein Handeln entscheiden. Man muss nur den Mut haben, diese Freiheit anzunehmen und in ihr für sich zu kämpfen.
 
Inwiefern und ob die Schulzeit einen Menschen "prägen" (d.h. nachhaltig beeinflussen) kann, weiß ich nicht. Wir erleben und durchleben sie aber in einer Zeit elementarer Reifung und in dieser Zeit wird sicherlich ohnehin Vieles als prägend erfahren und erinnert; später verfügt man - zumindest in der Tendenz - über eine ungleich gefestigte und gereifte Persönlichkeit. Das sieht man gut in der Erwachsenenbildung: Wer beispielsweise das Abendgymnasium besucht, wird schnell feststellen, dass hier in der Regel innerhalb eines ruhigen und disziplinierten Klassenverbands zielgerichtet gelernt und gearbeitet werden kann. Unvorstellbar in einer Regelschule mit Schülerinnen und Schülern, die sich an Normen und Werten reiben (müssen/wollen), Erwachsene entsprechend als natürliche Gegnerschaft erleben.

Wer also in dieser fragilen Lebensphase entgleist, mag hierfür später dann diejenigen Elemente seiner Umwelt dafür verantwortlich machen, die mit am stärksten Widerstand geleistet haben. Dazu gehört zweifelsohne die Schule als Bildungseinrichtung, der man sich hierzulande nur schwer entziehen kann. Das wäre eine mögliche Erklärung dafür, dass Schule häufig pauschal die Schuld für (eigenes) späteres Scheitern zugewiesen wird.

Noch zum anderen Punkt: Selbst kann ich nicht bestätigen, dass "die Arbeitswelt ... viel brutaler als die Schulwelt" ist. Beide 'Welten' sind bisweilen brutal und sehr selektiv (wer nicht nach Normvorgabe leistet, wird aussortiert), wobei man im Unterschied zur Schule, wo man bei klarer Überforderung (übrigens auch Unterforderung) einer anderen Niveaustufe/Schulform zugewiesen wird und also mit individuell passenderen Leistungsvorgaben konfrontiert wird, in der Arbeitswelt - da spreche ich aus eigener Erfahrung - sich recht schnell vor verschlossener Türe wiederfindet. Immerhin ist das konsequent, denn in der Arbeitswelt bewegen sich erwachsene Individuen, die über ein gerüttelt Maß an Autonomie und Selbstverantwortung verfügen sollten. Wenn demnach ein Berufsweg offensichtlich nicht der richtige war, ist es an jedem selbst, das Ruder in die Hand zu nehmen und für sich einen passenden Arbeitsbereich zu finden. Nicht so während der Schulzeit: Kinder/Jugendliche reifen (wie schon erwähnt) und die Schule ist auch dazu da, sie in diesem Prozess adäquat zu unterstützen.

Bei uns finden z.B. während der 5. und 10. Klasse zwei Praxisphasen statt, in denen unsere Schülerinnen und Schüler (durch die Lehrkräfte betreut und begleitet) erste Berufserfahrungen im Rahmen von mehrtägigen Praktika sammeln können. Auch Bewerbertraining, Hilfe bei der Ausbildungssuche und Betriebserkundungen, Messebesuche etc. gehören bei uns selbstverständlich zum Bildungskanon mit dazu. Übrigens lehre ich auf einer Haupt- u. Realschule, unsere Schüler haben tatsächlich oft nicht die idealen Startbedingungen im Leben, umso wichtiger ist es, dass sie von ihren Lehrkräften bestärkt und vorbereitet werden, damit sie später an sich glauben und selbstbewusst ins Arbeitsleben starten können. Wer bei uns den Abschluss schafft, hat die allerbesten Karten und findet in der Regel unmittelbar einen Ausbildungsplatz.
meiner Beobachtung nach, liegt im familiären Umfeld das größte Risiko für solch eine Entgleisung. Ob aber die Gescheiterten später überhaupt in der Lage sind, ihre Lebensumständen als schuldhafte Konsequenz des Durchlebens einer Institution zu begreifen wage ich zu bezweifeln. Das soziale Netz lässt schließlich niemanden im Stich.
Was mich beim Lesen des Textes freut, dass es mittlerweile in meiner Wahrnehmung wieder engagierte Lehrer gibt. Lange Zeit kam es mir vor, als bestünde das Lehrerkorps nur noch aus überforderten, desillusionierten Übriggebliebenen die nach Frühverrentung gieren. Neulich einen Lehrer Ihrer Couleur kennen gelernt, ähnlich begeistert und vor allem voller Hoffnung und Vertrauen in seine Schüler. Das änderte meine fast defätistische Sichtweise zum System Schule erheblich.
 
Ich kann dich da beruhigen: An unserer Schule haben die letzten "alten Hasen" (positiv formuliert) in den letzten drei Jahren ihre wohlverdiente Pension angetreten. Da waren noch einige dabei, die auf ihre Schüler/innen verächtlich und von oben herunter geblickt haben. Diese Haltung kann ich bei den jüngeren Kolleg/innen nicht feststellen; klar gibt es Variationen hinsichtlich Strenge und Leistungsorientierung, aber alle gehen mit viel pädagogischem Fingerspitzengefühl (Fachbegriff: Takt) vor und gehen so individuell wie nur irgend möglich auf ihre Schützlinge ein. Anders wäre Unterricht heute (bei uns) auch gar nicht mehr sinnvoll möglich, da die Anspruchshaltung gegenüber Schule sich grundlegend geändert hat. Schule soll heute - was ich richtig finde - Dinge ermöglichen und Defizite kompensieren; früher war sie eine Hürde, die man nehmen musste und wenn man dabei strauchelte, war man selbst das Problem - in erster Linie. Natürlich ist das alles stark verallgemeinernd und zugespitzt, aber diese Tendenzen sind offenkundig bei näherer Hinsicht und Einsicht.

