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Nietzsche - Götzendämmerung

und genau hieran sollte bei allem Versuchen einer Interpretation, vor jeglicher, in dieser Richtung gehenden, zu Verhinderung einer wo möglichen eigenen Umnachtung, zwingend nachgedacht werden...😉
Nietzsche ist nicht durch die Wirkung seiner Schriften später geistig umnachtet, sondern aus der Folge einer Syphilis-Erkrankung (das war halt damals noch nicht heilbar). Nach deinen Bedenken müßte man ja auch von der Interpretation der Schriften Kants die Finger lassen, da man sonst Gefahr liefe, so verknöchert zu werden, wie er. Oder bei der Interpretation der Schriften von Marx wüchse einem ein Rausche-Bart (besonders den Frauen als abschreckendes Beispiel ans Herz gelegt). Naja, nachdenken kann man über viel. Ganz nebenbei machen wir hier eine kritische Interpretation der "Götzen-Dämmerung" Nietzsches. Also ich jedenfalls finde die Schrift nicht sehr gelungen. Da gefallen mir "Jenseits von Gut und Böse", "Zur Genealogie der Moral" und vor allem "Der Wille zur Macht" viel besser.
 
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Nietzsche ist nicht durch die Wirkung seiner Schriften später geistig umnachtet, sondern aus der Folge einer Syphilis-Erkrankung (das war halt damals noch nicht heilbar). Nach deinen Bedenken müßte man ja auch von der Interpretation der Schriften Kants die Finger lassen, da man sonst Gefahr liefe, so verknöchert zu werden, wie er. Oder bei der Interpretation der Schriften von Marx wüchse einem ein Rausche-Bart (besonders den Frauen als abschreckendes Beispiel ans Herz gelegt). Naja, nachdenken kann man über viel. Ganz nebenbei machen wir hier eine kritische Interpretation der "Götzen-Dämmerung" Nietzsches. Also ich jedenfalls finde die Schrift nicht sehr gelungen. Da gefallen mir "Jenseits von Gut und Böse", "Zur Genealogie der Moral" und vor allem "Der Wille zur Macht" viel besser.
Das mit dem Rausche-Bart bei Marx war echt lustig. Jetzt stelle ich mir das bildlich vor und kann nicht aufhören, zu lachen.

Zumindest kann ich durch die "Götzen-Dämmerung" Nietzsches Sarkasmus und Kriegsstil kennenlernen. Vor allem die "Vergeistigung der Feindschaft" wird mir noch lange im Kopf bleiben, aber auch Wörter wie Tschandala, Niedergangstyp, Degenerierten-Idiosynkrasie, seine Anspielung auf das Bier bei den Deutschen, etc. Sein Humor ist echt köstlich! Das liebe ich an ihm. Er ist ein Philosoph mit Humor/Sarkasmus.
 
Noch mal zurück zu den Juden. Lies mal die ersten 7 Zeilen des "Antichrist" Kapitel 46. Oder hier ein Text aus dem Nachlaß (KSA 11:41[13]): >>Was aber den angeführten Imperativ des deutschen Instinktes betrifft, welcher gebietet: "Keine neuen Juden mehr! Und die Tore nach dem Osten zugeschlossen halten!" — so dürfte die kluge Erwägung den deutschen Juden selber zu einer derartigen "Grenz-Regulirung" raten: ihre Aufgabe, in das deutsche Wesen hineinzuwachsen und zu einem deutscheren Typus des Ausdrucks und der Gebärde, endlich der "Seele" zu gelangen — denn dies ist der Gang, von Außen nach Innen, vom "Schein" zum "Sein" — darf nicht immer wieder durch die schauerliche und verächtliche Häßlichkeit neu einwandernder polnischer und russischer, ungarischer und galizischer Juden ins Unlösbare zurückgeschoben werden. Hier ist der Punkt, wo die Juden auch ihrerseits zu handeln, nämlich sich "Grenzen zu setzen" haben: — der einzige und letzte Punkt, in dem jüdischer und deutscher Vorteil sich noch zu einem gemeinsamen Vorteile ausgleichen könnte: aber freilich, es ist Zeit, ja die höchste Zeit!<<
Immerhin will Nietzsche solche Juden, wie Albert Einstein usw., im deutschen Volk aufgehen lassen, zum beiderseitigen Vorteil.
 
Noch mal zurück zu den Juden. Lies mal die ersten 7 Zeilen des "Antichrist" Kapitel 46. Oder hier ein Text aus dem Nachlaß (KSA 11:41[13]): >>Was aber den angeführten Imperativ des deutschen Instinktes betrifft, welcher gebietet: "Keine neuen Juden mehr! Und die Tore nach dem Osten zugeschlossen halten!" — so dürfte die kluge Erwägung den deutschen Juden selber zu einer derartigen "Grenz-Regulirung" raten: ihre Aufgabe, in das deutsche Wesen hineinzuwachsen und zu einem deutscheren Typus des Ausdrucks und der Gebärde, endlich der "Seele" zu gelangen — denn dies ist der Gang, von Außen nach Innen, vom "Schein" zum "Sein" — darf nicht immer wieder durch die schauerliche und verächtliche Häßlichkeit neu einwandernder polnischer und russischer, ungarischer und galizischer Juden ins Unlösbare zurückgeschoben werden. Hier ist der Punkt, wo die Juden auch ihrerseits zu handeln, nämlich sich "Grenzen zu setzen" haben: — der einzige und letzte Punkt, in dem jüdischer und deutscher Vorteil sich noch zu einem gemeinsamen Vorteile ausgleichen könnte: aber freilich, es ist Zeit, ja die höchste Zeit!<<
Immerhin will Nietzsche solche Juden, wie Albert Einstein usw., im deutschen Volk aufgehen lassen, zum beiderseitigen Vorteil.
Gut, das Verhältnis zu den Juden scheint ambivalent zu sein. Ich habe jetzt auch den von dir angesprochenen Text des Antichrist gelesen. Ja, einmal wurden die Juden erwähnt. Aber da bleibt die Frage: Hat ihm einfach der Inhalt des Neuen Testaments nicht gefallen? Sonderlich hat er hier die Juden nicht betont - eher den Inhalt. Aber ich ahne schon, dass "Der Antichrist" heftig werden wird. Ich denke, den werde ich ganz zum Schluss oder fast ganz zum Schluss lesen (als letztes wohl doch eher "Ecce Homo"). Da muss ich schon sehr gefestigt in meinem Wissen über Nietzsche sein.

Den Text aus dem Nachlass finde ich sehr interessant. Er gesteht den Juden die Aufgabe zu, in das deutsche Wesen hineinzuwachsen. Das ist interessant.

Bei den Werken, die ich erhalten habe, sind aber die Morgenröte, die Fröhliche Wissenschaft, die Unzeitgemäßen Betrachtungen, Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik, Nietzsche contra Wagner, Der Fall Wagner sowie die Dionysos-Dithyramben nicht dabei. Die müsste ich mir noch zulegen. Aber sehr wesentliche Werke, die wesentlichsten eigentlich, sind durchaus in dem Schuber enthalten.
 
Du kaufst dir irgendwann sowieso eine Gesamtausgabe. Aber bis dahin hast du die deinige derart ausgelesen, daß sie fliegende Seiten haben wird.

Zur "Götzen-Dämmerung" schreibt Nietzsche in "Ecce homo": "Es gibt nichts Substanzreicheres, Unabhängigeres, Umwerfenderes, - Böseres. Will man sich kurz einen Begriff davon geben, wie vor mir alles auf dem Kopf stand, so mache man den Anfang mit dieser Schrift."

Ich beschäftige mich viel mit seinen Notizheften. Da find ich solcherlei Aufzeichnungen ganz interessant:
"Nicht Brille in der Straße aufsetzen! keine Bücher kaufen! nicht in die Menge gehn!... Morgens Ein Glas Tee: kalt werden lassen! nachts etwas wärmer!... Abends warme Kleider!... Uhr aufziehen!" Oder auch mitten durch eine Gliederung des "Willens zur Macht" steht: "Zahnbürste kaufen!"
 
Du kaufst dir irgendwann sowieso eine Gesamtausgabe. Aber bis dahin hast du die deinige derart ausgelesen, daß sie fliegende Seiten haben wird.
Ja, wahrscheinlich. Ich denke, wenn ich die Bücher, die in dieser Ausgabe vorkommen, alle gelesen habe, schaffe ich mir andere Exemplare an, die ich noch nicht gelesen habe, zB die Morgenröte oder die Unzeitgemäßen Betrachtungen. Das ist sehr wahrscheinlich. Aber diese Ausgabe reicht einmal sicher für das gesamte Jahr - vor allem, wenn ich "Menschliches, Allzu Menschliches" auch noch lesen will. Aber jetzt soll es einmal um die "Götzendämmerung" gehen.
Zur "Götzen-Dämmerung" schreibt Nietzsche in "Ecce homo": "Es gibt nichts Substanzreicheres, Unabhängigeres, Umwerfenderes, - Böseres. Will man sich kurz einen Begriff davon geben, wie vor mir alles auf dem Kopf stand, so mache man den Anfang mit dieser Schrift."
Interessant. Und die Götzen-Dämmerung ist tatsächlich böse.
Ich beschäftige mich viel mit seinen Notizheften. Da find ich solcherlei Aufzeichnungen ganz interessant:
"Nicht Brille in der Straße aufsetzen! keine Bücher kaufen! nicht in die Menge gehn!... Morgens Ein Glas Tee: kalt werden lassen! nachts etwas wärmer!... Abends warme Kleider!... Uhr aufziehen!" Oder auch mitten durch eine Gliederung des "Willens zur Macht" steht: "Zahnbürste kaufen!"
lol Nietzsche musste sich halt auch im Leben orientieren. Aber warum er keine Brille in der Straße aufsetzen soll, verstehe ich nicht. Er wird aber schon einen Grund dafür gehabt haben. Und offensichtlich hat Nietzsche die Gliederung zwischendurch mit einer Einkaufsliste verwechselt. Haha! Aber immerhin wissen wir jetzt, dass Nietzsche auch auf Zahnhygiene geachtet hat.
 
