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Warum fehlt es den Alten an Weisheit?

AW: Warum fehlt es den Alten an Weisheit?

Gelassenheit, diesen Begriff finde ich auch zutreffender als Weisheit; die zu erlernen, finde ich auch erstrebenswert (und die Gleichsetzung von Weisheit mit Starrsinn kann ich nicht nachvollziehen).

Bloch sprach gerne vom "Dunkel des gelebten Augenblicks", d.h. beim Tun kann man die Folgen seines Tuns selten überblicken. Abstand gewinnen, gelassen noch einmal darüber blicken - das ist schon der erste Schritt zur Weisheit (und zu meist gelungeren Aktivitäten).

Ansonsten wird hier wieder die "Angst vor dem Sterben" verwechselt mit der "Angst vor dem Tod". Viele, vor allem klassiche griechische Philosophen, haben sich darüber ausgelassen. Wie kann man Angst haben vor dem, was man nicht kennen kann; Angst vor Schmerzen usw. kann ich nachvollziehen.
 
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AW: Warum fehlt es den Alten an Weisheit?

Geht es nur mir so, oder denkt sich von euch auch jemand des Öfteren, dass die meisten Menschen zwar alt werden, aber erwachsen werden sie nie.

Es ist nicht nur eine Erfahrung aus dem Alltag. Insbesondere als Sanitäter beim Roten Kreuz machte ich schon viel Bekanntschaft mit älteren Menschen. Zu meiner Verblüffung muss ich immer wieder feststellen, dass die meisten Menschen es in ihrem Leben verabsäumt haben, Reife zu erlangen.

Einst, im Kindesalter vor allem, war ich von der Vorstellung eingenommen, erwachsen sein bedeutet unter anderem weise zu sein oder zumindest weiser. Doch mit dem eigenen Erwachsenwerden musste und muss ich mich nun fragen: Wo ist diese Weisheit?
Ich kenne vor allem alte Menschen, die schimpfen und nörgeln, die misstrauisch und ängstlich sind, voreingenommen und verbittert. Sogar hier im Forum ist mir aufgefallen, dass es immer wieder auch ältere User waren, die sich gerne zankten. Es gibt Ausnahmen, ja, aber die scheinen mir in der Minderheit zu sein.
Eher habe ich das Gefühl, dass alte Menschen mehr von den jungen lernen können. Irgendwie widersinnig, wie ich finde, aber es scheint zu stimmen.

Deshalb frage ganz provokant: Warum fehlt es den Alten an Weisheit?
Hallo Weisheits-Fans !

Ich habe nur den Eingangsthread gelesen.

Als fast 60-Jähriger werde ich wohl von der Mehrheit der (mich kennenden) Menschen zu den Alten gezählt werden - deswegen möchte ich auch auf Deine provokante Frage eingehen.

Also - ich möchte einmal sagen, dass die Frage - so gestellt, nämlich die Alten - nicht berechtigt ist. Die Alten, diese Ausdrucksweise legen die meisten Menschen sicherlich als alle Alten aus. Ich kann aber weder behaupten, noch beweisen, dass alle Alten weise sind. Alt und erwachsen sind zwar 2 Paar ähnliche, aber doch 2 Paar Schuhe. Es gibt mMn ein
  1. rein körperliches (=äußeres) Erwachsensein,
  2. ein körperlich und verstandesmäßiges Erwachsensein (ein körperlich
    ausgereifter Mensch, der zusätzlich weiß, was er tut) und ein
  3. totales (körperlich, verstandesmäßig und zusätzlich noch moralisch-soziales) Erwachsensein.
Falls Du Benjamin, bis jetzt nur die Nummer (1) kennengelernt hast, tut es mir leid; vielleicht suchst Du ja nicht an den richtigen Plätzen. Bist Du Dir sicher, dass Du mehr Weisheit als so mancher Älterer besitzt, solltest Du ihm dies unverblümt sagen. Als "Weiser" musst Du ja nicht unbedingt beleidigend werden.

Es wäre allerdings auch ein Zeichen von Reife, wenn Du die vielen scheintoten vollgekifften und/oder komabetrunkenen 15- bis 25-Jährigen Mitmenschen auch kritisch sehen würdest. Von dieser Altersgruppe erwarten wir Älteren nämlich, dass sie einen frischen, energisch-arbeitsamen, lebens- und erfolgshungrigen Eindruck vermitteln.

Sicher, dass jede Altersgruppe ihre Vorteile birgt, wenn man nur lange genug danach sucht, bleibe ich

Zeili
 
AW: Warum fehlt es den Alten an Weisheit?

Lieber Benjamin!

Wer erst wenige Jahre gelebt hat, kann sich nicht vorstellen, was in einem langen Leben alles geschehen kann. Deshalb kann niemand beurteilen, ob ein Mensch, dem er grad einmal begegnet, weise ist oder bloß ein alter Grantscherm. Sowas kann bei einem Menschen durchaus gleichzeitig da sein.

