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Sprüche, Weisheiten, Zitate

Mark Twains Traum (Ein Auszug)

Ich habe hier diesen wunderbaren (etwas längeren) Auszug von Mark Twain:


Ein ganzes Jahr lang setzte Satan diese Besuche fort; zuletzt jedoch kam er weniger häufig, und danach erschien er lange Zeit überhaupt nicht mehr. Dies stimmte mich stets traurig und melancholisch. Ich spürte, daß er allmählich das Interesse an unserer kleinen Welt verlor und irgendwann seine Besuche wohl ganz einstellen würde. Als er eines Tages endlich zu mir kam, war ich überglücklich, allerdings nur kurz. Er sei gekommen, um mir Lebewohl zu sagen, erklärte er mir, und es sei das letzte Mal. Es rufe ihn zu Forschungsreisen und Unternehmungen in andere Teile des Universums, sagte er, die ihn für längere Zeit in Anspruch nehmen würden, als ich auf seine Rückkehr warten könne.
„Du gehst also und wirst nie mehr wiederkommen?“
„Ja“, sagte er. „Wir waren lange genug Kameraden, und es war ein Vergnügen – ein Vergnügen für beide Seiten. Jetzt aber muß ich gehen und wir werden einander nie wiedersehen“
„In diesem Leben, Satan – aber in einem anderen? In einem anderen Leben treffen wir uns doch sicherlich wieder, oder?“
Darauf gab er mir ganz gelassen und nüchtern jene seltsame Antwort: „Es gibt kein anderes.“
Ein hauchzarter Einfluß wehte von seinem Geist auf meinen herüber, und mit ihm das vage, dunkle, aber auch segensreiche und zuversichtliche Gefühl, seine so unglaublich klingenden Worte könnten, ja mußten sogar wahr sein.
„Hast du das nie geahnt, Theodor?“
„Nein. Wie hätte ich? Aber es kann nur wahr sein…“
„Es ist wahr.“
Eine Woge der Dankbarkeit erfüllte meine Brust, doch ein Zweifel überlagerte sie, noch ehe ich sie in Worte fassen konnte, und ich sagte: „Aber … aber … wir haben es doch gesehen, das künftige Leben – als tatsächliche Wirklichkeit, und …“
„Es war eine Vision – es war nicht wirklich existent.“
Mir stockte der Atem, so sehr kämpfte in mir die Hoffnung.
„Eine Vision? Eine Vi….“
„Auch das Leben selbst ist nur eine Vision, ein Traum.“
Ich war wie elektrisiert. Bei Gott! Derselbe Gedanke war mir bei meinen Grübeleien schon tausendmal gekommen.
„Nichts existiert wirklich, alles ist nur ein Traum. Gott – der Mensch – die Welt – die Sonne, der Mond, die Wildnis der Sterne – ein Traum, alles nur ein Traum. Nichts davon gibt es wirklich. Alles, was existiert, ist leerer Raum – und du!“
„Ich!“
„Und du bist nicht du – du hast keinen Körper, kein Blut, keine Knochen, du bist nur ein Gedanke. Ich selbst bin ohne Existenz. Ich bin nichts als ein Traum – dein Traum, eine Ausgeburt deiner Phantasie. Bald wirst du das erkannt haben, dann wirst du mich aus deinen Visionen verbannen, und ich werde mich in das Nichts auflösen, aus dem heraus du mich erschaffen hast …
