Künstler von K.R.
Künstler sein.
Es ist was wunderbares zu schaffen. Ja, fast ein Wunder.
Aber auch gleichzeitig ist es ein Fluch. Eine Depression. Etwas anfassen und nicht mehr die Erfüllung füllen, die man sonst übermäßig empfunden hat.
Die Euphorie. Das Gefühl das einem packt und man bis zur Mitternacht zeichnet, musik macht....
Ein gefühlvoller Mensch ist der Künstler.
Er muss es ja sein. Er lebt von Stimmungen. Lebt die Stimmung aus. Auch die Depession.
Der Künstler wächst mit Erfolgen und ist kaum zu stoppen.
Bei Verlusten ist er so am Boden das er fast innerlich stirbt.
Auch wenn er es nicht erwähnt.
Man spricht meistens von Künstlern bei Erfolgen.
Man sieht ihn nur wenn er Erfolge hat.
Und der größte Wunsch eines Künstlers ist gesehen zu werden.
Wie geht es den Schriftstellern die nur vom Schreiben leben und aufeinmal eine Schreibblockade bekommen?
Er stellt sich nach ewigen Versuchen wohl die Frage "Wie lange wird das dauern, wann kann ich wieder schreiben?"
Sein ganzes Umfeld ändert sich. Er wird verachtet, oder vielleicht bemitleidet.
Es gibt kein Rezept gegen eine Schreibblockade.
Und man kann nie sagen, wann diese vorbei ist.
Wie geht die Familie von den Schriftsteller damit um?
Er hat ja schließlich Geld zu verdienen.
Er beschließt für die Familie in einem Geschäft als Verkäufer zu arbeiten.
Nun verdient er wieder Geld.
Aber er ist innerlich gestorben.
Er hat nun von allem genug.
Und seine Famiie sieht ihn als Verlierer.
Seine Familie die er liebt.
Obwohl sie es ihm nicht sagen, spürt er es jeden Tag.
Und er versucht und versucht wieder zu schreiben.
Doch es geht nicht.
Das Einzige was ihn retten kann ist die Zeit.
Wie kommt man damit zurecht wenn einem in so einer Lebensphase gesagt wird wie " du bist schizophren".
In dem Sinne, " du bildest dir nur ein das Künstler bist".
Oder so Sachen wie " du machst nichts"
Oder "andere Mensche gehen normal in die Arbeit. Du wartest darauf Kunst zu machen, dann mach endlich was!"
Oder: " du hast immer eine andere Idee und nie verwirklichst du was!"
Oder: du hast immer andere Wünsche was den Beruf betrifft! Nie bleibst du bei Einem und machst es zu Ende!"
Oder:"Du willst garnicht arbeiten!"
(es ist nicht gesagt das jeder Künstler eine Depression erlitten hat oder erleiden wird, sie sind nur anfälliger laut zahlreichen Schriften....)
(Die Depression ist die derzeit am häufigsten diagnostizierte psychische Störung. Wir haben eine depressive Gesellschaft, die darauf beruht, dass die Anforderungen an das Individuum sehr hoch sind. Es gibt den Imperativ: Du sollst kreativ sein, du sollst originell und individuell sein. Damit geht eine gewisse Entsolidarisierung einher und ein Verlust an Gemeinschaft. Psychodynamisch gesehen, bedeutet dies ein Ungleichgewicht zwischen den realen Verhältnissen und den Anforderungen, theoretisch gesprochen, ein Ungleichgewicht zwischen Real-Ich und Ich-Ideal.
Eines der Kennzeichen der Depression ist, dass es zu einem Bilanzunterschied kommt zwischen dem, was ist, und dem, was sein soll. Das ist wie bei den Schulden in der Ökonomie: Psychologisch hat man ein Schuldgefühl, weil man die Forderungen nicht einhalten kann. Wenn man sich in der Früh zwanzig Sachen vornimmt und am Abend zwei ausgeführt hat, bekommt jeder eine Depression. Der Künstler hat von vorneherein ein starkes Ich-Ideal, das er in einer Gesellschaft mit so viel Konkurrenz oft nicht erreichen kann. Die Kreativität wird zu einer Allgemeinforderung, und da zerbrechen viele an sich selbst, weil sie diese Forderung nicht erfüllen können und dann ihre Aggressivität gegen sich selbst wenden. Die schlimmste Entwicklung ist der Suizid.
