AW: "pro Reli" gescheitert
Dieses Thema - insbesondere das große Interesse der Öffentlichkeit, die mit Stars und Sternchen besetzten Werbeauftritte - machen mich doch recht nachdenklich und verwundern in sofern, dass man doch tatsächlich den Religionsunterricht für ein "wundersames" Bekehrungsritual hält.....
Meine Schulzeit liegt zwar schon länger zurück, jedoch hat sich der Religionsunterricht seitdem nicht großartig verändert. Um nur mal einen kurzen Überblick über die Themen des Religionsunterricht in NRW zu geben, eine kleine Aufzählung:
> Liebe & Gefühle
> Gewalt, Knast, Straftaten, Drogen, Süchte usw...
> Traum, Traumdeutung, Prophezeiung (wie haben den Film Nostradamus beispielsweise gesehen)
> Weltreligionen, wie Judentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus, Naturreligionen
> Arbeit und Freizeit
> Hunger nach Gerechtigkeit - Das Erbe des Kolonialismus
> Sektenkunden
In keiner einzigen Religionsstunde wurde die Bibel gelesen.
Sicherlich ist das in Bayern anders, das weiß ich nicht, wie dort der Religionsunterricht abläuft. Für Berlin kann ich jedenfalls - soweit ich informiert bin - ähnliche Themen im Unterricht, die nichts mit Bibelstunde zu tun haben, feststellen.
Im Übrigen konnte man sich vom Religionsunterricht von den Eltern entschuldigen lassen. Jedoch haben dies nur sehr wenige im Anspruch genommen, meist Menschen, die nicht gern zu Schule gingen. Auf der Berufsschule war jeder freiwillig im Religionsunterricht, weil eine gute Note den Schnitt hebt. Wer ein bisschen aktiv mitarbeitet bekam eine EINS, der Rest eine ZWEI.
In den Medien wird ein Bild vom Religionsunterricht gezeichnet, dass sich mit meiner Erfahrung und auch mit den Erlebnissen derzeitiger Schüler - zu mindestens hier in NRW - nicht deckt.
Generell bin ich dafür, dass man sowohl Philosophie als auch Psychologie als Schulpflichtfächer einführt, nicht nur auf dem Gymnasium, sondern generell auf allen Schulen.
Ethik als Pflichtfach bleibt einfach wirkungslos, weil die Zusammenhänge nicht verdeutlicht werden und das ethisch-moralisches Verhalten der Sittlichkeit ohne Glauben nicht zu begründen ist. Die Schüler leben in einer Ellenbogengesellschaft mit Gruppenbildung. Man lernt, dass andere besser sind, dass andere mehr können, wenn man nicht zum oberen Drittel der Klasse gehört. Und dann Moral und Ethik ohne Grundlage einer plausiblen Begründbarkeit zu lehren, ist sinnlos.
Das es jetzt die Lagerbildung Pro und Contra Religionsunterricht gibt, finde ich einfach nur selten dämlich. Das ist Binärdenken im Schwarz-Weiß-Modus, der doch längst überholt ist.
Jeder Christ lernt doch im Komunions- oder Konfirmationsunterricht die christlichen Werte kennen.
Wo aber bittschöÖön lernen die Kinde die Religionen der Welt kennen?
Wo bitteschöÖön lernen die Kinder Religionsgemeinschaften von einer Sekte zu unterscheiden?
Wo bittschöÖön lernen die Kinder den Aberglauben vom Wissen zu trennen?
Lieben Denkergruß
Axl