Ich sterbe bereits, verblasse, verflüchtige mich. Noch eine kurze Zeit, dann wirst du allein im uferlosen Raum sein, um seine grenzenlose Einsamkeit ganz ohne Freund und Kamerad auf ewig zu durchwandern – denn du wirst ein Gedanke bleiben, der einzig existierende Gedanke und deinem Wesen nach unauslöschlich, unzerstörbar. Ich aber, dein armer Diener, habe dich dir selbst offenbart und dich befreit. Träume nun andere Träume, bessere Träume!
Seltsam! daß dieser Gedanke dir nicht schon vor Jahren selbst gekommen ist – vor Jahrhunderten, Zeitaltern, Äonen -, denn es gibt dich, ohne Gefährten, bereits von Ewigkeit an. Seltsam, wirklich, daß du nie geargwöhnt hast, euer Universum und alles, was darin enthalten ist, könnten nichts als Träume sein, Visionen, Fiktionen! Seltsam, wo sie doch derart offenkundig und wahnwitzig verrückt sind – wie eben alle Träume: ein Gott, der ebenso leicht gute wie böse Kinder erschaffen kann, es aber dennoch vorzog, böse zu erschaffen; der jedes von ihnen hätte glücklich machen können, aber nie auch nur ein einziges glücklich machte; der dafür sorgte, daß sie ihr bitteres Leben auch noch schätzten, es dann aber knauserig begrenzte; der seinen Engeln die ewige Glückseligkeit einfach so schenkte, während seine anderen Kinder sie sich erst verdienen mußten; der seinen Engeln ein Leben ohne Leid schenkte, seinen anderen Kindern aber mit bitteren Qualen sowie geistigen und körperlichen Gebrechen schlug; der von Gerechtigkeit faselt und die Hölle erfand, der von Gnade faselt und die Hölle erfand, der von den Goldenen Regeln faselt und davon, daß man siebzigmal siebenmal verzeihen solle, und die Hölle erfand, der anderen Leuten etwas von Moral erzählt und selbst keine besitzt; der Straftaten mißbilligt, aber jede einzelne davon selbst begeht; der den Menschen erschuf, ohne darum gebeten worden zu sein; und dann versucht, dem Menschen die Verantwortung für das, was er seinen Mitmenschen antut, in die Schuhe zu schieben anstatt sie wie ein Ehrenmann dort zu suchen, wo sie ihren Ursprung hat – bei sich selbst nämlich; und der schließlich mit geradezu göttlicher Beschränktheit diesen armen getretenen Sklaven auch noch dazu auffordert, ihn zu verehren!...
Du erkennst nun, daß all diese Dinge unmöglich sind, außer in einem Traum. Du erkennst, daß es sich um bloße und kindische Verrücktheiten handelt, um die dümmlichen Ausgeburten einer Phantasie, die sich ihrer Monstren nicht bewußt ist – kurz gesagt: du erkennst, daß sie ein Traum sind und du der Schöpfer dieses Traums. Die Anzeichen des Traums sind allesamt vorhanden, du hättest sie eigentlich viel früher erkennen müssen.
Es ist wahr, was ich dir erfüllt habe; es gibt keinen Gott, kein Universum, kein Menschengeschlecht, kein irdisches Leben, keinen Himmel, keine Hölle. Es ist alles nur ein Traum – ein grotesker und närrischer Traum. Nichts existiert außer dir selbst.
Und du bist nichts als ein Gedanke – ein umherirrender Gedanke, ein nutzloser Gedanke, ein heimatloser Gedanke, der einsam durch leere Ewigkeiten wander!“
Er verschwand und ließ mich entsetzt zurück, denn ich wußte und erkannte, daß alles, was er gesagt hatte, wahr war.
 
