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Was weiß man, wenn...

Liebe cassie !

Deine Frage . . .
was weiß man, wenn man weiß, dass man nichts weiß?
weiß mandann was oder nich?
. . . nach dem einen der wohl berühmtesten Zitate von Sokrates, im Original: "Ich weiß, dass ich nichts weiß; viele wissen auch das nicht" verstehe ich so, dass wir - als Individuum - im Vergleich dazu, was es alles zu wissen gibt, eigentlich nichts wissen. Das ist eine Weisheit, die immer "aktueller", bzw. "richtiger" wird, weil die Wissensverdoppelung - weltweit - in immer kürzeren Zeitintervallen erfolgt. Das hat auch zur Folge, dass wir auch in immer kleineren Gebieten wirklich firm und perfekt werden können und ein universales Wissen für einzelne Menschen immer unwahrscheinlicher wird.

Ich hoffe, dass ich ein bisschen zur Klärung beitragen konnte.

Liebe Grüße

Zeili
 
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louiz30 schrieb:
Cassie, dieser Satz entspringt nicht der Einsicht, dass man im Sinne des Wissens nichts weiß, sondern, dass das, was man weiß, nicht das ist, was man wissen müsste. Es ist auch ein Ausdruck der Bescheidenheit und des Bewusstseins, dass man sich auf dem, was man weiß nicht ausruhen kann, sondern weiter suchen muss, um der Wahrheit näher zu kommen. Es ist die Demut vor der gewaltigen Vielfalt und Komplexität der Schöpfung und eine Absage an die Arroganz derjenigen, die sich mit Halbwissen zufrieden geben und versuchen ganze Wahrheiten zu verkaufen.

Stimme vollkommen überein. Man kann vielleicht das Moralische auch noch zurücknehmen und etwas abstrakter sagen, dass das Nichtwissen von positiver Bedeutung für die Philosophie ist. Du MUSST geradezu vieles nicht wissen (auf sich beruhen lassen), um bestimmtes erkennen zu können. Ich sehe darin ein methodisches Prinzip. Auch eine Charakterisierung von Philosophie. Darin inbegriffen eine Abgrenzung von Philosophie gegenüber Wissenschaft. Ich sehe nämlich - sehr unpopulär - zwischen philosopischer Erkenntnis (die mit Weisheit zu tun hat) und Wissenschaft (die nichts mit Weisheit zu tun hat) einen Abgrund klaffen. Und so habe ich auch Sokrates immer verstanden.
 
Pergola, im Prinzip mag ich zustimmen. Doch meine ich schon, dass man eine gewisse Demut als Prinzip in sich verankern sollte. Viele Menschen beginnen mit Demut und verlieren diese, sobald sie in den Bereich des Halbwissens kommen. Dabei sollte man erkennen, dass man immer weniger weiß, je mehr man weiß. Der Horizont wird immer weiter und die Fragen werden immer mehr.

Arroganz im Wissen ergibt sich, wenn die Menge des eigenen Wissens nicht mehr mit dem Gesuchten verglichen, sondern in Relation zu anderen Menschen gestellt wird. Das ist fatal.
 
Cassie, das ganz besonders, denn dann weißt du genau, wo du weiter forschen musst und gibst dich nicht mit Halbweisheiten zufrieden.
 
louiz30 schrieb:
Pergola, im Prinzip mag ich zustimmen. Doch meine ich schon, dass man eine gewisse Demut als Prinzip in sich verankern sollte. Viele Menschen beginnen mit Demut und verlieren diese, sobald sie in den Bereich des Halbwissens kommen.

Stimme vollkommen mit dir überein und finde den Hinweis auch notwendig, gerade auch im Hinblick auf den sokratischen Ausspruch. War nur von der andern Seite her gekommen, hatte mich auf das GEGENBILD konzentriert: sophistische Vielwisserei und Aufgeblasenheit, während du zu recht die eigentliche Sache in den Fokus rückst: Bescheidenheit, Demut.

Was deine Begründung betrifft, bin ich mir andererseits nicht sicher. Du schreibst:

louiz30 schrieb:
Dabei sollte man erkennen, dass man immer weniger weiß, je mehr man weiß. Der Horizont wird immer weiter und die Fragen werden immer mehr.

Zunächst: Die logische Verknüpfung zwischen dem ersten Satz und dem zweiten ist mir nicht klar:

Warum sollte man weniger WISSEN, nur weil man mehr Fragen hat?

Wenn du damit meinst: Man hat das GEFÜHL, weniger zu wissen, auch dann wenn das Wissen wächst, dann ergibt es auch für mich Sinn. ODER wenn du meinst: Man erkennt vieles, das man für sein Wissen hielt, mit der Zeit als oberflächliches und deshalb garnicht richtiges oder als unwichtiges Wissen. In diesem Fall würde der Wissensberg allmählich wegschrumpfen. Auch das ergäbe für mich Sinn. Sind halt verschiedene Bilder.

