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Von Krisen gezeichnet

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Ich hatte nicht Dich gemeint, sondern allgemein gesprochen.

Und ich hatte mich zum allgemeinen Beispiel gemacht.

An der ganzen Energiediskussion, auch wie sie in der Öffentlichkeit geführt wird, finde ich vor allem schwachsinnig: Dass sie um Positionen geführt wird, an denen man überhaupt nichts einsparen kann. Das ist dann nur "Zeichen setzen", nichts anderes als der erhobene Zeigefinger über die 60 Watt - Glühbirne, während im Hintergrund der 18 KW - Ofen läuft.

Es wird über Raumtemperaturen schwadroniert - aber nicht darüber geredet, was für veraltete Heizungssysteme in vielen Häusern wohl noch laufen mögen. Die schlecht isoliert sind. Oder warum der Anteil von Fernwärme - unter der Nutzung von ohnehin anfallender Abwärme - in Deutschland so unbedeutend klein ist. Was die Industrien so an Energie verblasen ... das wird dann erst recht totgeschwiegen. Allen voran die deutsche Autoindustrie, die sich nicht verändern will und noch immer Autos baut, die schon längst nicht mehr zeitgemäß sind.

Wir schenken dem deutschen Bürger für drei Monate ein 9€-Ticket - der dann feststellt, dass die DB leider alt, kaputt und marode ist, und man im Regionalverkehr eigentlich nie genau weiß, ob ein Zug fährt, wenn ja, wann er fährt und wenn er kommt, auf welchem Gleis. Zu regulären Preisen im Übrigen, die sich gewaschen haben - aber dafür gibt's dann eine App fürs Smartphone, die einem sagt, wenn der Zug nicht kommt.
Mit einer deutschen Bahn, deren Baustellen über Jahrzehnte nicht voran kommen, sich mehrmals mehrfach verteuern ... und wenn irgendein Aktivist irgendeinen Käfer findet, dann kann leider überhaupt nicht mehr weitergebaut werden.
Also: Will man denn, dass der Bürger in den zweifellos ökologischeren Zug einsteigt? Oder will man das nicht? Wie kann man vom Bürger erwarten, dass er Systeme nutzt, wenn sie nicht funktionieren? Weil man seit Jahrzehnten nicht wirklich etwas daran getan hat?
Komisch, darüber redet dann keiner, und wenn, irgendein Selbstdarsteller und Wichtigtuer, aus irgendeinem Verband, den keiner kennt und der außer oberschlauen Allgemeinplätzen nichts zu sagen hat.

Es wird dem einzelnen Konsumenten ein schlechtes Gewissen eingeredet, weil er mal zwei Scheiben Wurst wegwirft ... während die Produzenten und der Handel Tonnen und Abertonnen täglich an Überproduktion der Vernichtung zuführen (selbst mit eigenen Augen gesehen). Merkwürdig, aber darüber redet dann keiner. Stattdessen geben wir uns Tipps, wie man Bohnen im Glas einkocht.
 
