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Was wären die Basiswerke für einen jungen Philosophen?

Keine (rektalen) Einführungen!

Ja, ich habe es bereits andernorts mit Gilles Deleuze geschrieben: Die Philosophiegeschichte ist wahrhaftig eine "enculage" (ich möchte hier keine sexuellen Praktiken diskriminieren und entschuldige mich dafür, das Wort nicht übersetzen zu wollen). Diese Einführungsliteratur, ich würde sie keinem jungen und zarten Geschöpf empfehlen und zumuten, zu gross könnte der Schaden sein, den dieses Biest - das Einführungsbuch - anzurichten imstande ist. Die Voraussetzung für einen eher ungefährlichen Umgang mit diesen Dingern ist meines Erachtens ein gewisses Wissen, eine gewisse Geübtheit im Denken - vielleicht sogar eine gewisse Bewandertheit im gängigen Diskurs der Philosophie (auch der modernen). Solche Einführungsbücher sind imstande, den jungen, wissbegierigen Menschen eine Horde verstaubter Autoritäten auf den Hals zu hetzen und/oder ihnen den Duktus ihrer dogmatischen, kanonischen Alleswisserei kaschiert auf die Stirne zu pinseln (was für eine Last der Philosophiegeschichte wird da dem/der Heranwachsenden zugemutet?! Ich sage ja: "enculage").

Wäre es nicht viel interessanter, vielleicht ein paar gute Romane zu lesen -oder mythologische Texte oder gar Lyrik? Meist sind diese Textsorten wahre Schatzkästchen, die einen reichhaltigen Fundus an Schmuckstücken enthalten, von dessen Fülle der philosophisch Interessierte bzw. die philosophisch Interessierte noch lange zehren dürfte (wie schwärmte doch Nietzsche von Stendhal oder Gottfried Keller). Wie kann sich da der/die junge LeserIn nicht in den Ornamenten dieser Stücke, d.h. in kunstvoll gefertigten Sätzen, wohlgeformten Worten und herrlich geschnitzten Buchstaben verlieren? Und vielleicht Lust auf die Lektüre von anderen - und seien es auch trockeneren - Texten bekommen, von denen sich gewisse Splitter und Fetzen in den Maschen des Gelesenen verfangen haben dürften? Interessant kann es sein, aufgelesenen Fäden zu folgen, die nicht automatisch aus dem Labyrinth wieder herausführen sollen, die vielleicht nicht einmal ganz sind und etwa den Eindruck vermitteln, der Faden der Ariadne wäre irgendwann einmal ganz gewesen. Ganz im Gegensatz zu den Einführungsbüchern, deren roter Faden einen blind macht, die einen in ihren Faden einwickeln und nach verrichtetem Geschäft nackt und ausgenutzt aus dem Labyrinth hinauswerfen, nachdem es erlaubt war, einen unbefriedigenden Blick auf den Minotaurus zu werfen (einen Blick auf das monströse Kind des Einführungsbuchautors und der Philosophen, die er in seinem Buch missbrauchte - PhilosophINNEN kommen darin häufig nicht vor, deshalb typischerweise: "enculage").

Weg mit den Einführungsbüchern! :spei1:
 
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:weihnacht Na also!

Weg mit den populärwissenschaftlichen Verkürzungen und immer frisch hinein in Nietzsches "Fröhliche Wissenschaft"!
 
Gaius schrieb:
(...) und immer frisch hinein in Nietzsches "Fröhliche Wissenschaft"!

"la gaya scienza" - wer liebt sie nicht? Wer kann der "E i n l a d u n g" widerstehen?

Wagt's mit meiner Kost, ihr Esser!
Morgen schmeckt sie euch schon besser
Und schon übermorgen gut!
Wollt ihr dann noch mehr, - so machen
Meine alten sieben Sachen
Mir zu sieben neuen Muth.

Ja, sie ist "M e i n G l ü c k" und so soll es bleiben.

Seit ich des Suchens müde ward,
Erlernte ich das Finden.
Seit mir ein Wind hielt Widerpart,
Segl' ich mit allen Winden.

"U n v e r z a g t" sollen die Jungen sein, unbehelligt von Einführungen sollen sie selbst graben!

Wo du stehst, grab tief hinein!
Drunten ist die Quelle!
Lass die dunklen Männer schrein:
"Stets ist drunten - Hölle!"

Ja, man könnte das ganze Buch abschreiben. Die fröhliche Wissenschaft reinigt... :baden:

7.
Vademecum - Vadetecum.
Es lockt dich meine Art und Sprach,
Du folgest mir, du gehst mir nach?
Geh nur dir selber treulich nach: -
So folgst du mir - gemach! gemach!

Zum Schluss noch "F ü r T ä n z e r.":

Glattes Eis
Ein Paradeis
Für Den, der gut zu tanzen weiss.
:banane:
 
Ich kann Sophies Welt sehr empfehlen, da hat man einen schönen Überblick über die einzelnen Philosophen und Epochen. Was mich aber noch mehr packte, war Jeanne Herschs Einführung in die Philsophie. EIN Meisterwerk in flüssigem Stil.
 
