Das Wort "Leitkultur" in Verbindung mit den Aufklärungsidealen "Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" ist mMn unangebracht.
Hallo Zeili.
Würde lieber goldene Eier legen, aber es klappt nicht
. Zum Thema:
Die Menschen sind ja nicht damals auf die Barrikaden gegangen und haben Blut vergossen, um sich „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ gleich wieder durch den Werterelativismus wegnehmen zu lassen. Also einen Geltungsanspruch haben die Werte schon, man muss diesen freilich nicht heraushängen lassen, wie dies der Begriff „Leitkultur“ tut. Aber der Begriff ist nun einmal da und beherrscht die Diskussion bis weit in die Linke hinein. Will man erhört werden, so beruft man sich darauf und überlässt die Diskussion nicht rückständigen Reaktionären, die andere durch abendländisch-christliche Leitkultur ausgrenzen und bevormunden wollen, oder politisch Überkorrekten, die meinen durch blinde Fremdenliebe sei eine friedliche Welt garantiert.
Aber völlig unpassend ist „Leitkultur“ auch nicht, da die Aufklärung eben anleiten will: zur Vernunft, Demokratie, Diskurs und Achtung des Anderen (durch Toleranz, Gleichbehandlung, Solidarität). Der Vorteil ist, dass dabei niemandem eine Weltsicht vorgeschrieben werden, sondern vielmehr das Hereinfallen auf Dogmen verhindert werden soll. Hier verweise ich auf Kant: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“. Da bleibt auch Raum für aufgeklärte Religiosität. Es geht also keinesfalls um Machtdurchsetzung, sondern um Überzeugung und Aufforderung, zu folgen. Keinem soll eine Gesinnung aufgezwungen werden. Was aber unantastbar bleibt, ist dass niemandem zugebilligt wird, anderen Freiheitsrechte vorzuenthalten, sie zu diskriminieren oder Solidarität in Not zu verweigern.
Der völlig schwammige Begriff „Kultur“ wird immer dann zum Problem, wenn man etwas Spezielles darunter versteht. Man sollte ihn im Kontext von Multikulti als gemeinsame Wertebasis verstehen, die ein tolerantes Miteinander fördert. Von alleine stellt sich das nicht ein.
Alles in allem ist der Begriff Leitkultur unglücklich gewählt, aber nun einmal da.
Es grüßt der Leithammel