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AW: Mark Twains Traum (Ein Auszug)

Ich habe hier diesen wunderbaren (etwas längeren) Auszug von Mark Twain:


Ein ganzes Jahr lang setzte Satan diese Besuche fort; zuletzt jedoch kam er weniger häufig, und danach erschien er lange Zeit überhaupt nicht mehr. Dies stimmte mich stets traurig und melancholisch. Ich spürte, daß er allmählich das Interesse an unserer kleinen Welt verlor und irgendwann seine Besuche wohl ganz einstellen würde. Als er eines Tages endlich zu mir kam, war ich überglücklich, allerdings nur kurz. Er sei gekommen, um mir Lebewohl zu sagen, erklärte er mir, und es sei das letzte Mal. Es rufe ihn zu Forschungsreisen und Unternehmungen in andere Teile des Universums, sagte er, die ihn für längere Zeit in Anspruch nehmen würden, als ich auf seine Rückkehr warten könne.
„Du gehst also und wirst nie mehr wiederkommen?“
„Ja“, sagte er. „Wir waren lange genug Kameraden, und es war ein Vergnügen – ein Vergnügen für beide Seiten. Jetzt aber muß ich gehen und wir werden einander nie wiedersehen“
„In diesem Leben, Satan – aber in einem anderen? In einem anderen Leben treffen wir uns doch sicherlich wieder, oder?“
Darauf gab er mir ganz gelassen und nüchtern jene seltsame Antwort: „Es gibt kein anderes.“
Ein hauchzarter Einfluß wehte von seinem Geist auf meinen herüber, und mit ihm das vage, dunkle, aber auch segensreiche und zuversichtliche Gefühl, seine so unglaublich klingenden Worte könnten, ja mußten sogar wahr sein.
„Hast du das nie geahnt, Theodor?“
„Nein. Wie hätte ich? Aber es kann nur wahr sein…“
„Es ist wahr.“
Eine Woge der Dankbarkeit erfüllte meine Brust, doch ein Zweifel überlagerte sie, noch ehe ich sie in Worte fassen konnte, und ich sagte: „Aber … aber … wir haben es doch gesehen, das künftige Leben – als tatsächliche Wirklichkeit, und …“
„Es war eine Vision – es war nicht wirklich existent.“
Mir stockte der Atem, so sehr kämpfte in mir die Hoffnung.
„Eine Vision? Eine Vi….“
„Auch das Leben selbst ist nur eine Vision, ein Traum.“
Ich war wie elektrisiert. Bei Gott! Derselbe Gedanke war mir bei meinen Grübeleien schon tausendmal gekommen.
„Nichts existiert wirklich, alles ist nur ein Traum. Gott – der Mensch – die Welt – die Sonne, der Mond, die Wildnis der Sterne – ein Traum, alles nur ein Traum. Nichts davon gibt es wirklich. Alles, was existiert, ist leerer Raum – und du!“
„Ich!“
„Und du bist nicht du – du hast keinen Körper, kein Blut, keine Knochen, du bist nur ein Gedanke. Ich selbst bin ohne Existenz. Ich bin nichts als ein Traum – dein Traum, eine Ausgeburt deiner Phantasie. Bald wirst du das erkannt haben, dann wirst du mich aus deinen Visionen verbannen, und ich werde mich in das Nichts auflösen, aus dem heraus du mich erschaffen hast …
Ich sterbe bereits, verblasse, verflüchtige mich. Noch eine kurze Zeit, dann wirst du allein im uferlosen Raum sein, um seine grenzenlose Einsamkeit ganz ohne Freund und Kamerad auf ewig zu durchwandern – denn du wirst ein Gedanke bleiben, der einzig existierende Gedanke und deinem Wesen nach unauslöschlich, unzerstörbar. Ich aber, dein armer Diener, habe dich dir selbst offenbart und dich befreit. Träume nun andere Träume, bessere Träume!
Seltsam! daß dieser Gedanke dir nicht schon vor Jahren selbst gekommen ist – vor Jahrhunderten, Zeitaltern, Äonen -, denn es gibt dich, ohne Gefährten, bereits von Ewigkeit an. Seltsam, wirklich, daß du nie geargwöhnt hast, euer Universum und alles, was darin enthalten ist, könnten nichts als Träume sein, Visionen, Fiktionen! Seltsam, wo sie doch derart offenkundig und wahnwitzig verrückt sind – wie eben alle Träume: ein Gott, der ebenso leicht gute wie böse Kinder erschaffen kann, es aber dennoch vorzog, böse zu erschaffen; der jedes von ihnen hätte glücklich machen können, aber nie auch nur ein einziges glücklich machte; der dafür sorgte, daß sie ihr bitteres Leben auch noch schätzten, es dann aber knauserig begrenzte; der seinen Engeln die ewige Glückseligkeit einfach so schenkte, während seine anderen Kinder sie sich erst verdienen mußten; der seinen Engeln ein Leben ohne Leid schenkte, seinen anderen Kindern aber mit bitteren Qualen sowie geistigen und körperlichen Gebrechen schlug; der von Gerechtigkeit faselt und die Hölle erfand, der von Gnade faselt und die Hölle erfand, der von den Goldenen Regeln faselt und davon, daß man siebzigmal siebenmal verzeihen solle, und die Hölle erfand, der anderen Leuten etwas von Moral erzählt und selbst keine besitzt; der Straftaten mißbilligt, aber jede einzelne davon selbst begeht; der den Menschen erschuf, ohne darum gebeten worden zu sein; und dann versucht, dem Menschen die Verantwortung für das, was er seinen Mitmenschen antut, in die Schuhe zu schieben anstatt sie wie ein Ehrenmann dort zu suchen, wo sie ihren Ursprung hat – bei sich selbst nämlich; und der schließlich mit geradezu göttlicher Beschränktheit diesen armen getretenen Sklaven auch noch dazu auffordert, ihn zu verehren!...
Du erkennst nun, daß all diese Dinge unmöglich sind, außer in einem Traum. Du erkennst, daß es sich um bloße und kindische Verrücktheiten handelt, um die dümmlichen Ausgeburten einer Phantasie, die sich ihrer Monstren nicht bewußt ist – kurz gesagt: du erkennst, daß sie ein Traum sind und du der Schöpfer dieses Traums. Die Anzeichen des Traums sind allesamt vorhanden, du hättest sie eigentlich viel früher erkennen müssen.
Es ist wahr, was ich dir erfüllt habe; es gibt keinen Gott, kein Universum, kein Menschengeschlecht, kein irdisches Leben, keinen Himmel, keine Hölle. Es ist alles nur ein Traum – ein grotesker und närrischer Traum. Nichts existiert außer dir selbst.
Und du bist nichts als ein Gedanke – ein umherirrender Gedanke, ein nutzloser Gedanke, ein heimatloser Gedanke, der einsam durch leere Ewigkeiten wander!“
Er verschwand und ließ mich entsetzt zurück, denn ich wußte und erkannte, daß alles, was er gesagt hatte, wahr war.
schöner traum schön schön
 
