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Was darf die Kunst?

hallo willkommen klaus

also für mich ist joseph beuys schon seit jeher ein abartiger "künstler"
dreckige badewannen und ne autobatterie mitten im raum soll kunst sein? :rolleyes:
aber abartig ist wenn er mit einem toten hasen auftritt - auch wenn er beteuert hasen zu verehren! - und mit dessen pfote den zuschauern zuwinkt.

früher wurde kunst mit farbe und materialien wie stein und holz usw. ausgedrückt.
heute scheint das zu "langweilig" zu sein und kunst muss schockieren - wie alles mittlerweile, ob tv, radio oder theater - tabus müssen überall gebrochen werden um den "trägen" menschen in seinem sessel herraus zu locken!

daher gibt es - für mich - kaum noch "gute künstler" !

aber ich muss gestehen, dass beuys doch ein künstler sein muss, denn dreck und nen toten hasen als kunst zu verkaufen, das ist eine kunst! :rollen:


lg binchen
 
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Zu dem was du schriebst, Binchen, passt hervorragend ein Ausspruch Voltaires:

"Tous le genres sont bons, hors le genre ennuyeux"
(Alle Kunstgattungen sind gut, mit Ausnahme der langweiligen).

Das war wohl Beuys Wahlspruch. Auf mich wirkte jedenfalls sein "Nachttopf" mehr als langweilig und auch an seiner Aktion "Bäumchenpflanzen" war wenig Spektakuläres oder Neues.
Aber wenn jemand erstmal einen Namen hat, dann kann er Sch....am Fließband produzieren und die Welt (Kunstkenner :schaukel: ) ist begeistert.

Leider hab ich mein Thrönchen nicht mehr, sonst hätte ich es auch mal versucht.
Bäume gibts für mich momentan auch keine zu pflanzen, aber zählt Unkrautrupfen auch? :rolleyes:

Rhona
 
hallo rhona
Rhona schrieb:
Leider hab ich mein Thrönchen nicht mehr, sonst hätte ich es auch mal versucht.
Bäume gibts für mich momentan auch keine zu pflanzen, aber zählt Unkrautrupfen auch? :rolleyes:

Rhona
ja wenn du das mit nem kran machst, an dem ne tote kuh hängt, dann schon:D

lg binchen
 
Körperwelten: Lehrbehelf, Gruselkommerz, Kunst.

In der Diskussion über die Frage "Ist Pietät nicht mehr zeitgemäß?" hat Celine darauf
hingewiesen, dass über die Ausstellung "Körperwelten" bereits in einem Kunst-Thread
diskutiert wurde.

Ich denke, damit war dieser Thread gemeint.

Öntschie hat in einem Beitrag zur Diskussion über Raucher / Nichtraucher erwähnt,
dass sie von der Gegenüberstellung einer Raucher-Lunge mit einer Nichtraucher-Lunge
in dieser Ausstellung sehr beeindruckt war.
Damit wurde der Lehrbehelf-Aspekt dieser Exponate angesprochen, der nicht nur von
medizinischen Laien recht positiv bewertet wird. Auch von Medizinstudenten in bereits
weit fortgeschrittenem Ausbildungsstadium kann man eine Beurteilung dieser Exponate
als sehr informativ und illustrativ erhalten.

Offenbar sind diese Exponate handwerklich gekonnt gemacht,
und gut gekonnte Handwerksarbeit wird eben als Kunst bezeichnet.

Der Begriff "Kunsthandwerk" erinnert ja auch heute noch recht deutlich daran,
dass Kunst früher einmal sehr viel mit Können zu tun hatte.


Im Zeitalter der Trivial- und Fäkaldrapisten musste das auch einmal mit aller Klarheit
gesagt werden.
 
AW: Was darf die Kunst?

Ist Kunst grenzenlos, oder gibt es Situationen und fällen wo Künstler sich einschränken mussen?

Ich halte Kunst für grenzenlos.
Die Frage ist natürlich, ob alles, was als "Kunst" bezeichnet wird, wirklich auch Kunst ist.


ob Ihr schon einmal Kunst gesehen habt, die Eure ethischen Grenzen überschritten haben?

Nein.
Ich denke, wahre "Kunst" sollte nicht mit den Prinzipien der Ethik angegangen werden.


"
"Kunst muss nicht schön sein, sie muss aber wahrhaftig sein"

Was heißt "wahrhaftig"?
Es sind die Expressionisten ja nur wenig "wahrhaftig", aber dennoch "schön"!?

-----------------------------------------------

Betr.: "Körperwelten":

1)
ein echter Horror und beispiellose Pietätlosigkeit, obwohl den Leichen eine ungeheuerliche Aesthetik apostrophiert wird.

2)
Offenbar sind diese Exponate handwerklich gekonnt gemacht,
und gut gekonnte Handwerksarbeit wird eben als Kunst bezeichnet.

Zu 1):
Tote, egal in welchem Zustand, z.B. auch wenn sie hübsch aufgebahrt werden, sind für manchen grundsätzlich ein "Horror".
"Pietätlos" ist m.E. im Zusammenhang mit der Ausstellung "Körperwelten" ein falsches Wort. Man kann zu Lebzeiten verfügen, bei Gunther von Hagens plastiniert zu werden; viele tun das, viele haben das getan, viele tun es immer noch. - Jedes der Exponate erzeugt im (wohlwollenden) Betrachter eher Ehrfurcht. Und eine solche konnte ich in der von mir in Hamburg besuchten Ausstellung bei den meisten Besuchern bemerken: es herrschte eine für eine Ausstellung auffällige Stille, die ich nicht würde als "Betretenheit" bezeichnen.

