Das ist gerade nicht absurd. Es gibt zwar keinen platonischen Ideenhimmel, aber die Zahlen, bzw. Algorithmen stehen wirklich hinter den sinnlich wahrnehmbaren Dingen. Jeder MP3-Player ist dafür ein Belegstück.
Was ja völlig übergeschnappt ist, denn die Zahlen stehen nun mal hinter den Dingen und keiner von den genannten Herrschaften verstand sich darauf zu sagen, was genau denn eine Zahl ist.
Metaphysik ist zwar nicht nur, aber eben auch Mathematik und die Mathematik ist ja bekanntlich schon in der Antike das große, wenngleich freilich unerreichte Vorbild der Philosophie gewesen.
Für Nietzsche ist die platonische Metaphysik jedenfalls ein Problem , weil sie eine Ideenwelt postuliert , die es für ihn nicht gibt. Er meint, dass wir uns nur an die sinnliche Welt halten sollen. Nietzsche ist kein Mathematiker , sondern von Hause aus klassischer Philolog gewesen. Ich finde Nietzsches Platon Kritik auch in Hinblick auf seine Metaphysik gedanklich nachvollziehbar.
Nietzsche geht das Problem der Metaphysik nicht aus der Perspektive eines Mathematikers oder Logikers an, soweit ich sehe. Und natürlich ist auch Mathematik Metaphysik, denn offen gesagt, ich habe noch nie in meinem Leben eine richtige Zahl gewesen. Die Zahlen sind abstrakte geistige Entitäten , die kein Korrelat in der realen Welt haben. Sie wurden von uns Menschen nur erfunden , damit wir uns besser in der Welt orientieren können.
Für Platon hatte die Mathematik ähnlich wie die Dialektik eine große Bedeutung . Das steht außer frage-
Nietzsche hat Platon einen Idealismus vorgeworfen, indem Platon von der realen Welt in eine ideele Welt floh. Diese Ideenwelt ist aber eine Fiktion nach Nietzsche und somit auch ein metaphysisches Konstrukt. Daher die Kritik Nietzsches an Platons Metaphysik, die sich besonders auch in der Erfindung einer über- sinnlichen, sprich meta-physischen Welt zeigt. Wenn die Ideenwelt keine Metaphysik ist, was sollte sie dann sein?
Allgemein gilt ja eben Platon als der Begründer Metaphysik. So gesprochen beginnt das Übel der Metaphysik mit Platon, denn die Ideenwelt als die "ware" Welt wertet die wirkliche Welt ab. Das ist das Problem aus Nietzsches Sicht, was Platons Metaphysik darstellt.
Nietzsche spricht auch davon,
dass wir die Griechen noch überwinden müssen (und das würde dann auch die griechische Metaphysik betreffen , wie mir scheint). Heidegger hingegen scheint mir zu den Griechen zurückgekehrt zu sein.
Aber Heidegger hat ähnlich wie Nietzsche eine kritische Haltung zu Platons Metaphysik. Er kritisiert diese aber aus einem anderem Motiv. Denn Heidegger wirft der platonischen Metaphysik "Seinsvergessenheit" vor, sie denkt nicht das Sein "ädaquat" und das obwohl auch Platon vom Sein spricht. Heidegger und Nietzsche sind so gesehen mit der platonischen Metaphysik unzufrieden, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen und versuchen diese kritisch anzugehen. Und Heidegger kannte Nietzsches Platon -Kritik, sah aber in Nietzsche noch einen "zügellosen Platoniker" trotz dessen Umkehrung des Platonismus. Die Umkehrungs des Platonismus bei Nietzsche bedeutet
in diesem Punkt von der Metaphysik zurück zur Physik, d.h. von dem metaphysischen Konstrukt einer Ideenwelt zurück zur physischen Welt, die wir mit unseren leiblichen Sinnen wahrnehmen können. Das macht für mich Nietzsches antiplatonischen und damit antimetaphysischen Gestus aus. Wer meint, dass ich Nietzsche da in dem Punkt mißverstehe, möge mich gern korrigieren. Aber so verstehe ich Nietzsches Kritik an der platonischen Metaphysik und warum eine Umkehrung des Platonismus (seine Überwindung) sinnvoll ist aus Nietzsches Sicht. Und das ist auch ein Punkt, wo ich meine , dass man nicht so einfach von Nietzsche als einem Platoniker oder Metaphysiker sprechen kann, wie das Heidegger tut.