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Sollte die Metaphysik überwunden werden oder ist das gar nicht möglich?

da stand er nicht alleine - hölderlin,hegel usw waren ihn da voraus .... https://de.wikipedia.org/wiki/Das_älteste_Systemprogramm_des_deutschen_Idealismus

Ja genau. Denn Hegel spricht oft auch von Religion. In der Phänomenologie des Geistes gibt es ja ein Kapitel über die "Kunst-Religion". Es ist erstaunlich wie so unterschiedliche Denker wie Hegel , Heidegger oder Nietzsche von der Religion ihren Ausgangspunkt haben. Wobei sich Nietzsche ziemlich kritisch zum Christentum verhielt. Was man bei Hegel natürlich nicht findet.
 
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Ich möchte neben Figal , auch Trawny hier nennen. In dem Klappentext zu seiner Heidegger Einführung (2016, Klostermann) heißt es :

"Eine Einführung in die Philosophie Martin Heideggers ist nach der Veröffentlichung der <Schwarzen Hefte > ein Wagnis. Heideggers Äußerungen über das <Weltjudentum> und seine politische Hartnäckigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg belasten sein Denken schwer. Wie kann man in diese Philosophie einführen, ohne gleichzeitig den Boden zu bereiten, auf dem diese inakzeptablen Ideen wachsen können? Peter Trawny versteht seine kritische Einführung als eine Darstellung auch und gerade des Problematischen von Heideggers Denken. Zugleich versucht sie allerdings, eine außergewöhnliche Bedeutung im Kontext der Philosophie des 20. Jahrhunderts zu erfassen."

Im Buch selbst heißt es (Einleitung, S.8f.):

"Eine Einführung in die Philosophie Martin Heideggers führt demnach notwendig in seinen Antisemitismus ein. Ist das nicht ein Grund, eine solche Einführung besser erst gar nicht zu schreiben? Müsste nicht vielmehr vor einer solchen <Philosophie> gewarnt werden? Müssten wir sie nicht in den < Giftschrank> der Geschichte verbannen und nur deinen einen Zutritt zu ihr erlauben, die in ihrer Bildung reif genug sind, die Verirrungen auch zu erkennen? Die antisemitischen Äußerungen , die in Heideggers Denken auftauchen, müssen - was den Kern der Aussagen betrifft- klar und deutlich dargestellt werden. Bereits diese Darstellung wird eine gewisse Interpretation enthalten, die jedoch noch einmal gesondert akzentuiert werden muss. Die Deutung wird das in mehreren Hinsichten höchst Problematische und Abwegige von Heideggers Aufzeichnungen über die Juden festhalten. Ich bin im Gegensatz zu anderen Interpreten nicht der Ansicht, dass Heideggers gesamtes Denken als antisemitisch zu bezeichnen ist. Ich habe meine Einführung von 2003 stark überarbeitet, weil ich sie nach Kenntnis der Schwarzen Hefte nicht mehr unverändert lassen konnte. Das Ärgerliche und Provozierende in Heideggers Denken lässt sich jedoch nicht auf seine politischen und weltanschaulichen Irrwege reduzieren. Es hat viele Quellen, und es scheinen dieselben Quellen zu sein, die glühende Verehrung und bittere Verachtung für diesen Denker hervorgebracht haben und immer noch hervorbringen. (...) Der vorliegende Text ist eine kritische Einführung."

Mir scheinen Trawny und Figal bezüglich Heidegger eine ähnliche Position zu vertreten, wenn man ihre beiden Einführungen vergleicht.
 
Naturphilosophisch betrachtet müßt man doch meinen, hinter der Physik stünde ein Konzept, so eine Art von Prinzipienreiterei und da wäre es doch wirklich blöde, das abschaffen zu wollen. Denken die großen Denker denn überhaupt richtig nach?

Nietzsche übersetzte Metaphysik mit "Hinterwelt", also die Welt hinter der physikalisch -sinnlichen Welt, soweit ich sehe. Er hat Platon vorgeworfen zu dieser metaphysischen Ideenwelt als Hinterwelt zu Flucht genommen zu haben und die Augen vor der realen sinnlichen Welt verschlossen habe. Das Problematische der platonischen Metaphysik ist in der Hinsicht, dass sie die wahre Welt hinter einer sinnlichen Welt postuliert, was im Grunde eher absurd ist. Nietzsche spricht daher kritisch von einer "Hinterwelt" die es aber so nicht gibt (die Ideenwelt wäre so gesehen eine reine Fiktion).

Platon gilt ja bekanntlich als der Begründer der Metaphysik klassischen Stils.

Nietzsche spricht ja auch von der Überwindung von Metaphysik, nicht nur Heidegger. Das Problematische an der platonischen Metaphysik ist die Annahme einer zweiten Welt, die aber nur sozusagen in der Ideenschau zugänglich ist , sie ist über-sinnlich und nur geistig zu erfassen. Aber das macht für Nietzsche ein Problem, denn die einzige Welt die uns Menschen zugänglich ist, ist nunmal nur die sinnlich-physikalische Welt. So gesehen macht eine Überwindung von Metaphysik anhand des Beispiels der platonischen Metaphysik schon Sinn, wenn ich Nietzsche richtig verstehe. Denn Nietzsche ist nur an der realen Welt interessiert, die uns durch den Leib und seine Sinne zugänglich wird.