Oder meintest du es nochmal anders?

Jetzt kommt aber die Sache, wo ich möglicherweise mit dir nicht übereinstimme.

louiz30 schrieb:
Arroganz im Wissen ergibt sich, wenn die Menge des eigenen Wissens nicht mehr mit dem Gesuchten verglichen, sondern in Relation zu anderen Menschen gestellt wird. Das ist fatal.

Das klingt zwar irgendwie richtig, andererseits, wie soll das praktisch funktionieren: die Menge des eigenen Wissens mit dem Gesuchten vergleichen ...? Man kann doch sein Wissen nicht wägen, zählen u.dgl. Niemand kann wissen WIEVIEL er weiß, quantitativ. Und schon garnicht WIEVIEL er nicht weiß.

Zweitens: Man kann arrogant sein, obwohl man objektiv WENIG weiß und das auch noch weiß, dass man wenig weiß. Kommt sogar sehr häufig vor, schätze ich (danke Zeili). Umgekehrt kann man auch bescheiden sein, obwohl man objektiv SEHR VIEL weiß (und das auch weiß). Ich kenne auch solche Fälle.

Bescheidenheit und Demut stehen möglicherweise auf einem ganz anderen Blatt, und haben garnichts zu tun mit VIEL oder WENIG Wissen.

Anders gesagt: Ich teile dein ERGEBNIS, halte deine zuletzt gegebene Begründung aber für falsch (einschließlich des von dir vorgeschlagenen "Verfahrens") ODER verstehe sie nicht.

Das alles gerade auch im Zusammenhang des sokratischen Ausspruchs. Sokrates sagt nämlich (wie du natürlich weißt, was wiederum ich natürlich weiß) nicht: Ich weiß, dass ich WENIG weiß. Sondern er sagt: Ich weiß, dass ich NICHTS weiß.

Eine vollendete Deutung hast du meines Erachtens selbst schon gegeben:

louiz30 schrieb:
... dieser Satz entspringt nicht der Einsicht, dass man im Sinne des Wissens nichts weiß, sondern, dass das, was man weiß, nicht das ist, was man wissen müsste.

Bleiben aber immer noch die Fragen: WAS zu wissen denn wichtiger wäre. Und WARUM das wichtiger wäre.

Erst mit ihrer Beantwortung kann sich das mit der Demut wirklich klären, meine ich.

In aller Bescheidenheit

pergola
 
Zuletzt bearbeitet:
Warum sollte man weniger WISSEN, nur weil man mehr Fragen hat?

Dein Erwatungshorizont verändert sich zunehmend und je mehr Einblick du in eine Materie hast, desto umfangreicher und komplexer wird das Verständnis. Natürlich geht dein bisheriges Wissen nicht verloren, aber relativ gesehen weißt du weniger. Relativ ist so zu verstehen, dass dein Wissen im Vergleich zu dem, was du noch nicht weißt, weniger wird.

Niemand kann wissen WIEVIEL er weiß, quantitativ.

Das ist richtig. Gemeint ist aber, dass man als Mensch dazu neigt sich mit seinem Wissen zufrieden zu geben, weil man das Gefühl hat, bereits ein Experte zu sein. Hier zielt der Blick auf die Relation zum Wissen anderer Menschen und nicht auf das Wissen dessen, was man erforschen will.

WAS zu wissen denn wichtiger wäre. Und WARUM das wichtiger wäre.

Wenn ein Maulwurf in einem Garten herumgräbt, dann hat er vielleicht irgendwann das Gefühl, dass er seine Welt versteht. Er sucht aber nur im Grund und sieht weder Bäume noch Himmel und schon gar nicht den Rest der Welt. Das kann er vielleicht auch gar nicht.

Nun ist dies natürlich nur meine persönliche Meinung, aber ich denke, dass uns all das Wissen aus den Naturwissenschaften letztlich nichts erklären wird. Ich betone: erklären. Es wird uns Technik zur Verfügung stellen und uns viel im Bereich der Medizin geben. Es wird uns letztlich aber nicht die elementarste Frage nach dem „warum“ erklären. So ist es meine Auffassung, dass wir zwar viel erforschen werden und am Ende so klug sind wie zuvor.

Die Verlorenheit des Menschen kam durch sein Bewusstsein und die fehlende Erklärung seiner Existenz. Danach sucht er seit tausenden von Jahren und hat bis heute keine für ihn akzeptable Lösung oder Antwort gefunden. So meine ich, dass wir viele Antworten automatisch erhalten würden, wenn wir unsere Existenz erklären könnten.

Ist das eher einleuchtend?
 
pergola schrieb:
Zweitens: Man kann arrogant sein, obwohl man objektiv WENIG weiß und das auch noch weiß, dass man wenig weiß. Kommt sogar sehr häufig vor, schätze ich (danke Zeili).
Wofür, pergola ?

Liebe Grüße

Zeili
 
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