Wilkinson postuliert, dass z.B. für die Lebenserwartung in einem Industrie-Land die Verteilungsgerechtigkeit wichtiger ist als der Wohlstand selbst, dass es also wichtiger ist dass die Güter möglichst gerecht verteilt sind als dass die Gesellschaft insgesamt reich ist.
Auch dass soziale und ökonomische Ungleichheit alle Menschen früher sterben lassen, also auch reichere.
Wenn man nur diese plakative Thesen liest, mag mancher das vielleicht als Kommunismus oder Sozialromantik abtun, wenn man aber das ganze Interview liest, sind einige interessante Gedankengänge zu finden, auch für die persönliche Lebenswelt:
http://derstandard.at/2000012911001...Antwort-ist-simpel-Ungleichheit-bringt-uns-um
Hallo Walter und Interessierte!
Eigentlich ahnt oder weiß es (fast) jeder, der sich mit dem Thema Gerechtigkeit auseinandersetzt, was
Wilkinson sagt: << Je größer die Unterschiede zwischen Arm und Reich, umso größer sind auch die sozialen Probleme. >>
Doch Unterschiede '
müssen' sein, damit Wahrnehmung überhaupt sinnlich erfahrbar '
sein' kann!
Der Reichtum des Menschen liegt eben auch in seiner Fähigkeit, Kreativität sinnlich erfahren zu dürfen.
Das Ziel, eine anzustrebende Gerechtigkeit in einer totalen Gleichheit der Menschen zu suchen, wäre meines Erachtens dann fatal, würde man dabei die stillschweigende Vernichtungsmöglichkeit von wahrnehmbaren Unterschieden billigend in Kauf nehmen und dabei auch noch den Verlust von Sinnlichkeit und Sensibilisierung riskieren.
Deshalb interessiert mich in erster Linie weit mehr über jenes ausgleichende
Wertmaß des Lebens (in Form von Lebensqualität und Demokratiequalität) zu erfahren, welches man selbst als Philosoph einer unparteiischen Antwort zubilligen würde, könnte man das Leben zum Beispiel durch Neutralisierung der Extreme – in einer mittigen Zwischenlagebestimmung – irgendwie ganz neu entdecken lernen.
Denn in Wirklichkeit müsste eine umfassende
Systemgerechtigkeit auf Grundlage offener Gesellschaften stattfinden, wo die Individuen allerdings ohnehin nur eine entsprechende Statistenrolle in Zugehörigkeitsfragen einnehmen.
Doch gerade über diese Zugehörigkeit müsste dann ein < Schleier des Nichtwissens > (
siehe John Rawls) ausgebreitet werden, um jede Diskriminierung von Ungleichheiten zu vermeiden und einen (unbekannten) Ur-Zustand anzunehmen, von dem aus eine Vernünftigkeit des Menschen erwartet werden darf.
Meines Erachtens sollte deshalb der Begriff '
Fairness' über dem Begriff der '
Gleichheit' angesiedelt sein, weil die Grundsätze der Fairness bei einer gemeinsamen Ausgangssituation quasi offen-systemisch weit besser
'mittel-punktiert' werden könnten, was auch immer man darunter objektiv verstehen mag, wie zum Beispiel auch intelligente Kennziffernsysteme, die sich durch eine besondere Systemträgheit auszeichnen...
Irgendwo habe ich mal geschrieben: <<
Die Methode der Empirie vermag dem herrschenden Dogmatismus der Alternativlosigkeit in der Gerechtigkeitslosigkeit schon heute jene Schranken zu setzen, die in ihrer positiven Trägheit den Charakter von Orientierung, Verlässlichkeit und berechenbaren Wandel in Kennziffernsystemen zum Ausdruck bringen >>.
Bernies Sage