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Religionsunterricht

Soll der Religionsunterricht abgeschafft werden?

  • Ja, ganz abschaffen

    Stimmen: 8 19,5%
  • Ja, aber ein neutraler Lehrer sollte alle Religionen lehren

    Stimmen: 16 39,0%
  • Nein, RU soll beibehalten werden wie bisher

    Stimmen: 7 17,1%
  • Nein, aber er sollte generell freiwillig sein

    Stimmen: 9 22,0%
  • Nein, man sollte zudem auf mehr Bibeltreue achten

    Stimmen: 1 2,4%

  • Umfrageteilnehmer
    41
Original geschrieben von Gisbert Zalich
Hi Manni, ich habe jetzt nicht die Ausbildung resp. die Hintergrundinformationen so wie Joachim oder du. Aber:
Auf das AT berufen sich Christen UND Muslime. BEIDE glauben an den Himmel, Gottesstrafen, die Jungfrauenengeburt von Jesus etc. und - last but not least - an den Universalanspruch ihres Glaubens: Wer nicht glaubt, ist ein Ungläubiger, ein Giaur, also etwas Geringeres, das vor den Augen des HErrn resp. Allahs keine Gnade findet. Und das bedeutet in beiden Religionen den Tod. (Zumindest nach der jahrhundertelang praktizierten Lehre).
Was??? Wird da nicht von "Erbsünde" geredet? Von Wiederauferstehung? Ou, das wäre gut. Weil dann die Lehre der Kirchen ihre Rechtfertigung bräuchte.
Oh, der Paulus ist für seine Flammenreden - im wahrsten Sinne des Wortes - doch bekannt...

Lieber Gisbert,

wenn du dich dafür einsetzt, den Religionsunterricht abzuschaffen, ist es aller Mühe wert, das Christentum genau anzuschauen. Bei deinen Ausführungen über`s Christentum geht es mir halt zu pauschal zu: Z.B. auch hier oben wieder: Es ist einfach nicht wahr, dass die Muslime sich auf`s Alte Testament berufen. Einen Teufel werden die tun! Für die gilt allein das Wort Mohammeds! Dass sie sich auf Abraham als Urvater aller Semiten berufen ist eine stammesgeschichtliche Tatsache. Schließlich soll er der Stammvater aller in diesem Kulturraum hausenden Nomaden gewesen sein, zu deren Nachfahren auch Araber und Juden gehören. D.h. aber noch lange nicht, dass Christentum, Judentum und Islam mehr miteinander gemein haben, als dass in ihrem Kultus Bücher (Talmud, Schriftrollen, Bibel, Koran) eine wichtige Rolle spielen.

Natürlich gibt es Erbsünde, aber die ist erworben und nicht dem Menschen als quasi angeborene Natur eigen. Vergebung kann jeder Mensch zu jeder Zeit erwarten, wenn er zu seiner ihm wesensgemäßen Unschuld zurückkehrt. Wenn man vom Fegefeuer spricht, dann muss man auch den Geist der Menschen dieser zeit berücksichtigen. Als Beispiel für die Uneinheitlichkeit des Christentums will ich die von Joachim zitierte Stelle des Petrusbriefes aufgreifen: "... so ging er hin und brachte Kunde den Geistern in ihrem Gewahrsam, die einst in den Tagen Noahs, als die Arche gebaut wurde, nicht hören wollten, während Gottes Langmut wartete." (1.Petrus3,19f, Übersetzung nach Karrer) Joachim interpretiert den Begriff "Gewahrsam" mit Fegefeuer (die Jerusalemer Bibel übersetzt Gefängnis) während frühere Kirchenväter diese Stelle als Beleg dafür nahmen [im Zusammenhang mit anderen Bibelstellen (Röm.11,32)], dass dieses Geschehen die Erlösung aller andeutete. "In Ungehorsam hat Gott alle zusammengeschlossen - um sich aller zu erbarmen." (ebd.) Für mich bedeutet das, niemand ist je wirklich ausgeschlossen und trotzdem hat Jesus zurecht die Pharisäer als Scheinheilige bezeichnet! Was Gott daraus macht, ist seine Sache. Das deutet auch das letzte Zitat an!

herzlichst manfred :)
 
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Die Erbsünde

Original geschrieben von mwirthgen
Natürlich gibt es Erbsünde, aber die ist erworben und nicht dem Menschen als quasi angeborene Natur eigen.
Siehst du, so interpretiert ihr Christen auch die Erbsünde verschieden, die einen so die anderen so. Dann möchte ich deine Auffassung hören: Wie erwirbt man Erbsünde? (Und wieso heißt sie "Erb"sünde?)

GG
 
Re: Die Erbsünde

Original geschrieben von Gisbert Zalich
Wie erwirbt man Erbsünde? (Und wieso heißt sie "Erb"sünde?)