Die weisen Alten sind vielleicht auch bloß so ein Mythos.
Wir kennen sie ja auch nur dann, wenn von ihnen oder über sie Bücher geschrieben wurden. Und solche gibt es auch heute noch. (Wobei wir manchmal abschnallen würden, wenn wir wüssten, wie diese weise sprechenden Menschen im Alltag mit ihren Mitmenschen verfahren!)

Warum sollte ein Mensch auch nur aufgrund seines Alters plötzlich weise werden? Wenn er sein Leben gelebt hat und fähig ist, daraus für sich selbst Schlüsse zu ziehen, dann hat er schon viel. Wir haben heutzutage schon früh so viel an Informationen, dass wir keinen großen Weisen akzeptieren, weil daneben so viele andere "große Weise" auftreten, die das Gegenteil als Weisheit verkaufen wollen. Also wenden wir uns ab und leben einfach.

Und das ist mE auch nicht das schlechteste.

:blume1:
 
AW: Warum fehlt es den Alten an Weisheit?

Streiten ist in meinen Augen absolut dumm. Ich seh es an mir selbst. Immer wenn ich streite, sind es, wie ich meine, niedere Motive, die mich dazu treiben, wie Geltungsbedürftigkeit, Stolz, Egoismus, ect.
Streit hat in der Welt wenig geregelt, aber schon viel zerstört.

Ben, ich glaube, unsere unterschiedlichen Auffassungen liegen in der Bandbreite des Wortes "Streit" begründet.
Natürlich enthält der Begriff auch kleinliches Gezänk, um des Kaisers Bart etc. Die Sorte Streit lehne ich auch ab.
Es gibt aber auch den anderen Pol: "Wettstreit"
Dieser Pol, der auch mit "Wettbewerb der Ideen" umschrieben werden könnte, ist in meinen Augen unverzichtbar, weil wir sonst gleich wieder bei der erstarrten Gesellschaft wären, in der nur einige wenige "weise" Verkünder ewiger Wahrheiten allen vorschreiben würden, wo es lang geht.
Nun ist aber auch so ein Streit um "große Ideen" nicht davor gefeit, sehr emotional zu werden und damit in Richtung Zank zu driften. Ich meinte, diese Zank-Gefahr müssen wir aushalten.

LG, pispezi :zauberer2
 
AW: Warum fehlt es den Alten an Weisheit?

Eher habe ich das Gefühl, dass alte Menschen mehr von den jungen lernen können. Irgendwie widersinnig, wie ich finde, aber es scheint zu stimmen.


jemand ist weise, wenn er/sie innerlich immer und überall bereit ist zu lernen....egal von wem, egal durch was.
so wie ja auch sokrates´ ausspruch "ich weiß, dass ich nichts weiß" es aussagt.

alte leute, die weise sind, haben diese innere haltung und gehen daher auch respektvoll mit jüngeren menschen um.

doch auch die menschen, die nicht weise sind und diese innere haltung nicht kennen, werden älter.
die werden halt dann nur alt - aber nicht weise, was nicht heißt, dass sie nicht über eine gewisse lebenserfahrung verfügen können.

doch wenn diese lebenserfahrung stagniert - sprich, sich nicht weiterentwickeln kann oder will - dann liegt zwar wissen vor.....aber weisheit kann sich nicht entfalten.

soviel zu meiner bescheidenen meinung über das thema "weisheit".

:) kathi
 
noch etwas:

Ja, Weisheit bedeutet für mich unter anderem auch Gelassenheit. Die Fähigkeit Dinge aus einem gewissen Abstand zu betrachten, und sich damit z.B. nicht von fallenden Börsenkursen verunsichern lassen.
Agil und fit sein, schließt Weisheit nicht aus. Im Gegenteil, wer weise ist, wird doch auch darauf achten, dass Körper und Geist einigermaßen fit bleiben. Aber fit sein, brauch ich von Alten nicht lernen, das bin ich doch selbst. Es wären gerade Ruhe, Gelassenheit und ein nüchterner Verstand alles Eigenschaften, von denen wir Jungen uns etwas abschauen könnten.

Was mir auch besonders auffällt: Viele alte Menschen scheinen niemals wirklich abschließen zu können. Sie hängen in der Vergangenheit und an ihrem Leben. Und hinter dem Wunsch fit zu bleiben, versteckt sich oftmals der Wunsch wieder jung zu sein, und nicht sterben zu müssen.
Das finde ich bedenklich. Setzen sich denn die alten Menschen zu wenig mit dem Tod auseinander? Ich habe durchaus schon Menschen erlebt, die blickten dem Tod mit einer herrlichen Gelassenheit entgegen, vielleicht sogar mit einer gewissen Vorfreude.
Diese Einstellung ist meines Erachtens sehr erwünschenswert und hat nichts mit resignieren zu tun. Sterben werden wir alle. Wer das akzeptieren kann hat gerade im Lebensabend mehr vom Tag, denke ich.

...

