Davon kann bei Ihnen aber nicht die Rede sein. Philosophieren ist nicht gleichbedeutend damit, einige Sätze von Philosophen zu zitieren und unverbindliche Meinungsäußerungen abzusondern.
Philosophieren findet immer im Bezug zu den philosophischen Vorgängern/zur philosophischen Tradition statt , also in Bezug zu dieser. Dabei kann mit oder auch gegen die philosophischen Vorgänger philosophieren. So tat dies Nietzsche mit Platon vor allem und so auch Heidegger z.B. mit Aristoteles, Kant und anderen Denkern. Ohne diesen Rekurs auf die philosophischen Vorgänger wäre das Philosophieren von Nietzsche oder Heidegger oder auch Hegel kaum möglich gewesen. Und ich beziehe mich ja auch auf meine Art auf die philosophische Tradition , nur geht es mir nicht nur darum, Philosophen zu zitieren, sondern dasjenige was sie sagen zu verstehen , zu interpretieren und auch kritisch weiter zu denken, so dass ein eigenständiges Philosophieren damit möglich wird, ohne dass man Gefahr läuft gleich als "Nietzscheaner" oder "Hegelianer" oder "Kantinaer" oder auch als "Heideggerianer" zu gelten. Es geht nicht darum bereits philosophisch Gesagtes "wiederzukäuen" , sondern auf eigene Art und Weise weiter zu denken. Denn sonst wäre es nur bloße Wiederholung von bereits Gesagtem und das kann auch nicht das Wahre sein oder? Natürlich soll man auch seine eigene Meinung zu dem haben, was Philosophen da geäußert haben. Diese Meinung kann affirmierend (im Sinne von ich stimme mit Kant, Nietzsche und Co. überein) oder auch ablehnen sein (im Sinne von ich sehe das aber anders als Kant und Co.). Beides ist ja bei mir bisher vorgekommen in meinen Beiträgen. Mein "Philosophieren" besteht daher nicht nur darin "einige Sätze von Philosophen zu zitieren und unverbindliche Meinungsäußerungen abzusondern", denn ich begründe ja auch meist , warum ich die Meinung eines Philosophen bejahe oder philosophisch kritisiere. Wenn bei Ihnen aber ein anderer Eindruck entstanden ist diesbezüglich, dann kann ich es wohl vermutlich nicht ändern
Meine Sichtweise dazu kennen Sie ja jetzt.
Ganz sicher kann man das da nicht, wohl aber, wie der Platon den Gorgias gerne hätte. Was wissen Sie von Gorgias selbst?
Nun vom historischen Gorgias sind (mindestens) zwei Texte überliefert. Eine Lobrede auf Helena und eine Verteidiungsrede des Palamedes. Man kann diese Texte beispielsweise im Reclam Band zu den Sophisten finden. Es gibt auch durchaus -der Überlieferung sei dank- historisches Material von Gorgias, das unabhängig von Platon zu finden ist. Hier spricht also der historische Gorgias selbst und nicht wie Platon ihn zeichnet.
Und erstaunlicherweise gibt es bestimmte Punkte wo der historische Gorgias und der platonische Gorgias durchaus sich sehr ähnlich sind. Wenn Sie möchten , könnte ich das anhand eines Beispiels erläutern (sofern das gewünscht ist).
Zu einer Darstellung von Gorgias empfehle ich im Übrigens Philostratos Leben der Sophisten (Marix Verlag, 2014). Da wird auch auf Gorgias eingegangen und zwar eher unabhängig von Platon.