Alle tragen die Erbsünde, da nach dem ersten Südenfall die Menschheit als Ganzes die Strafe tragen musste (muss)... Ich sehe die Erbsünde als Konsequenz der Vernunft: Das zweischneidige Schwert Verstand hat eben zwei Seiten! -Der Mensch entschied sich für ein Leben mit dem rationalen Denken und der Fähigkeit Gut und Böse zu unterscheiden und musste hierfür, der christlichen Geschichte zufolge, vieles in Kauf nehmen:

"Entdeckung des Sex und der Scham, Erfindung des Feigenblattes und der Moral, Vertreibung aus dem Garten, Verdammung zur regelmässigen Erwerbsarbeit und Verengung des Geburtskanals wegen des aufrechten Ganges mit entsprechend verfrühter und dann schmerzhafter Geburt, lange Hilflosigkeit des Kindes, ausgedehnte Pflegezeiten und generelle Doppelbelastung der Frau wegen ihrer Rähdelsführerschaft beim Sündenfall" (D.Schwanitz)

Ich sehe mich nicht als Christ, doch als Mitglied einer Kultur die in hohem Mass durch das Christentum geprägt wurde, -Hier liegt der Grund dafür, dass ich für das Erlernen des "christlichen Wissens" bin... Ich wurde weder getauft, konformiert oder anderes, doch erkenne ich mehr und mehr, wie stark das Christentum unter der Fassade der Gesellschaft wirkt...

Man sollte sich schon als Europäer mit dem Christentum befassen! -Ein Initiator könnte der Religionsuntericht sein!
 
Die Erbsünde

Original geschrieben von Jonathan
Alle tragen die Erbsünde, da nach dem ersten Südenfall die Menschheit als Ganzes die Strafe tragen musste (muss)... Ich sehe die Erbsünde als Konsequenz der Vernunft: Das zweischneidige Schwert Verstand hat eben zwei Seiten! -Der Mensch entschied sich für ein Leben mit dem rationalen Denken und der Fähigkeit Gut und Böse zu unterscheiden
DAS ist die herrschende Interpretation der Erbsünde. Das Menschsein AN SICH ist Sünde! Jedes Baby istt sündig!
Der Mensch kann Böses und Gutes unterscheiden und TUN, unter dem Aspekt ist der Begriff der Erbsünde sogar verständlich. Aber dass Jesus mit seinem Opfergang die gesamte (gläubige!) Menchheit von der Erbschuld befreien konnte - also mit Verlaub - da hab ich keine (anständigen) Worte für...

(Deine Meinung zum RU, Jonathan, lasse ich mal unkommentiert. Im Moment keine Zeit.)

GG
 
Re: Die Erbsünde

Original geschrieben von Gisbert Zalich
Wie erwirbt man Erbsünde? (Und wieso heißt sie "Erb"sünde?)

Alle tragen die Erbsünde, da nach dem ersten Südenfall die Menschheit als Ganzes die Strafe tragen musste (muss)... Ich sehe die Erbsünde als Konsequenz der Vernunft: Das zweischneidige Schwert Verstand hat eben zwei Seiten! -Der Mensch entschied sich für ein Leben mit dem rationalen Denken und der Fähigkeit Gut und Böse zu unterscheiden und musste hierfür, der christlichen Geschichte zufolge, vieles in Kauf nehmen:

"Entdeckung des Sex und der Scham, Erfindung des Feigenblattes und der Moral, Vertreibung aus dem Garten, Verdammung zur regelmässigen Erwerbsarbeit und Verengung des Geburtskanals wegen des aufrechten Ganges mit entsprechend verfrühter und dann schmerzhafter Geburt, lange Hilflosigkeit des Kindes, ausgedehnte Pflegezeiten und generelle Doppelbelastung der Frau wegen ihrer Rähdelsführerschaft beim Sündenfall" (D.Schwanitz)

Ich sehe mich nicht als Christ, doch als Mitglied einer Kultur die in hohem Mass durch das Christentum geprägt wurde, -Hier liegt der Grund dafür, dass ich für das Erlernen des "christlichen Wissens" bin... Ich wurde weder getauft, konformiert oder anderes, doch erkenne ich mehr und mehr, wie stark das Christentum unter der Fassade der Gesellschaft wirkt...

Man sollte sich schon als Europäer mit dem Christentum befassen! -Ein Initiator könnte der Religionsuntericht sein!
 
Re: Die Erbsünde

Original geschrieben von Gisbert Zalich
Siehst du, so interpretiert ihr Christen auch die Erbsünde verschieden, die einen so die anderen so. Dann möchte ich deine Auffassung hören: Wie erwirbt man Erbsünde? (Und wieso heißt sie "Erb"sünde?)