Streiten ist in meinen Augen absolut dumm. Ich seh es an mir selbst. Immer wenn ich streite, sind es, wie ich meine, niedere Motive, die mich dazu treiben, wie Geltungsbedürftigkeit, Stolz, Egoismus, ect.
Streit hat in der Welt wenig geregelt, aber schon viel zerstört.

lieber ben,
wer mit deinem alter schon solche wahrnehmungen und ansichten hat, ist mEn auf dem besten wege ein weiser alter zu werden. ;)

danke dir immer wieder für deine sinnreichen beiträge.
:kuss1: kathi
 
ich denke, alt werden ist eine der schwierigsten Herausforderungen überhaupt. Mit zwanzig verstand ich das auch noch nicht, mit vierzig schon ein wenig besser.

Das glaub ich nicht. :)
Ich werde gerne alt werden. Irgendwie freu ich mich ja schon drauf. Nicht dass ich nicht gern jung wäre, aber es hat halt ein jedes Alter seine Vor- und Nachteile. Ich hab bis jetzt nur die Vorteile meiner Alter (ja, Mehrzahl) genossen, und hab es weiterhin so vor.
Ich sehe alt werden als keine Herausforderung, sondern als Vergnügen.
 
Bloch sprach gerne vom "Dunkel des gelebten Augenblicks", d.h. beim Tun kann man die Folgen seines Tuns selten überblicken. Abstand gewinnen, gelassen noch einmal darüber blicken - das ist schon der erste Schritt zur Weisheit (und zu meist gelungeren Aktivitäten).

Kann ich voll zustimmen!

Also - ich möchte einmal sagen, dass die Frage - so gestellt, nämlich die Alten - nicht berechtigt ist. Die Alten, diese Ausdrucksweise legen die meisten Menschen sicherlich als alle Alten aus.

Ja, ich war mir dem bewusst, und hab auch überlegt, ob ich das so schreiben soll. Aber im Endeffekt fand ich die Ausdrucksweise recht passend, zumal ich ja auch angemerkt habe, dass es Ausnahmen gibt.

Falls Du Benjamin, bis jetzt nur die Nummer (1) kennengelernt hast, tut es mir leid; vielleicht suchst Du ja nicht an den richtigen Plätzen. Bist Du Dir sicher, dass Du mehr Weisheit als so mancher Älterer besitzt, solltest Du ihm dies unverblümt sagen. Als "Weiser" musst Du ja nicht unbedingt beleidigend werden.

Nein, ganz und gar nicht. Ich hab schon sehr beeindruckende ältere Menschen kennen gelernt, die eine Erhabenheit über das hektische Leben uns Junger ausgestrahlt haben, dass ich sie nur bewundern konnte.
Und ja, ich fühl mich weiser als die meisten Alten. Es wäre gelogen, würde ich das nicht sagen. Das soll nicht heißen, ich würde mich erfahrener fühlen, das bin ich nicht. Aber ich habe, wie mir scheint, in meinen 21 Jahren Erfahrung auf dieser Welt mehr Weisheit gesammelt, als manch 60-Jähriger.

Es wäre allerdings auch ein Zeichen von Reife, wenn Du die vielen scheintoten vollgekifften und/oder komabetrunkenen 15- bis 25-Jährigen Mitmenschen auch kritisch sehen würdest.

Das tue ich auch. Aber man muss auch die Jugend sehen, die sich vors Grazer Rathaus stellt, und um eine sauberer Stadt protestiert, oder die Jugend, die sich für Amnesty International oder den WWF engagiert oder sich für Tierrechte einsetzt. Es sind hauptsächlich junge Menschen, die man bei solchen Institutionen und Aktionen findet. Warum?
 
Deshalb kann niemand beurteilen, ob ein Mensch, dem er grad einmal begegnet, weise ist oder bloß ein alter Grantscherm. Sowas kann bei einem Menschen durchaus gleichzeitig da sein.

Das unterscheidet unsere Sicht der Dinge. Ich denke, dass es das nicht gibt. Wer weise ist, wird keinen Grund finden grantig zu sein.

lilith51 schrieb:
Warum sollte ein Mensch auch nur aufgrund seines Alters plötzlich weise werden?

Stimmt, es war mein Fehler, das zu denken. Aber trotzdem finde ich es schade, dass es so ist.

Ben, ich glaube, unsere unterschiedlichen Auffassungen liegen in der Bandbreite des Wortes "Streit" begründet.
Natürlich enthält der Begriff auch kleinliches Gezänk, um des Kaisers Bart etc. Die Sorte Streit lehne ich auch ab.
Es gibt aber auch den anderen Pol: "Wettstreit"
Dieser Pol, der auch mit "Wettbewerb der Ideen" umschrieben werden könnte, ist in meinen Augen unverzichtbar, weil wir sonst gleich wieder bei der erstarrten Gesellschaft wären, in der nur einige wenige "weise" Verkünder ewiger Wahrheiten allen vorschreiben würden, wo es lang geht.
Nun ist aber auch so ein Streit um "große Ideen" nicht davor gefeit, sehr emotional zu werden und damit in Richtung Zank zu driften. Ich meinte, diese Zank-Gefahr müssen wir aushalten.

Streiten, wie auch wettstreiten haben in der Tat für mich immer etwas Dummes an sich. So verstehe ich das Wort Streit. Man kann die Welt auch bewegen, ohne zu streiten oder wett zu streiten, meine ich.
 
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