Auch Heidegger sieht in Platon den Begründer der Metaphysik, aber argumentiert anders, warum eine Überwindung notwendig ist. Er argumentiert hinsichtlich der "Seinsfrage", denn die Metaphysik so wie er sie versteht, denkt nicht das "Sein" angemessen.

Für beide Denker macht eine Überwindung von Metaphysik bzw. Kritik der Metaphysik Sinn, aber aus unterschiedlichen Motiven.
 
Das Problematische der platonischen Metaphysik ist in der Hinsicht, dass sie die wahre Welt hinter einer sinnlichen Welt postuliert, was im Grunde eher absurd ist.

Das ist gerade nicht absurd. Es gibt zwar keinen platonischen Ideenhimmel, aber die Zahlen, bzw. Algorithmen stehen wirklich hinter den sinnlich wahrnehmbaren Dingen. Jeder MP3-Player ist dafür ein Belegstück.

Nietzsche spricht ja auch von der Überwindung von Metaphysik, nicht nur Heidegger.

Was ja völlig übergeschnappt ist, denn die Zahlen stehen nun mal hinter den Dingen und keiner von den genannten Herrschaften verstand sich darauf zu sagen, was genau denn eine Zahl ist.

Metaphysik ist zwar nicht nur, aber eben auch Mathematik und die Mathematik ist ja bekanntlich schon in der Antike das große, wenngleich freilich unerreichte Vorbild der Philosophie gewesen.
 
Das ist gerade nicht absurd. Es gibt zwar keinen platonischen Ideenhimmel, aber die Zahlen, bzw. Algorithmen stehen wirklich hinter den sinnlich wahrnehmbaren Dingen. Jeder MP3-Player ist dafür ein Belegstück.



Was ja völlig übergeschnappt ist, denn die Zahlen stehen nun mal hinter den Dingen und keiner von den genannten Herrschaften verstand sich darauf zu sagen, was genau denn eine Zahl ist.

Metaphysik ist zwar nicht nur, aber eben auch Mathematik und die Mathematik ist ja bekanntlich schon in der Antike das große, wenngleich freilich unerreichte Vorbild der Philosophie gewesen.


Für Nietzsche ist die platonische Metaphysik jedenfalls ein Problem , weil sie eine Ideenwelt postuliert , die es für ihn nicht gibt. Er meint, dass wir uns nur an die sinnliche Welt halten sollen. Nietzsche ist kein Mathematiker , sondern von Hause aus klassischer Philolog gewesen. Ich finde Nietzsches Platon Kritik auch in Hinblick auf seine Metaphysik gedanklich nachvollziehbar.

Nietzsche geht das Problem der Metaphysik nicht aus der Perspektive eines Mathematikers oder Logikers an, soweit ich sehe. Und natürlich ist auch Mathematik Metaphysik, denn offen gesagt, ich habe noch nie in meinem Leben eine richtige Zahl gewesen. Die Zahlen sind abstrakte geistige Entitäten , die kein Korrelat in der realen Welt haben. Sie wurden von uns Menschen nur erfunden , damit wir uns besser in der Welt orientieren können.

Für Platon hatte die Mathematik ähnlich wie die Dialektik eine große Bedeutung . Das steht außer frage-

Nietzsche hat Platon einen Idealismus vorgeworfen, indem Platon von der realen Welt in eine ideele Welt floh. Diese Ideenwelt ist aber eine Fiktion nach Nietzsche und somit auch ein metaphysisches Konstrukt. Daher die Kritik Nietzsches an Platons Metaphysik, die sich besonders auch in der Erfindung einer über- sinnlichen, sprich meta-physischen Welt zeigt. Wenn die Ideenwelt keine Metaphysik ist, was sollte sie dann sein?

Allgemein gilt ja eben Platon als der Begründer Metaphysik. So gesprochen beginnt das Übel der Metaphysik mit Platon, denn die Ideenwelt als die "ware" Welt wertet die wirkliche Welt ab. Das ist das Problem aus Nietzsches Sicht, was Platons Metaphysik darstellt.

Nietzsche spricht auch davon, dass wir die Griechen noch überwinden müssen (und das würde dann auch die griechische Metaphysik betreffen , wie mir scheint). Heidegger hingegen scheint mir zu den Griechen zurückgekehrt zu sein.