An der ganzen Energiediskussion, auch wie sie in der Öffentlichkeit geführt wird, finde ich vor allem schwachsinnig: Dass sie um Positionen geführt wird, an denen man überhaupt nichts einsparen kann. Das ist dann nur "Zeichen setzen", nichts anderes als der erhobene Zeigefinger über die 60 Watt - Glühbirne, während im Hintergrund der 18 KW - Ofen läuft.
Da hast Du ausnahmsweise einmal recht. Ich fand es z.B. schon lange vor der Energiekrise die nächtlche Festbeleuchtung von Gebäuden und Straßen schwachsinnig und es hat recht lange gedauert, bis in der Öffentlichkeit darüber diskutiert wurde.
Genau so wie das "Glühbirnenverbot", oder die "Staubsaugerverordnung". Trotzdem habe ich, als die Energiesparlampen (damals wußte ich noch nicht, wie umweltschädlich (Quecksilber) sie sind, gegen die Glühbirnen ausgetauscht. Heute habe ich nur mehr LED-Lampen. Aber nicht, wegen Energiesparen in einer Krise, sondern fürs eigene Geldbörsel.
In der Krise macht es aber allgemein Sinn, denn der Satz, den ich von Kindheit an hörte "auch Kleinvieh macht Mist" richtig ist. Und wenn es schon notwendig ist, den 18 KW-Ofen laufen zu lassen, z.B. in der Gastronomie - kann ich mit LED-Beleuchtung wenigstens etwas einsparen.
Es wird über Raumtemperaturen schwadroniert - aber nicht darüber geredet, was für veraltete Heizungssysteme in vielen Häusern wohl noch laufen mögen. Die schlecht isoliert sind. Oder warum der Anteil von Fernwärme - unter der Nutzung von ohnehin anfallender Abwärme - in Deutschland so unbedeutend klein ist. Was die Industrien so an Energie verblasen ... das wird dann erst recht totgeschwiegen. Allen voran die deutsche Autoindustrie, die sich nicht verändern will und noch immer Autos baut, die schon längst nicht mehr zeitgemäß sind.
Auch da hast Du recht. Ich konnte in meiner Jugendzeit auch nicht genügend PS unter der Motorhaube haben, merkte aber irgendwann - unnötig. Mit weniger PS komme ich genau so ans Ziel. Aber den Hauptgewinn fahren sie halt immer noch mit SUV's und
PS-starken Autos ein, also werden sie weiter gebaut. Da traut sich kein Politiker ran, die zu verbieten. Aber Staubsauger über 1600 W schon. Es ist alles so unsinnig. Deshalb mache ich, was ICH für richtig halte, und wäge ab, was wirklich, vor allem mir, etwas bringt. Da bin ich wirklich egoistisch. Und wenn es für die Umwelt und der Krise was bringt, hat es eine gute Nebenwirkung.
Es wird dem einzelnen Konsumenten ein schlechtes Gewissen eingeredet, weil er mal zwei Scheiben Wurst wegwirft ... während die Produzenten und der Handel Tonnen und Abertonnen täglich an Überproduktion der Vernichtung zuführen (selbst mit eigenen Augen gesehen). Merkwürdig, aber darüber redet dann keiner. Stattdessen geben wir uns Tipps, wie man Bohnen im Glas einkocht.
Ich schon. Und da wäre ich ausnahmsweise einmal für ein Verbot. Oder besser gesagt, für einen finanziellen Anreiz. Für Produkte, die weg geworfen werden, muss der Händler dieselbe Mehrwertsteuer zahlen, als wenn er sie verkauft hätte. Spendet er die Waren, sind sie davon befreit. Heute ist es umgekehrt. Da ist es doch das "entsorgen" ökonomisch sinnvoller.

Und was das Einkochen betrifft, das mache ich es hauptsächlich deshalb, erstens weil ich es kann, da brauche ich keine Tipps (na ja, manchmal schon, und dann bin ich dankbar dafür) und zweitens, was eigentlich der Hauptgrund ist, weil ich den "Fertigfraß" mit all den chem. Zusätzen nicht vertrage. Und glaube mir, wenn du es selbst, oft sogar teurer als die Konserve beim Discounter, hergestellt hast, dann überlegst Du nicht lange, ob du was weg muss isst, auch wenn du gar keinen Gusto darauf hast, oder in den Müll wirfst.

Möglicherweise tu ich mich bei dem, was Du "Romantik" nennst leichter, weil ich "das Leben" in einer Zeit lernte, als es noch keinen
Überfluss gab, sondern das Gegenteil. Wo man nicht bis zum Geschäftsschluss jedes Gebäck bekommen musste, das man wollte.
Man nahm, was noch da war oder ging gleich in der Früh zum Bäcker. Außer man backte, was in meiner Familie üblich war, das Brot selbst.
Und immer, wenn ich im Fernsehen einen Bäcker über die hohen Energiepreise jammern höre, denke ich mir "dann back doch weniger" und "erziehe" deine Kundschaft, dass sie bestellen, was sie am nächsten Tag brauchen. Das gilt übrigens für alle vederblichen Waren. Besonders auch für Obst und Gemüse. Es wird nicht mehr für den Verzehr produziert, sondern für den Misthaufen.
Es ist in meinen Augen eine total verrückte Zeit. Es wird produziert auf Teufel komm raus, um das Märchen vom ewigen Wachstum aufrecht erhalten zu können. Das ganze neoliberale System ist schwachsinnig. Wachstum, Wachstum, Wachstum ist noch immer das Mantra. Und so lange sich daran nichts ändert, werden wir von einer Krise in die andere schlittern, bis wir gar nichts mehr haben, außer Rohstoff- Hunger und Wasserkrisen und die darauf folgenden Kriegen und Flüchtlingen.

