AW: perpetuum mobile
@ZumZum
Hallo ZumZum,
ich hänge mich mal in diese Diskussion rein, weil ich manches von deiner Argumentation nicht so ganz zu begreifen vermag.
Zum Beispiel hinterlässt ein solcher Satz:
Und sage auch bitte dazu etwas: wenn ein labiles Gewicht abstürzt und vor dem Erdkontakt auf einen Hebel aufschlagen wird, ist dann die Kraft dieses Gewichtes nicht eindeutig höher als diejenige, die nötig ist, das nachfolgend in Position gebrachte Gewicht zum Absturz anzuregen?
bei mir ziemliche Ratlosigkeit, weil mir sein Sinn nicht so recht einleuchten will.
Und auch deine mehrfachen Verweise auf schwingende Massen scheinen mir für das Problem eines Perpetuum Mobile keinen brauchbaren Lösungsansatz zu bieten, ob dieses PM nun von Herrn Bessler oder einem anderen erfunden wurde.
Da du nun aber die Phantasie zu ihrem Recht kommen lassen willst, wollen wir diese doch einfach einmal bemühen und ein Gedankenexperiment mit Beteiligung derselben durchführen.
Anstelle schwingender Massen nehmen wir etwas anderes, aber sehr ähnliches, nämlich ein schlichtes Jojo.
Du weißt ja sicher, was das ist, aber der Vollständigkeit halber beschreiben wir es noch einmal ausführlich:
Zwei gleichgroße und –schwere Scheiben, verbunden durch eine kurze Welle, hängen an einer Schnur, deren eines Ende an der Welle befestigt ist, und zwar nicht mit Schlinge und Knoten, sondern so, dass Schnur und Welle rechtwinklig zueinander stehen, das andere Ende vom Strick ist am Finger des Jojo-Spielers angebunden.
Nun wird das Spiel gestartet:
Die Schnur wird um die Welle gewickelt (die dafür aufzuwendende Energie lassen wir einmal unkorrekterweise unberücksichtigt, gleichsam als Anfangsbonus).
Nun wird der Jojo losgelassen. Durch die Wirkung der Gravitation fällt er nach unten. Da die Schnur, an der er hängt, nur an einer Seite der Welle angreift, erhält der Jojo einen Drehimpuls und wickelt beim Fallen die Schnur ab.
Bei diesem Vorgang wird potentielle Energie (die wir beim Aufwickeln in das System hineingesteckt haben) in kinetische Energie umgewandelt.
Ist die Schnur vollständig abgewickelt, spult sie der Jojo, dessen Drehimpuls ja erhalten bleibt, nach der anderen Seite wieder auf und, gäbe es keine Reibungskräfte, die vom Betrag der kinetischen Energie einen gewissen anderen Betrag in Form von Wärmeenergie abzögen, stiege der Jojo wieder auf dieselbe Höhe wie zu Anfang und das ganze begänne von vorne und setzte sich in alle Zukunft unverändert fort.
Bedingt allerdings durch den Verlust an kinetischer Energie kommt der Aufstieg des Jojo früher zum Stillstand, weshalb beim nachfolgenden Fall auch nur eine geringerer potentieller Energiebetrag in kinetische Energie umgewandelt werden kann.
Und da bei allen folgenden Ab- und Anstiegen des Jojo ein bestimmter Energiebetrag in Form von Wärme verloren geht, stünde das Gesamtsystem irgendwann ohne Energie da, was nichts anderes heißt als: Es kommt zum Stillstand.
Um nun diese Peinlichkeit zu vermeiden, führt der Jojo-Spieler dem System zum Ausgleich der Verluste Energie in Form rhythmischer Fingerbewegungen zu.
Nun, bis hierher war nur unsere Vorstellungskraft gefordert.
Nun wollen wir die Phantasie zu ihrem Recht kommen lassen.
Wir denken uns das Jojo-Spiel völlig reibungsfrei, also ohne die Gefahr von Energieverlusten durch Wärmeabfuhr. Und damit keiner durch Fingerschnippen zusätzlich Energie zuführt, stellen wir uns vor, es hänge von einem Haken an der Zimmerdecke.
Dann hätten wir tatsächlich die oben beschriebene Situation:
Der Jojo fällt aus einer definierten Höhe und steigt wieder zu eben dieser Höhe auf, unablässig und immerfort. Eben ein Perpetuum Mobile.
Und weiter geht unser phantastischer Parforceritt.
Nun versuchen wir, das System mechanische Arbeit verrichten zu lassen, kleine nur, wir wollen es ja nicht überfordern.
Da aber zeigt sich, dass jetzt dasselbe eintritt, wie in unserem obigen realistischen Szenario.
Der Energiebetrag, der für die Arbeitsverrichtung erforderlich ist, muss von der kinetischen Energie abgezweigt werden und hastdunichtgesehen bleibt auch unser Phantasie-Jojo-Spiel stehen.
In beiden Fällen könnte der endgültige Stillstand nur vermieden werden, wenn der Jojo bei der Aufwärtsbewegung höher stiege, als er vorm Abstieg stand.
Und das ist selbst von einem schlichten Jojo zuviel verlangt.
Siehst du, ZumZum, was ich hier am Beispiel des Jojo zu erläutern versucht habe, scheint mir auch für die von dir favorisierten schwingenden Massen zu gelten.
Gleichgültig, wie solche Massen angeordnet sind und wie sie aufeinander einwirken, Reibungskräfte sind ubiquitär und Energieverluste durch Reibung unvermeidlich.
Natürlich kann man Reibung sehr weit vermindern, so dass bewegliche Teile erstaunlich lange in Bewegung bleiben, aber eben nicht "Perpetuum".
Und deshalb denke ich auch, dass die Beschäftigung mit Herrn Besslers Erfindung nichts anderes zutage brächte als geschickte Täuschungen.
Mit freundlichen Grüßen
Jabberwock
PS:
Meine Bitte an alle Fachleute:
Seht einem interessierten Laien allzu grobe Fehler nach!