AW: Sprüche, Weisheiten, Zitate

Es ist wahr, was ich dir erfüllt habe; es gibt keinen Gott, kein Universum, kein Menschengeschlecht, kein irdisches Leben, keinen Himmel, keine Hölle. Es ist alles nur ein Traum – ein grotesker und närrischer Traum. Nichts existiert außer dir selbst.
Und du bist nichts als ein Gedanke – ein umherirrender Gedanke, ein nutzloser Gedanke, ein heimatloser Gedanke, der einsam durch leere Ewigkeiten wander!“


Was werden nur all die Wissenschaftler sagen, wenn sie erfahren, dass sie in Wirklichkeit NICHTS erforschen?! :lachen:
 
AW: Sprüche, Weisheiten, Zitate

Was werden nur all die Wissenschaftler sagen, wenn sie erfahren, dass sie in Wirklichkeit NICHTS erforschen?! :lachen:

was sie erforschen ist doch letzten endes(der tot ist gewiss) gleichgültig für uns, die wir keine wissenschaftler sind
ich sitze hier rauche eine zigarette und trinke meinen kaffee und irgendwo forscht ein wissenschaftler,geh gleich arbeiten und irgendwo arbeitet ein wissenschaftler
was wissenschaftler mache dürfte uns nicht so interessieren
lebe dein leben wir haben nur eins
 
AW: Sprüche, Weisheiten, Zitate

was sie erforschen ist doch letzten endes(der tot ist gewiss) gleichgültig für uns, die wir keine wissenschaftler sind
ich sitze hier rauche eine zigarette und trinke meinen kaffee und irgendwo forscht ein wissenschaftler,geh gleich arbeiten und irgendwo arbeitet ein wissenschaftler
was wissenschaftler mache dürfte uns nicht so interessieren
lebe dein leben wir haben nur eins


Was FÜR MICH gleichgültig ist, weiß NUR ICH!
Und mir ist es NICHT gleichgültig, ob die Welt existiert oder ob ich sie mir nur einbilde und es interessiert mich, was Wissenschaftler so alles über unsere Welt herausfinden! :schnl:
 
AW: Sprüche, Weisheiten, Zitate

Äpfel und Birnen könne "man nicht vergleichen" so heißt es.
Erheblich mehr Ähnlichkeit besteht nämlich bei
Äpfeln & Hirnen -
das Denkvermögen der beiden ist nahezu identisch.
 
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