Ist halt meine Meinung, und deshalb versuche ich alles zu vermeiden, was mir möglich ist, um dem entgegen zu wirken. Vielleicht um mein Gewissen zu beruhigen, vielleicht aber auch, um diesen Irrsinn nicht mehr mit zu machen, weil ich erkannt habe, dass es der falsche Weg ist, den ich lange genug "mitgelatscht" bin, ohne auch nur für 10 Kreuzer darüber nach zu denken, was ich da eigentlich mache.
Die Vergangenheit kann ich nicht ungeschehen machen, deshalb habe ich auch kein schlechtes Gewissen. Aber dieselben Fehler in der Gegenwart weiter zu machen, dagegen wehrt sich mein Verstand. Deshalb lebe ich jetzt so, wie ich lebe. Mit meinen 10 Geboten, die aber nicht die endgültigen sind. Da kommen bestimmt noch ein paar dazu.
Aber das ist mein Weg. Ich zeige niemanden den "erhobenen Zeigefinger", denn jeder muss seinen Weg, wie er mit den Krisen umgeht selber finden.
 
In der Krise macht es aber allgemein Sinn, denn der Satz, den ich von Kindheit an hörte "auch Kleinvieh macht Mist" richtig ist. Und wenn es schon notwendig ist, den 18 KW-Ofen laufen zu lassen, z.B. in der Gastronomie - kann ich mit LED-Beleuchtung wenigstens etwas einsparen.

Nichts gegen LED-Lampen, ich halte sie für eine sinnvolle und nützliche Erfindung.
Mit diesem Beispiel wollte ich lediglich illustrieren, wie unreflektiert manche Menschen mit dem Thema Energie sparen umgehen. In den genannten Fällen ging es übrigens um Energie sparen im eigenen Interesse.

In zwei Fällen habe ich es tatsächlich erlebt, das mir jemand reflex- und zwanghaft hinterherläuft, im wörtlichen Sinne, um das Licht auszuschalten - und zwar Licht das ich eigentlich zum Arbeiten brauchte.
Gleichzeitig liefen da diverse Energiefresser, aber über die wurde nicht nachgedacht, ja sie wurden nicht einmal beachtet.

Beispiele:
In beiden Betrieben liefen z.B. im Standard und völlig überdimensioniert Kapazitäten von Tiefkühlanlagen. Und das sind Verbraucher, die 24 Std. laufen, Tag für Tag, Woche für Woche. Dann denk' doch einmal darüber nach, bevor Du mir wegen dem Licht hinterher läufst!
In einem Betrieb hatten wir schließlich eine so überbordende Lagerhaltung an Frostwaren, vom Chef bestellt, dass ich irgendwann die Reissleine zog und sagte: Jetzt reichts! Verbrauchen wir den Kram erst einmal! Das dauerte 3 Monate (!), und während dieser Zeit legte ich eine Frostertruhe nach der anderen still - um von ursprünglich sechs Aggregaten bei zwei zu landen! Dem praktischen Minimum, ich hätte mich sogar auf ein notwendiges Minimum von nur einem Aggregat reduzieren können.

