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Texte von Lilith

  • Ersteller Ersteller lilith51
  • Erstellt am Erstellt am
AW: Texte von Lilith

Ach was wissen doch so viele, wie das Leben angeblich funktioniert. Woher haben die bloß dieses Wissen?

Ein Schritt um den andern machen, etwas anderes kenne ich nicht. Keine Zusammenhänge erfinden, keine Schlüsse ziehen.

Du hast etwas gesagt, das mich verletzt hat! Soll ich es dir heimzahlen, dir auch weh tun, damit das Gleichgewicht wieder stimmt?
Weine ich einfach, damit ich meine Gefühle auslebe? Erkläre ich dir, dass mich dein Verhalten getroffen hat, damit du weißt, wie du meine wunden Punkte zukünftig vermeiden kannst? Geh ich dir aus dem Weg, damit du mir nicht mehr weh tun kannst? Oder ziehe ich gar den Schluss, dass sowieso alle immer nur auf mir herumtrampeln?

Ich hab schon auf sehr viele Arten gehandelt, keine davon kann ich "richtig" oder "falsch" nennen. Es war immer die einzige Art, die mir in dem Moment möglich war. Und alles "hätte ich doch..." und "ich wollte doch nicht..." konnte das, was ich getan habe, nicht wieder rückgängig machen.

Wenn ich mir ein Bild davon mache, wie ich sein möchte, dann entsteht bloß eine Vergleichsbild zu dem, was ich jetzt BIN. Kann ich mein "Vor"bild als Vision sehen, oder verwende ich es um mich als unvollkommen und fehlerhaft zu verurteilen? Im letzteren Fall verhindert mein Urteil den klaren Blick auf mich. Ich sehe mich durch den Filter des Vorbildes, das ich erreichen will. Die fehlenden Übereinstimmungen treten in den Vordergrund, mein Bild von mir wirkt dadurch verzerrt. Ich kann nicht mehr erkennen, dass das, was ich jetzt bin, ein Zusammenspiel dessen ist, was JETZT gerade hier geschieht, mein DA-SEIN eingebettet in das Umfeld und die Lebensumstände, die gerade jetzt stattfinden. Das Annehmen des IST-Zustandes ist die einzige Möglichkeit zu erkennen, was jetzt wirklich gerade stattfindet. Jegliche kritische Betrachtung verhindert diese Erkenntnis.

[13.06.2008]
 
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AW: Texte von Lilith

Hmmmm........
Auf der Suche nach Orientierungshilfe bin ich ausgerechnet bei meinen eigenen Texten fündig geworden.
Passt ja gut, was ich da am 13.6. geschrieben habe. Hinsehen und die Bilder, die ich mir gemacht habe, durchschauen. Ja!

Es ist seltsam, wie schwer es ist, eine Schutzhaltung aufzugeben. Es sieht aus wie Trotz, es fühlt sich auch so an, ich kann auch spüren, dass ich die schweren Türen zu meinem Innersten fest zuhalte. Nichts will ich hereinlassen, was vielleicht den Schmerz wieder hervorrufen könnte. Ich kann es noch nicht wieder riskieren. Noch einmal könnte ich es nicht ertragen. So scheint es mir im Moment.

Es fühlt sich an wie damals. Als ich dahinterkam, dass meine Eltern mich und meine Geschwister all die Jahre der Kindheit und der Jugend belogen hatten, nur weil sie uns zu gläubigen und ordentlichen Menschen erziehen wollten. Sie hatten in guter Absicht gehandelt, aber sie griffen zum unlauteren Mittel der Lüge. Ich hab meinem Vater nie wieder auch nur ein Wort geglaubt.

Und nun erlebe ich das noch einmal. Was mit soviel Vertrauen begonnen hatte, endet nun mit der Erfahrung, dass das Nichterfüllen einer Erwartung, die in mich gesetzt worden war, für mich das Ende einer gemeinsamen Idee bedeutete.

Wie auch immer es nun interpretiert wird, jemand hat eine Entscheidung getroffen und mich gezwungen, sie zu akzeptieren. Meine Sicht der Situation hatte auf diese Entscheidung keinen Einfluss.

Ich hab sie akzeptiert, ich hab auch die Argumente, die zu dieser Entscheidung geführt haben, verstanden. Aber was nützt das alles, wenn es doch schon wieder ein Verrat war?
Das ganze Konzept beruhte auf vorgetäuschten Motiven und konnte schon deswegen nicht funktionieren. Aber ich erfuhr es erst am Ende, als es schon zu spät war.

Es ist eine alte Wunde, die hier wieder aufgerissen wurde. Ich wollte sie nicht spüren, hab dicke Pflaster und Verbände drübergelegt und gute Miene zum bösen Spiel gemacht. Aber es nützt nichts. Es tut weh und ich kann es nicht mehr wegstecken.

Ich hab geglaubt, ich habe es schon verstanden und verarbeitet. Und auch genug getrauert. Aber ich war nur trotzig. Gut, es war auch nötig.