Ach ja, du hast es schwer mit diesem Thema, gisbert, aber du wolltest es ja! Beklag dich nicht, wenn du dich als gläubiger Atheist, der du vom geistigen Innenleben des Christentums weit entfernt bist, im schwierigen theologischen Gelände nicht zurechtfindest. Mir geht es dabei oft genauso. Besser als von Erbsünde zu sprechen, wäre es wohl von "weit verbreiteter Sünde" zu sprechen. Und diese weit verbreitete Sünde wird durch Vorbild der Eltern und Nachahmung der Kinder weitergetragen (So z.B. bei Augustinus nachzulesen und auch bei Paulus.)Erst Luther hat ganz ausdrücklich die vererbbare Verderbtheit der menschlichen Natur herausgestellt.

manni
 
Die Erbsünde

Original geschrieben von mwirthgen
Ach ja, du hast es schwer mit diesem Thema, gisbert, aber du wolltest es ja! Beklag dich nicht, wenn du dich als gläubiger Atheist, der du vom geistigen Innenleben des Christentums weit entfernt bist, im schwierigen theologischen Gelände nicht zurechtfindest.
Manni, Manni... Ich beklage mch nicht, weil ICH mich nicht zurecht finde. Ich sehe auch nicht, dass das "theologische Gelände" schwierig ist, (ZU schwerig für arme, dumme Sünder wie mich...), ich sehe, dass die THEOLOGEN es schwer haben, ihren Glauben in die Kategorien der Realität zu zwängen. Das ist nicht MEINE Schwierigkeit.
Mir geht es dabei oft genauso. Besser als von Erbsünde zu sprechen, wäre es wohl von "weit verbreiteter Sünde" zu sprechen. Und diese weit verbreitete Sünde wird durch Vorbild der Eltern und Nachahmung der Kinder weitergetragen (So z.B. bei Augustinus nachzulesen und auch bei Paulus.)Erst Luther hat ganz ausdrücklich die vererbbare Verderbtheit der menschlichen Natur herausgestellt.
Na schön. Soweit die Erbsünde. Und Jesus hat uns (resp. die, die an das Christentum glauben), mit seinem Opfergang (2 Tage tot sein) von dieser Sünde befreit?

GG
 
Ich bin kein Anthroposoph, kein wirklich Wissender der Anthroposophie, doch denke ich, dass viel Erkenntnis in der Sichtweise der Anthroposophie auf das Christentum liegt...
Simplizifiert: Der "Christusimpuls" sollte den Menschen wieder in die Mitte von Verstand und Intuition stellen, ihm einen Weg zeigen, wie er die Schuld überwinden könne... Hierdrin liegt die Erlösung durch Jesus von der Erbsünde.

Ich selbst würde gerne diese Sichtweise vollständig nachvollziehen können, doch wie es eben mit Schriften ist, die dann von der Zeit nicht zugelassen werden...
 
Re: Die Erbsünde

Original geschrieben von Gisbert Zalich
Manni, Manni...
Na schön. Soweit die Erbsünde. Und Jesus hat uns (resp. die, die an das Christentum glauben), mit seinem Opfergang (2 Tage tot sein) von dieser Sünde befreit?

Ach Gisi,
nein, natürlich nicht: Jesus Christus existiert nach christlicher Theologie einmal in der Zeit und einmal außerhalb der Zeit. In der Zeit als die Person, deren Leben durch die neutestamentlichen Berichte dokumentiert ist, im Sinne einer Offenbarung Gottes. Außerhalb der Zeit als Person im trinitarischen Wesen Gottes war er schon immer da. Johannes: Am Anfang war das Wort und das Wort ward Fleisch... Das bedeutet:Von Gott hergesehen war Vergebung der Sünden immer schon möglich, ganz unabhängig von der Existenz des historischen Jesus Christus. Der Sinn der historischen Tat der Erlösung am Kreuz liegt allein in der Bekanntmachung, Offenbarung der immer schon erreichbaren Vergebung. Hinsichtlich des Alten Testaments ist deshalb das Neue Testament ein Fortschritt für die Menschen. Für die sich hinsichtlich ihres bisherigen jüdischen Gottesbildes ergibt: Gott ist nicht nur gerecht und treu, sondern er ist in jedem Falle gnädig und barmherzig, auch wenn man die frommen Vorschriften nicht einhält. Dies kannst du genau im Matthäus-Evangelium nachlesen, du bibellesender Atheist!
Und übrigens noch ein Wort, zu deinem Hinweis, dass die Probleme der Theologen nicht deine Probleme seien. Wenn du dich daran machst, den RU abzuschaffen, dann solltest du dir diese Probleme zu den deinen machen. Denn sonst wird niemand dir abnehmen, dass du was Gutes willst!

herzlichst manni
 
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Ich hatte Jooachim schon mal gepostet, dass 5 Religionsverhaftete es fertigbringen, 6 Interpretationen ihrer gemeinsamen einzigen Heiligen Schrift zu produzieren...:p . So gesehen hat nicht dieses "Heilige Wort" die prägende Kraft, die hat das interpretierende Wort - und IMMER die Tat. Du kannst mir gerne mannigfaches Insiderwissen absprechen. Aber ich weiß, was RU BEWIRKT.
 
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