AW: Was unterscheidet Deutsche und Österreicher?
War Salzburg zu Mozarts Zeiten also ganz "frei": der Erzbischof konnte walten, wie er wollte, es gab keine weltliche, politische Gegenmacht?
Gab es zu Mozarts Zeiten, anno 1770/80, denn überhaupt schon so etwas wie "Österreich"?
Aber was hat Mozart damit gemeint, als er betonte, wie es ihn aufrichtet, "ein ehrlicher Deutscher" zu sein? Die "National-Zeitung" zitiert hier ja korrekt. Vielleicht wußte Mozart gar nichts von irgendeinem "Österreich" (s.o.). Salzburg war (für ihn) beherrscht durch den Adjutants-Bischof Colloredo, und die konfuse Kulturstadt Wien war ein Sumpf, in dem er versuchen konnte, erfolgreich zu sein.
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die etwas ältere Kantate No. 24 von Johann Sebastian Bach (um 1720): "Ein ungefärbt Gemüte / von teutscher Redlichkeit und Güte / macht uns vor Gott und Menschen schön." Jedem heutigen deutschnational Gesinnten ist die Zurkenntnisnahme dieses unterschätzten Meisterwerks angelegentlich dringend zu empfehlen (ohne Ironie!).
Nur: das "Teutsche" oder "Deutsche", von dem Mozart oder Bach künden, ist sehr offensichtlich etwas ganz anderes, als was als "deutsch" seit dem Prozeß der Reichsbildung verstanden wird. Aber was hatten Mozart und Bach gemeint?
Hallo Thorsten!
Bei Mozart ist die Sache nicht so ganz geklärt.
Das Fürsterzbistum Salzburg, kam das nicht erst 1806 zu Österreich?!
Grüße Raphael
War Salzburg zu Mozarts Zeiten also ganz "frei": der Erzbischof konnte walten, wie er wollte, es gab keine weltliche, politische Gegenmacht?
Gab es zu Mozarts Zeiten, anno 1770/80, denn überhaupt schon so etwas wie "Österreich"?
emperor schrieb:Und selbstverständlich hat sich Mozart als Deutscher gefühlt, wie viele seiner überlieferten Worte bezeugen. In Briefen an seinen Vater schrieb er beispielsweise: "Teutschland, mein geliebtes Vaterland, worauf ich, wie Sie wissen, stolz bin." An anderer Stelle bekannte er: "Was mich aber am meisten aufrichtet und guten Muts erhält, ist, daß ich ein ehrlicher Deutscher bin."
http://www.archiv2003.national-zeitung.de/NZ34_3.html
Aber was hat Mozart damit gemeint, als er betonte, wie es ihn aufrichtet, "ein ehrlicher Deutscher" zu sein? Die "National-Zeitung" zitiert hier ja korrekt. Vielleicht wußte Mozart gar nichts von irgendeinem "Österreich" (s.o.). Salzburg war (für ihn) beherrscht durch den Adjutants-Bischof Colloredo, und die konfuse Kulturstadt Wien war ein Sumpf, in dem er versuchen konnte, erfolgreich zu sein.
Wohl hat Mozart mit "teutsch" etwas anderes gemeint als die Leser der heutigen "Nationalzeitung". Ich denke, daß Mozart kaum in politischen Kategorien gedacht haben dürfte, sondern in individuell menschlichen: er läßt zwar im "Figaro", schon in der "Entführung" unangebrachterweise das Bedienstetenpersonal deutlicher zu Wort kommen, als die Polizei damals erlaubte, aber das war nur wegen der Publikumsansprache auf Ungerechtigkeiten, ganz ähnlich, wie man gestern über Dieter Hildebrandt und heute über Michel Friedman lacht.emperor schrieb:Sry, wie kanns du Mozart als österreichisch kategorisieren, wenn er sich erstens als Deutscher fühlte, und zweitens seine Heimat Salzburg damals gar nicht zu Österreich gehörte?
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die etwas ältere Kantate No. 24 von Johann Sebastian Bach (um 1720): "Ein ungefärbt Gemüte / von teutscher Redlichkeit und Güte / macht uns vor Gott und Menschen schön." Jedem heutigen deutschnational Gesinnten ist die Zurkenntnisnahme dieses unterschätzten Meisterwerks angelegentlich dringend zu empfehlen (ohne Ironie!).
Nur: das "Teutsche" oder "Deutsche", von dem Mozart oder Bach künden, ist sehr offensichtlich etwas ganz anderes, als was als "deutsch" seit dem Prozeß der Reichsbildung verstanden wird. Aber was hatten Mozart und Bach gemeint?