AW: Wahrheit und Realität
Ich steige mal genau an dieser Stelle ein.
Nochmal die These:
Die Wahrheit ist nicht real die Lüge ist Realität.
Wer kann es beweisen?
Alle Dinge laufen gesetzmäßig ab.
Wenn die Lüge Realität ist so läuft sie gesetzmäßig ab!
Erst wenn diese Gesetzmäßigkeit unterbrochen ist tritt die Lüge (oder auch der Irrtum) zum Vorschein.
Das ganze nennt man am Ende Politik.
Das entscheidende daran ist: Ohne Richtigkeit einer Sache gibt es auch keine Gerechtigkeit in der Sache.
Sprich: Ohne Wahrheit keine Gerechtigkeit!
[...]
Hallo Eulenspiegel,
ich versuche der obigen Logik zu folgen:
Die "Lüge" ist dann "Realität", wenn sie "gesetzmäßig" verläuft. Verläuft sie aber nicht mehr "gesetzmäßig", dann kommt die Lüge als Lüge ("oder ... Irrtum") "zum Vorschein", was wiederum "Politik" darstellt.
Folglich wäre die politische Lüge eine solche, die nicht zur Realität gehört, da sie ja nicht "gesetzmäßig" ist. Ist dann für Dich diese Form der Lüge also irreal? Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, worauf Du hinaus möchtest. Für mich klingt das - mit Verlaub - alles reichlich konfus.
Für mich ist die Lüge kein Naturgesetz, sondern ein anthropologisches - und bei näherem Hinblick äußerst vielschichtiges - Phänomen, außerdem ein Beweis für die Reflexivität des Menschen: er erkennt seine Absichten in Zusammenhang mit seinem Tun und vermag es obendrein, jene Zusammenhänge differenzierend zu betrachten und ggf. vor erweitertem Hintergrund (vielperspektivisch) anders und/oder neu zu werten. Ich vermute, dass wir anders überhaupt nicht von dem Phänomen der Lüge sprechen und uns hierüber intersubjektiv verständigen könnten.
Wenn es Dir am Ende tatsächlich nur darum geht, die Politik als ganzes zu verwerfen, dann weise ich abschließend darauf hin, dass "Politik" in erster Linie die Gesamtheit des gesellschaftlichen Miteinanders meint und letztlich gehört jeder einzelne Mensch zwangsläufig (ob er nun möchte oder nicht) allein durch die Tatsache seiner nackten Existenz diesem Phänomen an.
Oder wie Aristoteles schon bemerkte: der Mensch ist als Zoon Politikon (als in der politischen Gemeinschaft lebender) in ein Geflecht von Bedürfnissen und Beziehungen eingebunden, und da wir allesamt Menschen sind, streben wir letztlich gemeinsam zum guten (menschlichen) Leben hin.
Das Problem dabei ist uns - so sehe ich das - ebenfalls gemein: wir alle wissen nicht wirklich, wie genau dieses "gute Leben" aussehen soll, was es tatsächlich ausmacht. Dennoch prägen uns (als Menschen) so viele Gemeinsamkeiten (neben aller Unterschiedlichkeiten), dass wir die meiste Zeit in friedlicher Koexistenz zu leben verstehen. Und noch eins drauf: je politischer wir miteinander umgehen (je intensiver wir also diesen Wesenskern des Menschen nutzen), desto harmonischer gestaltet sich unser Miteinander.
Du siehst: ich bin ein Optimist, aber nicht aus Prinzip, sondern weil ich mir bisweilen vorstelle, wie unsere Welt aussehen könnte, würden wir als Menschen uns wesentlich anders verhalten. Sieht man hingegen stets nur die problematischen Aspekte und vermag es darüber hinaus nicht, die vermiedenen oder gelösten Probleme wahrzunehmen, dann läuft man in Gefahr, selbst zum Problem (für sich und die Mitmenschen) zu werden.
Es grüßt Dich,
Philipp