In einem Betrieb (klein, nur Mittagsgeschäft) lief ein Pizzaofen. Im Unterschied zu einem Gasherd kann man den nicht beliebig ein- und ausschalten. Man muss ihn vorheizen und ständig laufen lassen: Bei einem Stromverbrauch von rund 12 KW.
Nur verkaufte sich die Pizza mittags nicht gut, und deshalb lag mir (der idiotische) Chef im Nacken. Denn der Wareneinsatz bei einer Pizza ist gering, und darauf schielte er. Er schrieb sogar ein preisreduziertes Mittagsangebot für die Pizza aus, was aber überhaupt nichts brachte.
Denn die Gäste wollten dort Mittags keine Pizza.
Vielmehr wollten sie ein ordentliches und preiswertes Mittagessen, durchaus machbar und korrekt kalkulierbar - und folgerichtig nahmen die Umsätze meines Mittagessens ständig zu. Und wenn man mal einen Tag weniger Gäste hat: Nun, ein Gasherd lässt sich ein- und ausschalten.
Die logische und ökonomische Konsequenz wäre gewesen: Nimm die Pizza aus dem Programm, denn unter 10 Pizzen / Schicht legst du auf jede Pizza satte 2 € drauf, nur für den Strom. Und deine 6€-Mittagspizza wird zum Verlustgeschäft.

Auch in diesem Betrieb: Ich lege die Hälfte der Frostkapazitäten still. Und was passiert: Seine dämliche Frau schaltet sie wieder ein, um altes Brot darin zu lagern, dass ihr irgendein Bekannter besorgt ... hä? Altes Brot? Und dafür verwendest du Energie?
Dabei war der Betrieb klein - am Liebsten hätte ich gänzlich ohne Frostwaren gearbeitet. Man macht sein Mittagsgeschäft und kauft morgens ein, was man für das Mittagsgeschäft benötigt. Man verkauft das, und gut ist es. In dieser Größenordnung gibt es im Grunde keine Waren, für die sich eine Frostlagerhaltung kommerziell lohnen würde. Die laufenden Energiekosten übersteigen die ggf. Ersparnisse, die man erzielen kann, durch Schnäppchen etwa o.ä. Und wenn etwas aus ist ... nun, dann ist es aus. Nimm doch das andere, ist eh besser.
Wozu also das?

Vor allem aber: Wozu läuft mir dann jemand wegen dem blöden Licht hinterher, wenn der ganze energetische Rest - und zwar die Fresser an Energie - weder durchdacht noch überhaupt nur in Frage gestellt wird?
Und darum geht es mir mit solchen Beispielen.
Es werden Fragen emotional entschieden, die man besser nicht emotional entscheiden sollte. Jedenfalls dann nicht, wenn es um einen rationalen Aspekt der Sache geht, den Verbrauch an Energie eben.

Menschen neigen dazu, Lebensmittel an sich auf eine Art heiliges Podest zu stellen, siehe oben: Altes Brot, das kann man doch nicht wegwerfen!
Nein, man macht Semmelbrösel daraus ... die man überhaupt nicht verbraucht.
Meine Vorgänger in dem Orden, für den ich einst arbeitete, haben immer Semmelbrösel gemacht. Und unbeschriftet neue Semmelbrösel auf alte gestapelt, jahrelang. Und alles mögliche andere an Lebensmitteln eingelagert, was immer nur ging, und die ganzen Semmelbrösel zogen irgendwann die Mäuse an.
Oder Marmeladen gekocht, die schönen Früchte, kann man doch nicht wegwerfen.
Im Keller fanden wir ganze Regale voller Marmeladen, die waren über 30 Jahre alt. Dahinter befanden sich Marmeladen, die waren noch älter.
Ihre Nachfolger haben dann irgendwann einmal aufgeräumt - und schließlich die ganzen, verdorbenen Lebensmittel entsorgt, 100 Tonnen Sondermüll. 100 Tonnen!

Mich erreichten dann mal rund 200 kg Butterschmalz in neuwertigen Steinguttöpfen ... das über 7 Jahre alt war. Das war natürlich ranzig und verdorben. Offenbar hatte es 7 Jahre zuvor mal eine größere Lieferung gespendeter Butter gegeben, und jemand hatte fleißig Butterschmalz gekocht - schließlich kann man die "gute Butter" ja nicht wegwerfen!
Was man aber mit 200 kg Butterschmalz im Anschluss denn überhaupt anfangen soll, wie man das innerhalb der Lagerzeit verarbeitet - darüber hat der Butterkoch nicht nachgedacht.
Und da ist es wieder: Das heilige Podest der ewigen Lebensmittelrettung.
Entsorgen durfte das ranzige Butterschmal dann ich, denn man wollte die Steinguttöpfe behalten. Dafür stank es dann in meiner Küche rund einen Monat lang nach ranzigem Fett, denn man konnte es nicht entleeren, ohne es zu schmelzen.

