Fördert das Internet die Verblödung ?
Was fördert denn die Verblödung ?
Sind es die bereitgestellten Informationsinhalte (Texte, Bilder, Töne),
die Auswahl einer bestimmten Klasse von Inhalten durch die Rezipienten,
die Verarbeitung der Inhalte durch die Rezipienten,
die leichte (rasche und anonyme !) Erreichbarkeit der Inhalte,
der Multiplikator-Effekt ?????
Fördert eine öffentliche Leihbücherei die Verblödung ?
Gewiss sind Internet und öffentliche Bibliotheken nicht in all ihren
Aspekten gleich, aber ein Vergleich drängt sich schon auf.
Ob ich durch leicht zugängliche Inhalte verblöde oder dadurch schlauer
werde, dürfte doch primär davon abhängen, welche Inhalte ich auswähle
und wie ich diese verarbeite.
Selbst durch einen noch so dämlichen Inhalt kann ich schlauer werden,
wenn ich mir Fragen stelle, wie z.B:
.- finde nur ich diesen Inhalt so saublöd,
oder wird diese Einschätzung von vielen Anderen geteilt
.- warum haben die Produzenten dieses Inhaltes
den Aufwand der Herstellung auf sich genommen
.. gehen sie davon aus,
dass es ausreichend viele Interessenten an dieser Art von Inhalt gibt
.. ist den Produzenten das Werk misslungen (oder mieslungen ?)
.. wollen sie provozieren
.. wollen sie ausloten, welche Reaktionen solche Inhalte auslösen
.. agieren die Produzenten irrational
Wenn ich die richtigen Antworten auf diese Fragen finde, kann das mein
Bild von der Realität mitunter deutlich erweitern und verbessern.
Wesentliche Unterschiede zwischen Internet und einer öffentlichen
Bibliothek sind neben der schieren Informationsmenge, der Reichweite
und des raschen Zugriffes, einerseits die Möglichkeit eines nahezu
anonymen Zugriffes auf Inhalte, andererseits die Möglichkeiten einer
Mitgestaltung der Inhalte.
Diese Unterschiede können als das Herzblut einer lebendigen Demokratie
betrachtet werden.
Gerade wenn die sonstigen Medien (Bücher, Zeitungen, Radio, Fernsehen)
im Gefolge einer starken Anbieterkonzentration weitestgehend
gleichgeschaltet sind, kann das derzeit noch unkontrollierte
World_Wild_Web so etwas wie die letzte Bastion der Informationsfreiheit
und Meinungsvielfalt sein.
Für dieses Ziel darf das Risiko in Kauf genommen werden, dass ein Teil
der Rezipienten mithilfe des erweiterten Inhalteangebotes im Internet
möglicherweise etwas schneller verblödet als das ohne Internet der Fall
wäre.
Wie gross für die politischen Eliten die Versuchung ist, die öffentliche
Meinung mittels einseitiger Informationsversorgung zu manipulieren,
haben uns die Ereignisse rund um den Irak-Krieg sehr deutlich vor
Augen geführt.
Vor diesem Hintergrund erscheint eine erhöhte Wachsamkeit gegenüber
jenen Bestrebungen geboten, die auf eine Einschränkung der
unkontrollierten Informationsverbreitung abzielen.