Auch staatliche Unterstützungen können nicht verbergen, dass die meisten Künstler unter extremem Erfolgsdruck arbeiten und dennoch arm bleiben.
Der Verlust an Sicherheit geht einher mit der Verheißung einer Pseudofreiheit. Man muss sich grundsätzlich zwischen Sicherheit und Freiheit entscheiden, beides ist gleichzeitig nicht zu haben. Eine Gesellschaft, die mehr auf Sicherheit gründet, hat weniger Freiheit. Das ist wie beim Sitzgurt im Auto. Unser System verheißt uns Freiheit, aber mit immer mehr Einschränkungen - vom Rauchen bis zum Hochschulzugang.
Kommt Depression künstlerischer Arbeit nicht insofern entgegen, als sie in der Ambivalenz von Erstarrung und Produktivität auftritt? Bei jeder Castingshow heißt es: Geh über dich hinaus, gib dein Letztes! Die depressive Seite kann man dann in den arbeitslosen Phasen ausleben.
Man muss unterscheiden zwischen einer Depression als Krankheit und einer Depression als Reaktion auf unerträgliche Verhältnisse, die jeden betreffen. Die genannten Verhältnisse können eine Krankheit beschleunigen. Der Wechsel zwischen Depression und Manie, überkompensatorisch von einem Tief in ein Hoch hineinzugehen, wie das bei vielen Künstlern der Fall ist, ist kein idealer Versuch der Problemlösung. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass Künstler depressive Charaktere sind. Die Kunst ist eher dem Hysterischen zugeneigt, die Wissenschaft eher dem Zwanghaften.
Suizid und Autoaggression waren immer typische Themen der Kunst. Momentan fällt ein Mangel solcher Erzählungen auf.
Die Künstler sind derzeit dem Ritual näher als dem Mythos. Das Wesen des Narzissmus besteht darin, dass man nicht symbolisiert, sondern direkt zur Tat schreitet.
Ist das wirklich so? Ich denke dabei an den klassischen Traum, an der eigenen Beerdigung teilzunehmen. Ist das nicht narzisstisch?)
(Auszug aus d. Falter)
Künstler sein.
Es ist was wunderbares zu schaffen. Ja, fast ein Wunder.
Aber auch gleichzeitig ist es ein Fluch. Eine Depression. Etwas anfassen und nicht mehr die Erfüllung füllen, die man sonst übermäßig empfunden hat.
Die Euphorie. Das Gefühl das einem packt und man bis zur Mitternacht zeichnet, musik macht....
Ein gefühlvoller Mensch ist der Künstler.
Er muss es ja sein. Er lebt von Stimmungen. Lebt die Stimmung aus. Auch die Depession.
Der Künstler wächst mit Erfolgen und ist kaum zu stoppen.
Bei Verlusten ist er so am Boden das er fast innerlich stirbt.
Auch wenn er es nicht erwähnt.
Man spricht meistens von Künstlern bei Erfolgen.
Man sieht ihn nur wenn er Erfolge hat.
Und der größte Wunsch eines Künstlers ist gesehen zu werden.
Wie geht es den Schriftstellern die nur vom Schreiben leben und aufeinmal eine Schreibblockade bekommen?
Er stellt sich nach ewigen Versuchen wohl die Frage "Wie lange wird das dauern, wann kann ich wieder schreiben?"
Sein ganzes Umfeld ändert sich. Er wird verachtet, oder vielleicht bemitleidet.
Es gibt kein Rezept gegen eine Schreibblockade.
Und man kann nie sagen, wann diese vorbei ist.
Wie geht die Familie von den Schriftsteller damit um?
Er hat ja schließlich Geld zu verdienen.
Er beschließt für die Familie in einem Geschäft als Verkäufer zu arbeiten.
Nun verdient er wieder Geld.
Aber er ist innerlich gestorben.
Er hat nun von allem genug.
Und seine Famiie sieht ihn als Verlierer.
Seine Familie die er liebt.
Obwohl sie es ihm nicht sagen, spürt er es jeden Tag.
Und er versucht und versucht wieder zu schreiben.
Doch es geht nicht.
Das Einzige was ihn retten kann ist die Zeit.
Wie kommt man damit zurecht wenn einem in so einer Lebensphase gesagt wird wie " du bist schizophren".