Ich kann diesem Menschen nichts glauben, jedes Wort, das ich von ihm lese, klingt hohl und unglaubwürdig, die Themen, die ich lese, schrecken mich ab. Alles birgt in sich den Keim des Unechten. Wer weiß, was das wirklich bedeutet? Was ist, wenn die Lust am Thema schwindet, was wird dann als Wahrheit verkündet? Alles nur Schall und Rauch? Finger weg, denn hier kriegst du nichts Echtes!

Ja, der Schmerz verschwindet langsam, wenn ich mir erlaube, diese Gedanken auch zu denken.
Es ist nicht wichtig, was geschehen ist. Es wird vorübergehen und ich werde etwas über mich gelernt haben.

Aber jetzt tut es noch weh!
Und ich will diesen Menschen nicht mehr in meine Nähe lassen!
:blume1:
 
AW: Texte von Lilith

Hallo lilith,

wie gut ich deine Worte nachvollziehen kann...

Immer wieder bin ich am überlegen, ob es fair ist, einem Menschen nie wieder zu glauben, wenn er mich einmal getäuscht hat. Die Gefühle dazu sind natürlich erst mal heftig: Schmerz, Ablehnung, Enttäuschung, Macht- und Hilflosigkeit...
Es passiert mir sehr selten, dass ich jemandem irgendwann wieder vertrauen kann, nachdem ich mich so hintergangen und/oder verletzt gefühlt habe. Genau genommen ist das in jüngster Zeit nur einmal vorgekommen.

Nur allzu oft werden alte Wunden wieder aufgerissen. Mir zeigt das immer mal wieder, dass ich mir -zusätzlich zu der aktuellen Verletzung- auch das Alte noch mal anschauen muss. Es ist dann wohl noch nicht ausreichend ver-/bearbeitet. Abdecken und verbinden hilft leider nicht dauerhaft. Das musste ich in einem schmerzhaften Prozess erst lernen. Ich denke, du weißt das auch, aber es muss der rechte Zeitpunkt sein, genauer hinzusehen.

Ich hoffe, es tut inzwischen nicht mehr so arg weh...


Liebe Grüße, Off...
 
AW: Texte von Lilith

Liebe Offside!

Danke für dein Mitgefühl.

Es tut noch ziemlich weh.

Ich habe nicht den Eindruck, dass ich diesem Menschen etwas zu verzeihen habe. Vertrauen kann ich ihm allerdings nicht. Das ist auch nichts, was man aktiv anstreben kann. Vielleicht geschieht es irgendwann von selbst, ich weiß es nicht.

Ich habe das, was da geschehen ist, von vielen Seiten betrachtet und habe gut nachvollziehen können, wie es dazu gekommen ist. Ich habe also kein Problem damit, es zu verstehen.

Meine Gefühle weisen aber darauf hin, dass es noch um etwas anderes geht. Sie wollen gefühlt werden und bäumen sich gegen die Beruhigungsversuche meines Verstandes auf.
Deswegen ist das auch keine Sache des Nicht-Verzeihen-Wollens oder -Könnens. Darum geht es gar nicht.

Es geht für mich nur darum, mich selbst mit diesen inneren Widersprüchen akzeptieren zu können, mich selbst nicht zu kritisieren, weil ich wütend bin und verletzt. Am liebsten würde ich allen, die meinen, mein Verhalten richtig interpretieren zu können und damit von mir ein bestimmtes Verhalten erwarten zu dürfen, ins Gesicht brüllen, dass sie keine Ahnung haben, auch wenn sie noch so viele Bücher gelesen haben, und noch so viele Seminare gemacht haben. Sie haben eins nicht: Sie gehen von sich aus und meinen, sie kennen alles und wissen Bescheid. Und sie entblöden sich nicht, das auch noch jemandem zu sagen, der mit sich selbst schon genug zu tun hat.

Der Hochmut derer, die meinen, etwas durchblickt zu haben, macht mich immer wieder wütend. Wie wollen sie in die hintersten Winkel eines verwundeten Herzen sehen können? Jede Interpretation, warum sich jemand so oder so verhält, fügt ihm eine weitere Verletzung zu. Dieses möglicherweise erwünschte "Ich sehe etwas, von dem ich meine, es könntest du sein" klingt meistens so: "Ich sehe dich und weiß, was du fühlst und wie ich dir helfen kann!" Und schon ist klar, dass derjenige schon wieder nur sich selbst sieht. Ein Mitgefühl wie eine Straßenwalze, die über alle drüberfährt.


Aber es wäre sinnlos, darüber nachzudenken, wenn es nicht für mich selbst notwendig wäre. Es ordnet sich nach und nach in meinem Inneren. Die Wut wird sicher noch öfter hochkommen und die Traurigkeit begleitet mich ja sowieso überallhin.

Es ist wie es ist. Ich bin froh, dass ich hier schreiben kann. Und immer wieder Neues kennenlernen, auch wenn sich darin oft Uraltes verbirgt.
 
