A
Andreas61
Guest
AW: Werte der heutigen Kinder und Jugendlichen*
du hast hier offenbar einiges Interesse an diesem Thema, das ermuntert mich, etwas detaillierter darüber zu schreiben, vielleicht als Überbrückung bis morgen :
Es gibt jede Menge von Problemen, die Eltern feststellen müssen, von passiv-depressivem Verhalten über Unberechenbarkeit bis hin zur immer häufigeren Aggression. Und es kann jede Menge von Ursachen haben: Beziehungsschwierigkeiten, psychische Defizite, Depressionen, Entwicklungskrisen, Konzentrations- und Motivationsstörungen, Schlafstörungen, Schulängste, Trennungsängste, psychosomatische Störungen wie Magen- und Darmerkrankungen usw. usf.
Es gibt viele Publikationen, die sich damit beschäftigen, aber man ist deshalb oft unzufrieden damit, weil sich Wissenschaftler und andere Experten oft nur auf ganz bestimmte Bereiche konzentrieren. Das ist nicht verwunderlich: Ärzte lernen die Gründe für die Probleme im genetischen, physiologischen und neurologischen Bereich zu suchen, Psychologen konzentrieren sich auf das unbewusste oder bewusste Erleben, Pädagogen befassen sich in erster Linie mit der Familie, Schule und anderen Personenkreisen (Peergroups).
Eben deshalb habe ich schon vorher gemeint, wir sollten uns durch eine solche Fülle nicht verrückt machen lassen. Wir können es nicht perfekt machen, niemand kann es perfekt machen und wir brauchen nicht perfekt sein. Wir dürfen nicht perfekt sein!
Liebe, das Kind ernst nehmen, Nestwärme und Sicherheit vermitteln, ehrlich sein im Denken und Handeln, das alles bildet eine Gesamtheit, wodurch sich dann vieles automatisch ergibt und wodurch sich einzelnes Nachdenken und Grübeln erübrigt.
Selbstvertrauen ist wichtig:
Das Kind kommt zum Vertrauen, so angenommen zu werden, wie es ist, mit seinen Stärken und seinen Schwächen. Kritik und mangelndes Zutrauen ("Lass mich das machen, das kannst du eh nicht…") verhindern die Entwicklung des wichtigen Selbstwertgefühls. Wenn das Vertrauen da ist, wird auch eher die Hilfe von den Eltern angenommen. Rechnen sie mit Gleichgültigkeit, Strafe und Ablehnung, werden sie zur Angstbeseitigung eher zu Suchtmitteln greifen.
Kinder brauchen Regeln und Grenzen:
Altersgerechte Grenzen geben Sicherheit, Orientierung, Halt und Schutz.
Grenzenlosigkeit oder zu enge Grenzen bewirken das Gegenteil. Eltern, die sich selbst an vereinbarte Grenzen und Regeln halten, sind den Kindern ein Vorbild im Umgang damit.
Überflüssige, sinnlose Grenzen provozieren Rebellion und Grenzverletzungen.
Mir fällt dazu ein ausgezeichnetes Beispiel von Kathi in ihrer Novembergeschichte ein, wie sie ihrem Sohn die Grenzen gezeigt hat und er ihr das nicht übel genommen hat: Er hat das offensichtlich gewünscht (unbewusst)!
Kinder brauchen Konflikte:
Im Umgang mit Konflikten sind Eltern das Vorbild. Wenn sie Konflikte nur bedrohlich empfinden, werden sie versuchen, diese zu vermeiden, davor zu flüchten, eventuell auch mit Hilfe von Drogen.
Einem Streit nicht ausweichen, Harmonie nicht vortäuschen, ehrlich sein, konstruktive Lösungen suchen…
Misserfolge gehören zum täglichen Leben, Leben heißt auch Fehler machen. Eben nicht perfekt sein, sich selber Fehler zugestehen. Nicht Schwierigkeiten aus dem Weg räumen und das Kind vor Misserfolgen schützen: Die Kinder werden sonst Misserfolge und Fehler weniger aushalten können. Versagensangst, Frust führt auch hier wieder leichter zu Suchtmitteln.
Nicht alle Wünsche sind erfüllbar, Grenzen müssen akzeptiert werden, Enttäuschungen sollte man aushalten können.
Kinder brauchen Gefühle:
Unterdrückte Gefühle machen psychisch krank. Wenn die Eltern Angst, Trauer, Verzweiflung und Wut zeigen können, dann kommt das Kind auch zur Erkenntnis, dass es kein Feigling ist, wenn es Angst hat.
Emotionen verbinden Menschen, innige Beziehungen werden aufgebaut.
"Reiß dich zusammen" oder "Du Angsthase" sind da wieder kontraproduktiv.
Das (unvermeidliche) Vorbild spielt also bei einer solchen Betrachtungsweise immer wieder eine entscheidende Rolle. Eigentlich nicht viel Neues hier, ich wollte nur einiges präzisieren und hoffe, das war nicht zu lähmend...
Karl Valentin hat mal gesagt:
"Wir brauchen unsere Kinder nicht erziehen, sie machen uns sowieso alles nach."
lg
Andreas
Liebe Ela,Lieber Andreas,
was du schreibst finde ich sehr bedenkenswert.
