AW: Persönliche Gedanken zu den Tageslosungen
Schon einmal was davon gehört, dass Gewalt wieder Gewalt auslöst?
Das schrieb ich doch auch!
Das AT lese ich heute als eine fantastische Sammlung unterschiedlicher Erzählungen und stink langweiliger Gesetzestexte und wenn man auf die ganzen Pömbelchen Trödelchen stößt, die für Ausgestaltung des heiligen Zeltes und dann vergleicht, was der römische Ritus davon alles übernommen hat. Dann fällt es einem wie Schuppen von den Augen was und wie Revolutionär Jesus im NT sich langsam aber sicher daraus entwickelt hat. Dies betont auch die von Rom abgelehnte Befreiungstheologie.
Ja selbstverständlich überlagert auch mein Glaube, dass
Du göttlich und okay bist heute, Deine geschichtlich gewordene Person und Stellung und all Deine Gedanken die Du hier äußerst. Genauso überlagert die gegenteilige Einstellung des
Du bist nicht okay die Qualität und die Art alles Reden und Denkens.
Ja so widerholt sich alles und alles ist schon einmal dagewesen. Es bleibt einfach die Frage was und wie kann es getan werden, damit die Gewalt gestoppt wird auf dieser Erde, wenn es schon so wenig möglich ist gegenseitige Wertschätzung für die andere Meinung zu vermitteln und auszudrücken?
Ach so, das hätte ich mir vielleicht denken können, dass Du vom moralischen Standpunkt her argumentierst. Es enttäuschst mich trotzdem, weil gerade hier die Diskussion meist beendet ist anstatt jetzt erst einzusehen, dass es genau die Frage ist, die jeder Mensch zu lösen hat, wie mit der Gewalt umzugehen ist? Meine Frage und mein Anliegen lautet dabei lediglich nur wie kann ich am Besten aus ihrer Angst und Not befreien um erst einmal Frieden mit sich und der eigenen Situation schließen zu können. Da hat mir Moral noch nie geholfen, wohl aber die Menschen die mich verstanden haben in meinem Konflikt das Gute tun zu wollen und es nicht zu können. Bei dieser Suche bin ich auch auf viele Menschen gestoßen, die ein ausgesprochenes Interesse daran haben eben diesen Frieden überhaupt nicht erst finden zu können.
rg
Rotegraefin,
ich denke, Gewalt verurteilen wir beide, nur unser „Lösungsmodell“ ist verschieden. Im Gegensatz zu Dir (sowie den meisten im Forum hier) kann ich der Mythologie keinerlei Gewaltlösung abgewinnen, im Gegenteil, die Mythologie als (Geschichts-) Lüge ermöglicht erst Gewalt, privater, gesellschaftlicher und staatlicher Natur.
Den Kontext zwischen Religion und Gewalt, auch dem organisiertem Verbrechen kannst Du auch in der Entwicklung der Gomorrha, in Sizilien erkennen, sehr schön beschrieben von Roberto Saviano
http://de.wikipedia.org/wiki/Roberto_Saviano ; die unzertrennliche Verbindung zur Religion auch bei Bernardo Provenzano, kennt die Bibel fast auswendig, zitierte alle seine „Pizzis“ mit Bibelstellen
http://en.wikipedia.org/wiki/Bernardo_Provenzano der Cosa Nostra; auch da spielt die Religion, besonders die Bibel eine sehr wesentliche Rolle; nicht zuletzt dem Mafia- Papst, der einerseits durch die Mafia und deren Spenden (fast eine Milliarde Dollar) zur Macht gelangte und binnen einem Jahr wegen Nichteinhaltung seiner Versprechen der organisierten Kriminalität gegenüber ermordet wurde (Opus Dei, Johannes Paul I.,
http://tomheller.de/theholycymbal/interview/david-yallop.html ; u.s.w.
Zum Dunstkreis des Verbrechens und der immer dazugehörenden Gewalt ist unbedingt auch eine Verschleierung der Realität (der Vergangenheit, also Geschichte und damit auch der Gegenwart) notwendig; kriminelle Menschen gelten oft als die gläubigsten, denn nur im Schatten der religiösen Mystik und der heiligen Märchenfiguren von Jesus bis Abraham, kann man Morde und andere schwere Vergehen verschleiern, abstreiten und genau so lügen, wie das die Bibel tut, denn nur wer Verbrechen begeht wird gläubig und kann der Wahrheit, nicht ins Auge sehen.
Gruß
K. M.
Zusatz:
Bernardo Provenzano
(von Clare Longrigg)
Rule 4:
Keep God on your side
Part of Provenzano's bid to reclaim the people's trust and rehabilitate Cosa Nostra with its traditional followers was to assume a mantle of piety. He presented himself in pastoral role - trustworthy and authoritative. His letters read like the parish priest's homily, and he would send his men tracts copied from the
Bible.
Investigators tried hard to discover a hidden code beneath all the underlined passages in his Bible. In fact, it seems, he found them genuinely useful as leadership tools.
Provenzano's choice of tracts revealed, according to investigators, "a certain attention to rules, to punishments, guilt and vengeance, as though he were searching for some inspiration and authority to support him in his responsibilities and the decisions that were a necessary part of being the head of an organisation".
In an approach adopted by politicians including Tony Blair, Provenzano's letters contain the strong implication that God is exercising his will through him ("May the Lord bless you and keep you ... know that where I can be of use to you, with the will of God, I am completely at your disposal ... ").
http://www.guardian.co.uk/world/2008/apr/09/internationalcrime.italy