Aber Heidegger hat ähnlich wie Nietzsche eine kritische Haltung zu Platons Metaphysik. Er kritisiert diese aber aus einem anderem Motiv. Denn Heidegger wirft der platonischen Metaphysik "Seinsvergessenheit" vor, sie denkt nicht das Sein "ädaquat" und das obwohl auch Platon vom Sein spricht. Heidegger und Nietzsche sind so gesehen mit der platonischen Metaphysik unzufrieden, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen und versuchen diese kritisch anzugehen. Und Heidegger kannte Nietzsches Platon -Kritik, sah aber in Nietzsche noch einen "zügellosen Platoniker" trotz dessen Umkehrung des Platonismus. Die Umkehrungs des Platonismus bei Nietzsche bedeutet in diesem Punkt von der Metaphysik zurück zur Physik, d.h. von dem metaphysischen Konstrukt einer Ideenwelt zurück zur physischen Welt, die wir mit unseren leiblichen Sinnen wahrnehmen können. Das macht für mich Nietzsches antiplatonischen und damit antimetaphysischen Gestus aus. Wer meint, dass ich Nietzsche da in dem Punkt mißverstehe, möge mich gern korrigieren. Aber so verstehe ich Nietzsches Kritik an der platonischen Metaphysik und warum eine Umkehrung des Platonismus (seine Überwindung) sinnvoll ist aus Nietzsches Sicht. Und das ist auch ein Punkt, wo ich meine , dass man nicht so einfach von Nietzsche als einem Platoniker oder Metaphysiker sprechen kann, wie das Heidegger tut.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun ich kann das nicht beurteilen , ob die Kirche positiver gegenüber Heidegger eingestellt war. Aber wenn Nietzsche einen "Antichristen" schreibt ( wo er dezidiert das Christentum sogar verflucht, wenn man so sagen kann), dann ist es nicht verwunderlich, wenn die katholische Kirche ihre Kritiker auf Nietzsche losschickte..

Das würde mich nicht überraschen :morgen:

Mich überrascht das auch nicht, geht es ja um den Kampf der Weltmacht und um dieses christliche Ziel zu erreichen, gab sich Heidegger redlich Mühe!
 
"Eine Einführung in die Philosophie Martin Heideggers führt demnach notwendig in seinen Antisemitismus ein. Ist das nicht ein Grund, eine solche Einführung besser erst gar nicht zu schreiben? Müsste nicht vielmehr vor einer solchen <Philosophie> gewarnt werden? Müssten wir sie nicht in den < Giftschrank> der Geschichte verbannen und nur deinen einen Zutritt zu ihr erlauben, die in ihrer Bildung reif genug sind, die Verirrungen auch zu erkennen?

Erinnert mich an einem deutschen Politiker aus der CDU, der da behauptete, man könne nicht die Wahrheit den einfachen Menschen zumuten!
Also alles was nicht passt, in den Giftschrank! Und die im christlichen Abendland Gleichschritt laufen und zur elitären Elite gehören, denen wird der Schlüssel feierlich überreicht.
Welche perfiden Methoden um seine Macht zu vergrößern!
 
Nietzsche spricht ja auch von der Überwindung von Metaphysik, nicht nur Heidegger.

Nietzsche spricht nicht von der Überwindung von Metaphysik, sondern eher zurück zum Ursprung der Metaphysik und dies hat seinen Grund.
Tiefe zu erreichen ohne Metaphysik geht nicht, denke ich. Aber gerade die christliche Metaphysik verunreinigte diesen Begriff und Nietzsche wollte seine Denker auf diese Tatsache aufmerksam machen. Denn Nietzsches zentraler Angriff ging von Kant bis Hegel und Schopenhauer, die Titanen der Abendländischen Philosophie.
Und da ist es keine hohe Kunst von Heidegger wie ich meine, daran etwas Neues/ Altes unterirdisch wieder 'neu' zu verstricken.
 
Was bedeutet also Religion für Heidegger? Ich denke , dass das eine spannende Frage ist und für das Verständnis seines Werk wichtig wäre...

.....Vermutlich handelt es sich um eine Art "apokalyptische Seinsmystik". Geht es ihm doch um die "Reinigung des Seins von seiner tiefsten Verunstaltung durch die Vormacht des Seienden!" Sprich; um das verschwinden des heutigen Menschentums. Übrig blieben dann bloß noch die Götter, oder wie "Heidegger" sie nannte, die "Hirten des Seins". Und so gewinnt seine Aussage, "nur noch ein Gott kann uns retten" eine ganz eigene Bedeutung! Vielleicht dachte er ja ein wenig an sich - dieser Gott zu sein!.....

meint plotin
 
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.....Vermutlich handelt es sich um eine Art "apokalyptische Seinsmystik". Geht es ihm doch um die "Reinigung des Seins von seiner tiefsten Verunstaltung durch die Vormacht des Seienden!" Sprich; um das verschwinden des heutigen Menschentums. Übrig blieben dann bloß noch die Götter, oder wie "Heidegger" sie nannte, die "Hirten des Seins". Und so gewinnt seine Aussage, "nur noch ein Gott kann uns retten" eine ganz eigene Bedeutung! Vielleicht dachte er ja ein wenig an sich - dieser Gott zu sein!.....

meint plotin

Mir wäre lieber, man würde das Verschwinden von Machtansprüchen vorantreiben und dazu braucht man halt keinen Patriarchat als Gott!

Übrigens finde ich es sehr interessant, wie Heidegger sich mit Nietzsche beschäftigte und dann sein Denken dazu benutzte, um sich höher zu stellen.
 
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