Ich werde sicher noch versuchen, ausführlich dazu Stellung zu nehmen, aber da ich jetzt zu müde bin und morgen den ganzen Tag abwesend sein werde, komme ich frühestens am Mittwoch dazu.
Bis dahin, vielen Dank und
herzliche Grüsse
Ela
du hast hier offenbar einiges Interesse an diesem Thema, das ermuntert mich, etwas detaillierter darüber zu schreiben, vielleicht als Überbrückung bis morgen :
Es gibt jede Menge von Problemen, die Eltern feststellen müssen, von passiv-depressivem Verhalten über Unberechenbarkeit bis hin zur immer häufigeren Aggression. Und es kann jede Menge von Ursachen haben: Beziehungsschwierigkeiten, psychische Defizite, Depressionen, Entwicklungskrisen, Konzentrations- und Motivationsstörungen, Schlafstörungen, Schulängste, Trennungsängste, psychosomatische Störungen wie Magen- und Darmerkrankungen usw. usf.
Es gibt viele Publikationen, die sich damit beschäftigen, aber man ist deshalb oft unzufrieden damit, weil sich Wissenschaftler und andere Experten oft nur auf ganz bestimmte Bereiche konzentrieren. Das ist nicht verwunderlich: Ärzte lernen die Gründe für die Probleme im genetischen, physiologischen und neurologischen Bereich zu suchen, Psychologen konzentrieren sich auf das unbewusste oder bewusste Erleben, Pädagogen befassen sich in erster Linie mit der Familie, Schule und anderen Personenkreisen (Peergroups).
Eben deshalb habe ich schon vorher gemeint, wir sollten uns durch eine solche Fülle nicht verrückt machen lassen. Wir können es nicht perfekt machen, niemand kann es perfekt machen und wir brauchen nicht perfekt sein. Wir dürfen nicht perfekt sein!
Liebe, das Kind ernst nehmen, Nestwärme und Sicherheit vermitteln, ehrlich sein im Denken und Handeln, das alles bildet eine Gesamtheit, wodurch sich dann vieles automatisch ergibt und wodurch sich einzelnes Nachdenken und Grübeln erübrigt.
Selbstvertrauen ist wichtig:
Das Kind kommt zum Vertrauen, so angenommen zu werden, wie es ist, mit seinen Stärken und seinen Schwächen. Kritik und mangelndes Zutrauen ("Lass mich das machen, das kannst du eh nicht…") verhindern die Entwicklung des wichtigen Selbstwertgefühls. Wenn das Vertrauen da ist, wird auch eher die Hilfe von den Eltern angenommen. Rechnen sie mit Gleichgültigkeit, Strafe und Ablehnung, werden sie zur Angstbeseitigung eher zu Suchtmitteln greifen.
Kinder brauchen Regeln und Grenzen:
Altersgerechte Grenzen geben Sicherheit, Orientierung, Halt und Schutz.
Grenzenlosigkeit oder zu enge Grenzen bewirken das Gegenteil. Eltern, die sich selbst an vereinbarte Grenzen und Regeln halten, sind den Kindern ein Vorbild im Umgang damit.
Überflüssige, sinnlose Grenzen provozieren Rebellion und Grenzverletzungen.
Mir fällt dazu ein ausgezeichnetes Beispiel von Kathi in ihrer Novembergeschichte ein, wie sie ihrem Sohn die Grenzen gezeigt hat und er ihr das nicht übel genommen hat: Er hat das offensichtlich gewünscht (unbewusst)!
Kinder brauchen Konflikte:
Im Umgang mit Konflikten sind Eltern das Vorbild. Wenn sie Konflikte nur bedrohlich empfinden, werden sie versuchen, diese zu vermeiden, davor zu flüchten, eventuell auch mit Hilfe von Drogen.
Einem Streit nicht ausweichen, Harmonie nicht vortäuschen, ehrlich sein, konstruktive Lösungen suchen…
Misserfolge gehören zum täglichen Leben, Leben heißt auch Fehler machen. Eben nicht perfekt sein, sich selber Fehler zugestehen. Nicht Schwierigkeiten aus dem Weg räumen und das Kind vor Misserfolgen schützen: Die Kinder werden sonst Misserfolge und Fehler weniger aushalten können. Versagensangst, Frust führt auch hier wieder leichter zu Suchtmitteln.
Nicht alle Wünsche sind erfüllbar, Grenzen müssen akzeptiert werden, Enttäuschungen sollte man aushalten können.
Kinder brauchen Gefühle:
Unterdrückte Gefühle machen psychisch krank. Wenn die Eltern Angst, Trauer, Verzweiflung und Wut zeigen können, dann kommt das Kind auch zur Erkenntnis, dass es kein Feigling ist, wenn es Angst hat.
Emotionen verbinden Menschen, innige Beziehungen werden aufgebaut.
"Reiß dich zusammen" oder "Du Angsthase" sind da wieder kontraproduktiv.
Das (unvermeidliche) Vorbild spielt also bei einer solchen Betrachtungsweise immer wieder eine entscheidende Rolle. Eigentlich nicht viel Neues hier, ich wollte nur einiges präzisieren und hoffe, das war nicht zu lähmend...
Karl Valentin hat mal gesagt:
"Wir brauchen unsere Kinder nicht erziehen, sie machen uns sowieso alles nach."
lg
Andreas