Junge Lehrer leisten viel und sind in der Regel sehr motiviert. In meinem Kollegium gibt (bzw. gab) es nur einen, auf den deine Beschreibung zutrifft und der auf seine Pensionierung hinarbeitete, dabei mittelmäßigen bis schlechten Unterricht machte und fragwürdig gegenüber den Schüler/innen auftrat. Ganz vermeiden lässt sich das nicht, aber es ist bzw. war tatsächlich nur einer von 40 und dies ist meine ehrliche Einschätzung. Alle anderen Kolleg/innen agieren professionell und sind pädagogisch auf der Höhe der Zeit.
 
Ich frag mich warum ist dem Staat Bildung so wichtig.
Der Staat als Konstrukt braucht gut gebildete Menschen. (Der Staat ist nicht gleich Die Politiker!)

Was hat nun der Staat davon? Und warum ist Bildung immer eine Investition?

Gute Bildung (Wissen und sozialer Umgang) sind wichtige Aspekte für das funktionieren einer Gesellschaft und des Staates. Es hat sich gezeigt, dass gut gebildete Menschen weniger straffällig werden, einen Job haben (Steuern zahlen) und sehr oft ein gefestigtes, soziales Umfeld pflegen. Eine gute Bildung ist umfassend und sollte natürlich auch soziale Aspekte vermitteln.
Erste Hürde, die es hier in D zu überwinden gilt: Bildung darf nicht vom sozialen Status der Menschen abhängen.
Sie müßte jedem gleich und kostenlos zur Verfügung stehen. Die Einstufungen nach der Grundschule sollte endlich überwunden werden, damit Kinder nicht schon am Beginn ihrer Staatsbürgerkarriere die Einteilung in verschiedenen soziale Schichte erleben müssen.

Am deutschen Bildungssystem ist einiges defekt. Und da rede ich nicht mal von Lehrinhalten!
Zu große Klassen, zu wenig Lehrer, zu wenig Erzieher, zu schlechte Ausstattung, zu wenig Praxisnähe..... Und natürlich leider zu schlecht ausgebildete SozPed`s...

Alles bekannt und oft in populistischen Reden angesprochen, um hinterher wieder vergessen zu werden.
Ach ja, da sind ja noch die "Länder" und die dumme Tatsache, dass hier jeder machen kann, was er will. Wenn die Komponenten eines System untereinander nicht kompatibel sind, funktioniert das System nicht. ;)

Bildung = Investition... und zwar eine, die sich für den Staat sogar lohnt! ABER..... ja, das mußte jetzt kommen :)
Wenn die Umstände nach erfolgreicher Bildung nicht stimmen, dann gehen unsere Gebildeten eben dahin, wo diese stimmen.
Da braucht man nur einen Blick auf die Abwanderung von Fachkräften werfen, die D verlassen, weil sie eben wo anders bessere Umstände vorfinden. Angefangen mit der schlechten Bezahlung hier in D, bis hin zu den in Teilen schlechten Arbeitsbedingungen. Da haben uns Länder einiges voraus, von denen wir das vllt nicht mal erwarten würden und andere, von denen wir es sogar genau wissen.
Schauen wir nach Skandinavien, da ist das Internet kein "Neuland" und die Digitalisierung Realität und nicht Wunsch, wie in D.

Es nützt auch kein Prädikat, um Bildung besser zu verkaufen. "Elite" UNIs sind nicht unbedingt besser, nur weil man sie so betitelt.
Sich Bildung leisten zu können, ist schon ein Unding! Die Verwerfungen, die solch Konstrukt hervorrufen, sind hinterher kaum regulierbar.
Außerdem gehen bei solch Selektion Talente verloren, die, wenn sie könnten ja wollten, nur können viele von denen einfach nicht.

Ja, eine Reform ist hier dringend erforderlich. Ein Umdenken im Umgang mit unserem Nachwuchs und dessen Bildung ist schon lange überfällig. Verweise auf Kosten, die dem Staat dadurch entstehen, relativieren sich in späteren Verlauf. Und wer ständig auf Fachkräftemangel hinweist, der sollte einfachhalber mal ganz unten anfangen, bei der Bildung unseres Nachwuchs.
Obwohl, ich bin ja der festen Überzeugung, dass wir im Prinzip ja keinen haben, wir haben nur einen Mangel an Firmen, die Fachkräfte angemessen bezahlen. ;)

Ach und Löhne sind auch keine Kosten! Das glauben nur schlecht gebildete Menschen. ;)

mfg
 
Oder er denkt , wie er Bildung für andere zur Verfügung stellen kann.
Bildung + Bildung = Macht. Macht= Wissen +Wissen. 2 Mal das Gleiche ergibt das ANDERE.
Wenn zwei Was Wissen, wissen 2 Mehr als 2 andere.
Treffen zwei Gebildete auf einander. Ei gude ,was geht? Bist heut wieder verdammt eingebildet.
Na sicher, ich bin fertig mit der Ausbildung.
 
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Da braucht man nur einen Blick auf die Abwanderung von Fachkräften werfen, die D verlassen, weil sie eben wo anders bessere Umstände vorfinden.
Ich denke, das beschränkt sich weitgehend auf die Großverdiener. Die Haifische auf dem Arbeitsmarkt. Aber den Rest sehe ich ähnlich.
 
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