Waldboden
Well-Known Member
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Ich würde es präzisieren und behaupten: von gleichwertiger Bedeutung, da Gegenspieler einander bedingen und nur so ein buntgemischtes Spiel ermöglichen. Ich mag Regen oder Nebel, weil es eine andere Stimmung in mir erweckt, die nicht minder interessant ist, als die Empfindung von Sonnenschein auf der Haut.Bedeutet das, dass für dich alle Erfahrungen, die du in deinem Leben gemacht hast, gleichwertig sind, also dass z.B. die Erfahrung, in der Natur spazieren zu gehen, bei gutem Wetter angenehmer ist, als wenn es regnet und man nass wird, genauso wertvoll ist, wie eine Erfahrung, durch die man erkennt, dass man sich in einem Menschen getäuscht hat?
Ich denke, dass es eine Einbildung ist zu glauben, man selbst entscheide darüber welche Erfahrungen man speichert und welche nicht und als wäre die eigene Subjektivität der Herrscher darüber wie Erfahrungen eingeteilt werden. Es ist nicht zu unterschätzen, dass der Unbewusste Teil in uns, im Wesentlichen mitentscheidet und manchmal glaube ich sogar, dass nur das Unbewusste hier die Vollmacht trägt, gerade wenn es um Reminiszenz geht. Es ist aber nicht so, dass man dem bedingungslos ausgeliefert ist, denn man kann ja über Erlebtes a posteriori reflektieren, somit weitere zukünftige Entscheidungen entweder bejahen oder verneinen, je nachdem was sie in einem aus der Erfahrung ausgelöst haben und ich hoffe man entscheidet für sich selbst zum Guten.Statt wertvoll hätte ich zwar auch lehrreich schreiben können, aber da ich nicht jede lehrreiche Erfahrung in meinem Leben als gleich wertvoll ansehe, sondern nur die, die mir wichtig genug erscheinen, um eine Lehre daraus zu ziehen, finde ich das Wort wertvoll an dieser Stelle richtig, obwohl das Bewerten ja manchmal nicht so gerne gesehen wird.
Natürlich nicht. Erfahrungen basieren auf einer Reihe von vergangenen Geschehnissen aus denen man seine Schlüsse gezogen hat und zu einer Erkenntnis kam. Ein Erlebnis ist ein einmaliges, gegenwärtiges Geschehnis, das mit neuen Wahrnehmungen einhergeht, die erst eingeordnet werden müssen. Dann gibt es noch das Ereignis, welches nach Alain Badiou oftmals zu einem völlig neuem "in-der-Welt-sein" führt und somit die eigene Subjektivität auf den Kopf stellt. Es ist kontingent.Bedeuten die Wörter Erfahrung und Erlebnis das gleiche?
Genau genommen ist es schon unsere Entscheidung. ZB: ich entscheide mich ein Buch zu lesen und finde darin zufällig einen Satz, mit dem ich nicht gerechnet habe und der meine bisherige Weltsicht aus der Bahn bringt. Weiteres Beispiel: ich entscheide mich spazieren zu gehen und werde zufällig Teil eines Unfalls, der mich prägt. Es stimmt schon, das hier der Zufall mitspielt, aber zuvor habe ich eine Entscheidung getroffen etwas aktiv in Bewegung zu setzen, auch wenn es sich hierbei nur um mich selbst handelt, ohne bestimmte Absichten zu hegen.Ich weiß nicht, ob wirklich ALLES aus einer bestimmten Notwendigkeit passiert und ob dafür die getroffenen Entscheidungen "verantwortlich" sind, denn es gibt auch Situationen oder Ereignisse, in die man ganz zufällig hineingerät, ohne das man sich dafür entschieden hätte, sie erleben zu wollen. Wie könnte denn eine passende Fragestellung lauten?
Eine passende Fragestellung wäre zB: "Wer bin ich, dass ich dieses oder jenes so empfinde und erlebe/erlebt habe …" und nicht "Warum passiert mir das?"