Oder ein "edler Spender" bringt mir seine Äpfel aus seinem Schrebergarten ... nur sind sie alle wurmig und nicht größer als Ping-Pong-Bälle.
Und, was soll ich damit tun? Man sagt artig danke, aus psychologischen Gründen, aber was soll ich damit? Weder habe ich die Mitarbeiter, das zu verarbeiten, noch kann man eine solche Ware verarbeiten.
Und das ist auch genau der Grund, warum der "edle Spender" damit ankommt: Weil er seinen Müll los werden will, that's it, und ich darf auch noch artig danke sagen, ob der humanitären Aktion.
 
Ich schau mir manchmal "Rosin's Restauraunts" im Fernsehen an, wo genau das was Du beschreibst immer wieder angesprochen wird, und denke mir immer, das ist doch gestellt. So blöd kann doch kein Wirt sein. Aber scheinbar stimmt's doch, was da gezeigt wird.
 
Ich schau mir manchmal "Rosin's Restauraunts" im Fernsehen an, wo genau das was Du beschreibst immer wieder angesprochen wird, und denke mir immer, das ist doch gestellt. So blöd kann doch kein Wirt sein. Aber scheinbar stimmt's doch, was da gezeigt wird.

Das Problem der Gastronomie ist es, dass viele keine Ausbildung in dieser Branche haben und auch nicht haben müssen. Und selbst unter jenen, die sie haben, auch nicht jeder der Hellste ist. Das war im Grunde schon immer so, aber leider sind die Anforderungen in allen Bereichen gestiegen.
Es sind Amateure, die ihre Träume zu verwirklichen trachten und dabei emotionale Entscheidungen fällen. Leider ist das Gefühl aber oft ein schlechter Berater.
 
Von Krisen gezeichnet, dies bedeutet möglicherweise auch von Miesen mies gemacht worden zu sein.
Ja, das umsichtige Denken stirbt aus, der Kanalblick ist in! Es geschieht nicht aus Absicht, eher aus Überforderung.
MartinL antwortet daraufhin umsichtig und absichtsvoll, ohne überfordert zu wirken:
Es geschieht aus Dummheit und niedrigen Instinkten.
Darauf wäre ich als Vertreter eines perfekten Nichtwissens nie gekommen!

Gut, dass es auch Menschen wie Sie gibt, welche Geschehnisse verständnisvoll wertend und doch entschuldigend zu begleiten versuchen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn wir im privaten Gespräch die öffentliche Aufbereitung der Themen übernehmen, laufen wir sehr leicht Irrlichtern nach.
Die Öffentlichkeit arbeitet mit unzulässigen Gleichsetzungen. So wird Licht gespart und Opas Kämmerchen kälter geheizt, weil ein Schurke einen Krieg begonnen hat, gleichzeitig weil wir über unsere Verhältnisse gelebt haben und gleichzeitig, weil wir das Klima retten müssen. Warum denn nun, wegen a, b oder c.

Bislang konnten wir uns einigen, dass Geld die Motive ersetzt. Du durftest also ins Restaurant, wenn du es bezahlen konntest, du durftest einen Heizpilz verwenden, wenn du es bezahlen konntest, du durftest nach Thailand fliegen und dein Thailändisch aufbessern, die Zugangsberechtigung war Geld. Diese Zugangsberechtigung wechselte nun nicht etwa in Moral, wie es den Anschein hat. Die Zugangsberechtigung wechselt nun in: "Bist du bei uns oder bei denen." In dem Falle kann ich mir dann aussuchen, ob ich mein Auto stehen lasse, weil ich gern Rad fahre, ich gelte als Klimaaktivist. Ich kann Brot backen, weil ich den Duft gern rieche und Nüsse und Rosinen einbacke oder meinen eigenen Bärlauch gerne verwende, gleichzeitig umweht mich ein Windhauch der Nachhaltigkeit. Bin ich "dabei", also bin ich bei den unseren, kann ich durchaus auch Atomlaufzeiten verlängern, Kohle wieder verstromen oder Gas erst mit Chemikalien aus der Erde drücken, mit Energieaufwand in Tanks pressen, es qualmend übern Ozean schippern, beim Rückverwandeln dann beheizen (Flüssiggas friert beim schnellen Entspannen ein und muss beheizt werden) und schließlich kann ich den Dampfer wieder leer zurück fahren lassen. Ich kann das machen und gelte immernoch als bemüht. Worum mühe ich mich denn nun, um das niederkämpfen des Schurken, ums Klima oder um meinen geringst möglichen Ressourcen- und Umweltfußabdruck.