In dem Sinne, " du bildest dir nur ein das Künstler bist".
Oder so Sachen wie " du machst nichts"
Oder "andere Mensche gehen normal in die Arbeit. Du wartest darauf Kunst zu machen, dann mach endlich was!"
Oder: " du hast immer eine andere Idee und nie verwirklichst du was!"
Oder: du hast immer andere Wünsche was den Beruf betrifft! Nie bleibst du bei Einem und machst es zu Ende!"
Oder:"Du willst garnicht arbeiten!"
(es ist nicht gesagt das jeder Künstler eine Depression erlitten hat oder erleiden wird, sie sind nur anfälliger laut zahlreichen Schriften....)
(Die Depression ist die derzeit am häufigsten diagnostizierte psychische Störung. Wir haben eine depressive Gesellschaft, die darauf beruht, dass die Anforderungen an das Individuum sehr hoch sind. Es gibt den Imperativ: Du sollst kreativ sein, du sollst originell und individuell sein. Damit geht eine gewisse Entsolidarisierung einher und ein Verlust an Gemeinschaft. Psychodynamisch gesehen, bedeutet dies ein Ungleichgewicht zwischen den realen Verhältnissen und den Anforderungen, theoretisch gesprochen, ein Ungleichgewicht zwischen Real-Ich und Ich-Ideal.
Eines der Kennzeichen der Depression ist, dass es zu einem Bilanzunterschied kommt zwischen dem, was ist, und dem, was sein soll. Das ist wie bei den Schulden in der Ökonomie: Psychologisch hat man ein Schuldgefühl, weil man die Forderungen nicht einhalten kann. Wenn man sich in der Früh zwanzig Sachen vornimmt und am Abend zwei ausgeführt hat, bekommt jeder eine Depression. Der Künstler hat von vorneherein ein starkes Ich-Ideal, das er in einer Gesellschaft mit so viel Konkurrenz oft nicht erreichen kann. Die Kreativität wird zu einer Allgemeinforderung, und da zerbrechen viele an sich selbst, weil sie diese Forderung nicht erfüllen können und dann ihre Aggressivität gegen sich selbst wenden. Die schlimmste Entwicklung ist der Suizid.
Auch staatliche Unterstützungen können nicht verbergen, dass die meisten Künstler unter extremem Erfolgsdruck arbeiten und dennoch arm bleiben.
Der Verlust an Sicherheit geht einher mit der Verheißung einer Pseudofreiheit. Man muss sich grundsätzlich zwischen Sicherheit und Freiheit entscheiden, beides ist gleichzeitig nicht zu haben. Eine Gesellschaft, die mehr auf Sicherheit gründet, hat weniger Freiheit. Das ist wie beim Sitzgurt im Auto. Unser System verheißt uns Freiheit, aber mit immer mehr Einschränkungen - vom Rauchen bis zum Hochschulzugang.
Kommt Depression künstlerischer Arbeit nicht insofern entgegen, als sie in der Ambivalenz von Erstarrung und Produktivität auftritt? Bei jeder Castingshow heißt es: Geh über dich hinaus, gib dein Letztes! Die depressive Seite kann man dann in den arbeitslosen Phasen ausleben.
Man muss unterscheiden zwischen einer Depression als Krankheit und einer Depression als Reaktion auf unerträgliche Verhältnisse, die jeden betreffen. Die genannten Verhältnisse können eine Krankheit beschleunigen. Der Wechsel zwischen Depression und Manie, überkompensatorisch von einem Tief in ein Hoch hineinzugehen, wie das bei vielen Künstlern der Fall ist, ist kein idealer Versuch der Problemlösung. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass Künstler depressive Charaktere sind. Die Kunst ist eher dem Hysterischen zugeneigt, die Wissenschaft eher dem Zwanghaften.
Suizid und Autoaggression waren immer typische Themen der Kunst. Momentan fällt ein Mangel solcher Erzählungen auf.
Die Künstler sind derzeit dem Ritual näher als dem Mythos. Das Wesen des Narzissmus besteht darin, dass man nicht symbolisiert, sondern direkt zur Tat schreitet.
Ist das wirklich so? Ich denke dabei an den klassischen Traum, an der eigenen Beerdigung teilzunehmen. Ist das nicht narzisstisch?)
(Auszug aus d. Falter)