Die Ernährung nach den Fünf Elementen ist die Übertragung von Teilen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), auf die in westlichen Ländern übliche Ernährung.
Konzepte wie das o.g. sind ein alter Hut - aber eben keiner, der passt.
Man muss dazu auch nicht ins ferne China - oh Weisheit der Orientalen! - schauen, denn seit der griechischen Antike gab es in Europa ein ganz ähnliches System, die
Humoralpathologie. Sie geht zurück u.a. auf den griechischen Arzt Hippokrates (460-370 v.Chr.) und wurde weiterentwickelt durch den in römischen Diensten stehenden griechischen Arzt Galenus (Galen, ca. 130-210).
Die Araber, als die Erben der Antike, erweiterten die Lehre und mit den Kreuzzügen kam sie dann nach Europa zurück.
Nach der Humoralpathologie mit den Elementen Erde, Wasser, Feuer, Luft verfügt der Mensch über vier Säfte: Gelbe Galle, schwarze Galle, Blut und Schleim. Je nachdem, welcher Saft vorherrscht, ist der Mensch von sanguinischem, phlegmatischem, cholerischen oder melancholischen Temperament (von temperare = mischen).
Wird die jedem Menschen eigentümliche Mischung der Säfte gestört, erkrankt der Mensch.
Auch den Lebensmitteln wies man je zwei von vier Eigenschaften zu: kalt, warm, feucht und trocken. Milch z.B. galt als kalt und feucht, während Zimt als warm und trocken galt.
Diesem System wurde das ganze Mittelalter bis in die frühe Neuzeit große Bedeutung beigemessen, auch mittelalterliche Kochbücher bedienen sich dieses Systems. So wurde z.B. empfohlen, Speisen zu "temperieren", was oft zu merkwürdigen Kombinationen führte, so empfahl man, Fisch (kalt und feucht) mit Zimt (warm und trocken) zu würzen.
Aus heutiger Sicht sind Systeme wie diese bestenfalls von historischer Bedeutung, ja esoterischer Budenzauber, zumal die Einteilungen der Lebensmittel in ihre Kategorien völlig willkürlich ist.
Die Ernährungswissenschaft von heute fußt auf einer - auch langen - soliden wissenschaftlichen Basis.
Aber auch kulinarisch ist die Humoralpathologie überholt und es ist durch sie keine Verfeinerung des Geschmacks zu erwarten. Mittelalterliche Küche ist - soweit als möglich originalgetreu zubereitet - für unseren heutigen Geschmack ziemlich ... nun ... widerlich.
Den entscheidenden Bruch mit der Kochtradition des Mittelalters markierte das 1651 erschienene Kochbuch
Le Cuisinier François von Francois-Pierre de La Verenne (1618-1678). Er warf den Theorieballast der mittelalterlichen Küche auf den Aktenhaufen der Geschichte und rief stattdessen aus: Koch doch einfach!
Mir ist es immer rätselhaft geblieben, warum gerade im Bereich der Ernährung Menschen eher völlig abwegigen, oberflächlichen oder esoterischen Konzepten folgen wollen, Aberglaube im Grunde - und oft nicht einmal ein einziges, seriöses und solides Buch über Ernährungswissenschaft gelesen haben - eine Wissenschaft mit einer langen Wissenschaftsgeschichte und einer soliden Basis aus Biologie, Chemie, Medizin und anderen Naturwissenschaften.
Ein empfehlenswerter Titel ist z.B. dieser:
(1) Prof. Dr. Ibrahim Elmadfa, Prof. Dr. Claus Leitzman
Ernährung des Menschen
5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, 790 S.
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart