Die Menschen vergessen oft viel zu schnell, leider!
Eine Darstellung Gerhard Schröders als Nazi durch die türkische Zeitung "Anadoluda Vakit" ist in Berlin auf heftige Kritik gestoßen. "Das können wir so nicht hinnehmen", sagte der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dieter Wiefelspütz, der WELT. "Ich appelliere an die türkischen Behörden, dafür zu sorgen, daß so etwas dauerhaft unterlassen wird."
Auf der Titelseite von "Anadoluda Vakit" ("Die Zeit in Anatolien") vom 5. Mai wird das Gesicht Schröders abgebildet. Daneben heißt es in großen Lettern: "Genau wie ein richtiger Nazi-Kopf". In einer Karikatur wird Schröder zudem mit Hakenkreuzen als Fußstapfen dargestellt. Die radikal-islamistische Zeitung ist bereits mehrfach mit volksverhetzender und antisemitischer Propaganda aufgefallen. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) hatte im Februar den Verlag, von dem die Zeitung bis dato in Deutschland vertrieben worden war, verboten und aufgelöst. Schröder hatte erst bei seiner Türkei-Reise in der vorigen Woche das "Vakit"-Verbot verteidigt. Genau dies kritisiert das Blatt unter seiner Schlagzeile mit den Worten: "Der deutsche Bundeskanzler Schröder hat sich hinter die Willkür des Innenministers Schily gestellt, der ohne jeglichen Gerichtsbeschluß, vollkommen willkürlich die Deutschland-Ausgabe der Zeitung verboten hatte."
Wiefelspütz sagte, in Deutschland sei mit dem Verbot des Verlags das "geschehen, was geschehen mußte". Gefragt, ob wegen des Vergleichs der türkische Botschafter in Berlin einbestellt werden müsse, sagte Wiefelspütz mit Blick auf den Bundesaußenminister: "Ich denke, Herr Fischer weiß, was er zu tun hat." Die Zeitung belaste mit ihrer Propaganda die deutsch-türkischen Beziehungen. "Es verletzt europäische Standards, wenn Menschen auf diese Weise verächtlich gemacht werden."
(Auszug 2005-Die Welt)