Zu 2)
Zumindest diese neue Art der Konservierung ist eine Kunst. Sicher auch die Art der Darstellung.
Das "Gefallen" hängt dann halt vom einzelnen Betrachter ab. An das Thema "Gunther von Hagens" gehen viele mit Vorurteilen heran. De gustibus non est disputandum. Aber natürlich sollte man jedes Meinung tolerieren.
 
AW: Was darf die Kunst?

Warum "shocking"? Wir wollen doch bei Kunst nicht über den Geschmack einzelner streiten, nicht wahr? Und nicht jeder/jede hat eben den Magen für so was. Dir gefällt's. BASTA. Ein anderer hat seine Freude an Gartenzwergen oder kunstvoll drapierten Plastikblumen und nennt es Kunst...

Ich meine, dazu passt doch ganz gut, was ich an einer anderen Stelle schon geschrieben habe:

Das Selbstverständnis einer aufgeklärten Gesellschaft ist, dass Kunst (solange sie nicht gegen Gesetze verstösst) u.a. provozieren soll, makaber, geschmacklos und gar verletzend frei agieren darf. Nur der Zuschauer (Leser, Hörer, Betrachter) entscheidet, ob er etwas gut oder grottenschlecht findet. Diese Entscheidung darf ihm durch Selbst- oder Zensur nie abgenommen werden, weil eine verschärfte politische Korrektheit höchst bedenklich wäre.

Wurde eigentlich die Frage, ob da doch nicht Verstösse gegen das Gesetz erfolgten, jemals abschliessend geklärt? Stand da nicht auch noch "Beschaffungskriminalität" zur Debatte?
 
AW: Was darf die Kunst?

Céline,
das "shocking" war auch nur für die Schockierten.

Bei mir haben die Plastinate - und hat somit auch das Plakat - nichts mit "Gefallen" zu tun.
Das Plakat hängt da nur als Erinnerung an ein paar schöne Tage mit Familienmitgliedern.

Ich habe zu den Plastinaten eine ganz spezielle Einstellung. Als "Kunst" im überlieferten Sinn bezeichne ich sie auch nicht.
Aber mir würde gefallen, wenn die Kritiker gegen von Hagens und seine "Schöpfungen" etwas sachlicher kommentieren könnten.

Auch sollte man in seiner persönlichen Beurteilung die Ausstellungstücke trennen von irgendwelchen (nicht bewiesenen) dunklen Machenschaften des "Professors", dem man gehässigerweise - typisch deutsch - auch noch seinen in China erhaltenen Titel ab-erkennen will. "Univ-med" oder ähnliche Mediziner-Titel von Ausländern werden ja auch gestattet.

Als wir damals aus der Ausstellung kamen, wartete an der Kasse eine Besucher-Schlange bis auf die andere Straßenseite.
Weshalb gehen so viele hin?
Finde ich etwas abartig - und die Medien hatten ja genügend negativen Zündstoff geliefert -, dann spar' ich mir doch das Eintrittsgeld. Die Bilder kann ich mir im Internet ansehen.
Aber da überwiegt bei vielen eben die Sensations-Gier: mit-lästern können - wunderbar :-(
 
AW: Was darf die Kunst?

Ich habe zu den Plastinaten eine ganz spezielle Einstellung. Als "Kunst" im überlieferten Sinn bezeichne ich sie auch nicht.

Fidelitas, so sind wie schon zwei. Für mich ist das sehr gutes Handwerk, möglicherweise auch als Anschauungsunterricht (Anatomie usw.) geeignet. Seine Arbeit durchaus vergleichbar mit der eines Präparators. Die Körperwelten heissen ja auch Anatomieschau und van Hagen ist m.W. tatsächlich Mediziner. Die Aufregung um den aberkannten Titel verstehe ich also auch nicht.

Ebenfalls teile ich deine Ansicht, dass bei sehr vielen Besuchern die Sensationslust und vielleicht auch die Lust, wieder mal das Gefühl des "unbeteiligten" oder eher "unpersönlichen" Schauderns live zu bekommen. Wie anders wär's, würde man da unverhofft den eigenen Verstorbenen begegnen... Die Empörung, die Betroffenheit nähme kein Ende.
 
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AW: Was darf die Kunst?

Wie anders wär's, würde man da unverhofft den eigenen Verstorbenen begegnen... Die Empörung, die Betroffenheit nähme kein Ende.


Céline,
ich denke, man würde sie nicht wiedererkennen.
Von Hagens stellt die Plastinate nicht aus der aktuellen Position der übernommenen Leichen her, sondern formt sie zu einer Art "Begebenheit".

Der Reiter auf meinem Poster schwingt ja sein Gehirn wie ein Banner. So aber hat der verrissene Professor die tote Person sicherlich nicht übernommen.


Schlimm finde ich,
wenn man die Bilder seiner soeben verstorbenen Angehörigen in einem Foto-Wettbewerb im Internet zur Schau stellt (s. meinen Thread https://www.denkforum.at/threads/3912 : "Ist Pietät nicht mehr zeitgemäß?")
 
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