Angenehme Erlebnisse sind nicht nur wertvoll, sie sind uns auch dienlich als Zukunftsorientierung, nämlich insofern, als dass wir möglichst unser Leben nach ihnen ausrichten und damit füllen, sofern es uns ein Anliegen ist, ein gutes und angenehmes Leben zu führen. Aus dem Grund wird Genügsamkeit, Gelassenheit, Ausgeruhtsein usw. hoch anerkannt, weil sie das Leben doch sehr lohnenswert gestalten lassen.Naja, ich habe die halbe Nacht nicht geschlafen, weil ich nach Erinnerungen von angenehmen Erlebnissen in meinem Leben "gesucht" habe, durch die ich eine wertvolle und lehrreiche Erfahrung gemacht habe und mir sind auch einige sehr angenehme und erfreuliche Erlebnisse eingefallen, aber außer dass sie mich in diesem Moment glücklich gemacht haben und es gut war, dass ich sie genießen konnte, habe ich daraus nicht viel gelernt. Solche schönen Erlebnisse sind zwar auch wertvoll, weil sie einem guttun und auch Energie spenden, aber sie sind m.E. nicht besonders lehrreich. Ein Stück Brot zu essen und festzustellen, dass es einen nährt und mit Energie versorgt, halte ich persönlich ebenfalls nicht für eine besonders wertvolle und lehrreiche Erfahrung, weil man auch essen würde, ohne darüber nachzudenken und das zu erkennen, aber es spricht für dich, wenn du auch in solchen kleinen und alltäglichen Dingen einen wert erkennen kannst und sie zu schätzen weißt.
Wenn man Muskel öfter beansprucht, wachsen sie. Ein angemessenes Maß an Muskelmasse ist eine gute Vorsorge, um den Körper aufrecht und gesund zu halten. Wenn ein Mensch über einen starken und selbstbewussten Körper verfügt, führt er ein sichereres Leben, als ein schmächtig-gebrechlicher. Wenn ein Schmächtiger nun beginnt seine Muskelmasse aufzubauen, denke ich schon, dass es zu einer Veränderung in seinem Leben kommt, weil die Selbstwahrnehmung sich mit verändert.Führt ein banaler Muskelkater tatsächlich zu einer größeren Veränderung im Leben?
Natürlich nicht. Vollkommen anderes Kapitel.Also vergleichbar mit einer schmerzhaften Trennung?
Gibt sehr viele Gründe dafür und diese wurden bereits von zahlreichen Psychoanalytikern durchgekaut, bzw. gibt es ja auch existentielle Gründe, weshalb sich zB eine mittellose Frau, an ihren gewalttätigen Mann klammert und umgekehrt. Die Psyche ist das eine, wir dürfen aber nicht vergessen, dass es sich oftmals um strukturell/wirtschaftliche/religiöse Konflikte handelt, die einen größtenteils in diesen Mustern gefangen halten.warum manche Menschen Gefallen daran finden, solche Schmerzen zugefügt zu bekommen, obwohl es eigentlich nicht "der Natur entspricht".
Wenn man Gewalt hinnimmt, denke ich eher an eine psychische Störung oder tatsächlich existentielle Not inkl. Unmut, Ausweglosigkeit, die einen daran hindern, sich von der Schlechtigkeit die einem widerfährt, zu lösen.Das ist auch ein interessanter Gedanke. Ich weiß zwar nicht genau, an was du dabei (konkret) denkst, aber wenn man es z.B. auf eine Beziehung überträgt, in der einer geschlagen oder psychisch verletzt wird, also (mehr oder weniger starke) Schmerzen erleidet, könnte er vielleicht deshalb träge sein, weil er an die positiven Erlebnisse in dieser Beziehung denkt, die er nicht verlieren möchte und für die er die negativen, wie die Schmerzen in Kauf nimmt. Das ist ja in Beziehungen, in denen einer geschlagen oder gequält wird, oft so. Und wenn derjenige, der geschlagen oder gequält wird, es nicht mehr hinnimmt, sondern sich (doch endlich) trennt, wird er nicht den Verlust des Ex-Partners bedauern, sondern die dazugehörige Gewohnheit des positiv Erlebten, das mit dem Verlust einhergeht. Habe ich dich da richtig verstanden oder meist du das anders?