Eigentlich müsste man das alles wiedermal auseinander halten.
Die die Spielregeln bestimmen, leben von Etikettierungen. Etikettenschwindel.
Möglicherweise kann auch deshalb auf öffentlicher Ebene keine echte Krisenbewältigung stattfinden.
Um privat wieder lösungsorientierter zu sprechen, würde ich anregen, nicht mehr die aufgeladenen Wörter der Schwindler zu verwenden.
Man müsste auf ein eigenes Spielfeld gehen.
 
Auf ein eigenes Spielfeld? Das erinnert mich an Fussball. Las kürzlich irgendwo Fussball=angewandter Darwinismus!
Den müssen wir überwinden. Wir brauchenein kollektives Erwachen und eine kollektive Ethik.
Wenn man erwachen möchte, muss man sich etwas zumuten. Vielleicht sind wir gerade dabei...?
 
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Worum mühe ich mich denn nun, um das niederkämpfen des Schurken, ums Klima oder um meinen geringst möglichen Ressourcen- und Umweltfußabdruck.

Natürlich um alles gleichzeitig, denn wenn man heutzutage keine eierlegende Wollmilchsau ist, dann hat man in unserer Gesellschaft nichts mehr zu melden.

Möglicherweise kann auch deshalb auf öffentlicher Ebene keine echte Krisenbewältigung stattfinden.
Um privat wieder lösungsorientierter zu sprechen, würde ich anregen, nicht mehr die aufgeladenen Wörter der Schwindler zu verwenden.
Man müsste auf ein eigenes Spielfeld gehen.

Nicht zuletzt Covid-19, aber auch die Flutkatastrophe in Deutschland haben uns gezeigt, was für einen immensen Wasserkopf unsere Gesellschaften mit sich herumtragen. Erst reden die hochrangigen Politiker und verschaffen sich vor Ort ein Bild der Lage, das darf und kann man erwarten, es ist ein Teil dessen, für das wir sie beauftragen.
Dann kommt ein Selbstdarsteller und Wichtigtuer nach dem anderen, während Corona von zuhause via Skype, im Hintergrund sein Bücherregal vor oller Tapete und gibt auch seinen Senf dazu. Und am Ende spricht der Vereinsvorsitzende vom Kleintierzüchterverein Wipperfürth.
Oder ein "Katastrophenbevollmächtigter", der trägt eine lustige Uniform, ist seit 3 Jahren im Amt und erklärt uns dann, warum nichts funktioniert hat, warum er leider nichts bewirken konnte und deshalb leider fast 200 Menschen abgesoffen sind.
Ja, wo war er denn vorher, der Katastrophenschutzhund? Richtig, du ahnst es: Im Büro, seinen Hintern plattgesessen, Zeitung gelesen, hier und da öffentlich aufgetreten, Hände geschüttelt und für Fotos in der Lokalpresse posiert.

Und dann merkst du: In Deutschland können wir nur noch vier Dinge wirklich gut, und die sind reden, labern, quatschen und ratschen.
Theorie ist, wenn nichts funktioniert, und jeder weiß wieso. Praxis ist, wenn alles funktioniert, und keiner weiß, warum. In Deutschland sind Theorie und Praxis vereinigt: Nichts funktioniert, und keiner weiß, warum.
Und wenn es dann einmal jemanden gibt, der etwas umsetzt, der den Mumm hat, Dinge zu entscheiden: Dann warten alle nur darauf, dass er auch einmal scheitert - ob er nun etwas dafür kann oder nicht - damit sie gehässig auf ihm herumhacken können.

