AW: Wer ist für Diktatur?
1.) Das Prinzip der Diktatur ist überall weit verbreitet im täglichen Handeln. Im allgemeinen nennt man es da auch Dressur, angepaßtes Verhalten usw. usf..
2.) Wie würden sie in dieser Beziehung die Religionen einordnen?
3.) Sind nicht auch Verfassungen und Gesetze Diktate?
4.) Wer legt fest wo Diktatur beginnt und wo sie endet?
5.) Ist Demokratie Vertrauens- und Glaubenssache?
6.) Wieviel Diktatur verbirgt man hinter Demokratie?
Hallo Eulenspiegel !
Vorweg - ich bin nicht für die Diktatur; lange wollte ich diese Frage überhaupt - im Hinblick auf das viele Leid, das die bisherigen Diktaturen brachten und teilweise noch immer bringen - als völlig verrückt ignorieren. Ich muß aber zugeben, dass es noch immer allzuviele Menschen gibt, die - oft mit militanten Mitteln - zu beweisen versuchen, dass sie die Einzigen sind, die innerhalb einer Gruppe (und das kann auch ein Staat oder die ganze Menschheit sein) recht haben
können. Wohlgemerkt:
können. Das
Wollen kann man ja noch als menschliche Schwäche durchgehen lassen, diktatorische Menschen schließen aber
auch die Möglichkeit aus, sich zu irren.
Detailliert zu 1.) Kann ich nicht ganz nachempfinden; nach meiner (und vielleicht auch anderer) Theorie von den politischen Einheiten (beginnend mit Familie, weiter mit dem Verein, dem Betrieb, der Gemeinde, dem Bezirk, dem Land, dem Staat, Staatenbund, meinetwegen auch der ganzen Menschheit, falls wir außerirdische Feinde haben), in denen es natürlich notwendig werden kann, dass Entscheidungen getroffen werden müssen, sind die diktatorischen Strukturen nur mehr in den meisten Betrieben zu entdecken.
Ausgehend davon, dass alle diese Gemeinschaften natürlich aus einzelnen (menschlichen) Individuen bestehen, die samt und sonders kürzer oder länger einem Machotum unterliegen, gibt es - leider - noch immer Menschen, die in dieser Machophase steckenbleiben, die also bis ins Alter der Meinung sind, dass männliche bzw. das weibliche Geschlecht ist das einzig gute, schöne und/oder nützliche. Solche Menschen sind weder für die Familie, noch für ein Amt in einem Verein, geschweige denn in einer noch größeren politischen Einheit geeignet. Ihren Siegeswillen, den ich nicht verachten will, sollen sie in einem Sport, in einem Betrieb oder maximal in der demokratisch konzipierten Politik ausleben.
zu 2.) Religionen sind immer hierarchisch strukturiert, fußen sie doch auf der Philosophie, dass es immer wen gibt, der einem überlegen ist ( = Gott). Religionen sind aber nur für Menschen relevant, die sich ein
Paradies außerhalb der Erde vorstellen können. Das kann man
nur, wenn man es auch will.
zu 3.) Verfassungen und Gesetze sind von Politikern beschlossene Regeln zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung innerhalb einer politischen Einheit. Bei Gesetzen, die noch aus der Monarchie sind, sind hier die Monarchen (und deren Berater) auch als Politiker anzusehen.
zu 4.) Wenn der Platzhirsch einer Gemeinde ohne Aufforderung irgendeines Gemeindebürgers sagt, in diesem Dorf bestimme ich und er kann das auch durchsetzen, ist das Diktatur. Falls er - als Kandidat einer Partei - von der Mehrheit der wahlberechtigten Gemeindebürger zum Bürgermeister gewählt wird und er im Rahmen der Gesetze die notwendigen Entscheidungen trifft, gibt es in dieser Gemeine eine Demokratie. Logischerweise gilt das für alle größeren politischen Einheiten im verstärkten Maße.
zu 5.) Ja, wie das allermeiste im Leben.
zu 6.) Da musst Du die herrschsüchtigen Politiker fragen, die sich nur unter dem Mäntelchen der Demokratie verstecken.
Obwohl Churchill natürlich auch seine Fehler hatte (in einer Ansicht zum Sport hätte er sicher keine Mehrheit bekommen) bin ich auch als Deutschsprachiger seiner Meinung, dass die Demokratie viel Intelligenz und Bildung erfordert, dass es aber keine bessere, zukunftträchtigere Regierungsform gibt.
Liebe Grüße aus dem schönen Wien
Zeili