Devi17 schrieb:
Übrigens wären Übersetzungen von populärwissenschaftlichen Büchern wie denen von Luciano de Crescenzo auch sehr empfehlenswert. Diese Bücher sind anregend geschrieben, in kurzen Sätzen, und vermitteln ein lebensnahes Verständnis vom Leben der Philosophen.
So wie Die Analekten des Konfuzius(also das Lunyu oder eben die "Gespraeche"), oder Lao Zis "Tao Te King". Nun, wenn man sich fuer ostasiatische Philosophie interessiert.
 
Tachschen, bin neu hier.
Ich bin jetz grad 15 und fange nun auch an mich intensiv auf die Philosophie zu konzentrieren.
Daraufgebracht hat mich mein Lehrer, indem wir im Zuge der Aufklärung Immanuel Kant gemacht haben. Fand ich genial.
Meiner Meinung nach ein guter Einstieg.
Hab mir alle Bücher, die hier genannt mal rausgeschrieben und werd sie mir nach weihnachten kaufen.

Aber mein Tipp wäre einfach gute, wirklich gute Bücher zu lesen und versuchen zu analysieren. Das ist nicht so wirklich aufdringlich finde ich.
Bücher wie "Nathan der Weise" oder "Faust" regen enorm zum Denken an.
So kommt man glaube ich am besten zur Philosophie.
Denke ich.
denken....
 
Mitreisen und beim Philosophieren zuschauen, ...

Ich denke, gerade "Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten" bietet eine gute Möglichkeit zu sehen, warum jemand überhaupt philosophiert, und wie er sich an seinen eigenen Gedanken und denen anderer Philosophen weiterhangelt und denkt und schreibt und das ganze auf einer Reise quer durch die USA.
Ein philosophischer "Jakobsweg", "Roadmovie", "Reise zu sich selbst", "Tour ins geistige Hochland", von allem was.
Meine damalige Freundin hat es mit 17 gelesen und war fesziniert, hatte aber auch einen ungewöhnlich hohen Intelligenzquotienten.
Bei mir hat das Buch immer noch einen Ehrenplatz im Regal, auch noch nach dem Studium der Klassiker. Pirsig fasziniert mich einfach. Und zwischen den Zeilen weht auch mehr vom Geist des Zen als man direkt herauslesen kann ... denn Pirsig ist ja doch in erster Linie eher der rationale Analytiker.
:geist:
 
nietzsche, hölderlin und die bibel - [jeweils die "gesammelten werke" ;-)]

für den anfang:
texte abwechseld, willkürlich rausgepickt -
wenns gefällt systematisch.

ist auch für "altgediente philosophen" immer wieder neu.


blätternderweise
dex
 
Meine Empfehlung lautet:
Bertrand Russel "Philosophie des Abendlandes".
Leicht verständlich geschrieben mit einem Hauch britischen Humors verbunden mit einer Distanziertheit, die man heute als "cool" bezeichnen würde.
Viel Freude bei der Lektüre wünscht - Ziesemann
 
Werbung:
leicht - aber nicht leichtfertig ----

Klammer, Irmgard C., Bauer, Sabine:
»Denken entlang des Herzens. Praktische Philosophie«
2. überarb. Auflage, BoD, 2004, ISBN: 3-8334-0054-4 , 256 Seiten, € 20,--


Philosophieren ist kein Luxus, im Gegenteil, es hilft uns die Frage nach der Sinnhaftigkeit unseres Tuns immer wieder neu zu stellen. In diesem Buch werden 92 Themen wie Abenteuer, Angst und Unsicherheit, Arbeit, Ausreden, Beharrlichkeit, Bescheidenheit, Bonitäten, Echo, Ehrlichkeit, Ethik, Freundschaft, Gerechtigkeit, Goldene Regel, Höflichkeit, Liebe, Neid, Reichtum, Schuld, Schweigen und Reden, Schicksal, Sinn, Synchronizität und Zufall, Weisheit etc. besprochen und daraufhin untersucht, wie leichtfertig wir Menschen diese Themen mit alten Stehsätzen und Denkmustern abhandeln.
Theorie und Praxis miteinander in Einklang zu bringen war noch nie einfach, wenn es um menschliche Verhaltensweisen geht, das wissen wir alle aus eigener Erfahrung. Aus diesem Grund neigen wir dazu uns auf das Fehlverhalten bei anderen Menschen zu konzentrieren, anstatt das eigene Tun zu reflektieren und ethisch auszurichten. Selbstreflexion/Selbsterkenntnis und ethisches Handeln sind die eigentlichen Mittel, um Glück und seelisches Wohlbefinden herzustellen.

Ich habe dieses Buch gekauft und es ist ein Vergnügen, darin zu lesen.

Eine Rezension statt einer eigenen:

»Denkanstöße -
... Mit ihrem verständlich und teilweise amüsant geschriebenen Taschenbuch bringen die beiden in Wien lebenden Autorinnen Bauer und Klammer die Philosophie wieder dorthin zurück, wo sie - zumindest in der Antike - hingehörte: mitten in den Alltag der Menschen.
(... ) Ohne Oberlehrerinnen-Attitüte und einfachen, klaren Worten bringen die Autorinnen den Leser dazu, schrittweise ihr eigenes Denken zu hinterfragen. «
Wirtschaftsmagazin A3 ECO

Marianne
 
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