mwirthgen
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Original geschrieben von Gisbert Zalich
Hi Manni, ich habe jetzt nicht die Ausbildung resp. die Hintergrundinformationen so wie Joachim oder du. Aber:
Auf das AT berufen sich Christen UND Muslime. BEIDE glauben an den Himmel, Gottesstrafen, die Jungfrauenengeburt von Jesus etc. und - last but not least - an den Universalanspruch ihres Glaubens: Wer nicht glaubt, ist ein Ungläubiger, ein Giaur, also etwas Geringeres, das vor den Augen des HErrn resp. Allahs keine Gnade findet. Und das bedeutet in beiden Religionen den Tod. (Zumindest nach der jahrhundertelang praktizierten Lehre).
Was??? Wird da nicht von "Erbsünde" geredet? Von Wiederauferstehung? Ou, das wäre gut. Weil dann die Lehre der Kirchen ihre Rechtfertigung bräuchte.
Oh, der Paulus ist für seine Flammenreden - im wahrsten Sinne des Wortes - doch bekannt...
Lieber Gisbert,
wenn du dich dafür einsetzt, den Religionsunterricht abzuschaffen, ist es aller Mühe wert, das Christentum genau anzuschauen. Bei deinen Ausführungen über`s Christentum geht es mir halt zu pauschal zu: Z.B. auch hier oben wieder: Es ist einfach nicht wahr, dass die Muslime sich auf`s Alte Testament berufen. Einen Teufel werden die tun! Für die gilt allein das Wort Mohammeds! Dass sie sich auf Abraham als Urvater aller Semiten berufen ist eine stammesgeschichtliche Tatsache. Schließlich soll er der Stammvater aller in diesem Kulturraum hausenden Nomaden gewesen sein, zu deren Nachfahren auch Araber und Juden gehören. D.h. aber noch lange nicht, dass Christentum, Judentum und Islam mehr miteinander gemein haben, als dass in ihrem Kultus Bücher (Talmud, Schriftrollen, Bibel, Koran) eine wichtige Rolle spielen.
Natürlich gibt es Erbsünde, aber die ist erworben und nicht dem Menschen als quasi angeborene Natur eigen. Vergebung kann jeder Mensch zu jeder Zeit erwarten, wenn er zu seiner ihm wesensgemäßen Unschuld zurückkehrt. Wenn man vom Fegefeuer spricht, dann muss man auch den Geist der Menschen dieser zeit berücksichtigen. Als Beispiel für die Uneinheitlichkeit des Christentums will ich die von Joachim zitierte Stelle des Petrusbriefes aufgreifen: "... so ging er hin und brachte Kunde den Geistern in ihrem Gewahrsam, die einst in den Tagen Noahs, als die Arche gebaut wurde, nicht hören wollten, während Gottes Langmut wartete." (1.Petrus3,19f, Übersetzung nach Karrer) Joachim interpretiert den Begriff "Gewahrsam" mit Fegefeuer (die Jerusalemer Bibel übersetzt Gefängnis) während frühere Kirchenväter diese Stelle als Beleg dafür nahmen [im Zusammenhang mit anderen Bibelstellen (Röm.11,32)], dass dieses Geschehen die Erlösung aller andeutete. "In Ungehorsam hat Gott alle zusammengeschlossen - um sich aller zu erbarmen." (ebd.) Für mich bedeutet das, niemand ist je wirklich ausgeschlossen und trotzdem hat Jesus zurecht die Pharisäer als Scheinheilige bezeichnet! Was Gott daraus macht, ist seine Sache. Das deutet auch das letzte Zitat an!
herzlichst manfred