Es ist sicher richtig, das jeder Einzelne etwas tun kann, um ökologisch zu handeln. Rückblickend kann ich auch feststellen, dass in den letzten Jahrzehnten in dieser Richtung viel erreicht wurde. Wir recyclen mittlerweile Papier, Glas und Metall im großen Maßstab, das war in den "guten, alten Zeiten" keineswegs immer der Fall. In den 1970er und 80er Jahren haben wir nämlich alles einfach in die Tonne gekloppt. Und wer damals Papiersammelaktionen organisierte: Der war jung, Aktivist und ein Hippie. In den 1980er Jahren lebte ich in Köln, damals war der Rhein an seinem Tiefstpunkt und eine stinkende Kloake. Heute schwimmen im Rhein wieder Lachse, aber möglich wurde dies nicht nur durch ein verändertes Bewusstsein und strengere nationale Gesetze, sondern vor allem durch internationale Bestrebungen.
Allerdings sehe ich nicht, wo hier im Wesentlichen für den privaten Konsumenten im Verhalten noch Spielräume wären, die wirklich - selbst in der Summe von Millionen ganzer Volkswirtschaften - etwas bewirken könnten. NB: Die Amerikaner z.B. sehen die deutsche Müllwirtschaft, aber auch das Verhalten der deutschen Konsumenten, ihren Müll zu trennen, als vorbildlich an.

Während meiner Zeit im Templerorden bekamen wir Spenden von einer Biomarktkette, u.a. Fleisch. Das Fleisch war hervorragend - was sich auch in seinen küchentechnischen Eigenschaften zeigte - und vor allem: teuer. Das konnte uns natürlich egal sein, aber so teures Fleisch ist dann in vergleichsweise winzigen Portionen in Plastik verpackt. Da besteht dann eine Verkaufseinheit Rindsgulasch nicht aus, wie üblich, 500g, sondern aus 125g. Packt man, wie wir damals, die gespendete Ware für viele Gäste aus, dann steht man am Ende des Tages vor einem 4x so großen Haufen aus Polyethylen, ein ganzer Sack. Oder zwei.
Sicher, eine besondere Situation, für viele Menschen zu kochen und lauter Einzelverpackungen zu verwenden. Hätten wir die Ware regulär gekauft, dann würde natürlich niemand so etwas tun. Und dennoch: C'mon, ihr habt Euch "Bio" auf die Fahnen geschrieben, und verpackt euer Zeugs mit viel Plastik in Winz-Verkaufseinheiten? Warum?
Ganz einfach: Für eine Familie ist euer "Bio" sowieso viel zu teuer, unbezahlbar, und eure Kundin, das ist die alleinstehende oder zweigesellige Oberstudienrätin, die sich euer Luxusprodukt, denn um nichts anderes handelt es sich, leisten kann und dann auch noch meint, sie rette damit die Welt.
Aber das sind dann im Grunde Lippenbekenntnisse.

Als junger Koch arbeitete ich in einem kleinen Betrieb und wir kauften Fleisch von einem Biobauern ein. Das war dann immer so ein Kälbersortiment oder Lammsortiment. Das Fleisch war hervorragend, aber ich sagte ihm: Ich hätte gern nur die edleren Teile.
Darauf antwortete er, im Übrigen völlig zu Recht: Ja, das hätten alle gerne, aber ich kann aus den anderen Teilen kein Hundefutter machen, denn dafür ist es zu teuer und fair ist das auch nicht.
Also nahm ich das Sortiment.
Und wenn ein Gast sagte: Gestern hatte ich ein Kalbsschnitzel, das war super, das hätte ich heute gern wieder, dann sagte ich ihm: Tut mir leid, ist leider aus. Nimm den Kalbsgulasch, ist auch super. Oder Kalbsleber. Denn ein Kalb hat eben nur einen rechten und linken Hintern ...
Und genau das ist dann auch der (historische) Grund, warum diese Gerichte ein so hohes Ansehen haben: Es gibt sie halt nicht immer, take it like that. Später arbeitete ich in einem Restaurant, in dem gab es jeden Tag Wiener Schnitzel, im großen Stil. Und das geht dann eben nur mit einer fiesen Kälbermast.
 
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