Im Abschnitt "Was den Deutschen abgeht" bezieht sich Nietzsches Kritik am einstigen "Volk der Denker" vornehmlich auf deren geistige Verflachung, welche durch die seit der Reichsgründung 1871 verstärkte Beschäftigung mit der großen Politik hervorgerufen wurde. Bismarck scheint hier erst einmal gut beurteilt zu werden, der sogar gute Bücher geschrieben haben soll. Meistens jedoch kritisiert Nietzsche ihn, weil er im Deutsch-Französischen Krieg nicht gleich nach ganz Europa gegriffen hat, und weil er den Arbeitern zu viel Zugeständnisse gemacht hat. Zum geistigen Verfall mögen Alkohol und Christentum besonders beigetragen haben, aber auch die deutsche Musik (wohl Wagner), wie Nietzsche sagt. Andere Nationen haben aber in Wirklichkeit viel mehr gesoffen und waren auch christlich. Nietzsche hatte wahrscheinlich zu hohe Ansprüche nach der Reichsgründung an Deutschland gehabt, die sich dann alle nicht erfüllt hatten. Der erhoffte große Prophet der Wotan-Religion (Wagner) blieb entgegen aller Erwartung treuer Christ.
Der Niedergang der einst so hohen deutschen Kultur ist wohl verschuldet, wie Nietzsche in Kapitel 4 schreibt, durch Macht, große Politik, Wirtschaft, Weltverkehr, Parlamentarismus und Militär-Interessen.
 
Im Abschnitt "Was den Deutschen abgeht" bezieht sich Nietzsches Kritik am einstigen "Volk der Denker" vornehmlich auf deren geistige Verflachung, welche durch die seit der Reichsgründung 1871 verstärkte Beschäftigung mit der großen Politik hervorgerufen wurde. Bismarck scheint hier erst einmal gut beurteilt zu werden, der sogar gute Bücher geschrieben haben soll. Meistens jedoch kritisiert Nietzsche ihn, weil er im Deutsch-Französischen Krieg nicht gleich nach ganz Europa gegriffen hat, und weil er den Arbeitern zu viel Zugeständnisse gemacht hat. Zum geistigen Verfall mögen Alkohol und Christentum besonders beigetragen haben, aber auch die deutsche Musik (wohl Wagner), wie Nietzsche sagt. Andere Nationen haben aber in Wirklichkeit viel mehr gesoffen und waren auch christlich. Nietzsche hatte wahrscheinlich zu hohe Ansprüche nach der Reichsgründung an Deutschland gehabt, die sich dann alle nicht erfüllt hatten. Der erhoffte große Prophet der Wotan-Religion (Wagner) blieb entgegen aller Erwartung treuer Christ.
Der Niedergang der einst so hohen deutschen Kultur ist wohl verschuldet, wie Nietzsche in Kapitel 4 schreibt, durch Macht, große Politik, Wirtschaft, Weltverkehr, Parlamentarismus und Militär-Interessen.
Gerade das erste - die geistige Verflachung - habe ich auch schon angesprochen. Du hinkst immer etwas hinterher.

Danke für deine geschichtlichen Ausführungen zu dem Thema!

Am nächsten ist mir Abschnitt 5 dieses Kapitels. Über sein Bildungsverständnis möchte ich gerne noch etwas näher eingehen. Auch auf sein Beklagen der fehlenden Leidenschaft an Universitäten in geistigen Dingen. Das ist mir auch nahe!
 
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Nach deinen Bedenken müßte man ja auch von der Interpretation der Schriften Kants die Finger lassen, da man sonst Gefahr liefe, so verknöchert zu werden, wie er. Oder bei der Interpretation der Schriften von Marx wüchse einem ein Rausche-Bart.
Ich stelle gerade fest, hierbei handelt es sich sicher um ein Missverständnis, woran ich, aufgrund meiner etwas sperrigen Formulierung nicht ganz unschuldig bin! Deshalb nun etwas deutlicher: Mir ging es hierbei nicht darum wie bspw. die Herren Kant und Marx, innerhalb ihrer diversen 'Schriften', Zeitgeschehen und andere Auswüchse des menschlichem Miteinander gesehen haben, sondern darum, welche Interpretation der Leser dieser 'Schriften', also wir, die wir im Hier und Heute leben, da herausfiltern... und genau dabei ist es m.E. wichtig, eine mögliche - wenn möglich - eigene geistige 'Umnachtung' zu bedenken, ja zumindest einzukalkulieren...
 
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