AW: Texte von Lilith

Heute weiß ich, dass das Zauberwort „Akzeptanz“ heißt. Und darin steckt auch schon das Wörtchen „Tanz“. Ein nettes Wortspiel, das zu meinem „Tanz mit den Dämonen“ führt.

Bin heute sehr berührt, Lilith! Und bitte um
Entschuldigung, dass ich wieder einige Sätze aus
dem Zusammenhang reiße. Deinen ganzen Text vom
27. Juli 2007 (!?) will ich noch öfter lesen. Zauberwort
AkzepTANZ. Ja!!! (Ein schönes Wortspiel)

Grüße
von
Reinhard
(Mit seinen 70 Jahren - auch schon sehr erfahren ...)
:blume1::blume1::blume1:
 
AW: Texte von Lilith

Ganz unerwartet fällt wieder einmal mein Kartenhäuschen zusammen. Hmmm.... hab also schon wieder gebaut, wider besseres Wissen.

Diesmal kracht auch das Fundament, das vorher schon durch ein paar Erdbeben ziemlich erschüttert wurde. Und ich weiß schon wieder nicht, was die Ursache war.

Bin derzeit ziemlich empfindlich. Aber ich kann ja nicht erwarten, dass sich die ganze Welt wie eine große Mutter verhält. Ich bin ja selbst schon groß! Angeblich! Aber was heißt das schon. Jeder Tag zeigt mir nur noch deutlicher, dass ich vom Leben keine Ahnung habe.

Wie machen das bloß die anderen? Es gibt ja ziemlich viele, die ziemlich genau wissen, wie das richtige Leben funktioniert. Ich versteh das nicht. Wo nehmen die ihre Sicherheit her?
Ich glaube ihnen kein Wort, die tun alle nur "als ob".

"Gnädigste, verlieren Sie niemals die Contenance!" Das hab ich mal in irgendeinem Film gehört. Klingt doch sehr vornehm und gefasst, vor allem, wenn es ein bisschen nasal ausgesprochen wird.

Ich übersetz das grob mit "Verlieren Sie nicht die Fassung". Aber das geht ja sowieso nur, wenn man sie gehabt hat. Wie sollte man sie sonst verlieren? Wie kann man Bruchstücke in eine Fassung bringen? Einzeln vielleicht. Eine Kette aus lauter einzeln gefassten Stücken. Ich bin eine Kette, nein, mein Leben ist eine. Vielleicht finde ich irgendwann den roten Faden, mit dem ich die Bruchstücke zu einer Kette auffädeln oder zusammenknüpfen kann. Soll ich den jetzt suchen... oder finde ich ihn auch so.....?

Ich setz mich am besten solang still in eine Ecke und warte, bis meine Traurigkeit wieder verschwindet.........

:blume1:
 
AW: Texte von Lilith

Wundervoll be- und ge-schrieben, lilith.
Und wenn ich darf, setze ich mich dazu und warte ebenfalls ............
 
AW: Texte von Lilith

Wie machen das bloß die anderen? Es gibt ja ziemlich viele, die ziemlich genau wissen, wie das richtige Leben funktioniert. Ich versteh das nicht. Wo nehmen die ihre Sicherheit her?
Ich glaube ihnen kein Wort, die tun alle nur "als ob".
Stimmt, vieles ist Schein, und wenn man älter wird, erfährt man das immer mehr und immer öfter.

Sobald man von einem tieferen Problem mit anderen spricht, erfährt man plötzlich von Dingen, die man nicht für möglich gehalten hätte: Welch ähnliche und tw. noch größere Probleme auch die anderen eben in dieser Hinsicht auch haben. Dass man darüber selten oder gar nicht spricht, halte ich aber nicht für Falschheit, sondern ist mMn mehr ein Hinnehmen in Demut, weil man oft sowieso machtlos ist und es ist auch ein Selbstschutz, weil vieles dadurch eben meist leichter hinzunehmen ist.

Und: Zum Glücklichsein gehört auch Glück haben, in erster Linie die Gesundheit!
Das Glück ist sehr wandelbar und launsich ...
lg
Andreas
 
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AW: Texte von Lilith

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Sobald man von einem tieferen Problem mit anderen spricht, erfährt man plötzlich von Dingen, die man nicht für möglich gehalten hätte: Welch ähnliche und tw. noch größere Probleme auch die anderen eben in dieser Hinsicht auch haben. Dass man darüber selten oder gar nicht spricht, halte ich aber nicht für Falschheit, sondern ist mMn mehr ein Hinnehmen in Demut, weil man oft sowieso machtlos ist und es ist auch ein Selbstschutz, weil vieles dadurch eben meist leichter hinzunehmen ist.

...
Andreas

Zu diesem ansprechenden Text möchte ich schweigen und mir nur die 'Demut des Hinnehmens' wünschen. Ich schaffe es nicht ...

Danke, Andreas!
 
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