Original geschrieben von Georg
Ich denke, wenn Patienten von dem Therapeuten "hängengelassen" werden, liegt das doch wohl eher an der mangelnden Qualifikation oder Kompetenz des Therapeuten, als an der Therapieform.
das muss nicht sein! ein sehr wichtiges und häufiges phänomen in vielen therapiesituationen ist beispielsweise die "übertragung".
"übertragung" bedeutet: der patient/klient überträgt gefühle, die er in der kindheit gegenüber wichtigen bezugspersonen, meist den eltern, hatte, (die er jedoch verdrängt hat, weil sie negativ, bedrohlich, nicht erlaubt etc. waren), auf den therapeuten.
der behandlungserfolg bei vielen psychischen erkrankungen hängt in hohem masse davon ab, wie der therapeut mit diesen "übertragungen" (z.b. der oft-beschriebenen übertragungsverliebtheit) umgeht.
in der ausbildung von therapeuten aller psychoanalytischen therapien ist übertragung (und gegenübertragung) ein schwerpunktthema. in vielen anderen therapierichtungen leider nicht.
daraus folgt: ein therapeut kann beispielsweise ein hervorragend qualifizierter verhaltenstherapeut oder systemischer therapeut sein, und trotzdem reichlich ungeschickt agieren (z.b. den patienten 'hängenlassen'), wenn ihm der patient 'übertragungs'-gefühle entgegenbringt (siehe die zahlreichen diesbezüglichen anfragen von verunsicherten klienten in diversen psychotherapieforen).
daraus folgt weiter: dass es bedauerlich und für viele patienten nachteilig ist, wenn der therapeut nicht (auch) über psychoanalytisches (zumindest) basiswissen verfügt.
grüsse, f.